Als nächstes gönnten wir uns zwei Pausetage, denn eine 4-tägige Wanderung über einen Teil der Rota Vicentina oder auch den Fischerpfad genannt, stand an. Die vier Hauptetappen von Odeceixe nach Zambuja do Mar, Zambuja do Mar nach Almograve, Almograve nach Villa Nova de Milfontes und Villa Nove de Milfontes nach Porto Covo sollen die schönsten Hauptetappen des insgesamt ca. 230 km langen Weges sein. Insgesamt haben diese vier Etappen um die 80 km, je nach Start- & Endpunkt der Etappen in den Orten. Die Hauptgehrichtung ist von Porto Covo nach Odeceixe, aber wir wollten aufgrund unserer Route andersherum gehen.
Da wir nicht übernachten wollten um Kosten zu sparen, bzw. auch kein Zelt dabei hatten, beschlossen wir jeweils eine Etappe zu wandern und dann mit einem Moped zurück zum Bulli zu fahren. Dazu fuhren wir zunächst nach Zambuja do Mar, dem Endpunkt unserer ersten Etappe und fanden dort einen schönen Stellplatz etwas außerhalb des Zentrums auf einer Anhöhe, mit Blick auf das Meer. Auffällig viele indisch-saudiarabisch und afrikanisch aussehende Männer liefen hier oben immer wieder an unserem Bus und den wenigen anderen Campern vorbei und schauten dabei oftmals neugierig hinein. Ihr Ziel war die Wiese über dem unter uns gelegenen Spielplatz mit Volleyballfeld. Auf dem Spielplatz standen die selbe Art Männer alle um einen Tisch herum und machten ein Würfelspiel und andere spielten Volleyball. Ihre Kumpane oben auf dem Berg bei uns, schienen das Spiel zu beobachten. Etwas unwohl war uns deshalb hier schon zumute, aber wir blieben dennoch zu stehen, denn der Spot eignete sich für unsere Pläne sehr gut.
Am Abend vor der Wanderung bekamen wir von anderen Campern noch einen guten Tipp für einen Stellplatz in Odeceixe. Dort sah es sonst bei Park4Night eher schwierig mit übernachten aus. Wir platzierten eines unserer Mopeds im Ortszentrum von Zambuja, da es uns dort sicherer erschien als hier vor dem Spielplatz. Beim Spaziergang zurück zum Bulli, durchquerten wir das Örtchen. Neben einem Tourizentrum, ein Tourirestaurant direkt an einer kleinen Kapelle und mit Meerblick, findet man hier ansonsten nur Wohnraum. Die Häuser wirkten einfach und etwas verarmt. Wir schätzen, dass es sich bei den meisten Einwohnern hier um Erntehelfer handelt. Kaum echte Portugiesen begegneten uns sonst auf unserem Weg zurück. Zurück am Bus fuhren wir bereits im Dunkeln zurück nach Odeceixe, unserem morgigen Startpunkt. Wir folgten dem Tipp zwecks Stellplatz und fuhren dabei an einem noch besseren Ausgangspunkt für unsere Wanderung vorbei. Ein kleiner Parkplatz am Ortsausgang und doch etwas versteckt fiel uns ins Auge. Wir sahen auch schon wenige andere dort stehen und schlossen uns an. Der Platz der empfohlen wurde, hätte unsere Wanderung um 3 km verlängert - das muss bei einer geplanten Etappe von 18,7 km ja nicht unbedingt sein.
Etappe 1 Rota Vicentia - Von Odeceixe nach Zambuja do Mar
Wir starteten Punkt 10 Uhr unsere Wanderung, direkt vom Bulli aus. Ein Arbeiter der Stadt, der morgens auf dem Parkplatz eine Bank abflexte, bestätigte uns, dass wir hier einen Tag stehen bleiben könnten. Somit konnten wir guten Gewissens loswandern.
