Auf dem Weg nach Folkestone zum Eurotunnel fiel uns kurz vor der gebuchten Überfahrt siedend heiß ein, dass wir für Benji noch eine Wurmtablette brauchten, um in Frankreich einreisen zu können. Wir hatten Samstag Mittag und am Montag Abend würde unser Zug durch den Tunnel fahren. Man musste die Wurmtablette maximal fünf Tage und mindestens 24 Stunden vorher verabreichen, sonst war die Entwurmung ungültig. Da am Sonntag keine Tierarztpraxen geöffnet hatten blieb uns nur, dies noch am heutigen Tag zu erledigen. Etwas in Sorge so spontan keinen Tierarzt mehr zu finden, der uns noch helfen würde, riefen wir direkt die nächste Praxis auf unserem Weg an.
Gleich bei der ersten Praxis in Catterick Garrison hatten wir Glück - bis 16 Uhr war noch geöffnet und wir konnten direkt vorbeikommen. Die Arzthelferin war sogar deutschsprachig, da ihre Mutter eine Deutsche war und so war die Verständigung umso einfacher. Als wir gegen 15 Uhr dort ankamen sahen wir, dass sich der Tierarzt in einem Petsathome Shop (Tierbedarfsgeschäftskette in England) befand. Das hatten wir schon mal gesehen und war ein interessantes Konzept. Nach einer kurzen Wartezeit wurden wir zu der Ärztin hereingebeten. Nachdem wir unser Anliegen geschildert hatten, recherchierte diese erstmal. Sie war sich nicht sicher, ob wir überhaupt eine Wurmtablette für die Rückreise nach Frankreich bräuchten, so ihre Aussage. Die Recherche dauerte bestimmt 20 Minuten und nachdem sie zu dem Schluss gekommen war, dass wir keine Tablette benötigten um zurück zu reisen, fragte sie uns bestimmt zwei bis drei mal, ob wir noch andere Anliegen hätten. Es wirkte so als wolle sie die Behandlung künstlich in die Länge ziehen. Als wir dann auscheckten, wussten wir auch wieso. Wir bekamen für die "Beratung" eine Rechnung von 44 Pfund präsentiert. Vermutlich wollte sie den Preis irgendwie rechtfertigen. Immerhin wussten wir jetzt, dass wir durch den Tunnel kommen würden und hatten dies von der Ärztin sogar schriftlich und mussten Benji nicht schon wieder einer Entwurmung auf Verdacht unterziehen.
Auf der weiteren Reise nach Folkestone wollten wir eigentlich noch einen Spaziergang durch den Sherwood Forest - dem Robin Hood Wald - machen. Dieser lag fast auf unserem Weg und Christoph, der die Robin Hood Filme kannte, wollte gerne einmal dorthin. Natürlich waren wir mal wieder an einem Sonntag dort und bekamen dies sofort zu spüren. Wir fanden rund um den Wald keinen einzigen Parkplatz. Auf dem offiziellen Besucherparkplatz war auch alles total voll und wir hätten nur noch auf den Grasflächen, die als Überlaufparkplatz dienten, parken können. Der Preis für das Parken war stolz und wir hatten keine Lust doppelt zu bezahlen (den Hänger hätten wir nebendran stellen und somit für zwei Parkplätze zahlen müssen). Schweren Herzens beschlossen wir deshalb diesen Besuch auf ein andermal zu verschieben. Wir waren schließlich nicht das letzte Mal in England gewesen.
Am Montag Nachmittag kamen wir ohne Zwischenfälle an dem Platz, auf dem wir in unserer ersten Nacht in England bereits gestanden hatten, an. Dort verbrachten wir die restliche Zeit bis wir am Eurotunnel sein mussten, mit Gassigehen und Abendessen kochen. Den ganzen Tag hatte es geregnet und jetzt zog auch noch Nebel auf. Eigentlich das perfekte Abschiedswetter von England.
Um 19:15 Uhr standen wir schließlich auf dem Gelände von Le Shuttle. Es gab auf dieser Seite des Tunnels sogar einen Self-Check-In mittels Automaten. Auf der Hinreise hatten noch Personen den Check-In übernommen. Bei der Pet Reception mussten wir allerdings wieder zu einem richtigen Check-In Schalter hineingehen. Dort kamen wir auch problemlos durch und atmeten erleichtert auf, dass die Ärztin recht behalten hatte und wir keine weitere Wurmtablette mehr benötigten. Alles lief total relaxt und stressfrei ab und bei der Überfahrt in dem Autozug, waren wir dieses Mal alle drei viel entspannter als bei unserem ersten Mal vor rund vier Monaten --> Link zum Blogeintrag.
Unsere Reise in den Süden führte uns zunächst durch Frankreich. Unser Ziel war bella Italia in dem es zu dieser Jahreszeit immer noch schön warm war. Wir fuhren die Route dorthin komplett durch Frankreich und machten dabei in den fünf Tagen die wir dafür brauchten, insgesamt sieben Stopps. Mehr als drei bis vier Stunden fuhren wir am Tag nie, damit Benji nicht zu viel Fahrstress hatte. Nachfolgend werden wir nur von den erwähnenswerten Ereignissen dieser fünf Tage berichten.
