Unsere Reise führte uns weiter zum Doñana Nationalpark, eine Empfehlung unseres Platznachbarn, mit dem Fotostudio im Truck vom Stellplatz in Cadiz. Dazu fuhren wir an Sevilla vorbei - der Hauptstadt von Andalusien. Viele große Pappmache Figuren standen hier am Straßenrand und präsentieren das spanische Leben (Mann mit Gitarre, Stierkämpfer etc.). Wir kamen auf unserem weiteren Weg an dem Westerndorf El Rocio vorbei - dazu später mehr. Wir sahen ein paar Reiter in Westernkleidung, die gerade gen Dorf ritten. Die Dörfer durch die wir sonst noch fuhren, hatten alle einen leichten westerntouch. Wir fühlten uns auf einmal wie in Mexiko. Der Doñana Nationalpark ist 54 hektar groß und wir fuhren bestimmt 45 Minuten neben dem eingezäunten Gelände entlang. Der vom Nachbarn empfohlene Stellplatz lag ganz am Ende der Straße neben dem Nationalpark, in einer Sackgasse und sollte ein Stück Afrika Flair vermitteln. Die Straßen über die wir fuhren, waren sehr kaputt und ließen nur wenig Geschwindigkeit zu. Auf den letzten Kilometern sprießen rechts von uns am Meer etliche Hotels aus dem Boden. Links der Nationalpark - rechts die Hotels und auf der Straße immer wieder Kreisel mit toll gebautem Innenteil (z.B. Delphine, Menschen die eine Weltkugel halten, eine Burg etc.). Da hatten sie sich für die Touris reichlich Mühe gegeben. Am Ende der Straße angekommen fanden wir leider nicht wie erwartet, den verlassenen ruhigen Stellplatz im Afrikastyle...
Wir fanden uns zwar in einer tollen Landschaft, aber inmitten von anderen Campern wieder. Unser Nachbar war hier wohl ein paar Jahre zuvor mal gewesen, wo der Campingwahn noch nicht so groß war. Zudem parkten hier fast nur deutsche Wohnmobile. Kaum hielten wir mitten auf dem Platz an, kam kurz nachdem der Motor aus war schon eine Frau aus einem Wohnmobil neben uns und fragte, ob wir hier denn etwa stehen bleiben wollten. Wir versicherten ihr, dass wir nur schauten wo wir parken könnten und gleich weg seien. Schon war die Stimmung etwas gedrückt, dank der deutschen Spießigkeit. Nicht mal kurz anhalten durfte man hier. Hinten in der Ecke fanden wir schließlich einen Platz für unser Gespann.
Nach einer ruhigen Nacht brachen wir wieder zu einer Jogging Session auf. So konnte man die Gegend erkunden und gleichzeitig ein wenig Sport machen. Dazu begaben wir uns in die afrikanisch wirkende, neben uns liegende Pinien- & Dünenlandschaft, immer Richtung Meer. Zunächst liefen wir im tiefen Sandboden. Nach kurzer Zeit begann ein gebauter Holzsteg, der das Joggen vereinfachte. Nach zwei km waren wir auch schon am Meer angekommen. An einer Strandbar frühstückten ein paar Leute. Ansonsten spazierte nur ein Pärchen in der Ferne den Strand hinauf. Wir joggten in dieser wunderbaren Einsamkeit den weitläufigen breiten Sandstrand entlang, immer vorne am Wasser, da es im nassen Sand einfacher zu laufen war. Das Ende des Strandes konnten wir nicht einmal ausmachen. Rechts von uns toste das Meer, der Wind blies uns nur so um die Ohren und links von uns schirmten die Sanddünen den Nationalpark ab. Weiter hinten kam uns ein voller Tourbus des Doñana Nationalparks entgegen. Es schien weiter hinten einen offenen Durchgang zum Park zu geben, den die Busse auf ihrer Route zum Strand passierten. Die Touris im Bus musterten uns als wären wir Sehenswürdigkeiten in dem Park. Es war als hätten sie noch nie zwei deutsche Jogger am Strand gesehen... ;-)
Auf dem Weg zurück hatten wir die Idee eine Bank auf dem angelegten Holzsteg für unsere Übungen zu nutzen. Die wenigen Menschen die vorbeikamen schauten neugierig, als sie uns bei Trizeps- / & Bauchübungen an der Bank sahen. Nach stolzen 6,4 km (ich glaube das war bis jetzt unsere längste Joggingstrecke) zurück am Bulli, hatten wir Blut geleckt und bauten unser mobiles Sportstudio weiter aus. 8 Liter Wasserflaschen als Kettle Bells, ein TRX Band am Bulli... da ließ es sich gut trainieren. Den Hänger stellten wir dazu etwas quer zum Bulli, damit wir einen Sichtschutz hatten. Beim Umparken beschwerte sich der zweite deutsche Winterflüchtling links von uns, dass wir bloß nicht zu nah hinter sein Wohnmobil fahren sollten... dieser Platz war uns definitiv nicht sympathisch! Wir zogen unser Training dennoch durch und duschten danach noch im Duschzelt, schön im Sichtschutz des Hängers.
