Der Platzwart

Veröffentlicht am 26. März 2024 um 18:54

Bei unser Weiterfahrt nach Cadiz fühlten wir uns landschaftlich wie im Allgäu. Neben den Straßen grasten überall Kühe auf Weideflächen, viele kleinere Berge umgaben uns und es war alles insgesamt sehr grün und voller Wiesen. Wir hätten die Gegend hier viel trockener erwartet. Dazu fand man hier massig Windräder! Ein Windpark neben dem anderen zog an uns vorbei. Kurz vor Cadiz fanden wir einen großen Stellplatz direkt auf der schmalen Landzunge die neben 2 Brücken in die Stadt führt. Etliche andere Camper standen bereits hier. Für einen Besuch der Stadt war der Platz aber super gelegen. Nach dem Aussteigen peitschte uns der Wind ins Gesicht. Das Meer befand sich direkt hinter einer Düne und entsprechend windig war es hier.


Bei der Suche wo wir auf dem Platz stehen wollten, kamen wir mit einem Mann, ca. Mitte 40, der mit einem riesigen zum Wohnmobil & mobilen Fotostudio umgebauten Truck reiste, ins Gespräch. Der Truck war früher einmal ein Reservefahrzeug der Schweizer Feuerwehr gewesen und wurde von ihm komplett restauriert und aufgebaut. Trotz des Alters war er in einem super Zustand. Der Mann reiste mit seiner Frau und seinem Hund schon seit 19 Jahren. Die beiden arbeiteten als Selbständige an einer Art künstlerischen Fotomontage (Fotomosaik von Gebäuden). Die im Truck produzierten Bilder verkauften sie dann an namenhafte Ausstellungen (um eine zu nennen - Bionale Venedig). Dementsprechend groß war seine Erfahrung mit schönen Orten und Stellplätzen in ganz Europa (und sogar darüber hinaus). Er gab uns viele nützliche Tipps für unsere weitere Reise in Spanien und Portugal, die wir dankend annahmen. Wir erfuhren unter anderem auch, dass Benidorm, der Ort in dem wir mountainbiken waren, eine noch größere Hochhausdichte hatte als Frankfurt und sogar als Manhattan! Das hätten wir nicht gedacht. Wer nicht weiß wovon ich spreche und den Blogeintrag verpasst hat kann ihn gerne hier nachlesen  --> Link

 

Kaum hatten wir einen schönen Platz zum Stehen, von dem aus man aus dem Dachzelt wunderbar über die Dünen auf das Meer schauen konnte (#schönster Blogschreibplatz), gefunden, begrüßte uns der nächste Nachbar - zusammen mit dem Platzwart. Txema war ein Spanier, der bereits seit acht Jahren die meiste Zeit in seinem 40 Jahre alten, aber sehr gemütlich eingerichteten Wohnmobil, hier auf dem Platz lebte. Seine Wohnung in Cadiz vermietete er die meiste Zeit über Air BnB. Sein Hund (ein Malteser-Chiwawa Mischling) Toto ist hier der Platzwart - so Txema. Der Kleine begrüßte jeden Neuankömmling und ging deshalb auch ab und zu in anderen Autos verloren. So inspizierte Toto auch unseren Bulli gründlich und war damit voll und ganz zufrieden.

 Txema bot Christoph erstmal ein Bier an. Die beiden quatschten eine Weile während Marilyn alles für die selbstgemachte Pizza vorbereitete. Wir erfuhren, dass Txema ein weltweit aktiver Künstler war, der unter anderem Diskotheken, Restaurants uvm. mit einem neuen Innendesign versah. Dazu nahm er sämtliche natürliche Materialien die es gab, zum Teil sogar Schrott. Zudem fotografierte er noch leidenschaftlich gerne und zeigte uns einige seiner Werke. Da er bereits als DJ auf Mallorca aktiv war, konnte er etwas deutsch sprechen und so war die Unterhaltung kein Problem. Dieser Platz hier war also voll von Künstlern...

Am nächsten Morgen begrüßte uns Txema direkt als wir die Bullitüre öffneten und bot an, uns schnell einen Kaffee zu kochen. Auf seinem optimierten Gasherd wäre dieser in einer Minute fertig. Tatsächlich hielten wir kurz darauf beide einen dampfenden Becher in der Hand. So viel Gastfreundschaft überforderte uns beinahe. Nachdem wir gefrühstückt hatten parkte er dann leider um, da sein Stammplatz weiter links mit noch besserem Meerblick eben frei geworden war. Wir richteten die Räder um nach Cadiz zu fahren. Kurz darauf hatten wir schon neue Nachbarn. Ein mittelaltriges deutsches Pärchen aus Müritz, das ebenfalls die Idee hatte mit den Rädern ins Städtchen zu fahren. Der Mann, Peter wie wir später erfuhren, hatte Probleme mit seiner Luft im Reifen und fragte Christoph nach einer Radpumpe. Wir liehen im die Pumpe für den Trip aus und machten uns ebenfalls auf den Weg.

