Auf dem schönsten Küstenwanderweg der Welt - Teil 3

Veröffentlicht am 22. April 2024 um 14:35

Unsere vierte und letzte Etappe der Rota Vicentina, oder auch Fischerpfad genannt, beschlossen wir andersherum zu gehen – von Porto Covo nach Vila Nova de Milfontes, da es logistischer für uns besser passte und wir dann am Ende heiße Duschen am Sportplatz in Vila de Milfontes hätten. Am Abend nach der 3. Etappe, nachdem wir die heiße Dusche erstmal genossen hatten, fuhren wir mit dem Bulli zurück nach Almograve, dem Startpunkt unserer heutigen Etappe, die Mopeds wieder einsammeln. Zurück in Vila de Milfontes platzierten wir sie auf demselben Parkplatz, auf dem wir selbst genächtigt hatten. Leider war Regen und Unwetter für die Nacht gemeldet, so dass wir unser Equipment am Moped in Müllsäcke einpacken mussten. Zuletzt fuhren wir zu dem Stellplatz in Porto Covo, den die beiden Mädels, von denen wir im letzten Blog berichtet haben, uns empfohlen hatten. Direkt neben einem Sportplatz konnte man dort auf einem großen Parkplatz ruhig die Nacht verbringen. Auch hier standen einige andere Camper, wenn auch nicht so viele wie im letzten Ort.

Etappe 4 RotA Vicentina - Von AlmogrAVE NACH pORTO cOVO (Bzw. andersherum in unserem Fall)

Tag 4 unserer Wanderung – der Plan war es um 10 Uhr loszulaufen, da wir es mit der längsten Etappe zu tun hatten und am Ende gerne noch bei Tageslicht mit den Mopeds  zurückfahren wollten. Kurz bevor wir abmarschbereit waren, kam einer unserer Stellplatznachbarn mit längeren grau-schwarz gelockten Haaren und einer Hundeleine um den Hals zu uns rüber gelaufen. Sein Camper war auf Ludwigshafen zugelassen. Es handelte sich um einen Italiener, der in Portugal lebte und zuvor länger in Deutschland ansässig war. Deshalb auch das Autokennzeichen und sein gutes Deutsch. Er berichtete uns von seiner Orangenfarm in der Region Alentejo in Portugal, für die er Arbeiter suchte, die für Logis dort helfen wollten. Dies war aber nicht der Hauptgrund für sein Erscheinen. Kurz darauf begann er uns nach unserem Grund für unsere lange Reise zu fragen und philosophierte dabei ordentlich aus den Philosophiebüchern, die er scheinbar en mass verschluckt hatte. Dabei fand er keinen Punkt und Komma. Wir nickten brav und Marilyn wurde langsam immer nervöser, da wir eigentlich loskommen wollten. Auch als sie ihm das sagte, setzte er weiter einen drauf. Am Ende schenkte er uns eine große Tasche voll Orangen von seiner Farm mit dem Beisatz, dass wir diese nach unserer Wanderung genießen und daraus neue Kraft ziehen sollten. Er gab uns auch noch seine Nummer, damit wir uns melden könnten, wenn wir ihn besuchen wollten. Danach holte er seinen schwarzen Schäferhundmischling Zeus aus dem Camper und brach zu einem Spaziergang auf. Knapp eine Stunde zu spät kamen wir schließlich los. Da der Weg durch den Ortskern nach vorne zum Meer führte, trafen wir ihn vorne am Meer sogar nochmal. Zum Glück erkannte er nun, dass wir es wirklich eilig hatten und ließ uns nach nur wenigen Sätzen ziehen.

Auf dem Weg mussten wir immer wieder über das nachdenken was der selbsternannte Philosoph uns erzählt hatte. Mit manchen Aussagen hatte er komplett recht, mit manch anderen traf er sogar wunde Punkte. Diese Etappe war demnach geprägt von einigen  Gedanken, die wir uns machten.

Da wir die letzten drei Etappen schon sehr intensiv beschrieben haben, möchten wir in dieser letzten Etappe nur die Veränderungen und Besonderheiten des Weges kurz aufzeigen.

