Kurztrip nach England

Veröffentlicht am 16. März 2024 um 01:11

In Santa Margerita machten wir unseren nächsten Stop. Ein Parkplatz direkt am Strand, mit Blick auf den Affenzipfel. Für alle die ihn nicht kennen - in Gibraltar gibt es den Rock of Gibraltar und dort findet man freilebende Berberaffen, aus der Gattung der Makaken. Deshalb nennen wir die Gegend liebevoll Affenzipfel. Mehr dazu dann später.
Viele andere Camper aller Nationen parkten hier auf dem Parkplatz, sowie dahinter auf unbefestigten Sandwegen den Strand entlang. Ein kleiner Turm vervollständigte die Strandidylle. Zunächst stellten wir uns auf den Parkplatz, da wir noch unsicher waren, ob wir hinten auf dem etwas festeren Sand stehen wollten (wenn es regnen sollte würden wir vermutlich stecken bleiben). Die Polizei fuhr regelmäßig auf ihrer Patrouille vorbei. So lange keiner Campingstühle oder sonstiges rausstellte, sagten sie aber nichts. Durch die Nähe zu Afrika vermuteten wir eher, sie suchten nach illegalen Deals.


Nach einer ruhigen Nacht telefonierten wir uns erstmal durch sämtliche Autowerkstätten. Kein leichtes Unterfangen, da die meisten kein Englisch sprachen. Eigentlich hatten wir nach Gibraltar aufbrechen wollen, aber eine Werkstatt für den Bulli zu finden ging für uns vor. Wir fanden schließlich eine Werkstatt bei Tarifa, dem nächst größeren Ort auf unserer Route, die uns anbot am Montag (in 2 Tagen) vorbeizukommen. Nun konnten wir beruhigt unser Tagesprogramm weiterverfolgen - heute war es aber zu spät für Gibraltar. Stattdessen zogen wir nach hinten auf den Sandplatz um. Regen war keiner in Sicht und es hatte einfach mehr Charme dort zu stehen. Danach widmeten wir uns unserem Sportprogramm und steigerten uns auf eine 5,5 km Joggingrunde am Strand entlang. Wir gelangten zu einem niedlichen Dorf, vor dem eine Kuhherde auf einer großen Wiese weidete. Dies waren die ersten Kühe die wir in Spanien zu Gesicht bekamen. 

Am nächsten Tag war es soweit - wir fuhren mit den Rädern zum Affenzipfel. Krümel und Elma waren auch wieder mit dabei. Die 8,5 km lange, sehr flache Strecke ging fast nur auf Straßen direkt am Strand entlang. Kurz darauf standen wir an der Grenze zu England...
Gibraltar ist nämlich ein britisches Überseegebiet. Wir hatten das auch erst bei unseren Recherchen am Vortag erfahren und so zum Glück unseren Reisepass mit dabei. Mit dem Fahrrad kam man schneller durch die Grenzkontrolle als mit dem Auto, denn die Zweiradschlange war quasi nicht vorhanden. Zunächst wollte der spanische Grenzpolizist unseren Reisepass sehen und die englische Polizistin 3 Schritte weiter direkt nochmal. Dabei las sie ein Buch und linste nur auf die Außenseite der Ausweise. Hauptsache den Prozess bedient.

Direkt nach der Grenze fuhren wir über das Rollfeld des Flughafens. Es führt nur dieser Weg in die Stadt. Der Flughafen wird übrigens nur von London aus angeflogen. Immer wenn ein Flugzeug ankommt oder abhebt wird das Rollfeld einmal geräumt und mit Rollgattern versperrt. Die Menschen kleben dann alle als neugierige Zuschauer am Gatter. Wir kamen leider nicht in den Genuss das Spektakel zu erleben. Hinter dem Flugfeld eröffnete sich dann eine andere Welt. Auf einmal waren wir in England!
Kfz Kennzeichen mit GBZ (Gibraltar), Rote Doppeldeckerbusse wie man sie aus London kennt, Dieselpreise von 1,08 € pro Liter, rote englische Telefonzellen, englische Straßenschilder, komplett andere Menschen, die hier geschäftig herumliefen bzw. fuhren. Und überall wurde englisch gesprochen. Wir fühlten uns wie in der Zeit nach vorne versetzt (unser Englandtrip ist für Juni 2024 geplant). 