Über einen schön angelegten Steg fuhren wir sechs km ins Ortsinnere. Die Kleinstadt mit 100.000 Einwohnern war sehr fahrradfahrerfreundlich und so gab es hier überall toll angelegte Radwege. Wir parkten vor der Polizeistation - sicher ist sicher. Die tolle Uferpromenade mit Blick auf die historische Kathedrale im Altstadtkern, wollten wir entlanglaufen. Viele Einheimische tummelten sich hier in Bars und Restaurants. Die Stadt lag etwas erhöht auf einem Felsen und wurde von einer Festungsmauer umgeben, an der man entlang spazieren konnte. Das untenliegende Ufer war überall mit großen Steinquadern ausgelegt, die als Wellenbrecher fungierten. Einer der Quader war als Würfel bemalt worden - eine sehr lustige Idee. An einer Stelle war auf den Steinen sogar extra ein Platz für Katzen eingerichtet worden, mit Schutzhöhlen & Fressnäpfchen. Insgesamt erschien es uns hier nicht so touristisch und überlaufen wie in manch anderen spanischen Städte in denen wir schon waren. Es fühlte sich alles irgendwie sympathisch und gemütlich an. Wieder einmal säumten Palmen die Straße, die an der Kathedrale mit ihren bunten Mosaik Dächern, vorbei zu einer alten Wehranlage und einem Castell direkt am Meer führte. Die Einrichtungen konnte man alle kostenfrei besuchen - wieder ein Pluspunkt. Am nördlichsten Punkt erreichten wir einen schön angelegten Park. Hier fand man viele verschiedene Palmenarten und andere interessante Bäume, die wir nicht alle kannten, eine Buchsbaumallee und in Form geschnittene Büsche wie in einem englischen Garten, einen Spielplatz, ein Kaffee und das Highlight, den Teich mit begehbarem Wasserfall. Eine Höhle führte darunter hindurch, sowie eine gebaute Treppe darüber. Hier haben wir ein paar tolle Fotos geschossen.

Zurück liefen wir dann durch die Altstadt, durch die sich viele enge Gassen schlängelten, die wiederum zu schönen größeren, immer mit Palmen gesäumten Plätzen führten. Aus den meisten Gassen heraus konnte man bis zum Meer sehen, da die Stadt sehr schmal geschnitten war. Beeindruckend war vor Allem der Kathedralenplatz, auch wenn hier etwas mehr los war, da sich hier viele Menschen in den Kaffees und Tapasbars niederließen und den Blick auf die Kathedrale genossen. Wir fanden sogar eine Bäckerei die vorrangig Empanadas verkaufte - dafür mit allen möglichen Füllungen. Dieses deftige Gebäck ist eine Spezialität Spaniens. In Kürze werden wir selbst welche backen und das Rezept natürlich online stellen. Zur Inspiration nahmen wir uns natürlich welche mit.

Das Städtchen hat auch eine tolle Historie - es handelt sich hierbei um die älteste durchweg bewohnte Stadt Europas. Die Pharisäer (ein Seefahrervolk) waren die ersten Siedler und ließen sich hier nieder, da die Stadt durch seine drei einzigen Zugänge über die Landzunge und zwei Brücken, gut zu verteidigen war.

Unser Fazit: Cadiz ist sehr sehenswert und hat uns von allen Städten in Spanien am besten gefallen.

Zurück am Bulli setzten wir uns auf das Holzgeländer und genossen unsere Empanadas mit Meerblick. Unsere Nachbarn kehrten kurz darauf ebenfalls zurück. Sie gaben uns die Pumpe zurück und luden uns zum Dank auf ein Glas Wein in ihren Camper ein. Auch Txema hatte wieder gefragt ob wir nicht auf ein Bier vorbeikommen wollten. Wir entschieden uns dann aber für unsere neuen Nachbarn, Peter und Ute. Es war ein netter Abend mit guten Gesprächen, bei denen wir wieder zwei interessante Menschen kennenlernten und einigen neuen Input für unsere Reise bekamen. Am Ende setzten wir noch ihren mobilen Router instand, der zuvor nicht mehr funktionierte und halfen ihnen damit direkt noch einmal.

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von allen die wir hier auf dem Platz kennengelernt hatten und bekamen von Txema sogar noch einen Aufkleber für den Bulli geschenkt, sowie eine selbstgemachte Fotografie vom Meer mit seinem Autogramm. Er drückte uns sogar zum Abschied - echt ein lustiger Kerl. Auch Peter und Ute werden wir sicher mal irgendwann in Müritz besuchen kommen. 


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Kommentare

Uwe
Vor 8 Monate

Ja Cadiz ist eine wunderschöne Stadt - freut mich dass es euch auch so gut gefallen hat
Ich frag dann wenn es soweit ist nach eurem Stellplatz :)
Wünsche euch noch ein schönes Ostern und viel Spaß weiter auf eurer Reise
Liebe Grüße

Marilyn & Chris
Vor 8 Monate

Vielen Dank, wir hoffen du hattest auch ein schönes Ostern.
Den Stellplatz kannst du auch oben herausziehen, auf der Karte wird die Adresse angezeigt, wenn du auf das graue Symbol klickst. Gerne darfst aber auch schreiben wenn es soweit ist, dann suchen wir den Platz nochmal raus.
Viele Grüße Christoph und Marilyn