Am nächsten Tag nutzten wir die Gelegenheit und schauten uns die heißen Quellen von Bagno di Vignoni nochmal bei Tageslicht an. Bei der Konstruktion handelte es sich um eine Mühle, die durch die Wasserkraft der Thermalquelle angetrieben wurde und ein historisches Highlight der Toskana ist. Die Mühle war ziemlich clever mit den damaligen Mitteln gebaut worden und diente im Mittelalter der Produktion von Mehl. In kleinen Höhlen im Berg, standen noch zugehörige Teile der alten Mühle, so z.B. ein Mühlrad. Wir arbeiteten uns von ganz oben vom Thermalbecken im Ort aus, an dem ausgeklügelten Kanalsystem entlang, bis ganz nach unten den Berg hinunter zu den Thermalpools, in denen man baden kann. Leider kommt das Wasser dort nur noch lauwarm bis kalt (im Winter) an, da der Weg des Schwefelwassers einfach zu lang ist. Heute ist die Mühle nicht mehr aktiv und die verblieben Teile davon können nur noch besichtigt werden. In den Pools kann man allerdings immer noch kostenfrei baden.
Nach einer weiteren Nacht auf dem tollen kostenfreien Wohnmobilstellplatz in Bagno di Vignoni, unternahmen wir einen Ausflug in die Nähe von Pienza. Den Hänger konnten wir praktischerweise auf dem Stellplatz zurücklassen und hatten es somit leichter auf unserem Weg über die staubigen Straßen, die man bei uns als Feldwege bezeichnen würde. Wir fuhren über diese, um mitten in der Landschaft zu parken und eine Wanderung zu den umliegenden Sehenswürdigkeiten zu machen.
Die erste Anlaufstelle war eine kleine Kapelle namens Cappella della Madonna di Vitaleta, die nur 10 Minuten von unserem Parkplatz im "toskanischen Feld" entfernt lag. In der Kapelle konnte man eine hübsche Deckenkunst bewundern. Neben dieser standen zwei Zypressen, was das Gotteshaus malerisch in die Landschaft einfügte. Von dieser Stelle aus konnten wir ein weiteres der meist fotografierten Landschaftsbilder der Toskana, in der Ferne ausmachen. Ohne eine richtige Kamera mit entsprechendem Objektiv konnten wir das Motiv von dieser Entfernung aus nicht sinnvoll aufnehmen. Es handelt sich dabei um ein Weingut, das von Zypressen umgeben ist und oft als typisches Postkartenmotiv der Toskana hergenommen wird. Normalerweise wird das Foto von der anderen Seite von der Straße aus aufgenommen.
Als nächstes führte uns unser Weg zurück am Bulli vorbei bis nach Pienza. Der Wanderweg dorthin verlief an vielen Zypressen vorbei, mitten durch das hügelige Tal Val D'Orcia. Die mittelalterliche Altstadt von Pienza ähnelte den anderen toskanischen Orten, in denen wir bisher waren. Eine Stadtmauer umgab diese und Autoverkehr war dort nicht möglich. Die Hauptmeile führte an der Kirche und am Rathaus vorbei, sowie an einigen Geschäften in denen Pecorino Käse verkauft wurde. Man sagt Pienza nach, dass es die Geburtsstätte des Pecorino Käses sei und deshalb konnte man dort etliche Sorten kaufen. Am Rande der Altstadt hatte man eine tolle Aussicht auf die Umgebung. Bei diesem kleinen Ausflug durfte ein guter italienischer Espresso, sowie gefüllte Cannollis und Croissants nicht fehlen. Auch den obligatorischen Besuch in einer Käserei ließen wir nicht aus. Mit einem alten, einem milden und einem Trüffel Pecorino im Gepäck verließen wir Pienza schließlich wieder. Tatsächlich war es anfangs sehr ruhig in dem Örtchen gewesen. Beim Verlassen kam es uns allerdings so vor als wenn gerade eine Busladung Touristen ausgekippt worden wäre, die nun alle wild durch den Ort strömten.
Wir verließen den Ort im Süden, denn dort lockte ein ganz spezieller Wanderweg einige Besucher, so auch uns, an. Der Wanderweg war eine Filmkulisse gewesen, die einen Ort in Spanien darstellen sollte. Maximus kehrt in seinen Träumen immer wieder über diesen Weg zu seinem Zuhause zurück, in dem seine Familie auf ihn wartet. In Wahrheit ist diese aber bereits tot und die Träume stellen eine Zuflucht in ein besseres Leben dar, als jenes das Maximus gerade führen muss. Täglich kämpft er um sein Überleben und vollbringt das Unmöglichste dafür. Um welchen Film dreht es sich, habt ihr es erkannt (die Auflösung findet ihr ganz unten)? Da der Weizen aktuell nicht blüht, verfälscht dies die Filmkulisse aktuell etwas. Wir schließen daraus, dass die Szene im Spätsommer gedreht wurde.
Nach 11 Kilometern, 200 Höhenmetern und 4,5 Stunden waren wir wieder zurück am Bulli. Inzwischen hatte uns die Dunkelheit eingeholt. Man merkte mittlerweile deutlich, dass die Tage kürzer wurden und uns immer häufiger das Tageslicht ausging. Gut, dass wir immer Lampen mit dabei hatten. Unser Hänger stand bei Rückkehr zum Stellplatz auch noch unversehrt da. Inzwischen waren unsere zwei Campernachbarn weitergezogen und so hatten wir den Platz für die Nacht ganz für uns.
Auflösung des Rätsels: Gladiator
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