Wir fuhren bis ins Zentrum und stellten dann die Räder direkt vor dem Zugangstor, das in den alten Stadtkern führt, ab. Früher war dies der einzige Zugang gewesen, dieser auch mit einer Zugbrücke verschließbar war. Einige Hühner und ein Hahn lebten ebenfalls hier unter der Zugangsbrücke und liefen überall frei herum. Das war unerwartet so mitten in der Stadt. Es handelte sich hierbei um ein Projekt der Stadt, wie ein Schild verriet. Nur seltsam, dass die Tiere dann in solch einem Müll lebten (ohne Worte).

Durch das kleine Stadttor hindurch gab es englische Pubs, Restaurants, Geschäfte und alle Tafeln zeigten die Preise in Pfund an. Daran hatten wir natürlich nicht gedacht. Unser Ziel war jedoch der Rock of Gibraltar. Über etliche Treppen stiegen wir die Stadt empor bis zu einem großen Natur Reservoir, in dem der Berg zu finden war. Von Stufe zu Stufe wurde der Ausblick über den riesigen Hafen immer besser. Der Eingang zur Reservoir war mit einer Schranke und einem Kassenhäuschen versehen. Wir fragten drinnen nach ob man auch zahlen müsste, wenn man nicht in die vielen Einrichtungen (Gänge aus dem 1. & 2. Weltkrieg, Kriegsmuseen, Verteidigungsbatterien, eine Tropfsteinhöhle etc.) gehen wolle, sondern nur auf den Rock. Leider war es so und wir waren 18 Pfund pro Person los. Jetzt hatten wir die teure Seilbahn, die auch von der City auf den Gipfel hochfährt, extra gemieden und mussten dennoch zahlen. Das war ja ein teurer Spaziergang.

Am ersten Aussichtspunkt zu dem wir kamen, hielten 2 Großraumtaxis an. Einige Touristen sprangen heraus und ein Führer erzählte etwas zu dem Spot, an dem wohl schon Queen Elisabeth der II. bei einem Besuch stand und auf den Hafen von Gibraltar blickte. Solche historischen Flecken, gab es hier oben noch öfter. Wir entflohen den Touris und suchten uns unabsichtlich Wege abseits der Hauptstraße. Einmal falsch abgebogen, landeten wir auf einem Trampelpfad, der auch offiziell als Wanderpfad ausgeschildert war. Google Maps versicherte uns, dass wir auch über diesen Pfad zur Affentreppe gelangen würden, die unser nächstes Ziel war. Also liefen wir los. Der Pfad wurde zeitweise immer zugewucherter und richtig abenteuerlich. Scheinbar pflegte diesen Teil des Natur Reservoirs keiner und die meisten Touris schienen diese Wege auch nicht zu nutzen. Zum Teil stiegen wir über steinige Wege auf, um danach wieder eben durch den Dschungel zu laufen.

Auf einmal zischt es neben uns. Eine mindestens 1 Meter lange Schlange schaut aus dem Gebüsch und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist wieder. Wir wissen nicht was für eine Schlange es ist. Christoph würde total gerne nochmal eine sehen, damit er ein Foto machen kann und Marilyn will eigentlich nur hier weg. Mit etwas beschleunigtem Schritt gehen wir (dieses und die nächsten 2x "wir" beziehen sich nur auf Marilyn) den engen und bewachsenen Weg weiter. Inzwischen sind wir über den Bewuchs nicht mehr so glücklich. An der Affentreppe angekommen stoßen wir wieder auf breitere, geteerte Wege und Touris. Wir entspannen uns wieder.  

