Falls ihr geglaubt habt, dass wir jetzt fasziniert von den deutschen Aussteigern in Náquera bleiben, habt ihr euch getäuscht… unsere Reiselust ist dann doch zu groß und es zieht uns weiter. Nach den vier Tagen wurden wir herzlich von allen verabschiedet, sogar der etwas wortkarge Capo drückte uns zum Abschied, und zogen unserer Wege. Das nächste Ziel befand sich 2 Stunden weiter gen Süden – das Cap Marti. Vorbei an Valencia (einen kurzen Baumarkt Stop gab es hier, auf der Suche nach einem Kabel für unseren Ladebooster – unser Strom verließ uns bei zunehmender Bewölkung leider etwas) erreichten wir nach einiger Zeit den herrlichen Aussichtspunkt, Nähe des Cap Marti auf einem Berg. Mit einem nun wirklich 360 Grad rundum Blick konnten wir hier über Nacht stehen bleiben und den Sonnenuntergang genießen.
Auch wenn wir schon öfter über herrliche Aussichten geschrieben haben – diese hier toppte bisher alle anderen. Man konnte das weite Meer sehen (an klaren Tagen sogar bis nach Ibiza), die interessante Landzunge von Calp, die Berge des Inlandes und natürlich tolle Sonnenaufgänge und Untergänge. Wir nahmen beides mit… am Abend den Sonnenuntergang hinter einem Berg, dabei gab es Trüffelpasta mit Champignon-Brokkoli Rahmsauce (ein Dank an dieser Stelle an Christophs Arbeitskollegen) und am nächsten Morgen den Sonnenaufgang direkt über dem Meer. Dazu standen wir um 7 Uhr auf, was eigentlich gar nicht unsere Uhrzeit ist. Aber mit Erfolg, wir konnten super tolle Fotos schießen – überzeugt euch selbst davon. Nachdem die Sonne dann aufgegangen war und es langsam wärmer wurde, waren wir voller Tatendrang und beschlossen die erste Wäsche zu waschen – natürlich bei 360 Grad „Rundumblick“. Mit einem Waschzuber, Rai aus der Tube und etwas Wasser, gelang uns das dann auch ganz gut. Ein Radfahrer kam kurz vorbei um einen Blick auf die Aussicht zu werfen und schaute uns schmunzelnd an – das hatte er hier oben sicher noch nie gesehen – zwei Camper vor einem T4 Bus die Kleidung in einem Zuber wuschen und die Unterhosen schön zum Trocknen auf einer improvisierten Wäscheleine zwischen Bulli und Hänger aufhängten… wir schmunzelten einfach mit.
Das tolle Wetter lud zum Motorradfahren ein und so starteten wir die nächste Motorradtour ins Örtchen Denia, nördlich von unserem Punkt gelegen, direkt hinter dem Berg Montgo. Nach 40 min. erreichten wir den kleinen Ort, dessen Mittelpunkt ein Castell ist. Nach etwas Sightseeing und einem Besuch im gemütlichen Dorfkaffee, in dem man wirklich günstig tolle süße Teilchen kaufen kann, ging es über kurvenreiche Bergstraßen weiter zum Cap Negre, das von einem Googlenutzer als einer der schönsten Orte der Welt betitelt wurde. Man parkt direkt am Cap und läuft in 5 min. zum Aussichtspunkt. Dieser bietet einen traumhaften Blick auf das Meer, eine tolle Villengegend und wilde Felsen… wir wiederholen uns langsam, aber dieser Ort hat uns beide wieder einmal begeistert. Die Höhepunkte steigern sich aktuell geradezu von Tag zu Tag. Die Anschaffung der Enduromaschinen hat sich wirklich rentiert – es macht Spaß mit den kleinen Domis durch die Berge zu fahren. Kein Untergrund zu rutschig, kein Berg zu steil – perfekt!
Zurück am Bulli genossen wir den zweiten Sonnenuntergang an dem Spot mit 360 Grad Rundumblick. In der Nacht wurde es dann schnell nebelig… der tolle Blick auf die leuchtenden Orte unterhalb des Berges verschwand abrupt – zurück blieb Stille, Dunkelheit und Nebelgeschwader… gruselig! Auch wenn es jetzt schon dunkel war, beschlossen wir direkt weiter zu fahren zu unserem nächsten Stop in Altea, ein kleines Dörfchen mit toller Altstadt.
