Felsenkatzen & Großstadtgetümmel

Veröffentlicht am 9. Februar 2024 um 22:39

Die nächsten Tage merkten wir, dass wir in einer tollen Umgebung gelandet waren. Super geeignet für viele Aktivitäten. Inmitten der netten Menschen im Aussteiger Camp fiel es uns deshalb nicht schwer 4 Tage dort zu bleiben. Es wurde nach der 2. Nacht auch endlich wieder sonnig und angenehm warm. So brachen wir zu einer Wandertour auf; vorbei am Castell, einer zerfallenen, aber dennoch gut erhaltenen Burgruine, sollte es zum El Garbi, einem vom Nachbarn empfohlenen Berg mit genialer Aussicht, gehen. Los ging’s wieder mit Motohiking - mit den Mopeds zum Einstiegspunkt der 14 km und 420 Höhenmeter Wanderung, ins 8 km entfernte Dorf Serra. Nachdem der verdammt steile Weg durch den Wald zunächst aussah wie ein ausgetrocknetes Flussbett und Christoph deshalb der Meinung war da ginge es nicht lang, verliefen wir uns auch direkt mal.

 

Bis wir das merkten waren wir schon einige Höhenmeter weiter gegangen. Wir liefen parallel zu unserem ursprünglichen Weg. Unser Pfad hörte auf einmal einfach auf und dann standen wir da. Zurückgehen war keine Option, also mussten wir den Berg rauf. Mitten durch’s Gestrüpp und über größere Steine kämpften wir uns den Weg den Berg hoch, immer nur mit einer Ahnung in welcher Himmelsrichtung der offizielle Weg sein könnte. Mit von den Sträuchern aufgerissenen Beinen erreichten wir dann nach ein einigen nervenaufreibenden Kraxeleinheiten zum Glück unseren ursprünglichen Weg. Bergsteigen mal anders… dafür hatten wir jetzt eine herrliche Aussicht auf das bewaldete Umland. Der Weg selbst war sehr steinig und trocken und erinnerte an einen alpinen Bergwanderweg. Auf diesem liefen wir dann bis zum Castell. Dort war alles verlassen… auch auf der Landstraße, die wir für 3 km gegen Endspurt zum El Garbi gingen, kamen kaum Autos. Insgesamt trafen wir auf dieser vier Stundenwanderung auch nur rund vier Menschen (zwei Wanderer und zwei Radfahrer). Nur auf den Steinen des El Garbi, den man durch die Landstraße auch mit dem Auto erreichen konnte, saßen vier Jugendliche mit einer Musikbox in der Sonne. Als wir am Berg ankamen sahen wir die überragende Aussicht und verstanden wieso die Jugendlichen dort abhangen. Ein Blick auf Valencia, auf das Meer, auf die bewaldete Landschaft, sowie auf die umliegenden Felsen, ein fast 360 Grad Rundumblick. Das meinten wohl auch die zwei Kätzchen, die hier auf den großen Felsen herumstreunten. Ein Fressnapf unter einem Felsvorsprung zeigte, dass sie dort wohl lebten und von Einheimischen oder Besuchern gefüttert wurden. Ein seltener Anblick bei solch einem Panorama. Nach dieser Tour waren wir ganz schön fertig und der Muskelkater verfolgte uns noch eine Weile, aber es hatte sich gelohnt.

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Zurück in unserem Camp fanden wir zwei neue Nachbarn vor – links von uns ein Österreicher mit einem selbst ausgebautem 11 Tonnen schweren Truck und rechts von uns eine Tierärztin aus Norddeutschland, die auf Reisen mit ihrer alten Hundedame Eva war. Den Truck durften wir am Folgetag auch mal von innen besichtigen – im Prinzip war das ein Tiny House. Eine Duschkabine am Eingang, dahinter ein echtes WC mit Keramikschüssel, wieder durch eine Tür ging es in eine Küche, in der wirklich alles drin war – Geschirrspüler, Herd, Ofen, Waschmaschine… und alles sehr modern in weiß und grau gehalten. Solch eine Küche würde man sich auch glatt zuhause einbauen! Dahinter eine Sitzecke mit Tisch und ganz hinten noch ein erhöhtes Bett, da darunter die Garage Platz fand. Vor dem rechteckigen Container, der auf dem LKW Untergestell thronte, befand sich eine Sonnenterasse, die man komplett mit Seilwinden hochziehen konnte. Und in der Garage hatte der Nachbar auch noch ein Quad mit dabei… faszinierend, vor allem da er alles selbst gebaut hatte. Der Tank fasste 600 l Diesel und der Wassertank konnte 500 l Wasser mitführen. Die Schwierigkeit mit diesem Gefährt bestand wahrscheinlich vorrangig darin einen Stellplatz zu finden, sowie die Tanks wieder voll zu bekommen bei den Mengen. Trotz Faszination sind wir beide der Meinung, dass uns der Bulli ausreicht. Das hat wenigstens noch Camping Flair 😉