Wir hatten überlegt den Doñana Nationalpark zu besuchen - es dann aber doch verworfen. Doñana ist eine der bedeutendsten und schönsten Feuchtgebiete Europas. Man findet dort verschiedene Ökosysteme, wie Marschland, Lagunen, Kiefernwälder, Ufer, Wanderdünen, Steilküsten, sowie 30 Kilometer lange und unberührte Strände. Der Hauptteil des Parks ist eingezäunt und kann man nur mit einer gebuchten Tour betreten. Bei dieser fährt man in großen Tourbussen 70 km lang durch das Gebiet, in dem viele seltene Vogelarten, über 35 Säugetierarten, wie z.B. den iberischen Luchs, Wildkatzen, Rehe und Fledermäuse, Reptilien, Amphibien und Fische leben. Für die 4-stündige Fahrt werden stolze 30 € pro Person genommen. Laut einigen Online Bewertungen sähe man nicht viele Tiere auf der Fahrt und der Preis sei deshalb überteuert dafür. Das war es uns dann doch nicht wert. Ein Stückchen Afrika hatten wir ja auch hier draußen und einen klitzekleinen Teil des unberührten Strandes waren wir ja schon entlang gejoggt.
Stattdessen wollten wir El Rocio besichtigen - die Ursprungsidee war dies mit dem Motorrad zu tun, da es aber leicht nieselte fuhren wir doch mit dem Bulli hin.
El Rocio - ein Wallfahrtsort mit religiösem Hintergrund. Wir fanden im Ortskern auf einem großen Sandplatz einen Parkplatz. Schon als wir den Ortseingang passierten, hörten die normalen Straßen auf. Ab jetzt fuhr man nur noch auf breiten Sandstraßen ohne jegliche Markierungen. Die Häuser waren fast alle nur ein bis zwei stöckig und in ähnlicher Bauweise gebaut, alle mit einer Veranda und Überdachung, so wie man es aus Westernfilmen kennt. Vor jedem Haus fand man zudem einen Balken (meist aus Holz oder Metall) an dem man die Pferde anbinden konnte. Auf der Hauptstraße waren ein paar wenige Einheimische unterwegs, vorrangig in dem kleinen Bistro, dass sich mittendrin befand. Ansonsten wirkte der Ort eher verlassen. Der Plaza de Doñana bildet den Mittelpunkt des Ortes. Hier fand man einen kleinen Park mit einer hübschen Blumenwiese und einer Reiterstatue. Dort befand sich fast keine Menschenseele. Wir liefen ein wenig durch den Ort, dabei auch mal weg von den Hauptplätzen und stellten fest, dass hier überall die selben Häuser wie in der Hauptstraße standen. Am Boden lagen seltsamerweise überall Plastikbecher, als wenn hier am Wochenende erst ein Fest stattgefunden hätte. Ein Kipplaster räumte gerade auf und wurde dazu von einem Bagger mit dem Müll beladen. Dahinter folgte ein Bulldozer, der den Sand wieder glatt zog. Interessante Art der Müllentsorgung. Auch die wenigen Bewohner der Häuschen die wir sahen, schienen alle sauber zu machen. Was war hier wohl los gewesen am Wochenende?
Am Ortsrand fand man ein paar Koppeln, auf denen einige Pferde standen. Im Dorf selbst sahen wir aktuell keine an die Balken angebundenen Pferde. Nur eine moderne Pferdekutsche mit Bremsscheiben an allen vier Rädern und Luftfederung, zog einmal an uns vorbei.
Weiter vorbei an einem See, in dem Flamingos standen, gelangten wir zur heiligen Stätte des Ortes - der Kirche in der die "Blanca Paloma" - übersetzt: "Weiße Taube" - steht. Dabei handelte es sich um eine Statue der heiligen Jungfrau von El Rocio, die in einem goldenen Palast gebettet, im Kircheninneren stand und das zentrale Element der Kirche bildete. Die Figur war auch auf vielen der Häuschen im Ort vorne am Verandadach oder über dem Eingang abgebildet. Die Menschen, die hier lebten, verehrten diese Statue. Jedes Jahr um die Pfingstzeit findet 14 Tage lang eine große Festivität im Ort statt, zu der 1.000.000 Gläubige aus Spanien und Amerika anreisen. Der Wallfahrtsort lebt von diesem Spektakel. Dabei wird eine Zeremonie durchgeführt, um die heilige Jungfrau zu ehren. Bei dieser wird die Statue von einigen starken Männern aus der Kirche entführt und durch das ganze Dorf getragen. Alle Gläubigen laufen dann hinterher und versuchen die Statue zu berühren, denn dies soll Glück bringen und den Segen geben. Viele Kranke und Alte sind hier besonders erpicht auf eine Berührung. So der Glaube. Der Ort hat über das restliche Jahr nur 800 Einwohner. Viele der Häuser die man hier findet, stehen deshalb die meiste Zeit des Jahres leer und werden nur zur Zeit der Festivität bewohnt.
Auf dem Kirchplatz war schon ein wenig mehr los, da sich hier noch ein paar Lokationen zum Speisen und Kaffee trinken befanden. Wo sind die Leute sonst, als da wo es Essen und Trinken gibt?!
Unser Fazit: Ein sehr interessanter Ort der anderen Art. Zu gerne wären wir einen Tag eher (am Sonntag) hier gewesen, um zu sehen was hier gefeiert wurde. Doch das Leben dieses Ortes blieb uns leider verwehrt und so reisten wir ahnungslos wieder ab, denn auch unsere Onlinerecherchen dazu blieben erfolglos.
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Hallo ihr beiden!
Die Westernstadt ist der Hammer. Absolut wie in einem Westernfilm. Toller Bericht.
Gruß aus dem langweiligen Landau.