Am nächsten Morgen bewies es sich erneut - die spanische Polizei war cool. Wir frühstückten draußen am Stausee Embalse Conde de Guadalhorce, die Polizei fuhr vorbei, muss uns definitiv gesehen haben, und sagte nichts. Sie hielten nicht mal an - Glück für uns. Unser heutiger geplanter Ausflug zur Schlucht Caminito del Rey, wollten wir mit dem Fahrrad starten, da diese nur 6 km von unserem Standort entfernt war. Nachdem wir aber zu lange brauchten um die Motorräder wieder zu verräumen und um Marilyns Mountainbike richtig einzustellen (die Bremsscheiben schleiften zeitweise böse, da die Aufnahme der Hinterachse nicht ganz passt) mussten wir die Tour leider abblasen. Bis wir dort wären, wäre es fast wieder zu spät für die Tour durch die Schlucht und zudem hatten wir geplant am selben Tag noch weiterzufahren. Stattdessen brachen wir dann noch zu einem kleinen Spaziergang am See entlang auf.
Als wir unten am Seeufer ankamen (unser Stellplatz war etwas über dem See gelegen), sahen wir erstmal was den Touriaugen von oben verborgen blieb - Tonnen von Müll lag hier im See und wurde durch die vielen ausgetrockneten Stellen freigelegt. Bierdosen, alte Möbel, Plastikmüll, hier war alles zu finden. Eine Mercedes Limo kam den steilen Berg heruntergefahren - wir wunderten uns nur, dass er nicht aufsaß - und blieb einige Meter von uns entfernt stehen. Er stieg aus, wir vermuten zum Angeln... vermutlich trank er jetzt eine Dose Bier dabei, warf diese dann in den See, aus dem er dann wieder einen Fisch herauszog. Wir hatten genug und ließen den See hinter uns, um zügig weiter zu fahren. Die Seeidylle von oben war dahin.
Die Fahrt führte uns zurück ans Meer - erstmal genug von Stauseen und Bergen. Inzwischen waren wir in richtig touristischen Orten angelangt, was das gepflegte Erscheinungsbild, die vielen Palmen und etliche Villen und Hotels zeigten. Ein Stellplatz am Meer war hier Fehlanzeige - alles zugebaut. So fuhren wir erneut einen Berg hinauf, dieses Mal aber direkt über dem am Meer gelegenen Estepona. Dort oben sollte auch ein tolles Wandergebiet sein, dass wir vielleicht am nächsten Tag direkt erkunden konnten. So war unsere Fahrt dort hoch wenigstens nicht nur für die Nacht. Leider wurden wir bei der Auffahrt sofort wieder an unser Bulli Problem erinnert - die Geräusche waren wieder zurück und in jeder Linkskurve besonders schlimm. Es führte kein Weg daran vorbei, am nächsten Tag würden wir eine Werkstatt suchen müssen. Als wir an unserem Stellplatz auf dem Berg ankamen, standen dort bereits 2 andere Camper und es war nicht mehr viel Platz auf dem kleinen Plateau. Die Sonne war bereits am Untergehen und färbte den Himmel wunderschön ein, nur leider nahmen wir das bei unserer Suche nach einem Platz zum Übernachten kaum war. Laut unserer Park4Night App sollte ein paar 100 Meter weiter nach diesem Plateau, noch ein tollerer Übernachtungsplatz mit klasse Ausblick sein. Man müsse nur über eine etwas unebene Schotterstraße fahren, die aber gut machbar sei. Wir begangen den Fehler und glaubten es.
Der Weg war länger als gedacht und zu Beginn auch fahrbar. Kurz darauf wurde er aber viel steiniger als angegeben, zum Teil mit richtig großen Steinen und alle paar Meter passierte man betonierte Wasserrinnen, auf denen unser Hänger aufsetzte. Dazu ging es noch den Berg nach oben, immer direkt am Abhang ohne Leitplanke, entlang... Albtraum! Die Sonne verschwand inzwischen schon hinter dem Berg, was bedeutete, dass es dämmerte. Die Sicht wurde demnach immer schlechter.
