Am nächsten Morgen stellten wir mit Überraschung fest, dass der Morrisons Supermarkt, auf dessen Parkplatz wir übernachtet hatten, auch am Sonntag geöffnet hat. Das war uns fremd, kam uns jedoch entgegen, da wir dringend Mülltüten brauchten. Nach dem Frühstück starteten wir erneut zum Holyrood Park. Dieses Mal hatten wir einen anderen Parkplatz im Auge und fuhren diesen auch ohne Hänger an. Erneut ließen wir unseren Klotz am Bein einfach am Morrisons Parkplatz stehen, da dies beim ersten Mal auch gut funktioniert hatte. Kaum waren wir aus dem Parkplatz herausgefahren und hielten an der Ampel, knallte uns plötzlich von rechts hinten ein Fahrradfahrer an den Außenspiegel. Er fiel vom Fahrrad und lag plötzlich auf dem Boden. Als wir ihn fragten ob alles okay sei, reagierte er nicht, obwohl er offensichtlich wach und ansprechbar war. Hinter uns stiegen ebenfalls Menschen aus ihren Autos und versuchten ebenfalls erfolglos mit dem Mann zu sprechen. Dann erkannte Marilyn den Mann. Er war zuvor am Eingang des Supermarkts gestanden und wirkte dort schon total abwesend. Wir schätzten er war auf Drogen, besoffen oder beides. Er schien nicht verletzt zu sein, stand langsam auf und torkelte mit seinem Fahrrad im Schlepptau auf den Gehweg. Mehr tun konnten wir nicht, also fuhren wir weiter. Das war ein kleiner Schreck gewesen. Zum Glück war weder dem Mann, noch dem Bulli etwas passiert.
Der Parkplatz, den wir ansteuerten, lag am südwestlichen Rand des Holyrood Parks. Es waren einige Parkplätze frei und ohne Hänger konnten wir dort auch problemlos stehen. Sonntags kostete es zudem nichts. Endlich hatten wir es geschafft und brachen von dort aus zu unserer ersehnten Wanderung auf den Arthur's Seat (der Stadtberg von Edinburgh der im Holyrood Park liegt) auf. Nach wenigen Schritten waren wir schon in dem grünen und ruhigen Areal und das mitten in der City. Wege mit Steintreppen führten nach oben auf den Berg. Unsere Seite war wenig begangen und so gingen wir fast ganz alleine, bis wir dem Gipfel näher kamen. Dort trafen sich alle Wege und nur ein Weg führte ganz nach oben. Dort war jede Menge Trubel. Benji blieb dennoch cool und schnüffelte neugierig alles ab. Die Steine, auf denen man am Ende ging, waren etwas abgelaufen und dementsprechend rutschig. Die Mühe lohnte sich - ein toller Blick auf Edinburgh erwartete uns. Man konnte auch auf den See, der ebenfalls im Holyrood Park liegt, schauen, sowie auf den Calton Hill, der auch im Zentrum und nicht weit entfernt lag. Sehr gerne hätten wir einen unserer Geburtstage hier verbracht, doch leider hatte das nicht sein sollen.
Wir stiegen auf der anderen Seite des Arthur's Seat wieder ab. Der Weg führte uns an der Burgruine vorbei hin zu einem Platz, an dem eine Menschentraube stand. Jugendliche in schottischen Kilts standen in deren Mitte, mit Dudelsäcken im Arm. Dann ertönte schottische Volksmusik, die gar nicht schlecht klang. Dies war die erste Dudelsack Livemusik die wir in Schottland hören durften. Weiter führte unser Weg am Holyrood Palace vorbei. Jetzt waren wir am Ende des Parks angekommen und mussten die Entscheidung treffen, ob wir Benji zurück zum Auto bringen sollten oder in die Stadt mitnehmen wollten. Wir hatten uns mit den anderen drei verabredet uns am Nachmittag in der Stadtmitte an der Ben & Jerrys Eisdiele zu treffen und dort zum Abschluss der gemeinsamen Reise (Hanna und Simon würden uns wieder verlassen und gen Lake Distrikt und Wales weiterziehen) noch ein Eis zu essen. Bislang war Benji total entspannt gewesen, auch als wir an den Menschen und den schottischen Dudelsackspielern vorbeigingen. Deshalb entschieden wir es zu versuchen.
