Als wir am nächsten Morgen in den südfranzösischen Alpen erwachten, hatten wir ein richtig tolles T-Shirtwetter. Sonnenschein und angenehme 19 Grad erwarteten uns vor dem Bulli auf dem Parkplatz des Kletterfelsen, auf dem wir genächtigt hatten. Bevor wir weiter nach Italien zogen, wollten wir noch eine kleine Wanderung in das Bergdorf Montvenier unternehmen, dass oberhalb unseres Parkplatzs auf einem Berg liegt. Dazu gab es einen tollen Rundweg, der durch eine Schlucht nach oben führt und auf der anderen Seite unterhalb des Dorfes über eine steile Serpentinenstraße wieder nach unten.
Zunächst führte uns der Wanderweg an einem Wasserfall entlang. Über künstlich angelegte Stufen im Wasser, floss der Wasserfall neben dem Waldweg den wir gingen, den Berg hinunter. In Serpentinen ging es hier bereits steil nach oben. Alle Blätter entlang des Flusses wirkten total grau. Es schien ziemlich viel Staub bei kürzlichen Arbeiten am Fels aufgewirbelt zu sein und sich auf die Umgebung gelegt zu haben. Anders konnten wir uns das nicht erklären. Am Einstieg in die Schlucht musste man über eine Hängebrücke gehen. Diese bestand nur aus einem schmalen Holzbalken auf dem man gehen konnte und einen Stahlnetz zur linken und zur rechten. Dazu schwankte die Brücke ziemlich, sobald man sie betrat. Es war schon für Marilyn, die etwas Höhenangst hat, nicht einfach hinüber zu gehen. Kein Wunder also, dass Benji sich nicht darüber traute. Zwingen wollten wir den Kleinen nicht und so beschlossen wir wieder umzudrehen und über die Serpentinenstraße auf der anderen Seite, die Lacets de Montvenier, hoch auf den Berg zu steigen.
Auf dem Rückweg entdeckten wir in einem umzäunten Bereich drei Ziegen, die direkt am Zaun standen. Zunächst bellte Benji die Tiere an. Dann wurde er doch neugierig und ging näher an den Zaun heran. Eine der drei Ziegen kam ebenfalls näher und stieß dann ohne Vorwarnung mit ihrem Kopf gegen Benjis Kopf. Der Zaun dämpfte den Stoß glücklicherweise. Natürlich bellte der Kleine daraufhin direkt wieder. Es war zum Glück nichts passiert und wir schauten, dass wir weiterkamen. Damit hatten wir definitiv nicht gerechnet.
Vorbei ging es am Bulliparkplatz und auf die andere Seite zum Beginn der Serpentinenstraße, die aus 18 Serpentinen besteht und sich den steilen Berg nach oben windet. Die Straße sieht total spektakulär aus und ist ein Traum für jeden Motorrad- und Rennradfahrer. Es fuhren nicht allzu viele Autos dort hinauf und so konnten wir problemlos mitten auf der engen Straße nach oben wandern. Einige andere Wanderer taten es uns gleich. Die Straße, die 3,4 Kilometer lang ist, 250 Höhenmeter nach oben führt und zwischen sieben und zehn Prozent Steigung hat, wurde von 1928 bis 1945 von 40 Arbeitern gebaut. Erst im sechsten Baujahr wurden LKW's für die Bauschuttabfuhr eingesetzt und erleichterten die Arbeit. Grund für den Bau war die Erschließung des Bergdorfes Montvenier, das nur durch diese Straße erreichbar ist. Im Jahr 2015 war die Straße sogar ein Teil der 18. Etappe der Tour de France gewesen. Es war richtig heiß in der Sonne und auf dem steilen Weg nach oben kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Die Sonne lockte auch etliche Eidechsen aus ihren Löchern und bot so auch Benji etwas Beschäftigung auf dem Weg. An der Leine konnte er sie zwar nicht erreichen, freute sich jedoch trotzdem über jeden Jagdversuch. Oben angekommen erwartete uns ein großes Bergplateau von dem aus wir eine tolle Aussicht auf die Berglandschaft hatten. Wir beschlossen aus Zeitgründen nicht ins Dorf hinein zu gehen, sondern nur zur Kapelle, die am obersten Punkt der Serpentinenstraße steht. Diese konnte man von dort aus auch nochmal super ablichten und die 18 "Schnürsenkel", wie sie von Google Lens lustigerweise übersetzt werden, von oben betrachten. Nach einer kurzen Pause auf einer Bank neben der Kapelle, stiegen wir den selben Weg wieder hinab, da wir aufgrund der Hängebrücke nicht über den Rundweg durch die Schlucht gehen konnten. Die Felsen, an denen wir die ganze Zeit entlangliefen, waren Kletterfelsen und so sahen wir auf dem Rückweg einige Kletterer in den Felsen hängen. Interessant sahen die Kletterrouten durchaus aus, doch waren sie nur ohne Höhenangst überwindbar. Es gab Klettersteige, sowie normale Kletterrouten für Steilwandkletterer. Kein Wunder also, dass der Parkplatz wieder voll war, als wir zurückkamen.
Nach diesem kleinen Ausflug in die französischen Alpen zu den Schnürsenkeln von Montvenier, konnte es endlich weiter nach Italien gehen, denn die Grenze zu Italien war nicht mehr weit weg...
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