Unsere Reise führte uns weiter nach Tarifa. Wir fanden einen schönen Stellplatz etwas außerhalb des Ortes, der auch als Kitesurfer Mekka bekannt ist, direkt unter einem Windpark. Die Aussicht hier war toll - wir sahen von dem kleinen Berg, auf dem wir standen, auf das bewaldete Umland, das Meer und auf Afrika - Jetzt aber wirklich! Die Marokkanischen Berge erhoben sich majestätisch in der Ferne. Leider war es hier sehr windig (absehbar, wenn man an einem Windpark steht) und weitere stürmische Böen waren für die Nacht gemeldet. Umziehen wollten wir jetzt nicht mehr, da es schon Spätnachmittag war. Etwas später gesellten sich noch 2 andere Camper zu uns auf den Berg. Als Christoph ein Foto vom Nachtpanorama auf das wir blickten, schießen wollte, fragte ihn der eine Nachbar, ob es okay sei, wenn sie hier neben uns stünden. Nachdem er Christophs Antwort vernahm fragte er sogleich woher wir denn seien. Tatsächlich kamen die 2 Jungs und das Mädel ebenfalls aus der Landauer Umgebung. Wir hatten tatsächlich 3000 km weg von zuhause Pfälzer aus der Heimat getroffen. So klein ist die Welt. Uns wurde dann auch erstmal ein Shoppen angeboten, wie es sich für einen Pfälzer so gehört. Für alle die nicht wissen was das ist, hier ein kurzer Exkurs: Wir trinken in der Pfalz unseren Schorlewein aus 0,5 Liter Gläsern, meistens mit Dubben im Glas (einfach mal "Dubbeglas" googlen). Das Mischverhältnis von Wein und Wasser ist dabei 90 % / 10 %, wobei die 90 % sich auf den Wein beziehen. Dies hätte ein netter Abend sein können, wäre es nicht kühl, windig und inzwischen auch noch regnerisch gewesen. So standen wir nur kurz für einen Shoppen zwischen unseren Campern in dem Sauwetter zusammen und gaben den dreien Tipps wo sie in Spanien hinfahren könnten.
Nach einer Nacht, in der wir vom Wind ordentlich durchgeschüttelt worden waren, standen wir am nächsten Morgen erstmal in einer großen Pfütze, die sich direkt vorm Bus gebildet hatte. Es regnete immer noch und die Aussicht war verschwunden. Wir standen mitten im Nebel. Da wir um 9 Uhr unseren Werkstatttermin mit dem Bulli hatten, war dies nicht weiter schlimm und wir brachen, nach einem schnellen Abschied von den Pfälzern, zügig auf.
Als wir an der Werkstatt ankamen, war dort geschäftiges Treiben. Nach kurzer Wartezeit, machte ein Mechaniker mit Christoph zunächst eine kurze Probefahrt. Danach war seine Vermutung - das Knacken kommt von der Antriebswelle - unser Antrieb würde nicht mehr lange durchhalten. Er bat uns mittags wieder zu kommen, da die Hebebühne gerade nicht frei wäre, um sicherzugehen. Die Kommunikation fand mehr mit Händen und Füßen statt, da dort keiner richtig englisch sprechen konnte. Nur der Chef kannte ein paar englische Wörter und kommunizierte deshalb vorrangig mit uns. Wir nutzten die Zeit, um unser Wasser und Gas bei einer Tankstelle um die Ecke aufzufüllen und um zu duschen. Einige Tankstellen bieten hier in Spanien Duschen für 5 € à 15 min. an. Sehr praktisch, denn dann kann man alles an einem Ort erledigen. Auch einen Adapter für Deutsche Gasflaschen bekam man dort. Es ist nämlich wie wir herausgefunden haben gar nicht so einfach seine deutsche Gasflasche hier befüllen zu lassen. Zudem haben die spanischen Flaschen einen anderen Anschluss. Anbei eine Verlinkung zur Tankstelle, für alle die hier durchreisen und das selbe suchen wie wir -->Link
Zurück in der Werkstatt wurden wir dann erstmal stehen gelassen. Christoph wollte 2 x reinfahren und wurde 2 x wieder herausgebeten, da erst andere Autos von drinnen nach draußen geschafft werden mussten. Nach einiger Zeit wurden wir dann endlich auf die Hebebühne gebeten. Der Chef und ein Mechaniker untersuchten den Bulli gründlich, tauschten sich dabei rege aus und gaben schließlich etwas in den danebenstehenden Computer ein. Dann liefen sie weg und ließen uns erstmal stehen. Wir sahen auf dem Computerbildschirm eine Antriebswelle, die wohl bestellt werden musste. Als wir schon unruhig wurden, da man uns einfach ohne Worte stehen gelassen hatte (man fühlt sich einfach hilflos, wenn man eine Sprache nicht versteht oder sprechen kann), kam endlich der Chef mit einem Kostenvoranschlag zu uns. Der Preis war akzeptabel und wäre in Deutschland sicher höher gewesen. Er bot uns an am Folgetag um acht Uhr wieder zu kommen, um dann die Antriebswelle zu tauschen. Erleichtert stimmten wir zu und suchten einen Stellplatz in der Nähe.