Beim Ortsausgang von Odeceixe zierte ein tolles Graffitti mit Tieren die Mauern. Ein "Bem Vindo - Herzlich Willkommen" begrüßte uns auf dem Weg aus dem Ort heraus. Die ersten drei km führten auf einer betonierten Straße nach hinten Richtung Meer. Am Eingang der langen Straße stand ein Wohnmobil / Wohnanhänger verboten Schild, allerdings etwas mit Farbe übersprüht, so dass man es kaum noch lesen konnte. Das war auch der Grund, wieso wir nicht schon direkt hinten am Meer geparkt hatten und doch in Odeceixe die Wanderung starteten. Immer am Fluss entlang war die Straße zwar nicht so angenehm zu laufen, dafür die Umgebung aber schon grün und bergig. Man kam sich vor, als würde man durch ein Tal laufen. Ganz hinten angekommen standen tatsächlich einige Camper. Wir wissen allerdings nicht, ob sie auch hier übernachtet hatten. Zwei Menschen standen verzweifelt mit ihren Liegestühlen in der Hand auf der Anhöhe, die das Meer noch von uns abschirmte. Wenig später erfuhren wir auch wieso. Der Wanderweg war eigentlich durchgängig mit einem blau-grünen Zeichen gekennzeichnet. Dieses wollte jetzt aber nicht mehr erscheinen und wir endeten in einer Sackgasse. Mit Blick auf den GPS Track in Komoot bemerkten wir, dass wir eine Abzweigung weiter vorne verpasst hatten. Es führte aber ein Pfad, nur 100 m entfernt von uns, hinauf auf die Klippen, auf denen es dann am Meer entlang gehen sollte. Der Pfad wurde steil und steinig und war weiter oben etwas verwachsen und schwer zu erkennen. Wir landeten vor einem Stacheldrahtzaun. Dahinter ging unser Wanderweg entlang. Umdrehen war keine Option - Christoph bog den Zaun etwas nach unten und wir sprangen darüber. Der Weg auf dem wir nun standen war total sandig - wir wussten allerdings schon, dass die meisten Teile der Rota Vicentina Sandwege sein sollten und die Wanderung dadurch anstrengender werden würde. Der Weg führte durch einen kleinen verwunschenen Wald und dahinter standen wir dann oben auf den Klippen. Ein Blick nach links zeigte uns den Fluss, der den Weg zum Meer komplett abschnitt. Der Strand davor konnte nur von der anderen Flussseite erreicht werden. Deshalb waren die beiden da unten so ratlos herumgestanden. Ein beeindruckendes Bild ergab es von hier oben dennoch. Zur rechten sahen wir den Wanderweg, der an den Klippen entlang verlief.
Verschiedenste bunte Blumen säumten den Wanderweg auf der ganzen Strecke und komplettierten das tolle Panorama. Die Hottentottenfeige war am Häufigsten vertreten und überall neben den Wegen zu finden (erste zwei Fotos in der Galerie) Diese Pflanze wird, da sie so anspruchslos ist, gerne genommen, um die Sanddünen zu stabilisieren und ist sogar essbar. Es wird z.B. Marmelade daraus gemacht. Christoph entdeckte auf dem Fischerpfad seine Vorliebe für Makroaufnahmen von Blumen und hatte sich daran etwas ausprobiert.
Zeitweise kamen längere Buschtunnel, durch die der Weg führte. Alleine das machte die Wanderung schon total abwechslungsreich. Nach einer Weile kam ein Schild, dass anzeigte, das der nächste Abschnitt umgeleitet werden sollte, aufgrund gefährlicher Wegbedingungen. Vermutlich waren hier Klippenabschnitte weggebrochen bzw. gefährdet wegzubrechen. Die Umleitung führte vom Meer weg auf eine Hauptstraße, um die Felder eines Bauern herum. Es zog sich ewig und der Wege war leider nicht wirklich schön und nach 1,5 km Umweg erreichten wir erst unseren Weg an der Küste wieder. Man muss dazu sagen, dass wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, wieso die Sperrung da war. Wir sahen noch ein Pärchen aus der gesperrten Zone entgegenkommen und hatten auch kurz mit dem Gedanken gespielt einfach weiter zu gehen. Im Nachgang sind wir doch froh die Umleitung gelaufen zu sein, denn mit den abbrechenden Felsen ist nicht zu spaßen. Im weiteren Verlauf trafen wir auf einige kleine Wasserfälle, die aus dem Fels herausschossen. Dies hatte zur Folge, dass es viele matschige Stellen auf dem Weg gab. Wir trafen auf ein entgegenkommendes Pärchen, bei dem die Frau wohl tiefer im Matsch versunken war, wie ihr Schuh verriet. Sie warnten uns auf Christophs Blick hin vor der Stelle, die wohl gleich kommen würde. Nach einer kurzen Pause erreichten wir den Grund dessen - der Weg führte durch einen komplett zugewachsenen Bereich in eine Senke, mit einem kleinen Bachlauf in der Mitte. Man konnte nicht außenherum gehen (zumindest nicht offensichtlich) und musste irgendwie darüber kommen ohne zu versinken. Wir warfen herumliegende Äste ins Wasser, um darauf treten zu können und hielten uns dabei an den Baumästen und Sträuchern drumherum fest und balancierten so über den kleinen Bach. Dabei mussten wir uns auch noch ducken, da sonst Dornen unsere Haare durchstreift hätten. Nur etwas Schlamm blieb an unseren Sohlen zurück, ansonsten waren wir trockenen Fußes. Etwas Zeit hatte uns das allerdings auch gekostet. Alle weiteren Schlammstellen waren einfacher zu überqueren. Vermutlich entstanden diese durch die kleinen Wasserfälle im Berg. Inzwischen waren des Öfteren Holztreppen gebaut worden, die man überqueren musste, um die Klippen hinauf bzw. hinunter zu kommen. Einige Latten waren schon sehr morsch, aber sie hielten noch. Tatsächlich passierten wir einen kleinen Ort, ziemlich in der Mitte der ersten Etappe. Das Dorfkaffee hatte auch schon reichlich Besuch. Nach dem Ort führte der Pfad weiter über Holzbrücken, von denen zum Teil sogar ein paar gesperrt waren. Es existierte in diesen Fällen aber eine Umleitung, die sich auch in Grenzen hielt.
