Ab durch den Eukalyptus & Korkeichenwald

Veröffentlicht am 12. April 2024 um 00:22

Unsere Reise durch Portugal führte uns als nächstes etwas ins Hinterland zum Berg Foia, der zwischen Marmelete und Monchique liegt. Die Fahrt auf den 902 m hohen Berg, die höchste Erhebung der Algarve, kostete den Bulli ganz schön Kraft und Marilyn, die diese Etappe fuhr, ganz schön Nerven.

Zum Teil fuhren wir im ersten Gang, damit wir genug Kraft hatten die steilen, engen Straßen hoch zu kommen. An einer Engstelle kam ein LKW entgegen und Marilyn hielt leider mitten am Berg an. Der LKW Fahrer signalisierte uns als Erstes zu fahren, da es sonst zu knapp sein würde vorbeizukommen, doch es klappte nicht. Das Anfahren am steilen Berg mit Hänger wollte ihr einfach nicht gelingen. Damit der LKW Fahrer nicht die Geduld verliert, wechselten wir und Christoph übernahm. Er schaffte es das Gespann wieder in Bewegung zu setzen und weiter den Berg hoch zu bringen. Kurz vor unserem Ziel lief plötzlich eine Kuh frei auf der Straße herum. Wir hatten von ihr in der Park4Night Platzbeschreibung schon gelesen und wussten, dass sie dort in der Nähe lebt und öfter dort herumspaziert. Nach dieser Begegnung erreichten wir unseren Platz nähe dem Foia Gipfel. Nur ein einsames Auto stand hier, ansonsten gehörte der Platz uns. Ein toller Blick auf das Meer & den Ort Portimao, bei dem wir zuvor noch waren, erschloss sich uns. Auf der anderen Seite Richtung Hinterland, blickten wir auf ein riesiges bewaldetes Gebiet. Als das Auto später wegfuhr, nutzten wir die Einsamkeit zum Aufbau des Duschzeltes. Nur die Kuh lief oben auf der Straße vorbei und ein Hund kam aus dem Nichts, schwänzelte kurz um uns herum, um dann plötzlich wieder zu verschwinden. Erst als die Sonne unterging gesellte sich noch ein junges Pärchen dazu, allerdings etwas entfernt von uns auf einem höher liegenden Plateau des Platzes. Die Nacht war sehr ruhig und nach und nach zog Nebel auf.

Der Nebel verzog sich am nächsten Morgen zum Glück schnell wieder und wir konnten zu unserer geplanten Mountainbike Tour aufbrechen. Der Trail sollte in unserer Nähe starten. Wir bauten uns mit Komoot einen schönen Rundweg, um danach wieder am Auto zu landen. Insgesamt hatte die Tour acht km und 450 Höhenmeter. Marilyn war es dabei etwas mulmig zumute, da sie gehört hatte, dass es im Hinterland der Algarve öfter wilde Hunde geben soll. Der erste Part bis zum Trail Einstieg war ziemlich zugewachsen. Hier war schon länger niemand mehr gefahren. Die Büsche zerrissen uns fast die Handschuhe und unsere Kleidung. Wir kämpften uns trotzdem durch und wurden mit fahrbareren Wegen und einer kleinen Abfahrt belohnt. Vorbei ging es an einem Windpark, an dem Arbeiter gerade zugange waren. Kurz darauf standen wir mitten im Eukalyptuswald. Überall hatten die Bäume ihre vertrockneten Blätter abgeworfen und der Boden war bedeckt davon. Der Trail führte jetzt durch den Wald und war zeitweise echt spaßig. Am letzten Stück angekommen wurde es leider wieder sehr steil und zum Teil steinig.

