Zeit für Neues – trotz vieler weiterer unerforschter Mountainbike Trails in „Kleinfrankfurt“ war es an der Zeit weiterzuziehen.
Weiter Richtung Murcia ändert die Landschaft sich wieder – weniger Orangenplantagen, eine zunehmend trockenere Landschaft, weiterhin immer mal wieder eine Palme und vor Allem viel rote Erde. Vorbei an Salzgewinnungsanlagen, Flamingos in flachem Gewässer… unpassend zur restlichen Umgebung. Unser Ziel befand sich südöstlich von Cartagena. Der empfohlene Stellplatz an der Küste mit direktem Meerblick, befand sich in einem überwachten Zipfel eines Caps. Als wir auf die Schranke, die der einzige Zugang zum Cap war, zufuhren, fragten wir uns erstmal, wie man denn nun zu dem Platz gelangen sollte. Dass diese Schranke jeden durchlässt und die Ankommenden einfach nur per Video erfasst, verstanden wir erst nach Beobachtung einiger anderer Autos. Eine voll überwachte Umgebung… da konnten wir ja nur sicher stehen. Das Cap war gespickt mit Villen und den tollsten dazugehörigen Gärten. Dieses Mal fand man darin neben Palmen sogar einige Kakteen, was die Gegend umso exotischer wirken ließ.
Nachdem wir die Häuser hinter uns gelassen hatten, ging es an einer geschotterten und stellenweise unebenen Küstenstraße entlang steil nach unten. Die Straße endete auf einer kleinen Aussichtsplattform – dort standen bereits zwei Wohnmobile.
Als wir ausstiegen, waren wir überrascht, wie windig es hier war. Das Meer war dadurch auch total unruhig, was es durchaus interessant machte. Wir erkundeten erstmal die Gegend, was relativ schnell ging, da nur ein Weg hinunter in eine Bucht führte. Vorbei an einem Lost Place – eine verlassene Strandbar – gelangten wir zu dem kleinen Strand. Bei Wärmerem, nicht so windigen Wetter, wäre es verlockend gewesen, zu baden. Aktuell wäre es vermutlich eher lebensmüde. Dennoch betrachteten wir beeindruckt die Wellen, die schäumend an den Felsen brachen.
Zurück am Bulli fanden wir eine kleine buntgefleckte Katze vor, die von unseren Stellplatznachbarn direkt an der Klippe gefüttert wurde. Wir nutzten die restliche Zeit dazu unseren Hänger mit einem letzten Sichtschutz zu versehen, damit man auch durch die Türen in der Mitte nicht mehr hineinsehen konnte. Wir können es aber auch nicht lassen am Hänger / Bulli zu arbeiten 😉
Der Wind nahm weiter zu und eine windige Nacht erwartete uns…
Der nächste Morgen war leider etwas bedeckt und weiterhin sehr windig, so dass wir beschlossen, direkt weiter zu fahren. Auch wenn der Platz hier paradiesisch schön und nahezu verlassen war, machte es mit dem Wind nur wenig Spaß. Zunächst hatte Marilyn Bedenken bei dem Wind (Böen mit bis zu 70 km/h) nach oben zu fahren, diese waren allerdings unbegründet. In unserem Bulli spürten wir den Wind die Straße entlang der Klippen hinauf fast gar nicht.
Wir wollten nach Cartagena zu einem Waschsalon fahren. Die "360 Grad Wäsche" vor ein paar Tagen hatte zwar etwas Luft verschafft, aber inzwischen war es soweit, dass wir die erste richtige Waschmaschine benötigten. Leider fanden wir in dem kleinen Ort keinen Parkplatz für unser Gespann! Dafür bemerkten wir, dass unser rechter Spiegel wie verrückt wackelte – zum Glück sahen wir dies rechtzeitig und konnten den Spiegel, der nur noch an einem Zipfel mit Kleber fixiert war, noch rechtzeitig abziehen und vorm Absturz auf der Fahrt bewahren. Zum Glück hatten wir unser Sikaflex mit dabei – der perfekte Alleskleber - und konnten den Spiegel direkt auf einem größeren Baumarktparkplatz reparieren. Mit Klebebändern fixiert stellten wir sicher, dass der Spiegel auf der Weiterfahrt hält, bis das Sikaflex komplett durchgetrocknet war. Da sich das mit dem Waschsalon offensichtlich als schwieriger gestaltete, beschlossen wir erstmalig einen richtigen Campingplatz anzufahren – dort könnten wir heiß duschen und unsere Wäsche waschen. In Albaricoques fanden wir etwas Passendes – bei der Inhaberin Maria konnte man für nur 11 € die Nacht stehen und hatte alles was man brauchte im Service mit dabei. Die Landschaft dorthin wurde immer bergiger, zum Teil bestand sie nur aus felsigen Hügeln mit vereinzelten Büschen darauf, sehr karg und trocken. Ein rot, lila, braunes Farbspiel.
Was nun auch langsam zunahm und immer häufiger wurde, waren die weißen Gewächshäuser mit Plastik Dächern – wir vermuteten für Tomaten, Paprika, Erdbeeren… alles was man im Deutschen Supermarkt an spanischem Obst und Gemüse kaufen kann. Hier befand sich also ein Teil der Anbaugebiete.
Wir fuhren durch zwei sehr arm und heruntergekommen wirkende Orte, in denen die ganzen Erntehelfer zu leben schienen. Auf einmal dachte man, man hätte den Kontinent gewechselt. Nur noch Farbige belebten hier die Straßen – ob auf dem Fahrrad, zu Fuß, in den Supermärkten oder in Kaffees. Es wirkte jetzt bei Nacht und mittlerweile auch Regen (übrigens unser erster Regen seit wir unsere Reise am 20. Januar gestartet haben) etwas gruselig durch diese Plastik Landschaft zu fahren. Schaut euch diese Landschaft mal bei Google Maps an… von oben sieht man erstmal die geografische Auswirkung dieser Anbauflächen.