Der komplette Abschnitt ging dieses Mal über Sand, was uns deutlich mehr Kraft kostete. Es gab keine Buschtunnel mehr und man war permanent der Sonne ausgesetzt, die aber zum Glück nicht so arg schien, dennoch war es schwül. Zwei längere Umleitungen, wegen abgebrochenen Felsen, führten uns wieder hinter den Dünen an langen Wiesenabschnitten entlang – aber wieder nur mit komplett sandigem Boden. Da fühlen sich drei Kilometer Umleitung schon deutlich länger an. Es gab wieder viele gebaute Holzwege zu den Klippen vor und sogar einige offizielle Parkplätze in Klippennähe. Einige Vans fuhren dennoch mitten durch das Gelände und parkten direkt an den Klippen. Auf den Wegen lagen zum Teil Steine mit Löchern, was an eine Kraterlandschaft erinnerte, über die man hier ging. Gegen Ende sahen wir einige der abgerutschten Felsen sogar noch da liegen. Einige Fischer kamen uns entgegen, um von den Klippen aus zu angeln. Die Klippen wurden umso näher man Porto Covo kam auch immer flacher und steigerten sich auf dem Weg nach Odeceixe deutlich in der Höhe. Das letzte Stück an den Klippen entlang eröffnete uns den Blick auf den Strand auf der anderen Seite der Brücke, an dem wir am Vortag eine Pause eingelegt hatten. Der Weg zog sich ziemlich bis zum Dorfeingang. Kurz vor diesem saßen sehr viele Katzen auf den Wegen, neben diesen und zum Teil auf den Dächern der umliegenden Häuser.

Trotz der einstündigen Verspätung schafften wir es nach 21 km und 7:15 Stunden noch vor der Dunkelheit anzukommen. So fit wir nach Tag drei noch waren, umso kaputter waren wir jetzt dafür. Schnell gönnten wir uns nochmal eine heiße Dusche bei den Sportplätzen von Milfonte, um dann in der Dämmerung mit dem Moped nach Porto Covo zurückzufahren. Die Müllsäcke um unser Equipment herum, waren tatsächlich notwendig gewesen, denn die Maschinen waren dreckverspritzt. Hier musste nachts ein Gewitter getobt haben. Auf dem Rückweg ging dann Marilyns Maschine auch noch aus und sie musste auf Reserve schalten. Mit dem letzten Sprit kamen wir schließlich im Dunkeln bei unserem Bulli in Porto Covo an und motivierten uns sogar noch dazu in den Ort essen zu gehen, um unseren Erfolg zu feiern… 80 km in vier Tagen!

Ein kleines Fazit zum Fischerpfad bzw. zur Rota Vicentina:
Es ist für uns der schönste Küstenwanderweg der Welt, bzw. den wir bisher gesehen haben. Alle Etappen waren sehr abwechslungsreich und man entdeckt jeden Tag Neues. Auch wenn man oft an der Klippe entlangläuft, verändert sich diese stetig und man sieht sich an den Ausblicken einfach nicht satt. Das Abenteuer hat auch nicht gefehlt, auch wenn man nur auf den vorgesehenen Wegen bleibt. Vier Tage laufen am Stück ist problemlos machbar, mit einer gewissen Grundfitness. Man benötigt nur gutes Schuhwerk, die richtige Kleidung und genug Willenskraft, um die ersten Ermüdungserscheinungen nach dem zweiten oder auch dritten Tag zu überstehen. Entspannter wird es, wenn man sich in den Ortschaften jeweils eine Unterkunft bucht. Dann fällt der organisatorische Kram drumherum, den wir in unserem Fall hatten mit Motorräder platzieren, umparken und noch selbst kochen, weg. Anbei findet ihr hier den gesamten Wanderweg als Komoot GPS Track.

Deshalb, klare Wanderempfehlung von uns für diesen Weg!


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Kommentare

Papa
Vor 7 Monate

Hallo ihr beiden Dauerläufer. Ich glaube, mir reicht einmal Hilschweiher und zurück. Natürlich mit einer Schorlepause.
Liebe Grüße aus Landau und weiter so.