Unser ursprünglicher Plan bestand darin nähe Marseille das Massif de Calanques anzuschauen. Auf dem Weg dorthin änderten wir aber unsere Pläne... bei der Recherche wo man dort mit unserem großen Gespann am besten halten könnte, stießen wir auf beängstigende Einträge in unserer Park4Night App - Diebstahl hier, Diebstahl da, Jugendliche die Nachts laut Musik machen, falsche Polizisten, brennende Autos direkt neben dem Naturschutzgebiet usw. Um Problemen aus dem Weg zu gehen beschlossen wir einfach an Marseille vorbeizufahren. Die Stadt an sich interessierte uns eh nicht sonderlich. Also steuerten wir doch weiter Richtung Spanien. Leider immer noch nicht am Meer entlang, sondern weiter oben im Inland.
Wir waren den ganzen Tag nur gefahren (wir kamen ja auch erst mittags los) und wurden langsam müde. Da wir noch ein paar Lebensmittel benötigten steuerten wir in Saint-Gilles erstmal einen Intermarché an. Es ist nie so einfach nur das zu kaufen was auf dem Einkaufszettel steht, vor Allem nicht in einem französischen Supermarkt, in dem es lauter tolle Sachen gibt, die man in Deutschland nicht bekommt. So gingen wir zusätzlich mit einem Pack Panaché, französischem Wein und Käse, sowie einem Baguette & Croissants heraus (wir mussten uns doch sehr zurückhalten). Ein bisschen französische Kultur muss aber sein ;-)
Kurz darauf fand Marilyn glücklicherweise schnell einen geeigneten Stellplatz etwas abgelegen vom Meer, mitten im Feld bei einem Wasserturm und dennoch gut bewertet von anderen Campern. Google Maps schlägt ja die interessantesten Routen vor - so führte es uns auf einen angeblich 5 min. kürzeren Weg, der aufgrund der schlechten Straßenzustände dann doch 20 min. länger war. Endlich angekommen hatten wir dort auch Gesellschaft von einem anderen Wohnmobil mit Fahrrädern hinten drauf. Der Besitzer hatte scheinbar so viel Angst um seine Räder, dass er das Wohnmobil so weit rückwärts im Busch parken wollte, dass er prompt etwas zu weit in den Zaun dahinter fuhr. Wir hörten es nur knarzen und ihn fluchen.
Nach einer ruhigen Nacht erwachten wir bei strahlendem Sonnenschein. Bei Vogelgezwitscher frühstückten wir nun wirklich das erste Mal komplett draußen. Mit frischen Croissants und Blick auf die Sumpflandschaft Belvedere um uns herum, war dies sehr idyllisch. Nachdem dann irgendwann immer mehr Autos kamen und neben uns parkten, um den kleinen Aussichtspunkt auf die Sumpflandschaft zu besuchen, beschlossen wir weiterzuziehen. Vorbei war es mit der Gemütlichkeit.
Bei solch einem genialen Wetter, inzwischen hatten wir 19 Grad und in der Sonne gefühlt noch mehr, beschlossen wir die Motorräder das erste Mal auszupacken. Wir wollten nach Carcassonne, die historische französische Burgenstadt fahren. Dazu fuhren wir zunächst mit unserem Gespann ins Dörfchen Conhilac-Corbières (südlich von Narbonne), da wir dort mit unserer App einen tauglichen Parkplatz fanden. Zwischen einer Schule und einem Gemeindehaus in einem Hinterhof, konnten wir gut abgeschottet vor vielen Blicken stehen. Motorräder und Equipment raus, Hänger ganz hinten an die Wand geschoben, so dass keiner die Türen aufbrechen kann, Überwachungskamera vorne rein, Bewegungsmelder aktiv, Pedalsperre am Bulli angebracht, fertig. So sollte es sicher sein. Bis wir mit allem fertig waren, war die Zeit leider auch schon ein wenig fortgeschritten - bereits 16 Uhr durch. Wir wollten noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück sein. Gesagt getan fuhren wir dann erstmal zur nächsten Tankstelle, da wir die Maschinen (zwei Honda NX 250) beide erst kurz vor unserem Trip gebraucht gekauft hatten und nicht wussten wie viel Sprit noch in den Tanks war. Christoph hatte seine Maschine bisher noch nie gefahren, da eine Probefahrt vor dem Kauf nicht möglich gewesen war, da die Maschine abgemeldet war. Dann war die Honda länger in der Werkstatt und zuletzt war es einfach zu kalt (abgesehen davon hatten wir eh keine Zeit). Deshalb war dies nun die Premiere. Seltsamerweise lief seine Maschine nicht mehr wie 100 km/h. Ich konnte mit meiner locker schneller fahren. Auch mit neuem Sprit lief es nicht viel besser. Ist hier etwa noch eine Drossel verbaut? Das Problem müssen wir wohl später noch lösen. Erstmal ging es nun nach Carcassonne. Da man auf den Straßen eh nur max. 90 km/h fahren darf, war dies auch nicht weiter störend. Durch mehrere Platanen