Das Treffen unserer Freunde Hanna und Simon in Inverness, stand kurz bevor. Wir hatten es zusammen mit Danea geschafft, einen Tag vorm geplanten Zusammentreffen am Zielort zu sein. Die 2,5 Wochen in Schottland hatten uns gereicht, um die Insel Skye zu besuchen und fast die komplette NC500 im Norden zu fahren. Sogar das Culloden Battlefield und die Clava Cairns hatten wir am Vortag noch besucht. Unser Timing war perfekt und so blieb noch Zeit die Bullireifen erneuern zu lassen. Inzwischen waren sie völlig abgefahren und deshalb hatten wir vor einer Woche entschieden, dies in einer Werkstatt in Inverness zu erledigen. Den Termin dazu hatten wir auch vorab schon ausgemacht. Die Werkstatt war so schnell, dass es nicht mal für einen anständigen Gassigang mit Benji reichte und so zogen wir früher als erwartet zu einem sehr günstigen, wenn auch etwas alten Campingplatz im Süden von Inverness weiter.
Für nur 27 Pfund pro Tag konnte man da nicht meckern. Die Sanitärräume ließen allerdings sehr zu wünschen übrig. Da wir nun noch übrig Zeit hatten, stellte sich die Frage, was wir bis zur Ankunft unserer Freunde noch tun könnten. Die Entscheidung fiel auf Sightseeing in Inverness und ein Besuch des nahegelegenen Loch Ness am Folgetag.
Vom Campingplatz aus konnten wir das Stadtzentrum in nur 30 Minuten erreichen. Der Campingplatzwart empfahl uns dazu über die Nessi Islands zu gehen. Benji wollten wir mitnehmen, um ihn weiter an das Stadtleben zu gewöhnen. Die Nessi Islands waren kleine Inseln, die im Fluss "Ness" liegen. Über niedliche Brücken läuft man durch den Park, der auf den Inseln angelegt ist. Es war ein richtig toller Weg auf dem auch Benji noch entspannt war. Nach Verlassen der Inseln gingen wir immer weiter am Fluss entlang, bis wir schließlich das Zentrum erreichten. Dort begann auch der Trubel und Benji begann sofort wieder schreckhaft zu werden, als wir die vielen Geschäfte, Menschen und Autos passierten. Dieses Mal versuchten wir es auf Daneas Tipp hin mit viel Trockenfutter in der Tasche. So erhofften wir uns, dass Benji sich ablenken lassen würde und merkte, dass ein Stadtbesuch gar nicht so schlimm war, da man dabei viel zu futtern bekam. In der Fußgängerzone legte sich seine Angst dann auch etwas, da wir in der Mitte der Straße, weit weg von den Geschäften und den bösen Türen gehen konnten. Wir besuchten den Victoria Market (eine Markthalle mit verschiedensten Essensständen und ein paar Geschäften), einen alten Friedhof aus dem 18. Jahrhundert, auf dem tolle alte Grabsteine stehen und das Rathaus vor dem Wölfe mit Totenköpfen aus Stein thronen. Das Schloss von Inverness konnten wir nur passieren, da es sich aktuell in Renovierung befindet. Auf dem Rückweg gingen wir auf der anderen Flussseite entlang und kamen so noch an der Kathedrale vorbei. In nur drei Stunden hatten wir eigentlich alles gesehen, was in Inverness interessant sein soll. Das Zentrum ist auch relativ klein und fußläufig kann man alles gut erreichen. Benjis Angst war dieses Mal schon geringer als die letzten Male in einer Stadt, jedoch war sie noch immer nicht verschwunden. Das Wetter ließ es zu, dass wir am Abend draußen endlich mal grillen konnten und so ließen wir den Abend mit einem feinen Rinderfiletsteak auf dem Campingplatz ausklingen.
Am nächsten Morgen fuhren wir in den Süden zum Loch Ness, das nicht weit entfernt liegt. Dort steuerten wir zunächst die Drumbuie Farm (ein kleines Kaffee) an, das uns Bertulo empfohlen hatten. Da die Parkplätze direkt vor der Tür rar waren, bot uns ein netter Angestellter der Farm an, auf der anderen Straßenseite auf einem großen Schotterplatz zu parken. Kaum waren wir eingetreten fühlten wir uns so, als befänden wir uns im Wohnzimmer eines Hauses. Alles war voller Teppiche und netter Einrichtung. Zusätzlich war ein Souvenirshop in dem kleinen Raum integriert und machte diesen dadurch noch voller und ließ ihn etwas chaotisch wirken. Die Farm hatte Hochlandrinder im Garten stehen und bot an für fünf Pfund ein Selfie neben einem der Rinder zu bekommen. Das war uns dann doch zu viel Geld und wir schauten die Tiere nur so an und fotografierten sie aus der Ferne. Zunächst saßen wir drinnen, jedoch knallte die Sonne direkt auf unseren Tisch und Benji war es dort viel zu warm. Deshalb zogen wir dann auf die Terrasse um, wo Benji sich in den Schatten legen konnte und sogar Wasser von der Bedienung hingestellt bekam. Wir bestellten Scones und Sandwiches und alles schmeckte sehr gut, deshalb klare Empfehlung für die Drumbuie Farm.