Der Platz in Tarifa war zwar nicht schön und lag direkt neben einem Lidl, aber er taugte uns für eine Nacht und bot sogar etwas Meerblick auf den hinteren Plätzen. Kaum hatten wir geparkt und wollten uns zu einem Spaziergang in die Ortsmitte aufmachen, sahen wir ein bekanntes Fahrzeug - der Österreicher aus Náquera mit dem Truck mit Sonnenterasse, fuhr gerade auf den Platz. Er hielt bei uns an und wir unterhielten uns kurz. Da wir los wollten, lud er uns abends zu sich auf ein Bier in den Truck ein. Platz hatte er ja genug ;-)
Doch erstmal wollten wir Tarifa erkunden. Der kleine Surferort hatte wirklich Charme. In wenigen Minuten waren wir vom Ortsrand bis zum Hafen gelaufen. Viele Palmen säumten hier die Straßen. Nach dem Hafen erreichten wir eine Landzunge, die zum südlichsten Punkt Europas führte. Direkt daneben stand ein altes Schlösschen, das man wohl auch besichtigen konnte. Wir betraten den schmalen Weg zum südlichsten Punkt und wurden von dem heftigen Wind überrascht. Der trockene Sand wurde stellenweise durch die Luft geschleudert und wehte einem, wenn man nicht aufpasste, in die Augen. An schmalen Stellen, an denen die Wellen an den Felsen brachen, wurde sogar die Gischt auf uns geschleudert. Wir befanden uns jetzt genau zwischen Mittelmeer und Atlantik. Mit etwas Mühe erreichten wir das andere Ende und standen vor verschlossenen Türen. Das ehemalige Militärgelände das sich auf der Landzunge befand, konnte nur mit einer gebuchten Führung besichtigt werden. Ein paar schöne Fotos konnten wir aber auch hier machen, denn wir blickten auf die Berge von Marokko, die 2 Meere, den Strand von Tarifa und auf das Schlösschen, das malerisch auf der Anhöhe thronte. Es war zudem bereits ein Erlebnis gewesen den schmalen Weg hierher zu gehen. Auf dem Rückweg fielen uns die vielen Kitesurfer auf, die auf der linken Seite am Strand von Tarifa surften. Für sie kam der Wind gerade recht.
Zurück liefen wir nicht am Hafen entlang, sondern mitten durch die Fußgängerzone. Hier erwarteten uns wieder viele kleine Gässchen mit dem schon bekannten typisch spanischen Pflastersteinen, sowie vielen niedlichen Kaffee's und Restaurants.
Wieder bei unserem Stellplatz am Lidl kochten wir uns erstmal ein gutes Essen und gönnten uns dazu einen Aperol Spritz mit Sonnenuntergang. Man kann es sich auch kostengünstig richtig schön machen. Danach besuchten wir den Österreicher, neben den wir inzwischen umgezogen waren. Wir saßen gemütlich in seinem Tiny House auf der gemütlichen Eckbank und es wurde dann doch mehr als 1 Bierchen...
Ein Termin morgens um acht Uhr und den Abend zuvor Alkohol trinken, sowie spät ins Bett gehen, verträgt sich nicht wirklich gut. So waren wir etwas gerädert, als wir schließlich in der Werkstatt ankamen. Es war allerdings schon neun Uhr... in Spanien nimmt man das nicht so ernst, lernten wir jetzt. Vermutlich wäre man eher überrascht gewesen, wenn wir Punkt acht Uhr hier aufgekreuzt wären.
Nach nur 1,5 Stunden war die Antriebswelle getauscht und unser Bulli wieder fit. Beim Bezahlen erfuhren wir vom Chef noch, dass es zu dieser Jahreszeit in Tarifa noch nie so kalt war wie aktuell - wir hatten im Moment nur 16 Grad tagsüber und 10 Grad abends. Wir hatten uns auch schon gewundert, denn umso südlicher wir auf unserer Reise bislang kamen, desto kälter wurde es...
Nach einem Abschied von unserem Nachbarn, dem Österreicher und mit neuem Antrieb waren wir wieder bereit für neue Abenteuer und zogen weiter, immer Richtung Portugal.
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