Am letzten vollen Tag in Náquera lockte uns dann doch noch der Großstadtflair und wir fuhren mit den Mopeds nach Valencia. In 30 min. kamen wir im Stadtbereich an – 6-spurige Kreisverkehre ohne Fahrbahnmarkierung, Ampelschaltungen die verwirren, da sie grün zeigen und dann doch kurz hinter der Linie zum Anhalten zwingen (Marilyn geriet hier leider aufgrund dieser verwirrenden Umstände in die Gegenfahrbahn und steckte dann dort wegen dem Gegenverkehr fest, ganz zum Leidwesen der entgegenkommenden Autos auf der selben Spur), Hupkonzerte an jeder 2. Ecke und super viele Roller. Letzteres wiederum war unser Vorteil – mit dem Auto hätte man hier parkplatztechnisch keine Chance gehabt ohne teures Parkhaus, mit dem Moped hingegen konnte man sich auf fast jedem Bürgersteig einfach zu den zig anderen Motorrädern und Rollern dazustellen. Das nahm man hier wohl nicht so eng. Während wir die Mopeds nach dem Parken mit sämtlichen Sicherheitsfeatures ausstatteten, wurden wir von einem Spanier auf einem E-Roller erstmal begutachtet und dann angesprochen – was genau er sagte verstanden wir nicht, nur so viel wie: „Super schöne Motorräder, wollt ihr sie für 2000 € verkaufen?“ Könnte aber auch was ganz Anderes gewesen sein, auf alle Fälle fand er sie toll. Uns beunruhigte es eher etwas, dass unsere alten Mopeds hier scheinbar auffielen und Gefallen fanden, wie wir nun des Öfteren schon feststellten.
Nichts desto trotz ließen wir todesmutig unsere Maschinen am Rande des Innenstadtbereichs im Viertel El Carmen stehen und begaben uns ins Großstadtgetümmel. Eben jenes Stadtviertel war reich mit Graffiti Kunst versehen – tolle Motive gab es hier zum Teil an Hauswänden, Garagen etc. Viele kleine Gässchen führten hier zu Bars, Restaurants, aber auch Wohnhäusern, und für den südlichen Flair sorgte an jeder Ecke eine Palme. Touristischer wirkte dann der Platz rund um die Markthalle, dort war einiges los. In der Halle selbst wurden sämtliche Köstlichkeiten verkauft – störend war nur der Fischgestank in einigen Ecken. Der Mix aus alten historischen Gebäuden, wie die Markthalle, so wie die vielen Kirchen und den neuen meist an den Ecken abgerundeten Bauten, war sehr interessant. Für die grüne Lunge hat Valencia auch mehrere kleinere Stadtparks, darunter einer mit australischen Feigenbäumen (sehr interessant durch die riesigen Wurzeln). Das Herz der Stadt bildet das ausgetrocknete Flussbett, das die Altstadt umgibt und in dem ein Park angelegt worden ist. Dort gibt es explizit ausgewiesene Spuren für Jogger, für Spaziergänger und für Radfahrer. Anscheinend spielt man in der Region auch gerne Baseball, zumindest das große Baseballfeld im Park ließ darauf schließen. Weiter gibt es einen Fußballplatz, einen Hundeplatz und sogar Outdoor Trainingsgeräte. Ein genialer Park! Ein Lob an die Stadt, für dieses Projekt. Zum Abschluss gönnten wir uns noch ein paar Tapas (die Patatas Bravas wurden für die Region empfohlen).

Wir waren am Ende dennoch froh die Großstadt wieder zu verlassen und in unser gemütliches Aussteiger Camp zurückzukehren. Dieses Mal gesellten wir uns, da es der letzte Abend sein sollte, zu den anderen ins Community House und spielten gemeinsam ein paar Kartenspiele. Dabei lernten wir noch einen Neuankömmling kennen – eine rund Mitte 20 Jahre alte Lehrerin aus Holland, die nun alleine durch Spanien reist und in Kürze nach Marokko möchte. Wir erfuhren, dass sie auf dem Weg hierher, auf der Autobahn mittels eines üblen Tricks (sie wurde angehalten, da angeblich etwas am Auto nicht stimmte und als sie hinten schaute griff der 2. vorne ihre Tasche) ausgeraubt wurde… dafür wirkte sie aber sehr gechillt. Von solchen ausgeglichenen Menschen, die wir von Tag zu Tag trafen, konnten wir noch viel lernen…


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