Die kulinarischen Schätze Montepulcianos

Veröffentlicht am 6. Dezember 2024 um 23:43

Nach einem Relaxtag an dem wir auf unserem kostenfreien Stellplatz in Bagno di Vignoni noch ein wenig in der Sonne saßen und uns einfach mal ausruhten, brachen wir gegen Spätnachmittag auf nach Monticchiello. In dem kleinen Örtchen wollten wir etwas Essen gehen. Es war bereits dunkel als wir dort ankamen und vor den Toren der Altstadt, auf einem großen und nahezu leeren Parkplatz, den Bulli abstellten. Das wunderte uns bereits etwas, denn es war einer der wenigen Parkplätze in der Nähe der Altstadt. Nach einem kurzen Fußweg erreichten wir auch schon das mittelalterliche Tor. Der süße kleine Ort war überall hübsch beleuchtet doch eines fehlte - Menschen. In den 15 Minuten in denen wir einmal komplett durch den kleinen Ort liefen, trafen wir keine Menschenseele. Dazu kam, dass alle Restaurants geschlossen hatten. Nach kurzer Recherche fanden wir heraus, dass an einem Mittwoch die meisten Lokalitäten Ruhetag hatten. Und jene die als geöffnet bei Google angegeben worden waren, hatten vermutlich saisonal bedingt geschlossen. 

Hier würden wir unsere knurrenden Mägen nicht füllen können. Also blieb uns nichts anderes übrig als weiterzuziehen. Im nicht weit entfernten Montepulciano wollten wir unseren nächsten Versuch starten. Nach einer aufregenden Fahrt durch die Nacht, bei der wir wieder einmal Bodenwellen, Kiesstraßen und Berge überwinden mussten, kamen wir dort an. Wieder parkten wir auf einem Parkplatz außerhalb der Altstadt. Praktischerweise war es direkt ein Park4Night Platz für die Nacht. Dieses Mal zogen wir ohne unseren kleinen Benji los, da wir erwarteten, dass der Ort deutlich größer und belebter als Monticchiello ist. Als wir dann durch die längliche Altstadt liefen, merkten wir, dass dies vermutlich gar nicht nötig gewesen war. Auch hier war aktuell nicht mehr viel los auf den Straßen. Die Saison war inzwischen scheinbar mehr als deutlich zu Ende. Alle Geschäfte hatten bereits geschlossen. Zu unserem Glück waren jedoch noch ein paar wenige Restaurants und Weinbars geöffnet. So steuerten wir eine Pizzeria am anderen Ende der Altstadt an --> Das Lieviti. In einem gemütlichen Kellergewölbe genossen wir hier eine gute neapolitanische Pizza. Man muss diese Art Pizza mögen, denn der Teig ist bei dieser Machart relativ weich und erscheint etwas lätschig. Der Rand hingegen ist knuspriger. Das Geheimnis liegt unter anderem in der langen Gehzeit des Teiges und der hohen Backtemperatur. Das Restaurant war so modern, dass man seine Speisekarte nur via abscannen eines QR Codes mit dem Handy einsehen konnte. Zum Nachtisch probierten wir noch sizilianische Cannolis. Die Röllchen sind aus einem relativ harten Mürbeteig und standardmäßig mit einer cremigen Füllung aus Ricotta gefüllt.

Unser Fazit: Die Pizzeria hat uns gefallen und das Essen war lecker. Deshalb empfehlen wir diese gerne weiter. Nur der Hauswein hat uns hier nicht überzeugt.

Am nächsten Tag wurden wir vom Trubel um uns herum geweckt. Wo am Abend nur ein weiterer Camper stand, parkten nun etliche Autos vor und hinter uns. Um die Ecke befand sich der Marktplatz und es stellte sich heraus, dass dort heute ein Wochenmarkt stattfand. Der Parkplatz dazu war natürlich genau der auf dem wir standen. Die Chance ließen wir uns nicht entgehen und kauften erstmal ein paar italienische Spezialitäten auf dem Markt ein. Neben Obst, Gemüse, Fleisch, Käse und weiteren Feinkostspezialitäten fand man noch etliche Stände mit Kleidern und sonstigem Krimskrams, den man eigentlich eher auf einem Flohmarkt erwartete. Auf dem Rückweg zum Bulli fanden wir direkt neben dem Marktplatz eine Ölmühle die auch einen Shop mit dabei hatte. So probierten wir noch ein gutes Olivenöl direkt von der Quelle. 

Nach einem guten Frühstück zogen wir nochmal los in die Altstadt. Dieses Mal wagten wir es Benji mitzunehmen. Bei Tag nahmen wir den Glockenturm, der ziemlich in der Mitte der Altstadt steht, erst richtig wahr. Eine Figur, die neben der Glocke steht, schlägt tatsächlich zu jeder vollen Stunde auf die Glocke. Leider erwischten wir den Zeitpunkt nicht und konnten deshalb kein Video aufnehmen. Am zentralen Piazza Grande angekommen, war es aus mit Benjis bisheriger Relaxtheit. Es wurde dort gerade ein Weihnachtsmarkt aufgebaut und dementsprechend laut war es überall. Vom Glockenturm des Rathauses das dort steht, soll man einen tollen Blick über das Val D'Orcia Tal haben. Leider hatte das Rathaus aktuell geschlossen und öffnete erst in zwei Tagen zum Beginn des Weihnachtsmarkts wieder. Die Kirche " Cathedral Saint Mary of the assumption" am Platz, ist fast 350 Jahre alt und weist heute noch eine unvollendete Backsteinfassade auf. Dadurch behielt die Kirche ihr schlichtes und rustikales Aussehen bis heute.

