Auf dem schönsten Küstenwanderweg der Welt - Teil 2

Veröffentlicht am 17. April 2024 um 22:36

Um die 2. Etappe der Rota Vicentina von Zambuja do Mar nach Almograve vorzubereiten, fuhren wir abends nach unserer ersten Wanderung sehr erschöpft nach Almograve. Wir kamen gegen 22:00 Uhr dort an und stellten fest, dass vor dem Parkplatz am Meer, auf den wir uns eigentlich stellen wollten, ein Wohnmobil & Wohnanhänger Verbotsschild aufgestellt war. Der Platz war nahezu leer, bis auf zwei Autos, eines davon von zwei Jugendlichen, die davor herumhingen. In dem kleinen Fischerort gab es nur wenig Möglichkeiten mit dem großen Gespann zu stehen. Deshalb fuhren wir die Straße weiter am Meer entlang zum nächsten Parkplatz, der auf Google Maps erkennbar war. Inzwischen war es dunkel, was uns die Stellplatzsuche erschwerte. Am diesem Platz stand ein kleines schäbiges Fischerhäuschen und alles war verlassen. Hier war es uns dann doch etwas zu unheimlich zum Übernachten. Weiter konnten wir die Straße nicht fahren, da sie in einer Sackgasse endete. Wir beschlossen deshalb einfach auf dem ersten Parkplatz zu bleiben, es wäre ja nur für eine Nacht. Auf dem Weg dorthin zurück kam uns das Auto mit den zwei Jugendlichen entgegen - nur wo fuhren sie hin? Hier hinten war doch Ende?!

Auf dem ersten Platz angekommen, stellten wir uns ganz hinten in die Ecke, direkt mit Blick auf das Meer. Wir bemerkten, dass in dem einen Auto das noch da stand ebenfalls jemand übernachten wollte, obwohl es gar kein Camper oder Van war. Genaugenommen waren wir auch kein Campingmobil, sondern als Bürofahrzeug in den Papieren eingetragen und unser Hänger war ein normaler Hänger und kein Wohnanhänger. So gesehen konnte uns die Polizei eigentlich nichts anlasten. Wir platzierten, um uns etwas besser zu fühlen, unseren Tapo (tolle Überwachungskamera mit der Möglichkeit auch von der Ferne mit dem Handy über das Internet darauf zuzugreifen) im Fahrerraum Richtung Straße und machten uns bettfertig. 

Kurze Zeit später reagierte Tapo und wir schauten auf das Handy. Tatsächlich kam ein Polizeiauto angefahren. Über unsere Kamera beobachteten wir, wie es langsam über den ganzen Platz zu uns fuhr, kurz neben uns stehen blieb, um dann einfach wieder zu fahren. Beruhigt legten wir uns schlafen - denn wenn sie jetzt nichts gesagt hatten, wieso sollten sie dann heute Nacht nochmal kommen?

ETAPPE 2 ROTA VICENTIA - von Zambuja do Mar nach Almograve

Am nächsten Morgen drehten wir den Spieß um und fuhren statt mit dem Bulli, mit unseren beiden Motorrädern zurück nach Zambuja do Mar, zu unserem Startpunkt der 2. Etappe. Vor einem belebten Barbershop und Restaurant daneben, parkten wir und hängten auch wieder unser Equipment an die Mopeds an. Leider ging der erste Teil dieser Strecke nur an der Hauptstraße entlang, was sich endlos zog. Nach drei Kilometern erreichten wir endlich den Küstenweg. Dieses Mal war auffällig, dass viele Tagesausflügler ebenfalls hier unterwegs waren. Darunter viele Rentner und Fahrradfahrer. Zeitweise führten die Wege zwischen dichtem Bewuchs hindurch. Mehrere gebaute Holzpfade führten zu Aussichtspunkten an den Klippen und die Wege waren zum Teil mit kleinen Holzpflöcken, die in regelmäßigen Abständen in den Boden gerammt wurden, gespickt. Dieses Areal befand sich in der Nähe eines hübschen Leuchtturmes, an dem es auch Parkplätze gab. Das erklärte die vielen Tagesausflügler, sowie die Mühe, die man sich hier gemacht hatte. Wir fanden, dass die naturbelassenen Wege bisher deutlich schöner waren, als der Aufwand hier.  