Angekommen am Campingplatz, der fast voll und von etlichen Dauercampern besiedelt war und der zum Glück etwas außerhalb dieser Plantagen lag, genossen wir erstmal den Luxus der heißen Dusche und der Waschmaschine.
Nach einer weiteren sehr windigen Nacht (wir schliefen sehr schlecht, da wir durch den vom Wind durchgeschüttelten Bulli ständig aufwachten) setzten wir unsere Reise durch die weiße Plastikwelt fort. Langsam wird euch vielleicht klar, wieso wir diesen Titel gewählt haben. Am Tag wirkten die Plantagen schon durchaus sympathischer auf uns. Auch der Regen hatte sich inzwischen wieder verzogen. Wir steuerten das Fischerdorf San José an. Ein süßer Ort mit tollem Strand, von dem aus wir eine Wanderung zu einem der schönsten Strände Spaniens machen wollten. In dem verschlafenen Dörfchen merkte man direkt, dass man außerhalb der Saison hier war. Die meisten Läden hatten noch geschlossen und es bewegten sich fast nur Einheimische auf dem Dorfplatz. Das war uns nur allzu recht. Am Ortsrand fanden wir ein frei zugängliche „Katzenstation“ mit Futter und Spielzeug vor, was wieder einmal zeigte, wie tierlieb die Spanier gegenüber ihren wilden Katzen doch waren.
Ein paar Meter weiter verriet ein Schild, das an einer geöffneten Schranke stand, dass man im Sommer Geld zahlen musste, um mit dem Auto zu den schönsten Stränden fahren zu dürfen. In unserem Fall egal, da wir sowieso zu Fuß unterwegs waren. Vorbei an einer alten, rustikalen, jedoch nicht mehr aktiven Windmühle, führte der Weg zu dem Strand. Der Wind nahm hier nochmal zu – solche Windstärken hatten wir selten erlebt. Unterhalten konnte man sich fast nicht mehr und um sich fortbewegen zu können, musste man sich schon stark gegen den Wind lehnen bzw. wurde vom Wind angeschoben (je nach Richtung). Mangels einer Mütze bastelten wir einen Windschutz aus einer Jacke, um keine Mittelohrentzündung zu bekommen. Nicht angenehm, aber wir wollten die Strände sehen. In der Sonne war es dennoch angenehm warm.
Als wir an dem Strand namens Playa de los Genoveses ankamen wussten wir, wieso dieser einer der Schönsten sein sollte – die Pflanzenwelt beeindruckte hier an diesem herrlichen Sandstrand. Kleine Steinbuchten, die vor dem Wind schützten, waren an einigen Stellen geschaffen worden. Einige Szenen aus verschiedenen Filmen sollen hier gedreht worden sein, u.a. wohl Lawrence of Arabia. Wir gingen den ganzen Strand entlang und machten auch vor einem Berg der dahinter begann nicht halt, denn es sollte noch einen zweiten Strand geben, der zu den Schönsten zählte und nur 2 km weiter südlich liegt – den Playa de Monsul, ein weiterer Hollywood Drehort u.a. für die Filme Indiana Jones, die unendliche Geschichte...
Leider war diese Wanderung ungeplant und wir hatten nur Turnschuhe an. Auf dem felsigen Untergrund erwies sich das als Fehler. Zudem hätte es zu lange gedauert, den Strand zu Fuß zu erreichen. Wir beschlossen deshalb umzukehren und mit dem Bulli zu dem zweiten Strand zu fahren – denn wie wir nun wussten war dies möglich und aktuell auch noch umsonst. Zurück ließen wir es uns nicht nehmen barfuß durch das Meer zu laufen. Wieder eine Premiere und ein Stück Urlaubsfeeling.
Der Weg auf dem wir dann mit dem Bulli zum Strand fuhren, sah nochmal anders aus, als der Fußweg, den wir zuvor genommen hatten – hier bewegten wir uns quasi in einer Wüste! Eine bessere Beschreibung haben wir einfach nicht dafür – die spanische Wüste. Wieder mal musste unser Bulli auf der Offroadstrecke zeigen was er konnte.
Angekommen am Playa de Monsul wurde erneut alles getoppt – noch mehr Wind (eine Böe riss Marilyn fast von den Füßen und peitschte den Sand gegen die nackten Beine von Christoph), noch beeindruckender! Ein markanter Felsen zierte die Mitte des dieses Mal kleineren Strandes. Das Meer tobte hier und bot ein beeindruckendes Spektakel. Beim Gang über die Sandbänke musste man aufpassen nicht vom Wasser umspült zu werden und nasse Füße zu bekommen, also besser gleich barfuß gehen.
Völlig von den Socken und vom Winde verweht, beendeten wir diesen tollen Tag an einem Stellplatz, 40 km weiter direkt am Meer – leider zwischen 30 anderen Campern, dafür sicher und geborgen.
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Kommentare
Es bleibt also spannend, Mega schöne Bilder tolle Beschreibung, einfach schön zu lesen.
Bin schon gespannt wo es nun gut durchgelüftet hin geht.
Habt weiter eine gute Reise.
Gut durchgelüftet ist gut ;-)
Vielen Dank!
Hallo ihr zwei,
sehr interessanter Bericht mit tollen Bildern. Man fühlt sich hier richtig virtuell dabei.
Viel Spaß weiterhin.
Das freut uns! Es ist gar nicht so einfach das zu veranschaulichen, was man hier jeden Tag so erlebt... versuchen es so gut wie möglich ;-)