Wir wachten am nächsten Morgen direkt vor einem Umspannwerk auf. Als wir am späten Abend dort ankamen, sahen wir nichts mehr und wunderten uns noch über die seltsamen Geräusche die zeitweise einsetzten. Nun wussten wir woher diese gekommen waren. Nach einer heißen Dusche in unserem Hänger (seitdem wir den Hänger umstrukturiert hatten war genug Platz dafür und es funktionierte sehr gut) gingen wir noch gegenüber zum Fluss. Dort sollte ein kleiner Wasserfall namens "Linn of Tummel" sein, den wir kurz anschauen wollten, bevor wir uns an den Falls of Bruar mit Hanna und Simon treffen würden. Tatsächlich mussten wir nur über die Straße, den Waldweg etwas hinunter laufen, ein paar Steine herunterkraxeln und schon standen wir direkt vor dem Wasserfall. Drei Jungs waren gerade dabei in Badekleidung auf Steinen über den Fluss zu balancieren. Scheinbar waren sie vorher schon in dem eiskalten Wasser gewesen, das verrieten nasse Neoprenanzüge, die neben ihnen auf dem Boden lagen. Wir hatten auch gelesen, dass man hier Wildwasserrafting machen konnte. Vielleicht hatten die Jungs genau das getan, auch wenn die Stromschnellen ziemlich stark aussahen. Schlauchboote sahen wir allerdings keine.
Nach diesem kleinen Spaziergang fuhren wir zu den Falls of Bruar. Als wir die kleine Straße, die wir am Vortag gekommen waren, nun wieder zurück fuhren, bemerkten wir ein Schild auf dem "Road closed" stand. Wir waren tatsächlich in eine gesperrte Straße gefahren und hatten die Schilder am Abend zuvor nicht bemerkt oder zumindest im Dunkeln nicht wahrgenommen. Kurz darauf standen wir vor drei Baumaschinen, die auf der Straße arbeiteten. Die Männer waren gerade dabei neue Rohre zu verlegen und waren so nett uns kurz vorbeizulassen, was zum Glück möglich war. Das war knapp gewesen, denn viele andere Wege hinaus auf die Hauptstraße zurück, hätte es nicht gegeben. Ein anderer Mann schimpfte kurz lautstark über uns als wir kurz darauf an ihm vorbeifuhren, das sahen wir deutlich und hatten wir wohl verdient.
Nach nur 20 Minuten waren wir an den Falls of Bruar. Die anderen beiden kamen kurz nach uns an und berichteten, dass es in Aviemore stark geregnet hatte. Hier war blauer Himmel und Sonnenschein. Da hatten wir die heutige Wanderlocation wohl perfekt ausgewählt. Durch einen hübschen Wald arbeiteten wir uns bergauf immer den Fluss entlang. Dabei passierten wir über mehrere alte Steinbrücken gehend, mehrere Wasserfälle, die alle zu den Falls of Bruar gehörten. Zudem entdeckten wir viele Pilze im Wald und hatten zwischendurch einen guten Ausblick auf die Berge in der Ferne. Die Runde war nur fünf Kilometer lang und da wir an diesem etwas ruhigerem Tag keine Eile hatten, gingen wir diese gemütlich in zwei Stunden.
Wie immer planten wir, bevor wir uns wieder trennten, noch die Wanderung für den Folgetag und zogen dann dorthin weiter. Die letzte gemeinsame große Wanderung wollten wir in den südwestlichen Cairngorms auf den Berg A'Mharconaich machen. Das beste daran war, dass wir direkt auf dem Parkplatz, der am Startpunkt der Wanderung liegt, parken und übernachten konnten. Das vereinfachte die Sache ziemlich und es war am Morgen stressfreier früh genug bereit zu sein. Der Parkplatz lag zwar an der Straße, dafür hatte er allerdings ein tolles Bergpanorama zu bieten. Die Nacht war leider relativ laut, da zu der Straße auch noch eine Bahnstrecke hinzukam, über die zeitweise Züge lautstark vorbeifuhren.