Dazu mussten wir weitere 30 Minuten quer durch die Stadt laufen. Eine größere Einkaufsstraße war gesperrt, da ein Umzug stattfand, der aktuell allerdings zum Glück noch nicht hier war und so konnten wir dort mitten auf der Straße gehen, was Benji ungemein entspannte. Am Ende der Straße begann die Fußgängerzone und dort konnten wir die Schausteller des Umzugs sehen und musizieren hören. Um was für eine Veranstaltung es sich hierbei genau handelte, erfuhren wir nicht. Wir mieden die Straße und gingen stattdessen am Bahnhof vorbei. Dort hatte Benji kurz etwas Panik, aufgrund der vielen Menschen und lauten Busse, die neben uns vorbeifuhren und zum Teil laute Geräusche beim Anfahren machten. Zum Abschluss durchquerten wir noch die Princes Street Gardens, in denen tolle Figuren standen und von denen aus einige Denkmäler und wichtige Gebäude Edinburghs zu sehen waren. Dann verließen wir den Park, überquerten die Straße und standen an der Eisdiele. Die anderen waren schon da. Leider enttäuschte dieser Ben & Jerrys Store ziemlich. In Neuseeland hatten Marilyn und Danea eine der Eisdielen der großen Kette schon mal getestet und die Erfahrung war eine ganz andere gewesen. Nun waren wir enttäuscht von der kaum vorhandenen Auswahl und den komplett überteuerten Preisen, so dass wir am Ende doch kein Eis aßen. Die anderen hatten ihre Sightseeing Tour in der Stadt schon hinter sich. Wir unterhielten uns deshalb nur noch etwas und verabschiedeten uns dann von Hanna und Simon, die müde waren und schon mal ins Hotel gehen wollten. Am Folgetag würden sie schon weiterreisen. Wir bedanken uns bei den beiden an dieser Stelle nochmal für die tollen gemeinsamen Wanderungen und Erlebnisse.
Zusammen mit Danea zogen wir weiter durch die Innenstadt und arbeiteten uns dabei langsam zurück zum Bulli. Dabei bestaunten wir noch einen hübschen Brunnen in den Princes Street Gardens, besuchten den Kirkyards Graveyard, auf dem J. K. Rowling sich eine Inspiration zu Tom Riddle aus Harry Potter holte und lernten Bobby den Hund kennen. Die Geschichte um Bobby ist wirklich rührend. Das Herrchen Bobbys starb und der Hund soll seit dem sein restliches Leben am Grab seines Herrchens verbracht haben. Nun steht noch eine Statue von Bobby dort. Zuletzt durchquerten wir noch den Meadows Park und standen wieder vorm Bulli. Benji war die meiste Zeit richtig cool geblieben und wir waren sehr stolz auf ihn. So gut hatte es in der Stadt bislang noch nie geklappt. Danea lief von dort aus zurück zu ihrer Unterkunft, die sie noch für eine Nacht gebucht hatte und wir fuhren zurück zum Morrisons, um dort eine letzte Nacht zu verbringen.
Tags drauf sammelten wir Danea ein und kauften kurz im Lidl ein. So konnten wir auf dem Parkplatz umsonst weitere zwei Stunden stehenbleiben und zu Fuß auf den Calton Hill gehen, der nicht weit entfernt lag. Hier stressten wir Benji leider wieder etwas, da wir zunächst durch befahrene Straßen gehen mussten, die ihn scheinbar wieder schreckten, bis wir endlich den Park erreichten und er sich wieder entspannen konnte. Der Weg, der oben auf dem Calton Hill rundherum führt, ist der älteste eingetragene Wanderweg Großbritanniens. Der Berg wird auch Monumentenhügel genannt, da dort einige Monumente Seite an Seite stehen. Auch ein ehemaliges Observatorium war hier zu finden. Von hier aus konnten wir auf den Arthur's Seat rüber schauen, den wir am Vortag bestiegen hatten. Ein Schild verriet die 400 Millionen Jahre alte Entstehungsgeschichte des Arthur's Seat, sowie dessen vulkanische Vergangenheit. Wir ließen uns Zeit und genossen die Sonne. Dabei entstanden ein paar interessante Bilder. Pünktlich um 13 Uhr hörten wir einen leisen Knall. Dank Daneas Schlossbesuch am Vortag wussten wir, dass es sich dabei um ein altes Ritual handelte. Die Seefahrer wurden früher mit dem täglich um 13 Uhr abgegebenen Schuss davon in Kenntnis gesetzt, das es Mittagszeit war. Dies diente dazu, dass sie sich zeitlich orientieren konnten.
Die vier Tage Edinburgh waren ausreichend gewesen die hübsche Stadt in aller Vielfalt zu erkunden. Mit Benji und seiner Angst vor Städten waren wir ein Stück weiter gekommen und hatten einige Erfolgserlebnisse erzielt. Doch jetzt zog es uns wieder in ruhigere Gefilde, weg vom Stadttrubel. Und so verließen wir Edinburgh, um noch den Osten Schottlands zu entdecken.
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