Inzwischen waren wir eine Woche in England und das Wetter war immer noch wunderbar. Kein Regen bislang und zudem sommerliche Temperaturen. Wär hätte das gedacht. Solch ein Wetter hatten wir eher in Spanien und Portugal erwartet, wo wir meist von Regen, Kälte und Wind gebeutelt waren.
Die Burgen waren als nächstes dran... wir besuchten dazu das Corfe Castle. Für alle die genauso Sparfüchse sind wie wir und kein Geld für eine zerfallene Burgruine ausgeben, aber diese trotzdem sehen möchten, ist der folgende Tipp genau der Richtige.
Das Parken auf dem Corfe Castle Parkplatz kostet leider auch etwas, dafür aber nur umgerechnet 2,74 € für eine Stunde (ein Schnäppchen gegen die anderen Parkplätze in Südengland). Wir liefen von dort aus einen schön angelegten Weg Richtung Burgruine. Kurz vorm Eingang zweigt ein weiterer Weg ab zu einem Aussichtspunkt. Diesen schlugen wir ein. Über eine Kuhwiese erreichten wir den Spot, der einen tollen Blick auf die Ruine von außen ermöglichte. Vermutlich hätten wir innerhalb der Ruine auch nicht viel mehr gesehen.
Direkt neben dem Aussichtspunkt ging ein Weg in den Wald, was uns zu einer kleinen Benji Anekdote führt. Das Waldstück befand sich innerhalb eines eingezäunten Areals, da Gatter am Ein- und Ausgang die Kuhwiesen abtrennten und ein Zaun zu beiden Seiten des Weges stand. Da Benji hier nicht weit wegrennen konnte und wir immer noch der Meinung waren, freispringen täte ihm gut, durfte er ohne Leine laufen. Der Kleine flitzte vor Freude davon und blieb zunächst in unserer Nähe. Kaum entdeckte er ein offenes Gatter im Zaun, das vermutlich auf ein Privatland führte, war er schon hindurchgeschlüpft. Das hatten wir nicht kommen sehen und fragten uns was tun, da er auf den mehrfachen Rückruf nicht reagierte. Einfach warten konnten wir schließlich nicht, wenn Benji auf Privatland herumlief. Christoph schlüpfte nach kurzer Zeit hinterher und kämpfte sich durch das verwilderte Gelände, das voller Dornen und Brennnesseln war. Zumindest wirkte es so, als wäre hier schon länger keiner mehr gewesen. Keine zehn Minuten später kam Benji erschöpft wieder heraus und wurde von Marilyn in Empfang genommen und direkt wieder angeleint. Er war schon wieder total außer Puste und musste sich erstmal hinlegen und etwas trinken. Christoph kam kurz darauf zurück, in der Hoffnung der Kleine sei da. Völlig umsonst war er durch die Büsche gelaufen und hatte sich zerkratzen lassen. Das war allerdings noch nicht der Höhepunkt von Benjis neuerlichen englischen Abwegen.
Im Dorset National Park fanden wir einen tollen Parkplatz mit 360 Grad Blick um die Ecke. Hier brachte uns Benji fast um eine schlaflose Nacht, aber fangen wir von vorne an.
Direkt neben dem großen Schotterparkplatz lag ein Picknickareal mit Aussicht auf die Landschaft, das Meer und die Isle of Portland. Genau vor unserem Bulli befand sich ein Hang voller Gestrüpp. Darin müssen sich Hasen, Mäuse oder sonstige Tiere befunden haben, denn Benji war total außer Rand und Band, kaum dass wir das erste Mal ausstiegen. Er buddelte trotz Leine ein bestehendes Loch weiter aus und versuchte durch dieses in das Gestrüpp zu gelangen, was ihm nach kurzer Zeit auch gelang. Nur die Leine hielt ihn davon ab, weiter hineinzuschlüpfen. Ablenkung brachte ein Spaziergang zum nah gelegenen Hardy Denkmal. Hardy war ein Seefahrer und demnach ist das Denkmal ein begehbarer Turm, der ein Fernglas darstellt. Von dort aus hatte man auch den 360 Grad Blick auf die Umgebung, die komplett tiefer lag. Wieder einmal standen wir auf dem höchsten Punkt weit und breit und stellten fest, dass England bislang nur ziemlich flache Hügel aufzuweisen hatte. Ins Denkmal konnten wir leider nicht hinein, denn den Turm konnte man nur an bestimmten Tagen im Jahr emporsteigen. Auf dem Rückweg passierten wir eine tolle Stelle, die zum in sich Ruhen einlud (Video).