Inmitten diesem schwierigem Part hören wir auf einmal Hundegebell und nicht nur von einem Hund. Langsam nähren wir uns der Stelle. Unser Weg führt direkt dorthin und wir müssen dort zwangsläufig vorbei. Christoph fährt den letzten steilen Abschnitt als erstes und tatsächlich wartet direkt neben dem Weg schon der erste Hund auf ihn. Christoph fährt langsam vorbei und begrüßt ihn freundlich. Daraufhin lässt er ihn passieren. Von rechts kommen bestimmt weitere 4 Hunde verschiedenster Rassen angerannt, bleiben etwas entfernt stehen und bellen uns an. Marilyn fällt auf einmal vor Schreck vom Fahrrad und landet direkt neben einem der Hunde. Dieser erschrickt dermaßen, dass er verängstigt umdreht. Ob Marilyn jetzt abgestiegen ist wegen der Hunde oder wegen der verdammt steilen Stelle, ist unklar. Vermutlich eine Mischung von beidem. Auf alle Fälle ist nichts passiert. 

Wir entspannten uns direkt wieder, als wir sahen, dass eine ältere Frau inmitten der bellenden Hunde Unkraut jätete. Sie beruhigte die Hunde, die wohl bei jedem der vorbeikam bellten. Wir fuhren den Weg zu Ende und sahen von unten aus, dass es bestimmt 8 Tiere waren, die das kleine Grundstück am Waldrand, dass nicht umzäunt war, bewachten. Vermutlich wohnte die Dame mit ihren Hunden dort. Eine Ziege lebte ebenfalls hier und war an einer Leine mittendrin angebunden. Ein paar Hunde beruhigten sich, doch auch während wir in sicherer Entfernung unsere Schutzkleidung auszogen, hielt das Gebell vereinzelt noch an. Vermutlich wäre keine Gefahr von den Kläffern ausgegangen, denn wie ein Sprichwort sagt - bellende Hunde beißen nicht. 

Die Rückfahrt zum Bulli verlief über geteerte Straßen, vorbei an Wohnhäusern, unter Zitronen- & Orangenbäumen hindurch, die zu den dazugehörigen Gärten gehörten und immer mit einer genialen Aussicht auf das ferne Tal und das Meer. Kurz bevor wir wieder oben waren entdeckten wir noch eine tolle Trinkwasserquelle, direkt an einer Aussichtsplattform. Auf der Hinfahrt hatten wir diese schlichtweg übersehen. Einheimische standen mit massenweise Plastikflaschen dort und zapften sich ihre Trinkwasservorräte. Ein Verkaufswagen stand ebenfalls dort und Tische mit Bänken vervollständigten das Outdoor Kaffee, das aktuell geschlossen hatte. Wir beschlossen hier vor Abreise ebenfalls unsere Wasservorräte wieder aufzufüllen. Nach diesem kleinen Stopp beschlossen wir noch ganz nach oben zu fahren. Vorbei an unserem Bulli ging es noch 2 km lang die Zufahrtsstraße hoch. Ganz oben standen noch viel mehr Kühe zum Teil einfach auf der Straße, zum Teil auf der Wiese daneben herum. Eine Statue von einem Rennradfahrer (der Weg auf den Foia hinauf ist eine beliebte Rennradstrecke) ziert den Gipfel. Daneben findet man eine eingezäunte Radarstation. 
Nach einer kurzen Verschnaufpause wagten wir die letzte Abfahrt. Aber nein - nicht außen herum zurück die Zufahrtsstraße herunter, wie es jeder normale Mensch getan hätte, sondern mitten über den Berg. Laut Komoot sollte hier ein weiterer kleiner Trail entlang gehen. Zu Beginn war dieser auch fahrbar. Im weiteren Verlauf aber dann doch wieder sehr zugewachsen - dieses Mal noch mehr als der Part am Morgen. Zudem wurde es  schon wieder steil und steinig. Dieser Trail glich eher einer Downhill Strecke. Leider schoben wir hier mehr als dass wir fuhren. Dennoch, wir hatten die Herausforderung angenommen und geschafft. 

