Der Himmel leuchtet

Veröffentlicht am 10. November 2024 um 21:20

Als wir Schottland verließen bemerkten wir das zunächst nicht. Kein Schild kam, das dies verriet. Nur ein Blick auf Google Maps verriet es uns. Nach einem Zwischenstopp im Finnlandrigg Wood, knapp hinter der schottisch-englischen Grenze, war es nicht mehr weit in den Lake Distrikt. Der hübsche kleine Wald lockte ziemlich viele Gassigänger an. Über Holzstege konnte man hier kleine Wanderrunden laufen. Nach einer Nacht auf dem Parkplatz vor dem Wald, fuhren wir noch die letzten 45 Minuten in den Lake Distrikt.

Nach einer kurzen Einkaufsession in Penrith, fanden wir einen geeigneten Stellplatz für die Nacht im kleinen Ort Greystoke. Auf dem großen Dorfparkplatz konnte man ruhig und ungestört die Nacht verbringen. Leider gab es dort keinerlei Gassigehmöglichkeiten und so fanden wir auf der Suche nach einer geeigneten Umgebung den Eycott Hill. In wenigen Autominuten erreichte man das kleine Naturschutzgebiet. Es handelt sich dabei um eine von Vulkanen geformte, wellige Hügellandschaft, die vor 470 Millionen Jahren entstand. Verschiedene Felsen und Gesteinsschichten traten hier an die Oberfläche und ziehen heute einige Geologen und Naturliebhaber an. In der Landschaft findet man neben einem kleinen Wanderweg einige schwarz-weiß gestreifte Kühe, Moorgebiete, Wiesen und kleine Teiche. Vom Hügel in der Mitte des Gebietes aus, kann man bei gutem Wetter über den nördlichen Lake Distrikt schauen. Das Gebiet ist relativ unbekannt und deshalb auch nicht sehr überlaufen. Bei unserem Besuch dort trafen wir keine Menschenseele an. Leider waren wir recht spät dran und uns ging das Tageslicht aus. Deshalb konnten wir die kleine Wanderung bis zum Hügel in der Mitte nicht ganz zu Ende gehen und drehten vorher um. Aussicht hätten wir allerdings sowieso nicht gehabt, denn die Wolkendecke hang so tief, dass wir nicht mal die gegenüberliegenden Berge vollständig sehen konnten. Wir hätten gerne auf dem kleinen komplett leeren Parkplatz vor dem Naturreservoir übernachtet, da dieser viel schöner war, als der Platz in Greystoke. Leider fanden wir aber ganz klein am Zaun versteckt ein Schild, das über Nacht parken und campen untersagte. Also fuhren wir doch wieder zurück in den Ort und hatten auch dort eine ruhige Nacht. 

In Mungrisdale sollte unseren Recherchen nach ebenfalls ein guter Goldschürf Spot sein. Leider fanden wir im Internet kaum Informationen wo genau man dort schürfen durfte und konnte und da auch ein kurzer Besuch vor Ort, den wir am nächsten Tag unternahmen, keine weiteren Erkenntnisse brachte, beschlossen wir das Goldschürfen im Lake Distrikt nochmal zu vertagen. Es war doch etwas seltsam einfach so mitten im Ort, direkt vor den Häusern der Einwohner, in den Fluss zu sitzen. Deshalb fuhren wir weiter Richtung Ullswater (See) zu den Wasserfällen Aira Force und Aira High Force. Beide liegen im Fluss Aira Beck und können vom kostenpflichtigen National Trust Parkplatz aus über einen Rundwanderweg besucht werden. Wenn nichts los ist, kann man auch gegenüber neben der Straße parken und bezahlt nichts. In fünf Minuten erreichte man von hier aus den Wanderweg. Dieser führte immer direkt am Wasser entlang durch den Wald. Zunächst passierte man den kleinen Aira Force Wasserfall. Ein Mädel und zwei Jungs waren gerade dabei sich zu entkleiden und schienen im Wasserfall baden zu wollen. Das ließ uns frösteln, denn wir hatten inzwischen tagsüber gerade so noch zwei stellige Temperaturen. Weiter an reißenden Stromschnellen vorbei, sowie einer Schlucht, durch die das Wasser hindurchschoss, führte uns der Weg zum Aira High Force Wasserfall. Einige Treppenstufen führten hinunter an den Fuß des riesigen Wasserfalls. Der Name hatte seine Berechtigung. Über eine Brücke gelangten wir auf die andere Flussseite und konnten an dieser wieder zurückgehen. 