Am nächsten Morgen beschlossen Danea und Christoph nicht mit zur Wanderung zu kommen, da sie beide noch nicht ganz fit von den Touren der letzten Tage waren und die Wettervorhersage auch nicht ganz überzeugte. Marilyn war top motiviert und beschloss alleine mit Hanna und Simon wandern zu gehen. Benji ließ sie bei Christoph, da es inzwischen noch kühler war, als bei der Cairngorms Schleife, die wir ein paar Tage zuvor gewandert waren. Zudem war es schwierig mit einem dauerhaft ziehenden Benji, eine längere Strecke zu wandern, wenn man sich nicht abwechseln konnte.
Beim Start unserer Wanderung war es trocken und schön sonnig, wenn auch nur um die 10 Grad warm. So konnte man es noch gut aushalten. Der Weg führte zunächst immer bergauf an einem Fluss entlang und an einem kleinen Wasserfall vorbei. Nach den ersten zwei Kilometern bogen wir auf einen Weg ab, der keine befestigten Wanderwege mehr bot. Durch den vielen Regen war der vermeidliche Pfad auf der Wiese, total matschig und man musste aufpassen nicht zu versinken. Nasse Füße waren hier auf Dauer vorprogrammiert. Etwas weiter den Weg entlang begannen zum Glück wieder ein paar Steinstufen, was es wieder deutlich einfacher machte. Vom ersten Gipfel aus konnten wir hinunter auf den Parkplatz und somit auf unseren Bulli schauen. Die Sicht auf die umliegenden grünen Berge und der Weitblick, den man hatte, war mal wieder fantastisch, wie eigentlich immer in Schottland.
Nur währte die Sicht nicht lange, denn eine dichte Nebelwand tauchte plötzlich auf. Der Bulli und die Berge waren verschwunden und wir sahen gerade mal 100 Meter weit. Den weiteren Weg fanden wir dennoch ohne Probleme, dank Komoot App und GPS am Handy. Schon nach kurzer Zeit zog es wieder auf, doch dafür begann es auf einmal heftig zu winden und zu hageln. Das war richtig unangenehm und wir hüllten uns in unsere Regenjacken, Mützen und Handschuhe ein und versuchten möglichst das Gesicht mit dem Wind zu drehen. Auch dieser Spuk war schnell wieder vorbei und wir wurden mit einem tollen Regenbogen belohnt (leider sieht man ihn auf den Bildern gar nicht).
Unsere Snackpause legten wir im Windschutz eines kleinen Hügels ein. Große Steine auf die man sich dabei setzen konnte, standen praktischerweise vor dem Hügel herum. Frisch gestärkt gingen wir weiter. Leider schaffte Simon es auf eine falsche Stelle zu treten und versank knöcheltief im Matsch. Vorbei war es mit den trockenen Füßen. Inzwischen waren die praktischen Steintreppen wieder verschwunden und man musste wie zuvor, auf jeden Schritt genau achten. Am nächsten Gipfel, der auch der höchste Punkt der Wanderung war, wurde der Wind richtig heftig. Man musste sich ziemlich dagegen lehnen, um nicht weggeblasen zu werden. Es war inzwischen auch nur noch null Grad und ohne Handschuhe hätte man es nicht ausgehalten. Statt eines Gipfelkreuzes standen wieder Steintürmchen dort. Weiter ging es auf einem Grat entlang wieder Stück für Stück nach unten und auch dort blieb uns der heftige Wind erhalten. Und auch der Regen mit zeitweisen Hagelkörnern, kam wieder zurück. Inzwischen war Marilyn richtig froh Benji nicht mitgenommen zu haben. Die Kälte, der Wind und der Hagel wären definitiv nichts für ihn gewesen. Und auch umgekehrt hätte Marilyn bei diesem Wetter keinen permanent ziehenden Benji managen können. Das weitere Stück den Hang herunter war definitiv der matschigste Abschnitt. Jetzt versanken auch Hanna und Marilyn etwas im Schlamm und so langsam hatten wir alle schon Wasser in den Schuhen. Kurz bevor wir wieder unser Ziel, den Bulli, erreichten, führte uns der Komoot Track plötzlich an einen Fluss. Der Weg führte direkt hinüber, nur gab es keine Brücke. Aufgrund der Bahngleise konnten wir auch nicht den Umweg über die Brücke, auf der der Zug fuhr, nehmen. Es blieb nur über den Fluss zu gehen. Simon startete als Erster den Versuch und arbeitete sich von Stein zu Stein im Fluss entlang. Kurz vorm andern Ufer fehlte ein Stein und ein Schritt ins Wasser war unabwendbar. Die Mädels taten es ihm nach und so gingen wir am Ende alle mit klatschnassen Füßen nach Hause.