Auf unserem Weg durch die Altstadt fanden wir ein weiteres Stadttor und schlüpften kurz durch dieses hindurch, um die per Schilder angekündigte Aussicht anzusehen. Bei dem Anblick der sich uns hier bot mussten wir tatsächlich daran denken, dass man unsere Heimatregion auch die Toskana Deutschlands nennt. Es gab durchaus Ähnlichkeiten. Lustigerweise stellte sich uns bei Ankunft am Aussichtspunkt ein Kampfkater in den Weg. Er blieb sogar sitzen, als Benji sich ihm bis auf ein paar wenige Zentimeter näherte. Es wurde ein kleines Blickduell daraus, das der Kater, der vermutlich kampferprobt und Tourimassen gewohnt war, gewann. Er machte auf einmal seltsame Brummgeräusche und das reichte aus, dass Benji etwas eingeschüchtert zurückwich. Wir legten uns lieber nicht mit ihm an und zogen schnell weiter. 

Am anderen Ende der Altstadt gelangten wir zur Universität. Das Gebäude nannte sich zudem aktuell "Castello di Babbo Natale" was so viel wie "Schloss des Weihnachtsmanns" bedeutet. Im kleinen Park vor dem Schloss säumte ein Schriftzug mit "Navidad in Montepulciano" (Weihnachten in Montepulciano) den Rasen. Hier hatte man sich richtig viel Mühe gegeben den Ort festlich zu gestalten. Auf dem Rückweg ließen wir es uns nicht nehmen ein wenig zu schlemmen. Erster Stopp war die Chocolaterie "Laboratorio del Cioccolato". Dort kauften wir eine Tüte voller einheimischer Leckereien - Gefüllte Blätterteigtaschen, Cannollis, sowie eine heiße Schokolade. Alles schmeckte sehr gut und toppte die Cannollis vom Vortag sogar, da diese hier im Gegensatz zu der sizilianischen Version mit Pistaziencreme, Limoncello, Kaffee oder anderen Füllungen versehen wurden. Preislich ist die Chocolaterie total im Rahmen (nicht abschrecken lassen, denn die Preisangaben sind Kilopreise). Wir empfehlen den Shop deshalb wärmstens weiter.

Im Cantina Contucci gönnten wir uns dann noch eine kleine Weinprobe, nachdem wir zuvor den Weinkeller umsonst besichtigen durften. Spezialität des Ortes ist der Vino Nobile. In sämtlichen Geschäften und Weinbars wird er verprobt und verkauft. Unser Interesse war geweckt worden und so probierten wir in eben diesem Weinkeller drei verschiedene Sorten des Vino Nobile. Die Verkäuferin sprach sogar deutsch, da sie das in einer Sprachschule gelernt hatte. Sie war total begeistert von Benji, der auch mit hinein durfte. Zudem berichtete sie uns, dass es sich beim Cantina Contucci um den ältesten Weinkeller der Stadt handele. Selbst dem Papst wurde hier schon eine Flasche des edlen Tropfens überreicht, was ein Bild an der Wand belegte.

Eigentlich wollten wir danach nur zurück zum Bulli laufen. Tagsüber war in der Altstadt jedoch etwas mehr los als nachts und einige Geschäfte hatten auch wieder geöffnet. Auf unserem Weg wurden wir deshalb nochmal von einer Verkäuferin, die vor ihrem Feinkostladen stand, angesprochen und gefragt, ob wir denn etwas probieren wollten. Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul - so sagt man. Also traten wir ein und erhielten unsere zweite Weinprobe des Tages in den "Ercolani Cellars". Weitere zwei Probiergläser des Vino Nobile standen kurz darauf vor uns auf dem Tisch. Total überrascht waren wir, als die Dame uns dazu noch ein Brett mit vier Sorten Pecorino und zwei Sorten Salami dazu stellte. Und das alles für lau. Der Käse war richtig lecker und fast hätten wir diesen auch noch gekauft. Die große Mindestabnahmemenge hielt uns dann doch davon ab und so gingen wir mit einer weiteren Flasche Vino Nobile nach Hause. Dieser hier war sogar noch besser als die Vino Nobiles der ersten Weinprobe. Oder unsere Sinne waren inzwischen schon vom vielen Wein vernebelt. Wer weiß...

Nach diesem Nachmittag voller kulinarischer toskanischer Schätze war es nicht verwunderlich, dass wir uns auf dem Rückweg nochmal ein paar Pizzastücke to go von der Pizzeria "DOC" auf dem Weg kauften. Auch diese Pizzeria können wir aufgrund ihres guten Preisleistungsverhältnisses empfehlen --> Link. Wer allerdings dünnere Teige und knusprigere Böden mag, ist auch hier verkehrt. 

Benji hatte sich bei unserem kleinen Stadtbesuch gut geschlagen und nur Angst gezeigt als es durch die Handwerker zwischen den Weihnachtsmarktbuden laut wurde. Leider hatte er auch ein paar andere Hunde, denen wir begegnet waren, angegiftet. Dieses Verhalten nahm in letzter Zeit wieder überhand und wir wussten nicht wieso. War Benji etwa reisemüde?


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Kommentare

Papa
Vor 20 Tage

Hallo Ihr Zwei,
tolle Bilder. Hier kann man es sich gut gehen lassen.
Gruß Klaus