Als nächstes wurden wir wieder umgeleitet - dieses Mal vorbei an Pferdehöfen durch ein kleines Dorf. Auch hier schienen vorrangig keine Portugiesen zu leben, sondern vermutlich wieder eher Erntehelfer. Vorbei an einem Schweinestall mit einem riesigen Schwein darin, ging es wieder an die Küste und endlich wieder auf Sandwege. Nach kurzer Zeit hielten wir auf eine große Sanddüne zu. Um an der Düne vorbeizukommen lotste der Wanderweg uns in einen kleinen Wald. Hier fühlte man sich wie in einer anderen Welt - umgeben von Eukalyptusbäumen, Pinien & Mittelmeerkiefern, herabhängenden Pflanzen, schmalen Pfaden, offenen, hellen Lichtungen und zeitweise kleineren Sanddünen, ging es hier hindurch. Als wir den Wald schließlich wieder verließen waren wir in der Wüste - besser beschreiben kann man es einfach nicht. Nicht nur die Wege waren hier sandig, sondern die gesamte Umgebung. Die hügelige Landschaft war voller Sand und wenige Büsche und Pflanzen wuchsen auf den sandigen Dünen. Zeitweise verändert sich die Farbe des Sandes von weiß, über orange zu rot. Zudem wurden die Felsen, die aus dem Sand spitzelten auch eher braun-orange und erinnerten an die Küstenlinie im Süden der Algarve. An den Hängen der Klippen fand man neben etlichen Storchennestern inkl. Bewohnern auf einmal großflächig bemooste Stellen. Somit kam noch grün in unser Farbenspiel mit hinzu. Alles zusammen ergab ein traumhaftes Bild.

In der Ferne begann es zu regnen, doch es zog zum Glück an uns vorbei. Auf den letzten zwei Kilometern sahen wir bereits das kleine Fischerhäuschen, an dem wir am Abend zuvor nach einem Stellplatz gesucht hatten. Der Weg dorthin zog sich etwas und wir merkten deutlich unsere Füße, nach Tag Nummer zwei und weiteren 20 gewanderten Kilometern. Wenigstens war jetzt kein Sand mehr auf der Straße und man wurde nicht mehr ausgebremst. Um 17 Uhr standen wir wieder an unserem Bus, nur dieses Mal nicht ganz alleine, sondern mit einigen anderen Autos daneben.

Nachdem wir uns gestärkt hatten fuhren wir zurück unsere Mopeds einsammeln. Zum Glück war auch hier alles noch da - trotz unserer Skepsis dem Ort und den Einwohnern gegenüber. Auch wenn es schon wieder dunkel wurde fuhren wir weiter nach Vila Nova de Milfontes, unserem nächsten Etappenziel. Der Plan war es, es am nächsten Tag genauso wie heute zu machen. Denn morgens waren wir deutlich fitter zum Motorradfahren. Wir stellten uns dort auf einen Platz mitten in der Stadt, der sogar offiziell für Camper ausgewiesen wurde. Einige andere große Wohnmobile standen bereits dort und wir gesellten uns in der Reihe einfach dazu, um schließlich erschöpft ins Bett zu fallen.

ETAPPE 3 ROTA VICENTIA - von Almograve nach Vila Nova de Milfontes

Am nächsten Morgen, nachdem wir unsere Mopeds gerichtet hatten und kurz vorm Losfahren waren, sprachen uns unsere Platznachbarinnen, eine Deutsche und eine Portugiesin mittleren Alters, die in Lagos lebten, auf die Mopeds an. Wir kamen kurz ins Gespräch und erzählten von unserer Wanderung, die wir gerade machten. Sie kannten den Fischerweg nicht, warnten uns aber davor, dass jährlich 1000 von Menschen an der 800 km langen Küstenlinie Portugals abstürzten, da die Hänge zum Teil etwas instabil sind und die Leute einfach zu nah dran gehen. Zudem erfuhren wir, dass es im Ort am Sportplatz kostenfreie Duschen gibt. Sie baten sogar an für uns zu prüfen, ob diese aktuell offen wären. Das waren tolle Aussichten für unsere Rückkehr am Abend. Wir verstanden jetzt auch besser, wieso Teilabschnitte des Wanderweges gesperrt waren und fuhren los nach Almograve. Unsere heutige dritte Etappe führte von dort über weitere 15 km nach Vila Nova de Milfontes und war somit die kürzeste aller Etappen unserer Wanderung.