Da der Schotterparkplatz weit weg von der Hauptstraße und außer einem anderen Van auch niemand da war, leinten wir Benji nicht an, als wir gegen Mitternacht nochmal in den Hänger mussten. Das war ein Fehler. Das Jagdfieber packte den Kleinen erneut und er huschte durch sein gebuddeltes Loch in die Hecke. Vermutlich jagte er etwas, denn kurz darauf hörten wir schon das bekannte helle Bellen, dass er immer von sich gab, wenn er am Jagen war. Normalerweise kam Benji, wenn wir ihn beim nächtlichen Toilettengang mit hinausließen, immer nach kurzer Zeit (bis max. 2 Min.) wieder. Dieses Mal war es anders. Er kam und kam nicht zurück. Auch hören konnten wir ihn irgendwann nicht mehr. Nach 45 Minuten liefen wir bewaffnet mit Taschenlampen los um ihn zu suchen. Wir gingen bis kurz hinter die gemauerten Säulen und fanden ihn dabei nicht. Das Areal war groß und er konnte überall sein. So weit ging er ohne uns normalerweise nie weg. Enttäuscht und müde drehten wir wieder um und gingen zum Bulli zurück. Unsere Überlegungen was wir nun tun sollten, gingen schon so weit, dass wir drüber nachdachten ihn die Nacht über einfach draußen zu lassen, damit er es lernte, dass es so nicht ging. Kaum waren wir dort und wollten gerade die Tür schließen, kam er endlich angerannt und trank etwas. Danach wollte er sofort wieder los und hätte Christoph ihn nicht mit strenger Stimme ermahnt wieder hinein zu kommen, wäre er vermutlich wieder getürmt. Der Kleine verstand, dass er etwas falsch gemacht hatte, denn man merkte, dass er etwas bedrückt war. Gegen 02:30 Uhr fanden wir endlich Schlaf.
Am nächsten Tag hörte Benji bei einer erneuten Gassirunde zum Hardy Monument, sehr gut beim Leinentraining. Vielleicht wollte er das Geschehene wieder gut machen.
Auch bei unserem nächsten Stellplatz im Haldon Forest Park, geriet unser Kleiner wieder auf Abwege. Inzwischen waren wir in der Nähe vom Dartmoor National Park. Bevor wir dort auf Erkundungstour gehen wollten, stand wieder Mountainbiken auf dem Plan, da wir beim Spazierengehen einen tollen MTB Trail entdeckt hatten. Der Kidden Trail (Komoot Link) war ein Rundweg und hatte Uphill und Downhill Passagen mit dabei. Dabei bestand er nur aus leichten Elementen, für die wir keine Schutzkleidung gebraucht hätten. Benji musste dabei wieder freispringen, da wir ihn mit Leine nur schwer mitnehmen konnten. Der erste Versuch ging schief. Kaum waren wir auf dem Trail gestartet und wurden bergauf langsamer, flitzte der Kleine davon. Irgendwas hatte ihn getriggert. Zunächst konnten wir ihn nicht mehr finden. Gefrustet fuhren wir zurück gen Bulli, falls er dorthin zurückkommen würde. Noch auf dem Weg dorthin kam er uns hinterhergerannt. Wieder einmal völlig außer Atem. Das nutzten wir um einen Lerneffekt herbeizuführen. Wir setzten die Fahrt auf dem Trail wieder fort, ungeachtet, dass der Kleine jetzt schon k.o. war (natürlich ließen wir ihn vorher noch kurz verschnaufen). Wenn er merkte, dass er sobald wir gemeinsam Fahrrad fuhren durchhalten musste, würde er vielleicht nicht mehr so viele Sonderwege laufen. Tatsächlich hielt der Kleine sehr gut durch und blieb nun auch hinter uns. Nur auf dem Rückweg gab es nochmal eine Situation, in der er wegrannte. Dieses Mal wussten wir auch wieso - vier große Rehe sprangen plötzlich in unmittelbarer Nähe an uns vorbei durch den Wald und hinterher unser Kleiner. Hatte er doch tatsächlich Rehe aufgescheucht und jagte sie nun. Zum Glück waren sie zu schnell für ihn und er kam danach direkt wieder zu uns. Nach der Tour war er dennoch erschöpft, aber glücklich.
Wir entdeckten am Tag drauf noch das Schloss Belvedere, das unweit unseres Parkplatzes im Wald lag und über eine Brücke zu erreichen war. Das Schloss dient als Eventlocation und konnte für solche gemietet werden. Aufgrund des hübschen Anblicks hielten wir es für eine Erwähnung wert.
Seit wir in England waren geriet Benji immer häufiger auf Abwege und hörte zeitweise gar nicht mehr auf uns. Irgendetwas triggerte ihn in diesem Land. Oder es begann gerade der Machtkampf wer Rudelführer war und wer nicht. Das Highlight seiner Abwege, dass uns dann zum Umdenken brachte, erlebten wir nach unserer Wanderung im Dartmoor Nationalpark...
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