Am Morgen auf dem Bree Hill Car Park wurden wir von schwerem Gefährt geweckt. Als wir aus dem Fenster schauten, wunderten wir uns nicht schlecht, dass Dixiklos, hinter uns am Eingang des Waldes, aufgestellt wurden. Unser Gas reichte uns zum Glück noch für den Kaffee zum Frühstück. Als wir zur Gassirunde aufbrechen wollten, sahen wir, wie ein Zelt am Ausgang eines Trails aufgebaut wurde. Wir googelten kurz und fanden heraus, dass hier dieses Wochenende (heute war Freitag) die Irish National Downhill Championchips stattfinden sollten. Ein Mountainbike Event und wir standen mittendrin. Als wir wieder oben auf dem Berg ankamen, sahen wir auch wo der Start der Strecke war, denn auch hier war ein Zelt aufgebaut worden. Zudem waren auch weitere Reinigungsaktionen der Strecke in Gange, wie wir auf dem Weg nach unten beobachten konnten. Jetzt verstanden wir auch, wieso es so viele Profi MTB Elemente auf dem Berg gab (Bilder zu den Elementen findet ihr im letzten Blogbeitrag --> Link). Zurück am Bulli hatte sich ein größerer Wagen, der wie eine Imbissbude aussah, vor uns gestellt. Der Fahrer kam direkt auf uns zu. Er begrüßte uns freundlich und wollte wissen, ob wir am Bikeevent teilnehmen würden. Er berichtete kurz, dass der Parkplatz, auf dem wir gerade standen, komplett gesperrt würde, da sich hier Essensstände, sowie die Zieleinfahrt befinden würden.
Es gäbe die Straße runter dafür eine große Wiese, die extra für das Event als Park- & Campingplatz geöffnet wurde. Man konnte umsonst dort stehen und sogar übernachten. Das klang alles sehr spannend und wir beschlossen, nach unserer zweiten Runde auf der Suche nach Gas, den Campingplatz einmal aufzusuchen. Den Eventstart am Samstag wollten wir uns anschauen, wenn man schon mal solch eine Gelegenheit hatte.
So räumten wir schnell das Feld, um dem Mann Platz zu machen und fuhren erstmal nach Wexford zum Einkaufen. In einem Einkaufszentrum mit verschiedenen Geschäften, erhofften wir uns neben unseren Lebensmitteln auch noch eine Elektroherdplatte zu kaufen. Diese sollte uns als Ersatz dienen, falls uns das Gas doch noch ausging, bevor wir eine Lösung dafür hatten. Leider fanden wir nur Gaskocher. Nach dem Einkauf klapperten wir drei verschiedene Tankstellen und Gashändler ab, mit der Intension die kleinstmögliche Gasflasche zu kaufen, damit diese in unsere Gasbox passte. Auch das klappte nicht - wir fanden nur Gasflaschen die deutlich größer waren. Die deutsche Norm war scheinbar eine komplett andere. Der letzte Händler hatte sogar schon geschlossen als wir ankamen, wider der Google Öffnungszeiten. Erschöpft von dem sinnlosen Rumgegurke beschlossen wir unsere Gasbox leicht zu vergrößern, so dass die Flasche, die der Campingbedarf vom Vortag uns besorgt hatte, hineinpassen würde. Ein kurzer Baumarktbesuch und schon hatten wir alles war wir dazu benötigten.
Zurück an unserer zum Campingplatz umfunktionierten Wiese, fuhren wir einmal ohne groß nachzudenken direkt darauf. Schon nach wenigen Metern merkte Christoph, dass das Auto immer schwerfälliger vorankam. Es dauerte nicht lange und schon steckten wir fest. Da es die Tage zuvor nur geregnet hatte, war der Boden weich und leicht matschig. Für unseren Bulli, der kaum noch Profil auf den Reifen hatte und den schweren Hänger ziehen musste, war das zu viel. Alle Versuche alleine wieder herauszukommen scheiterten. Erst überlegten wir einfach so stehen zu bleiben, denn im Weg standen wir niemandem und übernachten könnten wir so auch. Da es aber ungewiss war, wann unser Gas ausgehen würde und ob am ersten Eventtag jemand Zeit finden würde uns herauszuziehen, beschlossen wir nicht zu bleiben. Es waren schon einige Biker bzw. Gäste auf dem Campingplatz und bauten gerade auf und so suchte Christoph sich den Besitzer des stärksten Autos auf dem Platz (ein Pick Up - Toyota Hilux) heraus und bat ihn um Hilfe. Der Mann zögerte nicht lange und versuchte direkt Bulli mit Hänger zusammen mit einem Spanngurt herauszuziehen. Ein Abschleppseil hatte keiner von uns dabei und so mussten wir mit ansehen, wie der Spanngurt noch riss, bevor der Bulli sich auch nur bewegt hatte. Es kostete mehrere Versuche und es brauchte mehrere verdrillte Spanngurte, bis der Pick Up es endlich schaffte Bewegung in das Gespann zu bringen. Tatsächlich hielt das Spanngurtkonstrukt und so konnten wir bis auf die Straße gezogen werden, wo wir wieder Gripp hatten. Der starke Pick Up hatte es tatsächlich geschafft und das trotz der Tatsache, dass die Bulli Reifen auch während dem Herausziehen immer noch durchdrehten. Wir waren dem Mann total dankbar.