Wir parkten am selben Platz wie am Vortag mit dem Bulli. Leider war es dieses Mal etwas bewölkt und Regen war angesagt - gut, dass wir die Regenjacken im Gepäck hatten. Der Weg soll laut den Zeichen zunächst über einen Umweg durch den Ort führen - uns war nicht ganz klar wieso. Viele Wanderer waren uns schon direkt an den Klippen entlang entgegengekommen und es führte auch dort ein Wanderweg entlang. Wir beschlossen abzukürzen, da die Route vorne herum deutlich schöner sein würde und starteten unseren Weg, immer den anderen Wanderweg, der hier ausgeschildert war, entlang. 

Kurze Zeit später wussten wir, wieso der offizielle Weg durch den Ort führt. Ein breiter, flacher Bach, der ins Meer floss, versperrte uns den Weg. Allerdings lagen viele Steine darin und er war damit nicht unpassierbar. Wir balancierten langsam über die Steine und bahnten uns so den Weg trockenen Fußes darüber. Dann ging es die Klippen wieder hoch und schon standen wir wieder auf unserem Fischerpfad. Das vertraute blau-grüne Zeichen verriet uns das, kaum, dass wir oben angekommen waren. Zudem begrüßte uns wieder der herrlich sandige Weg. Wieder passierten wir etliche mehrere 100 m lange Buschtunnel, dieses Mal zum Teil so niedrig, dass man geduckt hindurchlaufen musste - was allerdings von Vorteil war, da es kurz darauf zu regnen begann. Die Tunnel boten etwas Regenschutz. 

Einmal versperrte uns eine große matschige Pfütze den Weg. Nach kurzem Umschauen fanden wir aber einen Weg, der durch das hohe Schilf drumherum führte. Die Schneise, die schon andere geschlagen hatten, verriet diesen. Der Regen ließ zum Glück recht bald wieder nach. Der Küstenweg endete ebenfalls und lotste uns heraus auf einen Weg an einer großen Blumenwiese entlang. Wieder mal eine richtig große Veränderung der Landschaft. Nach einer Weile kamen wir an die Stelle, an der man bei Bedarf auch mit der Bootsfähre nach Vila Nova de Milfontes abkürzen könnte. Eine lange Holzbrücke führte vor zum Strand. Wir nahmen uns die Zeit und gingen diesen kleinen Umweg dorthin, um unsere Pause mit tollem Blick auf den einsamen Strand und das Meer zu machen. 

Nach einem weiteren Stück die Straße runter führte uns unser Weg über einen richtig steilen Bergwanderweg nach oben in einen Korkeichenwald. Wir kannten die nackten Bäume schon aus dem Dorf Marmelete und genossen die kleine Wanderung durch das Waldstück. Dieses endete an einem Gatter, das hinaus auf die Hauptstraße zur Brücke führte. Die große Autobrücke musste man leider überqueren, wenn man nicht mit der Bootsfähre in den Ort fahren wollte. Es gab allerdings einen Bereich für Fußgänger und Radfahrer. Auf der Mitte der Brücke hatte man eine tolle Sicht auf das Meer und die Strände zu beiden Seiten. Ein letztes kleines Waldstück wurde durchquert und schon nährten wir uns der Stadt. Jetzt war es nicht mehr weit bis zu unserem Stellplatz. Unseren Füßen ging es heute auch erstaunlich gut.

Nach 15 km und 5 Stunden waren wir zurück und freuten uns auf eine heiße Dusche. Unsere Nachbarinnen begrüßten uns direkt beim Einlaufen und berichteten, dass die Duschen offen und auch noch heiß seien. Zudem empfohlen sie uns noch einen Stellplatz in Porto Covo, unserem vierten und letzten Etappenziel.

Frisch geduscht bereiteten wir unsere letzte Etappe vor...


Kommentar hinzufügen

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare.