Unser nächstes Ziel war Helmsdale. Wir hatten gelesen, dass man dort goldschürfen konnte und wollten das unbedingt mal ausprobieren. Auf dem Weg dorthin hielten wir nochmal am Castle Sinclare Girnigoe, dem frühesten Sitz des Sinclare Clans, und eines der Schlösser das auf der World Monument Fund List steht, an. Die zum Teil verfallene Burgruine war vom Parkplatz aus in zehn Minuten Fußweg zu erreichen und die Besichtigung war sogar kostenfrei. Auch für den Parkplatz zahlte man für die erste Stunde nichts. Das genügte uns, um kurz die Ruine anzuschauen.
Diese bestand aus zwei Teilen - dem Teil der bereits im 15. Jahrhundert gebaut wurde und sich Girnigoe nennt und dem Teil der im 17. Jahrhundert folgte, namens Sinclair. Es waren viele Infotafeln angebracht, die erzählten, wie sich das Schloss in den Jahren entwickelte. Gelegen ist es direkt an den Meeresklippen und so kann man bei der Besichtigung das Meeresrauschen und die Wellen, die an die Klippen schlagen, hören. Die Beschreibungen waren richtig gut gemacht und vermittelten einen besseren Eindruck, welche Räumlichkeit damals für was genutzt wurden und wo sie sich in der heutigen Ruine befanden. Einige Teile waren aufgrund von Einsturzgefahr abgesperrt. Vor dem Castle standen unten am Wasser wieder etliche Steintürmchen, die vermutlich die Besucher des Schlosses gebaut hatten.
Danach fuhren wir ca. 1,5 Stunden weiter nach Helmsdale. Die Landschaft blieb weiterhin flach und von Landwirtschaft durchzogen. Sogar einige Hochlandrinder sahen wir dort stehen. Zunächst steuerten wir in Helmsdale das Hotel an, in dem Danea sich eingebucht hatte. Sie wollte sich zeitweise mal etwas Luxus gönnen, in diesem doch sehr einfachen Urlaub. Wir durften zum Kochen auf dem Hotelparkplatz stehen bleiben und konnten so noch gemütlich zusammen essen. Danach ließen wir Danea beim Hotel zurück und suchten uns einen Stellplatz am Hafen von Helmsdale. Es war schon spät und die Dunkelheit war hereingebrochen und so war es pures Glück, dass noch genau ein freier Parkplatz für uns vorhanden war. Wir gönnten uns auch noch etwas Luxus und nutzten die öffentlichen Duschen, die sich direkt um die Ecke befanden. Für nur einen Pfund konnte man dort fünf Minuten lang duschen. Auf dem Rückweg zum Bulli schlenderten wir noch ein bisschen am Hafen entlang und bewunderten die vielen Figuren von Schiffen und Hunden aus Holz, die dort aufgestellt worden waren. Des Weiteren hing noch eine Spendenbox dort, die es jedem der hier übernachtete freistellte etwas zu spenden. Der Erlös käme der Seerettung zu Gute. Das fanden wir eine super Sache. Wir hatten solch ein Konzept nun schon öfter in Schottland vorgefunden und begrüßten es voll und ganz.
Nach einer ruhigen Nacht wurden wir von der Sonne begrüßt. Direkt nach dem Frühstück liefen wir zum Museum um die Ecke und machten uns schlau wie man an eine Goldschürferausrüstung, sowie an die Lizenz dafür kam. Die Dame schickte uns zu einem Hotel im selben Ort, wo man die Lizenz erwerben konnte. Danach sollten wir wieder bei ihr vorbeikommen und die Ausrüstung abholen. Gesagt getan. Sobald wir Danea wieder eingesammelt hatten, taten wir, was die Dame uns erklärt hatte. Danea erzählte uns, dass sie Black Pudding zum Frühstück probiert hätte. Dabei handelt es sich um eine schottische Spezialität, die aus Blutwurst (Rind oder Schwein) besteht. Es klingt nicht gerade appetitlich, soll laut Danea aber sehr lecker sein.