Nach dem zweiten Frühstück wollten wir am Loch Ness, dem sagenumwobenen See in dem das Seeungeheuer Nessi leben soll, wandern gehen. Leider fanden wir keine Wanderung die mit unserem Gespann und der aktuellen Tagesplanung vereinbar war. Alle Wanderwege befanden sich entweder ganz im Süden des 37 km langen Sees, oder auf der anderen Seeseite im Osten. Im Westen war alles sehr bergig und wenn man dort wandern wollte, musste man erstmal den Berg etwas hochfahren, um parken zu können, was mit dem Gespann keine gute Idee war. Die Drumbuie Farm lag genau an der falschen Seeseite und so blieb uns nur zum Dores Beach, der im Norden von Loch Ness liegt, zu fahren und dort etwas spazieren zu gehen. Von dem tollen Steinstrand aus hatten wir einen hübschen Blick auf Loch Ness und die Berge drumherum. Die Sonne schien, es war trocken – der perfekte Tag. Einige Mutige badeten sogar in dem eiskalten Seewasser und eine Familie zog ihre zwei Kids im Neoprenanzug auf Luftmatratzen mit einem Motorboot hinter sich her. Auch Wasserskifahrer sahen wir auf dem See herumflitzen, sowie ein Ausflugsboot für Seerundfahrten. Zudem wurden wir Hilfsfotografen für ein künftiges Werbefoto. Ein Mann saß meditierend am Strand und versuchte dabei mit Selbstauslöser ein Foto von sich dabei aufzunehmen. Er sah uns und fragte, ob wir ihn fotografieren könnten. Dabei verriet der Mann, der aus Irland kam, uns, dass er ein Werbefoto für eine Hafermilch aufnehmen wollte. Auf dem Rückweg gingen wir hinten im Grasland zurück, damit Benji auch noch etwas Spaß hatte. Der Steinstrand war doch sehr langweilig für ihn gewesen.
Nessi hatten wir zwar nicht gesehen, dafür jedoch gut gegessen, Hochlandrinder getroffen und die Sonne am See genossen. Zurück in Inverness parkten wir dieses Mal auf einem Parkplatz in der Nähe des Campingplatzes. Dort wollten wir die nächste Nacht stehen und Hanna und Simon treffen. Wir waren keine 30 Minuten da und gerade mit dem Gassigang fertig und schon trafen die beiden ein. Sie waren seit zwei Tagen Richtung Schottland unterwegs gewesen und am Mittag in Aviemore in ihrem Hotel angekommen. Von dort aus fuhr man noch ca. 4o Minuten nach Inverness. Zusammen gingen wir wieder zu Fuß ins Stadtzentrum, um etwas essen zu gehen. Benji ließen wir dieses Mal im Auto, da es abends im Pub sicher nicht sehr hundekonform sein würde. Leider war es gar nicht so einfach ohne Reservierung am Abend einen Tisch für fünf Personen zu bekommen. So liefen wir quer durch die Fußgängerzone und fragten in bestimmt fünf Restaurants nach. Obwohl es erst 19 Uhr war, gab es in einigen Pubs schon Livemusik und die ersten Besoffenen standen schon auf der Straße herum. Trotz der Kälte waren die meisten Mädels eher dünn angezogen und zeigten eine Menge Haut. Auch hier fand man wieder Türsteher vor den Pubs. Nach dem was wir bisher gesehen hatten, konnten wir uns vorstellen warum diese dort gut platziert waren. Im Restaurant Aye eat hatten wir schließlich Glück und bekamen den letzten freien Tisch. Die Location war sehr schick und das Essen sehr gut. Hanna bestellte sich ein Topping aus Haggis für ihren Salat und so hatten wir die Möglichkeit das Nationalgericht einmal zu probieren. Es handelt sich dabei um einen mit Innereien gefüllten Schafsmagen, der entsprechend zubereitet und scharf gewürzt ist. Schlecht schmeckte es wirklich nicht, wenn man ausblendete, was es war. Es war wie immer alles nur Kopfsache. Christoph gönnte sich auf Simons Empfehlung hin den frittierten Marsriegel mit Irn Bru Eis. Auch das sind Spezialitäten der Schotten. Irn Bru ist ein knallorangener koffeinhaltiger Softdrink, der als Nationalgetränk gilt und den es in Schottland überall zu kaufen gibt. Ihm schmeckte es sehr gut, wobei das sicher, wie auch beim Haggis Geschmackssache ist. Auf dem Rückweg tranken wir noch einen Absacker in einer Destillerie & Brauerei mit urigen bequemen Ledersesseln. Obwohl es Samstag war, wurden hier um 23 Uhr schon die Schotten dicht gemacht und wir schafften es gerade so noch unser Bier zu trinken. Kein Wunder, dass die Briten so früh schon im Städtchen unterwegs waren. Benji freute sich wie immer sehr als wir zurückkamen. Den Knochen, den er während unserer Abwesenheit verschmäht hatte, wollte er nun direkt verspeisen. Den Plan für die Folgetage hatten wir während dem Essen schon gesponnen und so trennten sich unsere Wege bis zum nächsten Morgen erstmal wieder. Hanna und Simon fuhren zurück nach Aviemore und wir vier verbrachten eine ruhige Nacht auf dem Parkplatz.
Bevor wir Inverness jedoch verließen, besuchten wir am Folgetag noch den kostenfreien botanischen Garten. Benji durfte leider nicht mitreinkommen und so ging Christoph mit ihm Gassi, während die Mädels alleine hineingingen. Die Stunde die wir dort verbrachten, hatte sich gelohnt. Es gab in dem Garten einen Außenbereich mit allerhand wilden Pflanzen, sowie schönem Naturpfad und einige Gewächshäuser. Dort waren viele tropischen Bäume und Pflanzen, Kakteen beeindruckender Größe und sogar ein kleiner Wasserfall mit Fischteich untergebracht worden.
Danach verließen wir Inverness und zogen weiter nach Aviemore, zu unserer ersten gemeinsamen Wanderung mit Hanna und Simon.
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