Das Märchen von Tintern Abbey

Veröffentlicht am 15. August 2024 um 00:41

Es war einmal ein Kloster, welches im 12. Jahrhundert in den Tintern Woods gebaut wurde. Heute ist das Kloster nur noch eine Ruine, jedoch der Wald, der es umgibt, birgt magische Schönheit. So wagten sich zwei mutige Reisende, mit ihrem Beschützer, einem Podenco namens Benji, eines schönen Tages in die Wälder hinein. Etwas mulmig war ihnen schon zu Mute, auf den zugewucherten Wegen entlang zu gehen. Doch der Wald hatte etwas Magisches an sich, was die drei immer weiter zog. 

Nach kurzer Zeit erreichten die Reisenden die verfallene Klosterruine. Riesig thronte sie vor ihnen und warf große Schatten auf die kleinen Menschen, denn die Sonne stand schon tief. Ehrfürchtig umrundeten die drei das Gebäude, das zum Teil aus offenen Höfen und zum Teil aus geschlossenen Mauern (Innenräumen) bestand. Einige der großen Fenster trugen noch Glas, andere hingegen waren offen. 

Dahinter erblickten sie eine mittelalterliche Brücke und rannten aufgeregt darauf zu. Welch hübscher Flussübergang dies doch war. Als sie sich der Brücke näherten ergriff sie ein kalter Wind, der von Westen kam. Benji stieß ein leichtes Knurren aus, doch es war nichts zu sehen. Ein Blick um die Ecke brachte Licht ins Dunkel - der alte Friedhof lag in diese Richtung. Nein, dorthin wollten die drei mutigen Reisenden nicht gehen und überquerten deshalb schleunigst die Brücke. Auf dieser zeichnete sich malerisch das Kloster im Hintergrund ab. Wieder ruhiger gestimmt setzten sie ihren Weg durch die Wälder fort. 

Hinter der Brücke trafen sie auf den Ritter William Marshal und seine Frau Isabel de Claire, die im 13. Jahrhundert gelebt hatten. Das bestätigte die Magie dieses Waldes wieder einmal, denn wie könnte man im 21. Jahrhundert denn sonst zwei Personen aus dem 13. Jahrhundert treffen? Die beiden erzählten den Reisenden ihre Geschichte und die neugierig Zuhörenden lernten, dass das Kloster hier in Wexford, nur ein Tochterhaus des originalen Tintern Abbeys in Wales war. Es war auf Erfüllung eines Gelübdes von William hin, der der größte ungeschlagene Ritter seiner Zeit war und nur durch die Heirat mit Isabel de Claire zu Land und Wohlstand kam, erbaut worden. Seine Frau lag im originalen Tintern Abbey begraben. Es war trotz der Umstände eine wahre Liebe zwischen den beiden gewesen, das versicherten die zwei. Benji traute dem Frieden nicht so wie seine zwei Begleiter und bellte die Fremden zeitweise an. Sie nahmen es ihm nicht übel und verabschiedeten sich freundlich, als die drei weitergingen. 

Verzaubert von der Geschichte der zwei setzten die Reisenden ihren Weg fort. Vorbei ging es an hübschen Schnitzereien und Bildhauereien, die alle irgendwie lebendig wirkten. 

Dann trafen sie auf ein Pferd. Es stand in seiner rot-weißen Rüstung da und lud zum Kampf ein. Einer der Reisenden kletterte darauf und ritt eine Runde durch den Wald - was ein Spaß! So musste es sich vor 800 Jahren angefühlt haben. 

Weiter ging es am Fluss entlang, bis zu einer weiteren verfallenen Ruine, die am anderen Flussufer stand. Dieser Ort war den Dreien unheimlich, denn ein schwarzer Rabe saß gegenüber und krächzte verschwörerisch vor sich hin. Die Ruine sah auch aus, als würde sie in Kürze weiter verfallen. Zumindest ein großer Riss in der Seitenwand deutete darauf hin. Vor dem Fluss davor stand ein Schiff, bereit zur Abfahrt. Wofür war es wohl gedacht und worauf wartete der Rabe wohl? Bevor der Rabe es sich noch anders überlegte und sich vielleicht noch in eine Hexe verwandeln würde, gingen die Drei schnell weiter. Auch Benji hatte sich nicht getraut den Raben anzubellen.

Leider hatten sich die Drei vor lauter Panik vor dem Raben verlaufen. Der Wald war groß und das Tageslicht schwand langsam. Ein paar Schritte weiter fanden sie ein Zwergenhaus vor dem eine Zwergenlok stand. Sie nahmen all ihren Mut zusammen und klopften an die Tür. Leider öffnete ihnen keiner und es blieb ihnen selbst überlassen den richtigen Weg durch den magischen Wald nach Hause zu finden.

Nachdem sie irgendwann feststellten, dass sie im Kreis liefen, hielten sie bei der Schnitzerei eines halben Frauengesichts an. Verzweifelt baten sie das tote Holz darum ihnen den Weg zurück zur Klosterruine zu weisen, denn von da aus würden sie den Ausgang leicht wieder finden. Tatsächlich blinzelte die Frau plötzlich und formte mit ihren Lippen Worte, die nur mit Lippenlesen übersetzt werden konnten. "Fluss, zwei, West, Labyrinth"- so waren ihre Worte. Daraus leiteten die cleveren Reisenden ab, dass sie zunächst zwei Kilometer am Fluss entlang laufen mussten, dann westlich in einen Weg einbiegen sollten und an dessen Ende auf ein Labyrinth stoßen würden. Vermutlich lag am Ende des Labyrinths dann die Klosterruine.

Schnell stürmten die Drei, den Anweisungen folgend, los und fanden nach einiger Zeit das Labyrinth. Die Durchquerung war einfach, denn das Labyrinth, war gar keines, denn nur ein Weg führte zwar ziemlich kompliziert, aber dennoch zu einem Ziel - der Mitte. Und tatsächlich fand sich in der Mitte die Klosterruine wieder. Die drei mutigen Reisenden waren gerettet und würden sich noch lange an ihr Abenteuer in den Tintern Woods erinnern. 

Ende gut, alles gut ;-)


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Sabine
Vor 3 Monate

Wunderschön beschrieben !

Marilyn
Vor 3 Monate

Vielen Dank, das freut uns zu hören :-)