Baumalleen führte der Weg über die gemütliche französische Weinstraße. Viele Weinreben an denen wir vorbeizogen, bestätigten dies tatkräftig. Natürlich durften wir auch einige Kreisel fahren - Frankreich eben. Es machte echt Spaß mit den leichten Enduro Bikes bei dem tollen Wetter durch die Landschaft zu fahren. Nach rund 40 Minuten waren wir da - Carcassonne, die Stadt zu der es auch ein Brettspiel gibt. Zunächst waren wir enttäuscht - eine Großstadt wie viele andere, viel Verkehr, Lärm, unschöne Ecken, viele Menschen, Stau und wirklich hässlich! Erst als wir dann durch das Verkehrschaos irgendwie den Altstadtkern mit der Burg Carcassonne in der Mitte fanden, lohnte es sich dann doch noch. Wir parkten und liefen durch das Burgtor. Hier fanden wir eine andere Welt vor - eine eigene kleine Stadt in der Stadt! Es gab Geschäfte, Restaurants, Kaffees etc. Leider hatte schon alles zu, da es recht spät war. Also liefen wir im äußeren Burgring etwas herum und genossen die Aussicht auf die Stadt. Der Altstadtbereich sah auch ganz nett von oben aus. Es dämmerte inzwischen schon leicht... so gerne wie wir die Burg weiter erkundet hätten, mussten wir doch leider direkt wieder aufbrechen. Marilyn begann schon zu frösteln und wollte nicht in Dunkelheit und Kälte zurückfahren. Dank unserer Bremsscheibenschlösser mit Alarmanlage standen die Mopeds auch noch da. Die Rückfahrt verlief problemlos, wenn auch zum Teil im Dunkeln gegen Ende der Fahrt... dennoch, es hatte sich rentiert. Wir bekamen unsere erste Motorradausfahrt und haben die Burg Carcassonne besucht, zudem wir das Spiel auch schon mehrfach gespielt hatten.
Während Christoph die Motorräder wieder im Hänger einlud und verzurrte begann Marilyn an Ort und stelle schon mal das Abendessen vorzubereiten - eine original französische Quiche. Schon praktisch, wenn man seine Küche dabei hat. Das Rezept findet ihr im Bulli Kochbuch dieser Homepage oder über Klick auf diesen Link. Essen & Übernachten wollten wir allerdings nicht auf dem Parkplatz. Lieber weiter nach Süden vordringen und an einem angenehmeren Ort schlafen. So fuhren wir erstmal weiter Richtung Narbonne. Da dies doch eine etwas größere Stadt zu sein schien, fanden wir nichts geeignetes. Selbes Spiel wie bei Marseille... Zwischenzeitlich fuhren wir geführt von Google durch die Weinberge (das waren vielleicht ruppige, kaputte Straßen) zu einem potenziellen Stellplatz - dieser war aber so weit abgelegen, daneben ein Lost Place in Form eines verfallenen Steinhauses... viel zu gruselig (genau so fangen Horrorfilme an...).
Nachdem Marilyn schon ganz verzweifelt war, weil sie nichts passendes fand, entdeckte Christoph zum Glück noch einen Winzer, der anbot bei ihm auf dem Grundstück kostenfrei zu stehen. Wer möchte kann jeden Abend um 18 Uhr eine Weinprobe mitmachen und dann Wein kaufen, aber es gibt auch bei Übernachtung keinen Kaufzwang. Das ist doch mal fair! Wir fuhren direkt hin und fanden zwischen einigen anderen Campern noch einen Platz. Der Spot schien beliebt zu sein! Hier auf den Bildern oben ist der Spot mit "Hameau du Lac" bezeichnet. Nur falls mal jemand in der Nähe ist - diesen Spot wollen wir euch wärmstens zu empfehlen! Da es inzwischen schon 23 Uhr war, versuchten wir so leise wie möglich eine Parkposition zu finden - was gar nicht so leicht ist, wenn man versucht möglichst gerade zu stehen, um nachher nicht in Schräglage schlafen zu müssen. Um Auffahrkeile zu platzieren war es uns auch zu spät. Die Nacht war am Ende dann doch noch sehr ruhig, nur ein mulmiges Gefühl blieb irgendwie doch zurück, da laut Park4Night App die letzten 2 Wochen an einem nahegelegenen Stellplatz versucht wurde einzubrechen... gut nur, dass wir auf einem Privatgrundstück standen.
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Kommentare
Das klingt nach einem echten Abenteuer. Schade, dass man immer so vorsichtig mit Kriminellen sein muss. Bei den Straßen ist es gut, dass ihr Geländemotorräder dabei habt 😁 Wie läufts mit dem Anhänger? Kommt ihr und der Bulli damit gut zurecht? Viele Grüße Martin
Mit dem Anhänger läuft es soweit sehr gut, er sitzt zwar manchmal auf bei den hohen Bordsteinen oder Löchern in der Straße, aber das macht zum Glück nichts, denn er ist ja eh alt und voller Macken und Schrammen ;-) Mussten bisher nicht mal abhängen um rumzukommen... toitoitoi, dass es so bleibt!