Wir erreichten den Stellplatz am Strand bei Dunkelheit, was aber kein Problem war, da hier keiner stand. Freie Platzwahl… laut unserer App ist es hier in der Saison meistens voll. Am nächsten Morgen gab es, nachdem wir erneut den Sonnenaufgang über dem Meer genossen, erstmal ein Frühstück mit direktem Meerblick – das erste Mal auf unserer Reise. Ganz schön viele Sonnenaufgänge und Untergänge in letzter Zeit. Wir werden noch zu Frühaufstehern, wenn das so weitergeht 😉
Danach begaben wir uns auf unseren ersten Strandspaziergang zur Stadtmitte von Altea. Da wir am Ortsrand parkten waren das rund 3 Kilometer bis in die Altstadt. Der Weg hörte teilweise mittendrin einfach auf und man musste über den Steinstrand weitergehen, vorbei an Luxushotels und privaten Strandzugängen. Wir kamen an einem Überrest einer alten Wehranlage vorbei, der nun allerdings wie ein Totenkopf aussieht und über den Strand wacht. Endlich hatten wir auch den ersten Kontakt mit dem Meer (eigentlich echt spät, wenn man es sich so überlegt, wir waren ja schon bestimmt zwei Wochen am Meer unterwegs). Auf dem Weg kamen uns zwei Mädchen auf Pferden entgegen, dahinter eine Ziege die folgte. Welch lustiger Anblick! Hier werden eben Ziegen auf Pferden Gassi geführt…
Angekommen in Altea ergriff uns der Touristenwahn wieder… wir fanden in der Altstadt viele andere Touris vor. Nachdem wir uns länger in nicht touristischen Orten bewegt hatten, war dies nun etwas ungewohnt für uns. Selbst Valencia war nicht so touristisch gewesen. Gefühlt war hier erst ein Bus voll Touris ausgekippt worden, die nun wildgeworden mit den Kameras durch den Ort strömten (genau genommen gehören wir ja auch dazu 😉). Die Altstadt, in der man stetig bergauf durch kleine Gassen mit Böden aus händisch zu Mustern angeordneten Kieselsteinen entlang geht, führte uns zu tollen Aussichtspunkten auf das Meer und zu einer großen Kirche mit blauen Dächern. Ganz nett, aber etwas zu voll für unseren Geschmack.
Zurück am Bulli chillten wir noch ein wenig am Strand in der Sonne – dazu gab’s Christophs selbst belegtes Spezialbaguette. Er hat sehr kreative Ideen, was das Belegen von Broten, Sandwiches und Baguettes angeht. Wenn euch diese interessieren, lasst es uns gern mittels eines Kommentares wissen. Wir werden verschiedene Rezeptideen bei Interesse gerne in unserem Bulli Kochbuch für euch veröffentlichen…
Gegen Spätnachmittag brachen wir dann aus der Strandidylle auf nach Benidorm. Ein nur 10 km entfernter Ort, in dessen Nähe wir am nächsten Tag einen Mountainbike Trail fahren wollten. Leider griffen wir bei dem ersten ausgesuchten Stellplatz daneben – wir standen vor einer Baustelle, die mit Pollern vor einer Zufahrt geschützt wurde. Umdrehen mit Hänger war hier Fehlanzeige! So mussten wir leider den Hänger abhängen, um umzudrehen. Nach diesem aufwändigen Wendemanöver suchten wir weiter nach einem alternativen Stellplatz in der Nähe des Trails. Wir wurden fündig – zwar 8 km entfernt den Berg hoch im kleinen Ort Polop, dafür mit guten Bewertungen. Dort angekommen wurden wir nett von einem anderen Camper, der dort schon stand, begrüßt. Der Vater einer 4-köpfigen Familie sah wohl bei unserer Einfahrt die Horrorkiste und kam deshalb flugs rüber um herauszufinden ob wir ein Zirkus oder gar Psychopathen seien… (so in etwa seine Worte). Er kam aus Franken und wohl total happy mal mit fast gleichaltrigen Deutschen reden zu können. Er erzählte uns erstmal seine halbe Lebensgeschichte, kaum dass wir den Motor aus hatten. So erfuhren wir, dass die Familie mit 3 Kindern (alle im Schulalter) bereits seit 4 Jahren auf Reisen ist. Sie hatten sogar einen getigerten Kater mit dabei. Alle Kinder konnten sie von der Schulpflicht befreien und unterrichten nun von unterwegs aus selbst. Der Vater arbeitet wohl alle paar Monate für 1-2 Monate in Deutschland und dann geht es wieder auf Reisen. Spannend…
In der Nacht konnten wir trotz Friedhof nebenan sehr gut schlafen, störend war zeitweise nur das ständige Hundegebell der spanischen Hunde, die häufig nur draußen in Zwingern gehalten werden.
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Kommentare
Sehr interessante Gegend. Sieht gut aus. Weiterhin viel Spaß und seid vorsichtig beim Domis fahren, was immer das auch ist?
Gruß Papa
Huhu, ich finde es weiter mega spannend eure Erlebnisse zu lesen und euch zu auf der Reise begleiten zu dürfen.
Echt viel was ihr in dieser Zeit erlebt und gesehen habt.
Weiter alles Gute für euch.
Stefan