Weiterhin durch enge Buschalleen fuhren wir zum Dartmoor Nationalpark - eine Hügellandschaft in der Grafschaft Devon, die vorrangig aus Moor und Heide besteht. Wir hatten uns eine Wanderung rund um die sogenannten Tors - flache Wiesenhügel mit Granitfelsbildungen bis zu 10 Meter Höhe - ausgesucht. Jede der Gesteinsformation hat einen eigenen Namen. Etliche kleine kostenfreie Parkplätze standen neben der Hauptstraße zur Verfügung. Das war untypisch für Südengland, unserer bisherigen Erfahrung nach zu urteilen und freute uns deshalb umso mehr.
Die Wanderung in dem Hochmoorgebiet startete direkt vom Parkplatz aus über eine große Wiese, auf der wieder Kühe, Pferde und Schafe frei herumliefen. Unser erstes Ziel war der Haytor Rock, den wir schon von Weitem in dem Hügelland sehen konnten. Es handelt sich dabei um große Gesteinsformationen, inmitten des Hochmoors. Über einen weichen Grasweg, der meist von Büschen und Farnen umgeben war, gelangten wir dorthin. Ein kurzer Aufstieg und schon standen wir auf den großen Felsen. Man konnte die einzelnen Felsen bis ganz nach oben klettern, wenn man wollte. Dort hatte man dann eine wunderbare Aussicht auf die ganze Umgebung. Allerdings war es auch sehr windig da oben.
Einige Besucher ließen ihre Hunde freilaufen und wir beschlossen es, nachdem wir die Farmtiere erstmal hinter uns gelassen hatten, auch nochmal zu versuchen. Die Umgebung gefiel Benji und so flitzte er munter durch die Farne. Auf dem Weg zu den nächsten Felsen, den Smallacombe Rocks, passierten wir eine ehemalige Versorgungsstrecke, die vermutlich für den Bergbau genutzt wurde. Alte Steinschienen am Boden ließen darauf schließen. Als wir erneut Kühe, die mitten auf dem Weg lagen, passieren mussten, nahmen wir den Kleinen wieder an die Leine. Ausnahmsweise hörte er mal wieder sehr gut und kam direkt her. Auch auf die Smallacombe Rocks kletterten wir nach oben und genossen die Aussicht.
Der weitere Weg führte bergab in die Senke namens Lichen Grove – ein kurzes Waldstück am Fluss. Viehgatter trennten hier die Wege ab. Kurz darauf verschwand Benji im dichten Farn. Er schien dort etwas zu jagen. Wir hörten es mal wieder hell bellen. Es dauerte ewig, bis wir ihn dort herausbekamen. Weiterlaufen brachte zunächst nichts, in den Farn hineinlaufen war nicht möglich und sehen konnten wir ihn ebenfalls nicht. Beim zweiten Versuch einfach weiterzugehen kam er dann endlich. Von den nächsten Felsen aus, den Greater Rocks, konnten wir in der Ferne das Hound Tor erkennen. Dabei handelt es sich um die Ruine eines mittelalterlichen Ortes.
Den Umweg dorthin nahmen wir aus Zeitgründen leider nicht und gingen direkt unseren Rundweg weiter Richtung Holwell Tor. Über eine Mauer, die einen Bereich von einem anderen abtrennte, mussten wir Benji drüber heben, da er die Leiter nicht emporsteigen konnte. Das gefiel dem Kleinen dem Ausdruck nach zu urteilen gar nicht, war aber notwendig um weiterzukommen. Bevor wir am Holwell Tor ankamen, passierten wir noch eine richtig malerische Stelle. Es schlängelte sich dort ein Bächlein durch die Landschaft und eine alte Clapper Bridge (Steinplattenbrücke aus dünnen Granitplatten), namens Becka Brook, ging darüber hinweg. Eine solche Brücke war auch schon in der Lichen Grove zu finden gewesen. Dazu ein paar Löwenmäulchen, eine grüne Wiese und den Wald drum herum. Das Gesamtbild war wunderschön idyllisch, erinnerte an ein Märchen und lud dazu ein zu verweilen.
