Nach einer weiteren Nacht in Glasgow, die wir erneut im Green Park auf dem kleinen Parkplatz vor dem Fluss verbrachten, zogen wir wieder in den Süden Schottlands. Christoph war immer noch nicht vom Goldschürffieber geheilt und wollte zum Abschluss unserer Schottlandreise nochmal in Wanlockhead sein Glück versuchen. Bei unserem ersten Versuch dort zusammen mit Danea, hatten die beiden leider nichts gefunden --> Link. Bei Ankunft im höchsten Ort Schottlands, wurden wir direkt wieder von Schafen neben der Straße begrüßt.
Dieses Mal hatte das Museum of Leadmining offen als wir ankamen und Christoph kaufte sich dort erstmal ein komplettes Goldschürfer Set (eine Online Bestellung war leider nicht möglich gewesen). Dieses war deutlich umfangreicher als das Leih Equipment, dass wir beim letzten Mal erhalten hatten. Hier waren zwei hochwertigere Pfannen (groß und klein), ein Sieb, eine Lupe, eine Pipette, eine Snifferbottle, zwei Reagenzgläschen, ein Magnet sowie eine Tasche für das Set mit dabei. Dafür legte er immerhin auch umgerechnet 70 Euro hin. Inzwischen hatte Christoph sich weitergebildet und fleißig im Internet recherchiert. Um sich das Leben einfacher zu machen wollte er deshalb eine Henderson Pumpe nachbauen. Die Pumpe ermöglicht das Ansaugen des Materials aus Ritzen und Löchern im Fluss. Überall wo man nicht mit der Schaufel hinkommt, hilft die Pumpe und deutlich einfacher ist es, wenn man nach dem ersten Graben mit der Schaufel, sogar direkt die Pumpe benutzt um das Material aufzunehmen. Auf der Fahrt nach Wanlockhead waren wir deshalb noch in einen Baumarkt gefahren und hatten alle notwendigen Materialien dafür besorgt. Auch eine Schaufel hatten wir uns endlich zugelegt. Die war schließlich nicht nur zum Goldschürfen praktisch.
Beim Verlassen des Museums traf Christoph noch auf einen anderen Goldschürfer, der gerade seine Lizenz gekauft hatte. Die zwei kamen ins Gespräch und so erhielten wir nochmal Tipps für gute Stellen im Fluss, sowie für die Behandlung des neuen Sets. Vor der ersten Benutzung einmal gründlich mit Wasser und Spüli reinigen, damit der Fettfilm abgeht und das Gold nicht aus der Pfanne flutscht - so sein Tipp. Gerade bei Metallpfannen ist das unabdingbar.
Bei der Fahrt ins Tal, sahen wir den Mann ziemlich am Eingang des erlaubten Schürfergebietes parken. Genau diese Stelle hatte er empfohlen und eben dort hatten auch wir parken wollen. Leider war nun kein Platz mehr und uns blieb nichts anderes übrig, als wieder ganz nach unten ins Tal zu fahren, zu der Stelle, an der wir auch beim letzten Mal schon gestanden und genächtigt hatten. Auch dieses Mal war wieder einiges los im Tal und etliche Camper mit Vans und Zelten standen bereits dort. Unser Plätzchen vom letzten Mal war zwar besetzt, aber direkt daneben war noch etwas frei. Die Camper die dort standen (sie klangen wie Schotten) machten direkt grinsend ein Foto von unserem Hänger und zeigten den Daumen nach oben. Unser Hänger kam mal wieder gut an.
Das Erste was Christoph tat bevor es ans Schürfen ging, war die Henderson Pumpe zu bauen. Anbei findet ihr eine kleine Bauanleitung.
Anleitung zum Bau einer simplen Henderson Pumpe
Was braucht man?
- PVC Rohr ca. 75 mm Durchmesser (Tennisball muss luftdicht hinpassen)
- Winkelstück für das PVC Rohr
- Ein Tennisball
- Langer Stab (z.B. Besenstiel)
- Lange Holzschraube aus Edelstahl (min. 70 mm)
- 2 x große Unterlegscheiben aus Edelstahl (Karosseriescheiben)
Bauanleitung
1. Schritt: PVC Rohr auf die gewünschte Länge zuschneiden (z.B. 90 cm)
2. Schritt: Winkelstück einstecken
3. Schritt: Die Schraube durch den Tennisball schrauben (mit einer Unterlegscheibe)
4. Schritt: Den Stab auf 1,10 m kürzen (er sollte 20 cm länger als das PVC Rohr sein, für den Griff)
5. Schritt: Mit der zweiten Unterlegscheibe den Tennisball an den Stab schrauben
6. Schritt: Tennisball in das Rohr schieben und im Wasser testen ob es eng genug ist. Es muss ein Widerstand spürbar sein und Steine / Sand sollten sich ansaugen lassen
Der Tennisball verformt sich beim Einschrauben und verändert dadurch etwas seine Form. Es kann erforderlich sein ihn weniger fest oder fester zu schrauben. Das merkt man dann beim Testen. Wenn man möchte kann man noch ein Endstück mit einem Loch in der Mitte auf das PVC Rohr, dort wo der Stab hinausschaut, setzen, damit man einen Endpunkt für die Pumpe hat. Falls man sich dafür entscheidet, sollte man zusätzlich noch ein weiteres Loch zur Entlüftung am oberen Ende des Rohres bohren. Leider haben wir in den englischen Baumärkten, die nicht so eine gute Auswahl haben wie wir es in Deutschland gewohnt sind, kein Endstück gefunden und so ließen wir es einfach weg.
