Auf der Fahrt zu unserem nächsten Stop, das 400 km weiter gelegene französische 411 Seelen Bergdorf Aubignas, das in den Auvergne-Rhone-Alpen liegt, hielten wir zu einer kleinen Kaffeepause direkt hinter einer Mautstation, nach Abfahrt von der Autobahn, an. Die Sonne schien so schön, das wir unsere Campingstühle vor das Auto stellten und den mit unserem Mokka Expresskocher erhitzten Kaffee, sowie den mitgebrachten Kuchen (vielen Dank liebe Julia) vor dem Auto genossen. Kurz darauf fuhren 2 Gendarmerie Autos neben uns auf den Platz. Zunächst fragten wir uns ob wir jetzt angesprochen werden würden, da Stühle rausstellen ja als "Camping" gilt. Der Gendarmerie war dies aber reichlich egal - sie wollten nur einen LKW herausziehen. Notfalls hätten wir einfach eine Nussecke angeboten ;-)
Nähe Montélimar kamen wir an einem riesigen, direkt an der Rhone gelegenem Atomkraftwerk, mit 4 aktiven Kühltürmen, vorbei. In Frankreich gibt es noch einige aktive Atomkraftwerke. Nur doof, dass wir als Übernachtungsort das nur 25 km entfernte Aubignas gewählt hatten. Bei 56 aktiven Kraftwerken (laut Google Stand 2020) ist dies aber vermutlich kaum zu vermeiden.
Die letzte Hürde um Aubignas zu erreichen stellte ein Tunnel, mit einer maximalen Durchfahrtshöhe von 2 m dar - dabei wurde uns bewusst, dass wir den Anhänger in der Höhe besser nochmal messen sollten, da wir uns unsicher sind ob dieser tatsächlich nur 2,30 m hoch ist. Zum Glück gab es noch einen anderen Weg um über die Gleise zu gelangen. Gibt es in Google Maps eigentlich eine Funktion max. Durchfahrtshöhen auf einer Route mit anzeigen zu lassen? Falls ihr so etwas kennt, gebt uns gerne Tipps.
Nachdem wir dann die Rhone nochmal überquert hatten ging es ab sofort nur noch den Berg hoch - ca. 20 km lang. Das war uns bei Auswahl des Stellplatzes so gar nicht bewusst gewesen. Nach einigem Überlegen ob wir wirklich diesen Umweg in Kauf nehmen wollten (denn am nächsten Tag müssten wir die selbe Route wieder zurück nehmen, um wieder auf unsere Autobahn gen Meer zu kommen) entschlossen wir uns dann doch dazu einfach mal hochzufahren. Was wie sich später herausstellte eine hervorragende Entscheidung war...
Wir fanden einen offiziellen Wohnmobilstellplatz vor, der kostenfrei von der Kommune zur Verfügung gestellt wird. Ein Toilettenhaus, eine Versorgungsstation (Wasser und Entsorgung von Abwasser) & Mülltonnen standen ebenfalls zur Nutzung bereit. Jetzt im Winter war das Häuschen leider abgeschlossen und das Wasser abgestellt. Lediglich um eine Spende für die Nacht wird gebeten. Da wir bei Dunkelheit ankamen konnten wir leider noch nicht viel von der tollen Aussicht die hier sein sollte erkennen. Dafür sahen wir aber die tolle Beleuchtung, die den kleinen Ort ziert. Hier war scheinbar noch Weihnachten ;-)
Nach einer sehr ruhigen Nacht, die dieses Mal deutlich wärmer war, da wir die Heizung einfach eher einschalteten, sahen wir dann am nächsten Morgen wo wir gelandet waren - ein kleines Dorf, eingebettet in die Berglandschaft, aus schwarzen Basaltsteinen gebaut, alle mit roten Ziegeldächern, teilweise umrandet von einer Stadtmauer und rundherum ein toller Blick in die Ferne! Da es auch relativ angenehm von der Temperatur war, konnten wir beim Frühstück die Türe offen lassen und hatten dadurch ein Frühstück mit nostalgischer Aussicht. Dazu gab es Rühreier mit Feta, getoppt mit unserer Granatapfel Crema, die wir auch über unseren Webshop verkaufen. Eine geniale Kombination, die ihr unbedingt mal ausprobieren solltet! Wer Marilyns legendäres Feta Rührei kennt, weiß dass normalerweise noch mehr Zutaten drinnen sind. Da wir nicht alles da hatten gab es allerdings die abgespeckte Version. Deshalb folgt das Rezept erst in naher Zukunft in unseren Rezepten aus der Bulliküche. Lasst euch überraschen!
Bei einem kleinen Spaziergang durch das alte Bergbaudorf lernten wir noch etwas über dessen Geschichte - von 1929 - 2005 wurde hier der Basaltstein abgebaut und in die ganze Welt verkauft. Vielleicht liegen Fliesen aus diesen Steinen auch in eurem Zuhause...
Der Stadtkern besteht aus vielen tollen verwinkelten kleinen Gässchen, bei denen man dauernd denkt man steht auf einem Privatgelände. Doch jede Gasse hat einen eigenen Straßennamen. Überall findet man zudem öffentliche Wasserhähne, ein Waschplatz und Toiletten, die jetzt im Winter aber abgestellt bzw. geschlossen waren. Ein Basketballkorb steht mitten auf der Hauptstraße - all das lässt darauf schließen, dass hier früher einmal viel Zeit gemeinsam draußen verbracht wurde. Das Dorf wirkte zunächst gespenstisch ruhig und verlassen. Später stießen wir dann auf eine französische Wandergruppe, 2 Bauarbeiter und ein paar Kinder, die vor dem Kindergarten spielten - jetzt war Leben in das Dörfchen gekommen. Von allen wurden wir mit einem freundlichen "Bonjour" begrüßt.
Unser Fazit: Dieser Spot ist wirklich sehr zu empfehlen! Nicht allzu touristisch und dennoch sehenswert! Deshalb musste ich diesen Blog auch direkt heute, ein Tag nach dem letzten Blogeintrag, schreiben, damit die Erinnerungen noch frisch sind und nicht die Hälfte vergessen wird.
Nach diesem tollen Start in den Tag ging die wilde Fahrt weiter nach Süden, zurück zur Hauptroute, über holprige Straßen mit einer Geschwindigkeitsbeschränkung von max. 70 km/h. Wir trauten uns aber nur 40 / 50 km/h zu fahren mit dem Anhänger - ganz zum Leidwesen der Einheimischen, die mit ihren französischen, ramponierten Kleinwägen über die Straßen jagten, ganz ohne Rücksicht auf Verluste.
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Kommentare
Das kleine Dorf sieht toll aus. Wie aus einer anderen Welt. Frankreich ist schon interessant. Gutes Weiterkommen.
Gruß Papa und Mama
Das stimmt, wir sind tatsächlich viel länger in Frankreich gewesen als ursprünglich geplant...
Schon cool was ihr schon in den ersten Tagen erlebt. Bin gespannt wie es weitergeht.
Liebe Grüße Stefan
Das war ja erst der Anfang... siehe neuer Blogeintrag "Erste Motorradausfahrt ins historische Carcassonne" ;-) Viele Eindrücke die sich geradezu überschlagen...