Am Abend schauten wir uns noch den Sonnenuntergang von der Quelle aus an. Da diese nur 2 Gehminuten von unserem Platz entfernt war, bot sich das an. Leider vermieste uns eine große Wolke die Sicht. Interessant war der Abstecher dennoch, da wir ein deutsches junges Mädel trafen, das ebenfalls den Sonnenuntergang schauen wollte. Wir erfuhren, dass sie ganz alleine zwei Wochen Urlaub in Portugal machte und mit einem Mietwagen reiste. Sie schlief fast ausschließlich darin, um sich Hotelkosten zu sparen. Dieser Mut faszinierte uns sehr!

Am nächsten Morgen tankten wir erstmal Wasser an der Quelle. Bevor wir dran waren beobachteten wir wie ein portugiesisches Pärchen bestimmt 300 Liter Wasser in ihr Auto einlud. Da waren wir mit unseren 70 Liter ja sparsam unterwegs. Wassernot gab es, zumindest in diesem Bereich Portugals, scheinbar nicht. Die beiden bestätigten unsere Vermutung, dass man das Wasser unbedenklich trinken könne.

Der Mountainbikespaß sollte noch nicht vorbei sein. Wir zogen weiter nach Marmelete. Ein süßes kleines Dorf mit gebautem Bikepark im angrenzenden Wald. Hier waren viele Korkeichen zu finden. Der Ort war auch für seine Korkeichenverarbeitung bekannt. Wir parkten an der Hauptstraße und radelten los. Dieses Mal mussten wir erstmal hochtreten. Wir passierten viele Korkeichen, die aufgrund der Schälung aussahen als wären sie halbnackt. Der drei km lange Aufstieg war zunächst sehr steil und führte wieder an bellenden Hunden vorbei - dieses Mal aber hinter einem Gartenzaun. Bessere Alarmanlagen kann man sich nicht vorstellen. Erst als wir deutlich weiter weg waren hörte das Gebell wieder auf. Kurz vorm Trail Einstieg fanden wir noch einen tollen Aussichtspunkt auf großen Felsen, die am Wegesrand lagen. Dort stärkten wir uns und los ging es zur Abfahrt. 

Trotz guter Beschilderung war es nicht einfach den richtigen Trail auszumachen, es gelang uns dann aber doch, nach ein paar mal verfahren und wieder umdrehen. Wir fuhren zum Teil durch den Eukalyptus- und zum Teil durch den Korkeichenwald. Mehrere gebaute Drops, kleine Sprünge und Anleger am Ende, fuhren wir problemlos. Wilde Hunde trafen wir hier zum Glück keine. Wir fuhren den Trail gleich nochmal, da er uns so viel Spaß gemacht hatte. Frustrierend war nur der E-Biker, der uns überholte und den Trail 3 x fuhr, in der Zeit, in der wir einmal hochtraten. 

Zurück im Ort entdeckten wir, dass es sogar kostenfreie Toiletten und Duschen gab, diese sogar relativ sauber waren. Die Chance nutzten wir natürlich und danken der Gemeinde dafür. Im Dorfladen haben wir übrigens einen super guten Käse aus Schafsmilch gekauft und das für nur 20 € / kg. Wir raten jedem Käseliebhaber in Portugal deshalb den einheimischen Käse lieber in den Dorfläden, als in den großen Supermärkten zu kaufen.

Die Nacht verbrachten wir auf einem Stellplatz mitten im Eukalyptuswald, auf einer Lichtung. Ein Weg mit vielen Schlaglöchern, den man aber langsam ganz gut fahren konnte, führte uns dorthin. Dort angekommen waren wir wieder einmal die Einzigen hier. Zur einen Seite hatte man sogar eine tolle Aussicht in die Ferne. Wir genossen die Stille und ließen den Abend bei leckeren Burritos mit Chillli con Carne ausklingen.

Für alle die gerne Mountainbike fahren und in Portugal Urlaub machen, verlinken wir hier die zwei Komoot Trails der Touren.
Viel Spaß beim Fahren! 


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