Nach einem Aufstieg zum Holwell Tor, das imposant vor uns thronte, mussten wir noch einen letzten Grashügel hinauf. Hier sprang uns Benji dann nochmal davon und wollte auch nicht wirklich hören und zurückkommen. Wir schafften es nach einer Weile aber doch, dass er uns wieder folgte. In Summe war das Freispringen im Vergleich zu den letzten paar Malen, aber ganz gut verlaufen und das Wegrennen, Auspowern und Erschöpft wieder zu uns kommen, blieb aus. Zurück am Bulli erfuhren wir wieder einmal die Freundlichkeit der Einheimischen. Ein Engländer, der gerade auf dem Parkplatz in seinem Auto saß, hatte einen Dreierpack Eis am Stiel für sich und seine Frau gekauft und eines davon war übrig. Damit es nicht wegschmolz schenkte er es uns. Das war wirklich supernett gewesen und Christoph freute sich darüber. Benji war nach dieser Wanderung richtig platt und döste sogar auf der Weiterfahrt Richtung Cornwall, was relativ selten vorkam.
Wir waren von dem Hochmoorgebiet, das man eigentlich nur an seinem weichen Boden als Moor wahrnimmt, total begeistert. Solch eine Landschaft mit seiner Weite und Vielfalt hatten wir bislang noch nicht gesehen. Die Komoot Wanderung verlinken wir hier für euch --> Link.
Da wir nach einer kurzen Weiterfahrt keinen anständigen Stellplatz fanden, mussten wir nähe des Ortes Liskeard, mit einem kleinen Parkplatz, direkt an der engen und von Büschen umgebenen Straße, vorliebnehmen. Wenigstens befand sich dieser an einem Waldeingang und so konnten wir zumindest in einem ruhigen Gebiet Gassi gehen. Nachts fuhren auch nicht mehr so viele Autos auf der Straße vorbei.
Am nächsten Morgen geschah es dann – wir hatten ein Erlebnis, das uns in Bezug auf Benji zum Umdenken brachte. Nach dem Aufstehen öffneten wir die Türe und Benji sprang, noch bevor er sein Geschirr und Leine an hatte, aus dem Auto. Normalerweise kein Problem, da er morgens zunächst immer sein Futter erwartete. Leider war es dieses Mal anders. Der Kleine merkte direkt, dass er frei war und ging auf Erkundungstour. Bevor wir handeln konnten, war er schon losgelaufen. Leider nicht in den Wald direkt hinter uns, sondern auf die Hauptstraße zwischen den Büschen entlang. Wenn jetzt ein Auto um die Kurve kommen würde, könnte es böse enden, da die Straße durch die Büsche nur schwer einsichtig war. Unser Herz blieb für einen Moment stehen. Vor Allem da wir beobachtet hatten, dass doch hin und wieder ein Auto vorbeifuhr und das nicht langsam.
Christoph rannte Benji deshalb direkt mit Leine und Halsband hinterher. Ihn sahen entgegenkommende Autos hoffentlich schon eher als den kleinen Hund. Leider beschleunigte Benji wie erwartet seine Schritte, umso schneller Christoph rannte. Zum Glück kam in diesen paar Minuten kein Auto und Benji bog sobald es möglich war, von der Straße in ein Waldstück zur linken Seite ab. Doch auch dort konnte Christoph ihn nicht einfangen. Der einzige Weg zurück führte leider nur über die befahrene Straße. Als der Kleine nach mehrfachem Rufen einfach nicht hören wollte, beschloss Christoph zurück zu gehen, in der Hoffnung Benji würde folgen. Erst sah es nicht danach aus. Marilyn wartete währenddessen nervös am Bus. Sie hatte inzwischen zwei Autos vorbeizischen sehen und war deshalb in Sorge um ihre beiden Männer. Umso glücklicher war sie, als sie plötzlich Christoph und ein paar Meter weiter hinter ihm Benji, auf sie zukommen sah. Der Kleine war ihm doch noch gefolgt und rannte nun direkt zu Marilyn, die ihn wieder anleinen konnte. Auch auf diesen paar Minuten den Weg zurück war kein Auto mehr gekommen. Die zwei Autos, die Marilyn gesehen hatte, müssen genau in dem Zeitraum, in dem die Männer im Wald waren, vorbeigefahren sein.
Dieses nervenaufreibende Erlebnis, dass zum Glück gut ausgegangen war, hatte uns gezeigt, dass wir etwas ändern mussten. Wir beschlossen, dass Benji ab sofort erstmal an der Leine bleiben müsste, bis er besser auf den Rückruf hörte. Wer weiß was sonst noch alles passieren würde…
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