Die kleine Runde, die nur 2,5 km und 90 Höhenmeter hat, kam uns durch die vielen Eindrücke viel länger vor. Durch unsere vielen Fotostopps war das auch nicht weiter verwunderlich. Benji war total brav und ohne Angst mitgelaufen. Wenn wir uns an die Anfänge mit ihm erinnern, ist das eine gute Entwicklung. Damals hatte er noch Angst gehabt vor den tosenden Geräuschen, die ein Wasserfall machte und musste doch sehr überzeugt werden, um daran vorbeizugehen. Umso schöner ist es, dass es heute so gut klappt. Anbei findet ihr den Link zur Komoot Tour --> Link.

Für die Nacht entdeckten wir einen tollen Parkplatz, den wir ohne Park4Night nie gefunden hätten. Man erreichte ihn nur über eine sehr schmale Straße, die an Wohnhäusern vorbeiführte und zeitweise eher an eine private Hofeinfahrt erinnerte. Für breite Wohnmobile war diese Zufahrt nicht geeignet. Da wir aber nur 2,05 Meter breit sind, konnten wir die Straße erfolgreich durchqueren und fanden uns auf einem großen Parkplatz im Grünen wieder. Dahinter befand sich ein Fluss und eine große Schafsweide grenzte an. Hinter dem kleinen Tor begannen zudem einige Wanderwege, die in eine hübsche Berglandschaft führten. Eine Infotafel verriet, dass man hier kostenfrei parken durfte und freiwillig eine Spende in der darunter hängenden Box dalassen konnte. Als Christoph mit Benji Gassi gehen wollte traf er einen der Anwohner, von einem der Häuser daneben. Dieser erzählte uns, dass gerade Hirsche auf dem Hang über der Schafswiese leben würden und aufgrund der aktuellen Brunftzeit öfter zu hören waren. Tatsächlich hörte man kurz darauf einige Rufe der Hirsche in der Ferne. Auf Christophs Frage hin ob man in dem Fluss, der hier entlangfloss, Gold schürfen dürfe, zuckte der Mann nur die schultern und erklärte, dass er noch nie von einem Goldfund in dieser Gegend gehört hatte und dass es hier nur Bleimienen gäbe. Er hatte aber auch nichts dagegen, wenn Christoph sein Glück versuchte.

Inmitten diesem wunderschönen Tal, umgeben von Bergen, Schafen und Rotwild verbrachten wir eine richtig kalte Nacht - bislang die Kälteste seit unserer ersten Nacht in Pirey --> Link zum Blog. Dafür entdeckte Christoph in dieser Nacht etwas Tolles. Sein Bruder hatte uns darauf aufmerksam gemacht, dass aktuell ein Komet, den man mit bloßem Auge erkennen könnte, dicht an der Erde vorbeifliegt. Als er dann ausstieg um danach Ausschau zu halten, sah er zwar keinen Komet, entdeckte dafür aber etwas anderes - der Himmel schimmerte grünlich. Eine kurze Recherche bestätigte es - tatsächlich waren hier Polarlichter zu sehen! Mit der Kamera konnte man diese wunderbar einfangen, doch auch mit dem bloßen Auge war eine bunte Färbung des Himmels zu erkennen, diese sich ständig veränderte. Trotz der Kälte nahmen wir uns gut eingepackt die Zeit, dieses faszinierende Naturschauspiel eine Weile zu beobachten und auf uns wirken zu lassen. Wir hätten nie gedacht in England Polarlichter zu sehen, doch genau das war geschehen und machte uns sehr glücklich!


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