Leider gab es in der Nähe des Events keinen geeigneten Parkplatz auf dem wir hätten bleiben können. An der Straße konnte man nicht parken, da es sich dabei wieder um enge Buschtunnel handelte. So fuhren wir wieder in Richtung des Campingbedarfs, zu dem wir am Folgetag sowieso fahren wollten. Auf dem Weg dorthin fanden wir einen kleinen Waldparkplatz (Borodale), der einen harten Untergrund hatte, auf dem wir sicher stehen konnten. Es war sogar ein recht malerischer Wald. Das kleine steile Waldstück führte hinunter zu einem Fluss, an dem einige Angler aktiv waren.
Auch für dieses Abendessen spielte unser Gas noch mit - es war unglaublich wie lange diese fünf kg Flasche gehalten hatte. Nach dem Essen baute Christoph noch die Gasbox um und verbreiterte sie. Es ging besser als gedacht und zwei Stunden später hatten wir es. Wir werkelten bis nach 23:00 Uhr und bekamen dabei noch mit, wie ein Krankenwagen, ohne Sirene, auf den Parkplatz vorfuhr. Scheinbar ging es einem Insassen der Camper neben uns schlecht. Kurze Zeit später fuhr der Krankenwagen wieder. Mehr bekamen wir dazu nicht mit. Es war noch länger Hochbetrieb auf dem Platz, da einige Männer die Nacht zum angeln nutzten. Irgendwann wurde es dann doch noch ruhig.
Tags drauf waren wir etwas traurig, dass wir nun doch nicht Zuschauer der Irish National Downhill Championchips sein konnten, sahen aber ein, dass es keinen Sinn machte nochmal auf die matschige Wiese zu fahren. Dafür lösten wir endlich unser Gasproblem. Der nette Besitzer vom Campingbedarf hatte die Flasche, die er für uns besorgt hatte, leider schon wieder zurück gebracht. Er erklärte uns aber gerne, wo wir diese bekommen würden. Dabei wies er uns noch daraufhin, dass er sich den Anschluss der Flasche nochmal angeschaut hatte und wir doch eine andere Gasflasche, mit passendem Anschluss für unseren Druckminderer bräuchten. Der Händler, zu dem er uns schickte, hätte so eine Flasche aber sicher. Etwas verwundert waren wir schon über diese frühe Erkenntnis, denn hätten wir am Vortag die Flasche gekauft, hätte er uns diese mit falschem Druckminderer betreiben lassen, was böse Folgen hätte haben können.
Keine 20 Minuten entfernt betraten wir einen kleinen Laden, neben einem Privathaus und einem großen Gaslager. Scheinbar war es in Irland auf dem Land normal, dass man sein Geschäft direkt neben dem Haus hatte. Ein freundlicher älterer Herr hörte sich unser Anliegen an und zeigte uns seine vorrätigen Gasflaschen. Die passende Flasche hatte er leider nicht. Dafür fanden wir die Flasche, die wir im Campingbedarf schon in der Hand hatten. Jetzt passte sie in unsere vergrößerte Gasbox. Blieb das Problem mit dem Druckminderer. Zum Glück hatte der Mann noch einen passenden in seinem Fundus liegen. Jetzt müssten wir nur noch ein Ende unseres Gasschlauches mit dem passenden Verbindungsstück versehen und dann würde es funktionieren. Wir konnten sogar unsere deutsche Flasche zum Tausch da lassen und bezahlten nur 46 € für Gasflasche mit Inhalt und das komplette Equipment. Der ältere Herr wollte uns noch den Weg zu unserem nächsten Ziel, Tintern Abbey, erklären, da ihm scheinbar nicht klar war, dass man heutzutage alle Wege mit Google Maps finden konnte. Zudem erzählte er uns noch, dass im Feld neben seinem Haus das erste Radiosignal getestet wurde und auf einem anderen Feld in der Nähe, vor längerer Zeit sogar das erste Flugzeug, das von England nach Irland flog, abgestürzt war. Hätte ihn seine Frau nicht vom Nebenzimmer aus gerufen, hätte der Geschichtsunterricht sicher noch länger gedauert. Er verabschiedete sich genauso freundlich wie er uns empfangen hatte und wir fuhren dankbar weiter.
Etwas skeptisch waren wir bezüglich unseres komplett neuen Gasequipments schon erstmal. Wir testeten vor Inbetriebnahme erstmal die Dichtigkeit aller Verbindungen (mit Wasser und Spüli kann man das einfach ohne ein Gastestspray tun). Dann entzündeten wir unseren Gaskocher - es funktionierte einwandfrei und um 15 Uhr konnten wir endlich frühstücken. Die MTB Championchips hatten wir zwar verpasst, dafür aber unser dringlichstes Problem gelöst. Jetzt konnte die Reise weitergehen - Tintern Abbey wartete auf uns.
Kurzer Hinweis zum nachfolgenden Video - natürlich sind das nicht wir. Das Video stammt von einem Profi, der an den Championchips teilgenommen hat und auf dem man die Downhill Strecke sieht.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Der Film der Downhill Fahrt ist ja schon grenzwertig. Die Chancen gegen eine Baum zu knallen sind allgegenwärtig.
Gruß Papa