Unser Wegweiser schickte uns als nächstes zu einem Pfad, neben einem großen eingezäunten Bereich. Bestimmt ein oder zwei Kilometer führte der Weg direkt daneben entlang. Wir fragten uns welche Tiere darin wohl gehalten werden, sahen aber nichts. Irgendwann wurde uns der Weg zu langweilig und wir beschlossen weiter links, entlang der Klippen zu gehen. Laut Komoot führte dort auch ein Weg entlang. Leider hörte der sichtbare Weg nach einiger Zeit auf. Wir orientierten uns anhand der Komoot App und gingen auch ohne Weg weiter. Möglich war es noch, da nur wenige Büsche und Pflanzen hier und da auf der Klippe standen.
Auf einmal sehen wir etwas an einem Fels hängen - eine große Schlange! Tatsächlich ist es eine ausgewachsene 1,5-2 m lange Zornnatter, wie wir sie bereits auf Gibraltar angetroffen hatten. Fasziniert schießt Christoph das Foto, das er sich schon seitdem gewünscht hatte. Leider ohne Kopf der Schlange. Marilyn hält gehörigen Abstand. Kurz darauf lotst Komoot uns mitten in den Busch - Bäume versperren uns plötzlich den Weg, alles ist zugewachsen und Marilyn glaubt es springt sie gleich eine Schlange vom Baum aus an - sie drängt Christoph schnell weiter zu gehen, da umdrehen einfach keine Option ist. Er schlägt sich durch die Bäume, wir werden von Unkraut und Blättern gestriffen und verkratzt, danach geht es durch meterhohes Gras, in das aber schon eine Schneise geschlagen wurde. Es hatten wohl auch schon andere die Idee gehabt diesen Weg zu nehmen. Inzwischen ist Marilyn voller Panik - wieso sind wir hier nur lang gegangen? Wir werden nie mehr den Fischerpfad verlassen, so schwor sie sich. Dann sehen wir einen Strand. Wir erreichen Felsen, die wir nur noch herunterklettern müssen und schon sind wir wieder in der Zivilisation gelandet.
Unser offizieller Wanderweg führte direkt hinter dem Strand entlang. Unser kleiner Abstecher in den Dschungel war sogar ein Umweg und hatte uns etliche Nerven gekostet. Christoph fand ihn dennoch toll - denn er hatte seine Schlange fotografiert.
Am Strand sahen wir viele Wanderer, die ihr Lager aufgeschlagen hatten. Das Wildcampen ist hier zwar eigentlich verboten, es machen aber dennch viele auf dieser Route. Für uns war die Wanderung aber noch nicht zu Ende... weitere 3 km trennten uns noch von unserem ersten Etappenziel. Wir verliefen uns kurz nochmal - aber nur 200 m, da wir hinter dem Strand falsch abbogen - und dann ging es die Klippe wieder hoch. Ein toller Wasserfall mit einer Brücke zum darüber laufen, befand sich dort. Ein sehr malerisches Ende der Wanderung, die nur noch über ein paar gebaute Holztreppen Richtung Zambuja führte.
Wir kamen um 17 Uhr, nach 7 Stunden und 20 km an unserem Moped an - 2,3 km mehr als ursprünglich angegeben und durch die Umleitungen und unsere Umwege verschuldet. Auf den letzten Holztreppen die Klippe herunter, können wir unsere Domi schon sehen. Alles ist noch da - auch die Helme, die wir daran festgeschlossen hatten und auch die Motorradkleidung im Topcase. Eine Eisdiele lag genau gegenüber und so gönnten wir uns erstmal ein Eis. Die Rückfahrt war sehr unbequem - zwei Rucksäcke auf dem Motorrad zu zweit geht fast nicht. Christoph hängte sich einen vorne an die Brust und einer musste hinten zwischen Marilyn und das Topcase passen. Halb zerquetscht fuhren wir zurück zu unserem Bulli, der ja noch in Odeceixe stand. Wir schafften es noch vor Einbruch der Dunkelheit dort anzukommen.
Da es auf dem Platz schlecht mit Duschen war, bauten wir erstmals unseren Hundepool im Hänger auf, um darin zu duschen - auch das funktionierte einwandfrei! Etwas müde kochten wir uns noch etwas, um dann die zweite Etappe vorzubereiten, denn am nächsten Tag wollten wir von Zambuja do Mar nach Almograve laufen und mussten dazu die Motorräder dort platzieren.
GPS Track Fischerpfad Etappe 1 von Odeceixe nach Zambuja do Mar --> Komootlink
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Hallo ihr beiden. Das klingt fast wie im Film "Auf der Jagd nach dem grünen Diamanten". Es klingt sehr abenteuerlich.
Gruß
Papa