In nur 20 Minuten hatte Christoph die Pumpe fertig gebaut und getestet und endlich konnte das Goldschürfen beginnen.
Kleines Goldschürf Tutorial
1. Schritt: Passende Stelle suchen --> An Stellen des Flusses, an denen die Strömung geringer ist, lagert sich meistens Gold ab, z.B. hinter Hindernissen wie einem Stein oder auch in Flussbiegungen
2. Schritt: Die oberste Gesteinsschicht wird mit der Schaufel abgetragen, bis man ans Grundgestein kommt.
3. Schritt: Mit der Schaufel oder einer Henderson Pumpe befördert man das Material (Grundgestein) an die Oberfläche (z.B. in einen Eimer oder direkt in den Sieb)
4. Schritt: Die groben Steine werden ausgesiebt, so dass das feinere Material in der Waschpfanne landet.
5. Schritt: Die Waschpfanne wird nun zunächst kräftig unter Wasser gerüttelt, damit sich das schwerere Material (z.B. Gold) unten absetzen kann.
6. Schritt: Jetzt startet der eigentliche "Waschvorgang". Die Pfanne wird so lange unter Wasser abwechselnd gerüttelt und die oberste Schicht mit dem Wasser abgezogen, bis das leichtere Material nahezu komplett ausgespült ist und das Schwerere in der Pfanne verbleibt. Es sollte am Ende nur noch ein feiner Sand übrig bleiben. Der Sand wird durch Klopfen in einer Ecke gesammelt und mit wenig Wasser in der Pfanne mit sanften Bewegungen von oben nach unten befördert. Dabei sollte dann nach und nach das Gold sichtbar werden (insofern man welches erwischt hat).
7. Schritt: Mit einer Pipette kann man das gefundene Gold dann aus der Pfanne ziehen und in ein Reagenzgläschen füllen.
Dies soll keine Anleitung für künftige Goldschürfer darstellen, sondern nur eine Veranschaulichung der Goldschürftechnik aufzeigen, wie Christoph und Danea sie sich bei ihren Online Recherchen angeeignet haben. Ob die Technik so komplett richtig ist, bleibt fraglich, allerdings haben die beiden damit schon mal Goldflakes aus der Helmsdale (--> Link zum Blogeintrag) gefunden. So falsch kann es also nicht sein.
Leider verlief die Suche trotz der neuen Pumpe, die wunderbar funktionierte und dem deutlich besseren Equipment, wieder erfolglos. Es lag wahrscheinlich an der Stelle. Am nächsten Tag fuhr Marilyn Christoph etwas weiter den Fluss hinauf, da diese Stellen vermutlich erfolgsversprechender waren. Die breite Masse schürfte vermutlich unten an den breiten Stellen im Tal, da man dort besser parken konnte. Marilyn fuhr, nachdem sie Christoph mitsamt seiner Ausrüstung abgesetzt hatte, zum Museum zurück. Sie ging dort mit Benji den Heritage Trail, den sie bei ihrem ersten Besuch schon mal gegangen waren. Nach dem knapp zwei stündigen Spaziergang fuhr sie zurück zum Stellplatz im Tal und musste feststellen, dass dort inzwischen ein Ford Treffen stattfand. Die Autos lieferten sich in dem Tal ein Rennen nach dem anderen und entsprechend laut wurde es im Bulli, der direkt am Wendepunkt derer auserkorenen Rennstrecke stand. Später sammelten die zwei noch ein wenig Feuerholz und holten dann Christoph wieder oben am Fluss ab. Dieses Mal hatte er einen winzigen Goldflitter gefunden. Leider dieses Mal nicht so groß wie in Helmsdale, dennoch es war Gold.
Da wir gesehen hatten, dass viele Camper am Abend zuvor im Tal ein Feuerchen gemacht hatten, taten wir es ihnen mit dem wenigen Holz, dass wir gefunden hatten gleich und schürten ein kleines Lagerfeuer. Leider war es nicht groß genug um uns zu wärmen und da es kalt war und auch noch zu nieseln begann, aßen wir dann doch im Bulli und schauten dabei nur, wie auf ein Kaminfeuer, auf das Feuerchen vor der Bullitür hinaus. Immerhin hatten die illegalen Autorennen wieder aufgehört und es war wieder angenehme Stille.
An diesem Abend waren alle Camper abgereist. Es war Sonntag und vermutlich mussten die meisten am nächsten Morgen wieder arbeiten. Auch die Ford Crew hatte sich wieder verzogen und so waren wir ganz alleine.
An unserem dritten Tag in Wanlockhead startete Christoph noch einen aller letzten kurzen Goldschürf Versuch, erneut an einer anderen Stelle des Flusses. Er hatte vom Fund des Vortages Blut geleckt und wollte mehr. Doch der erneute Goldfund wollte sich einfach nicht einstellen. Aufgrund unseres bevorstehenden Aufbruchs schürfte Christoph dieses Mal wieder im parkplatznahen Bereich, was vermutlich dazu beitrug. Etwas enttäuscht wieder nicht unsere Reise mit einem großen Goldnugget finanziert zu haben, packten wir alles zusammen und verließen nun endgültig unser geliebtes Schottland. Unser nächstes Ziel sollte der Lake Distrikt, nahe der schottischen Grenze in England, sein.
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