Christoph und Danea holten sich beide eine Lizenz und Ausrüstung. Marilyn war nicht ganz so scharf aufs goldschürfen und wollte lieber Benji betreuen. Voll ausgestattet mit einer Goldwaschpfanne, einem Sieb, eine kleine Schaufel und einem Reagenzgläschen mit Pipette (für die Funde) fuhren wir rund 30 Minuten den gleichnamigen Fluss Helmsdale hinauf. Die Stelle an der wir schürfen durften, hatte die Dame uns auf einer Karte markiert und starteten dort.
Mitten in den grünen Bergen parkten wir auf dem Parkplatz des Baile an Or - der Ort an dem 1869 der große Goldrausch ausbrach. Das Equipment geschultert starteten wir unsere Wanderung am Fluss entlang, auf der Suche nach einer geeigneten Stelle. Es war ein Gang durch die Botanik, denn es führte kein offizieller Weg vom Wanderweg zum Fluss hinunter. Sobald wir einen guten Platz gefunden hatten, fingen die zwei an zu schürfen. Zunächst taten sie das nur den Erklärungen der Dame vom Museum, nach zufolge. Marilyn trainierte währenddessen mit Benji ein wenig mit der langen Leine. Dem Kleinen gefiel es gut am Fluss, denn er roch wahrscheinlich Mäuse oder andere Tierchen in den vielen Farnen und Heidekrautbüschen um uns herum. Dementsprechend aufgeregt war er und das "Hören" hielt sich in Grenzen. Nach einer Weile schauten Danea und Christoph ein YouTube Video an, um sich zu versichern, dass sie die richtige Technik anwandten. Ein paar Schritte den Berg nach oben hatten wir auch wieder Empfang, damit dies auch klappte. Tatsächlich hatten die beiden bislang etwas falsch gemacht und versuchten es nun erneut.
Nach vier Stunden ohne Fund gingen wir erstmal zurück zum Bulli und machten Kaffeepause. Die zweite Runde gingen die beiden nicht mehr so weit nach hinten und versuchten es in Bullinähe, direkt neben der Brücke. Tatsächlich kam ein Kontrolleur vorbei und schien zu checken, ob die Schürfer auch eine gültige Lizenz im Briefkasten hinterlegt hatten. Dieser stand direkt neben dem Parkplatz unter einem Holzunterstand. Einen Ausweis wollte er allerdings nicht sehen. Stattdessen sagte er den beiden, dass sie nur Gold finden würden, wenn sie mitten im Fluss tiefer herunter graben und das Material von dort waschen würden. Zusätzlich zeigte er noch auf eine bestimmte Stelle. Leider hatten wir keine Gummistiefel dabei, deshalb blieb nur Hose hochkrempeln und barfuß ins Wasser steigen (und das bei nur 10-15 Grad). Marilyn kochte währenddessen schon mal etwas. Tatsächlich fanden die beiden durch den Tipp ihre ersten Goldflocken. Sie waren zwar nicht groß, aber immerhin. Voll im Goldrausch schürften die zwei sogar nach dem Essen noch weiter, das letzte Tageslicht voll ausnutzend. Nachdem gegen 22:30 Uhr wieder alles fahrfertig war, fuhren wir zurück nach Helmsdale, um das Equipment wieder abzugeben und im Ort zu schlafen. Wir sollten es einfach in den Hinterhof des Museums stellen, denn vor Ort war natürlich keiner mehr. Auf dem Weg dorthin erwachte die Natur. Wir sahen durch die Dunkelheit Schleiereulen, Herden von Hirschen und Rehen (geschätzte 70-100 Tiere), einen Igel und sogar eine Maus. Überall leuchteten Augen auf, während wir vorbeifuhren. Das ganze Tal war voller Tiere, die sich im Schutz der Dunkelheit herauswagten. Dementsprechend langsam fuhren wir, um kein Tier zu verletzten. So viel Rotwild hatten wir noch nie auf einem Haufen gesehen, nicht einmal in einem Wildpark. Es war die richtige Entscheidung gewesen noch in den Ort zurückzufahren, denn sonst hätten wir das nicht erlebt.
Goldschürfen macht scheinbar süchtig - denn dies war erst der Anfang und sollte nicht das letzte Mal auf dieser Reise gewesen sein. Details zur richtigen Goldschürftechnik zeigen wir euch bald in den weiteren Blogeinträgen zum Thema.
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