In Ardres, direkt unterhalb von Calais, unternahmen wir am ersten Tag zurück in Frankreich, eine hübsche kleine Seenrunde. Über angelegte Wanderpfade kann man um die Seen herum, sowie teilweise sogar auf Brücken und schmalen Landzungen darüber bzw. zwischendurch gehen. Bereits hier in Nordfrankreich spürten wir schon deutlich, dass es wärmer war als in England. Dennoch brauchte man noch lange Kleidung und eine Jacke. Die Heizung im Bulli mussten wir nachts jedoch schon nicht mehr einschalten.
An der Schelde (Fluss) hielten wir zum Gassigehen an einem toll angelegten Picknickplatz mitten in den Feldern. Benji ließen wir dort, da wir total alleine waren und keine Gefahr sahen, endlich mal wieder freispringen, damit er einen Ausgleich zur vielen Fahrerei bekommen würde. Leider schaffte es unser Kleiner direkt wieder sich dabei zu verletzen und kam mit einem Schnitt in einer der hinteren Pfoten zurück. Wir befragten das Internet, sowie Freunde mit Hunden was zu tun sei und verarzteten Benji dann so gut es ging. Ein Tierarztbesuch war nicht notwendig, solange sich die Wunde nicht entzünden würde. Der Verband, den wir Benji anlegten, hielt anfangs nur mäßig und wurde von Verbandswechsel zu Verbandswechsel besser. Benji lief zuerst etwas seltsam mit dem Verband, gewöhnte sich aber schnell daran. Schmerzen schien er keine zu haben so wie er sich bewegte, nur der Verband schien ihn zeitweise zu stören. Nach zwei Tagen zogen wir einfach ein Beutelchen mit Zugband über den Verband fest, damit dieser besser hielt und nicht mehr so schnell nass und schmutzig wurde. Es sah aus wie ein kleines Schühchen. Das war schließlich die beste Lösung und so heilte die kleine Wunde von Tag zu Tag weiter zu. Bereits am vorletzten Tag in Frankreich konnten wir den Verband schon wieder weglassen.
In Nuits-Saint-Georges standen wir eine Nacht auf dem Berg unter einer singenden Stromleitung. Das war außerhalb des Bullis etwas störend, die Aussicht dafür aber schön. Bei einem unserer Spaziergänge entdeckten wir nicht weit entfernt eine verlassene Paintball Anlage. Das Areal lag in einem ehemaligen Steinbruch und sah aus wie in einem Computerspiel. Überall standen alte Türen, Fässer und Verschläge aus Brettern und boten den Gruppen, die hier Paintball spielten, Deckung. Sogar ein ausgeschlachtetes Propellerflugzeug lag inmitten des Areals herum. Der Ort wirkte verlassen und ein Schild verriet, dass er aktuell für Spiele geschlossen war und sich in Renovierung befand. Da wir diesen Platz abends in der Dämmerung entdeckten, hatte das Gänsehautfeeling. Vor Allem da wir am Eingang noch ein verlassenes Haus passieren mussten, in dessen Garage sogar noch alte Gegenstände herumstanden.
Seit wir wieder in Frankreich waren konnte man wieder viel einfacher Plätze für's Wildcampen finden, da man einfach in jeden Feldweg hineinfahren kann. In ganz Großbritannien war das nicht möglich gewesen, da dort alles privatisiert war. Bei Chèzeneuve fanden wir mitten in den Feldern einen tollen Parkplatz mit Aussicht. Man konnte von dort aus in der Ferne auf den Mont Blanc (Frankreichs höchster Berg) schauen - insofern sich dieser nicht hinter Wolken verbergen würde, was er bei uns leider tat. Benji war dort schon wieder so fit, dass er an der langen Leine sogar einen Hasen jagen wollte und dabei sein provisorisches Schühchen verlor. Ein Kastanienwald befand sich direkt neben diesem Aussichtspunkt und so sammelten wir bei einem Spaziergang jede Menge Kastanien, die wir kurz darauf zum Abendessen, zusammen mit einem Zwiebelkuchen zubereiteten und aßen. So wie es auch in der Pfalz zur Zeit des neuen Weins gang und gebe ist.
Als wir an unserem vorletzten Tag in Frankreich Montvernier erreichten, konnten wir schon deutlich spüren, dass wir in Südfrankreich angekommen waren. Es war inzwischen deutlich wärmer geworden und tagsüber erreichten die Temperaturen endlich wieder 20 Grad. Das T-Shirt und kurze Hosen Wetter war zurück! Montvernier, ein kleiner Ort in den französischen Alpen, hatte jedoch mehr zu bieten als nur warmes Wetter, wie wir kurz darauf schon herausfinden würden.
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