Auf einmal ein zischendes Geräusch. Christoph wird unruhig (was wirklich selten der Fall ist) und denkt wir haben uns einen Platten gefahren. Marilyn ist eh schon total nervös, doch das reicht um Panik auszulösen. Das Herz schlägt schnell, Ungewissheit kommt auf ob man jetzt mit Platten auf einem Berg, mitten auf einer Straße, auf der man nicht mal wenden kann, gestrandet ist und auch bald nichts mehr sieht, da die Nacht hereinbricht. Wir halten an und steigen aus. Zum Glück, kein Platten! Das Geräusch könnte vielleicht von einem Busch den wir gestreift haben gekommen sein. Dennoch, wir wissen nicht wie lange dieser Weg noch so weitergeht, bis wir das nächste Plateau erreichen. Wir laufen nach oben, jeder eine Taschenlampe in der Hand. Der Weg zieht sich noch einige Meter weiter und die Steine & Furchen im Weg werden noch größer. Hier würden wir nicht hochkommen mit Hänger. Der Bulli allein könnte es schaffen. Oben angekommen ist die Aussicht herrlich! Die erleuchtete Stadt liegt vor uns. Die Sonne ist allerdings schon hinter den Bergen verschwunden. Eine kleine Feuerstelle gibt es hier auch. Nur mit dem Bulli hier stehen und den Hänger unten auf dem Weg stehen lassen, wollen wir auch nicht. Wer weiß, ob da doch jemand durch fährt, auch wenn wir uns das nicht vorstellen können. Die Wendefläche ist gerade so groß, dass wir den Bulli wenden könnten... Wir beschließen hier oben umzudrehen und dann wieder zum Platz zurück zu fahren, auf dem die anderen zwei Camper stehen. Zurück am Bus hängen wir den Hänger ab und stellen ihn an den Wegesrand, nahe am Abgrund. Zum Glück haben wir an der breitesten Stelle des Weges angehalten, denn an einer anderen Stelle wäre das nicht möglich gewesen. Der Platz reicht gerade so, um nachher mit dem Bulli daran vorbeizufahren und den Hänger wieder anzuhängen. Es kostet uns etwas Kraft den Hänger samt Inhalt an die richtige Stelle zu bugsieren. Wir benötigen bereits Licht, als wir mit Bulli alleine den restlichen Weg nach oben fahren. Ohne Hänger erscheint das viel einfacher. Doch auch Bulli muss hier ein bisschen kämpfen, aber wir schaffen es schließlich nach oben und wenden dort. Es war definitiv die richtige Entscheidung, hier nicht mit dem Hänger hoch zu fahren. Zurück an diesem haben wir noch etwas Probleme beim wieder Anhängen. Die Vorrichtung hat sich verklemmt und möchte nicht mehr einrasten. Nach einigen Versuchen schaffen wir es endlich und stehen wieder in Fahrtrichtung nach unten. Langsam rollen wir Stück für Stück die Albtraumstrecke zurück zum ersten Plateau...
Als wir dort ankamen war es schon fast dunkel. Wir blieben erstmal am Eingang stehen, um die anderen Camper zu fragen, ob wir uns noch zwischen sie quetschen dürften. Es waren zwei deutsche Pärchen, die sich hier zufällig getroffen und auf einer Bank den Sonnenuntergang angesehen hatten. Sie fragten erstmal ob bei uns alles in Ordnung wäre und versicherten gleich, dass es kein Problem sei, wenn wir hier stehen. Somit war unser Schlafplatz gesichert. Zwar nicht so wild und allein, dafür aber auf sicherem Untergrund. Wir unterhielten uns noch eine Weile mit den anderen und spielten mit dem jungen weißen Schäferhund, der zu einem Pärchen gehörte, das mit kleinem Kind und Hund für 6 Monate auf Reisen war. Langsam ließ unsere Anspannung wieder nach. Nach einer Gemüselasagne aus dem Omnia legten wir uns schlafen - es versprach eine windige Nacht zu werden, denn erste Windböen zerrten schon am Bulli.
Nachts um halb zwei reißt uns ein Geräusch aus dem Schlaf. Die Alarmanlage heult in vollen Zügen. Völlig verschlafen brauchen wir eine Weile bis wir das realisieren und sie deaktivieren. Mit Taschenlampe und Pfefferspray steigt Christoph aus, um die Lage zu checken. Doch es ist alles ruhig.
Tatsächlich war es nur die Anhängertür gewesen, an der der Wind so stark zerrte, dass der Kontakt zur Alarmanlage dadurch unterbrochen wurde. Wieso kam der Wind eigentlich genau jetzt, wo wir ausgesetzt auf einem Berg standen?
Am nächsten Morgen war es leider immer noch sehr windig. Der Wind sollte sich noch den ganzen Tag durchziehen und zum Teil noch stärker werden. Die zwei anderen Pärchen verabschiedeten sich deshalb recht schnell wieder von uns. Christoph erhielt dabei noch einen nützlichen Tipp zum Einbau des Ladeboosters, da der eine Nachbar sich damit gut auskannte. Zudem erhielten wir noch einen Einblick in deren VW T6 und erkannten, dass es darin platztechnisch möglich war mit einem Hund zu reisen. Vielleicht hatte das Schicksal uns deshalb hier hoch gesandt. Zurück blieben wir alleine auf dem Berg, dafür mit einer tollen Aussicht auf die Stadt Estepona und das Meer hinunter. Wie gerne wir hier eine Wanderung gemacht und auch länger gestanden hätten, bei dem Wind hatte es keinen Wert. Zeitweise war es angenehm in der Sonne, doch bei jeder Böe die immer wieder mit bis zu 50 km/h über uns hinwegfegte, wurde es unangenehm.
Schweren Herzens fuhren wir den Berg wieder hinunter nach Estepona. Dort suchten wir direkt eine Autowerkstatt für unseren Bulli. Wir erklärten der ersten Werkstatt mittels Übersetzungsapp was unser Problem war. Der Mechaniker machte uns klar, dass vermutlich die Antriebswelle das Problem sei. Einen Termin zum Austausch hätten sie aber erst wieder in 1-2 Wochen. Die Nachbarwerkstatt tätigte eine ähnliche Aussage. Der Franzose, der nach Spanien ausgewandert war, sprach sehr gut Englisch und konnte uns das Problem sehr gut erklären. Er nahm uns auch ein wenig die Sorge, mit der Aussage, das eine Antriebswelle sehr robust sei und länger bräuchte bis sie komplett den Geist aufgäbe. Wir könnten demnach noch weiter fahren, eben möglichst vorsichtig und kurvenarm. Leider hatte aber auch er aktuell keine Zeit für die Reparatur. Zumindest etwas beruhigter fuhren wir erstmal weiter...
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