Trotz des unbeständigen Wetters, des matschigen Wanderpfades und dem nassen Ende, war es eine schöne, wenn auch fordernde Wanderung mit tollen Ausblicken gewesen. Nach fünf Stunden schlossen wir die 12 Kilometer und 760 Höhenmeter Tour ab. Anbei verlinke ich euch die Komoot Tour --> Link. Allerdings empfehlen wir stark, diese Tour nur bei gutem und trockenem Wetter zu machen und über den letzten Abschnitt ggf. nochmal nachzudenken.
Danea und Christoph saßen mit Benji im Bulli als wir zurückkamen. Sie hatten Kaffee für uns alle gemacht. Wir erfuhren, das sie während die Sonne schien, ein paar wenige Kilometer den Wanderweg, den wir auch genommen hatten, hin und wieder zurück gelaufen waren. So waren sie auch an dem hübschen Fluss entlanggegangen und an dem kleinen Wasserfall vorbeigekommen. Noch während wir Kaffee tranken (Hanna und Simon standen mit ihren Tassen vorm Bulli und wir drei saßen mit Benji drinnen) fiel doch tatsächlich wieder ein Regenschauer nieder. Schnell flüchteten die zwei sich in ihr Auto und warteten bis es vorbei war. Es war wie im April - Sonne, Regen und Hagel im permanenten Wechsel.
Hanna und Simon verließen uns nach dem Kaffee trinken erstmal wieder und wir zogen weiter in den Süden. Wir würden uns erst am Wochenende zu unseren Geburtstagen wieder in Edinburgh treffen. Diese Nacht wollten wir am Loch Leven, der auf dem Weg in den Süden lag, schlafen. Auf dem Weg dorthin nahmen wir noch den National Trust Hermitage Wasserfall am River Braan mit. Als wir um 17:30 Uhr dort parkten, war auch fast nichts mehr los. Nach wenigen Minuten am Fluss in einem tollen Wald mit richtig hohen Bäumen entlang, erreichten wir den beeindruckenden Wasserfall. Von den Wasserfällen der letzten Tage, gefiel uns dieser hier am besten. Durch ein kleines rundes Gebäude mit Glastüren (Christoph nannte das Gebäude eine kleine "Kapelle"), konnte man auf einen kleinen Balkon hinaus gehen und von dort aus direkt hinunter auf den Wasserfall schauen. Man konnte das Gebäude auch für Hochzeiten buchen. Auf dem Weg dorthin fielen uns ziemlich viele abgesägte Baumstämme auf, in die etliche Münzen hineingeschlagen wurden (genauso wie beim Glenfinnan Viadukt). Schilder die davor angebracht worden waren, verrieten uns nun auch was es damit auf sich hatte. Es handelte sich dabei um einen heidnischen Brauch, der vor Allem in Cornwall und Schottland verbreitet ist und der Glück bringen soll. Leider war dieser Brauch aber gar nicht gut für die Vögel, die durch die vielen Münzen keine Insekten und Larven mehr unter der Rinde fanden. Deshalb klärten die Schilder hier die Menschen auf, warum man es nicht tun sollte. Einige dieser Baumstämme waren mit Neonfarbe angesprüht worden, damit die Waldschützer wussten, welche Stellen erst neu beschlagen und welche schon älter waren. Noch erwähnenswert bei dieser kleinen Abendrunde war, dass Benji außergewöhnlich gut hörte. Egal ob Sitz, Platz, Fuß oder Bleib, er machte alles geduldig mit und schien nicht allzu abgelenkt von seiner Umgebung zu sein, so wie sonst meistens. Woran das lag erschloss sich uns leider nicht.
Als wir dann schließlich gen Loch Leven aufbrachen, kamen wir gerade so noch mit einem blauen Auge davon. Christoph fuhr los und wir wunderten uns noch als wir die Schnellstraße erreichten, wieso es so laut im Bulli war. Dann bremste er und mit einem Knall fiel die hintere Tür zu. Wir waren mit offener Schiebetür losgefahren und hatten es nicht bemerkt. Nach einem kurzen Check sahen wir, dass zum Glück nichts herausgefallen war. Unsere Schuhe standen noch direkt in der Tür und hatten sich nicht bewegt. Das war Glück im Unglück gewesen.
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