Unsere späteren Recherchen ergeben, dass es sich vermutlich um eine Zornnatter handelte. Diese Schlangen leben hier vermehrt in der felsigen Region und sind nicht giftig und für den Menschen ungefährlich. Die Affentreppe ist eine sehr lange Steintreppe, die zum Upper Rock hoch führt und extra für die Affen gebaut wurde. Diese leben hier frei und klettern überall auf den Treppen und daneben herum. Die vielen Menschen die sich hier tummeln sind die Affen gewohnt und sie bleiben auch cool sitzen, wenn man nahe an ihnen vorbeiläuft. Nur in die Ecke drängen oder reizen darf man sie nicht, denn dann können sie aggressiv werden, wie ein Schild verrät. Wir haben die Stufen nicht gezählt, aber ganz oben war man doch ziemlich k.o. und stand wieder zwischen Taxis und Tourigruppen. Ein Führer vollführte einen Trick, damit ein Affe auf den Kopf einer Frau sprang (er lockte den Affen mit einer Erdnuss) und sämtliche Mädels versuchten ein Selfie mit einem Affen zu schießen. Die Makaken sprangen zum Teil auf die vorbeifahrenden Taxidächer und begrüßten die Fahrer, die sie scheinbar kannten, durch das offene Fenster und bekamen eine Erdnuss. Wir ließen den Touriwahn hinter uns und steuerten weiter auf den höchsten Punkt zu. Ein paar Meter weiter kamen wir zu einem Skywalk - ein gebauter Glasboden über dem Abgrund. Toll angelegte Wege führten uns immer höher, vorbei an Wehranlagen aus dem 1. & 2. Weltkrieg und weg von den Tourimassen. Da hier nur noch Wanderweg anstelle von befahrbaren Straßen waren, blieben die meisten hier wohl fern. Auf dem Gipfel unseres Affenzipfels lag die O'Hara Battery - eine weitere Verteidigungsanlage und heute ein Museum. Am Tor hang ein Schild mit dem Eintrittspreis. Das machte uns stutzig, denn jeder der hier hoch kam hatte doch schon bezahlt beim Kassenhäuschen unten. Wir fragten die Kassiererin danach und sie teilte uns mit, dass man für das Natur Reservoir so nichts zahlen müsse, sondern nur für die Einrichtungen. Das verärgerte uns nun etwas - hatten wir etwa umsonst bezahlt, weil der Spanier unten uns falsch verstanden hatte? Dann konnten wir jetzt auch hineingehen. Die Verteidigungsanlage war allerdings nicht so interessant. Uns interessierte mehr die Bank, die dort stand, mit toller Aussicht auf Afrika, die Meerenge Gibraltars und den Hafen. Wir verweilten ein wenig und genossen die Aussicht und die Ruhe. 

Auf dem Rundweg nach unten beschlossen wir noch die Tropfsteinhöhle zu besuchen, damit wir für unsere 36 Pfund wenigstens noch etwas sahen, was uns interessierte. Die Tropfsteinhöhle bestand aus mehreren großen Räumen, die mit gebauten Wegen & Treppen versehen waren. Die Stalagmiten und Stalaktiten hatten eine beachtliche Größe. Alles war bunt beleuchtet und mit Lichteffekten versehen, die sich in bestimmten Zeitabständen änderten. Dazu lief Musik und eine Videolichtshow im Atrium der Höhle. Alle 7 min. konnte man hier die Entstehungsgeschichte der Höhle sehen.

Nach diesem kleinen Exkurs unter Tage, folgten wir weiter dem Weg nach unten und passierten das nächste Highlight des Natur Reservoirs - eine große Hängebrücke, die Windsor Bridge. Man konnte diese wenn man wollte auch umgehen. Nicht ohne Grund, denn sie wackelt schon ziemlich stark beim Drüber laufen. Für uns natürlich kein Problem, denn wir waren ja inzwischen Schluchtenerprobt.
Krümel fand auch heute wieder einigen Anklang und wurde von einem vorbeifahrenden Engländer freudig mit "Cookie Monster" gerufen. Nach einigen Treppen und vielen kleinen Pfaden (ähnlich wie der zu Beginn, nur nicht so zugewachsen) gelangten wir wieder nach unten in die Fußgängerzone und von da aus zu unseren Rädern. Ein Hahn stand daneben und bewachte unsere Räder - sehr schön. Ab über die Grenze, Pässe zeigen und schwups waren wir wieder zurück in Spanien. Ein netter kleiner, wenn auch teurer Ausflug nach England ;-)


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Kommentare

Papa
Vor 8 Monate

Toller Bericht und natürlich wieder Bilder, wie aus einer anderen Welt. Euch beiden viel Spaß weiterhin.

Papa