Unser letzter Lissabon Besuch stand an - dieses Mal im Stadtteil Sintra. In der Nähe der Altstadt von Sintra fanden wir einen großen Parkplatz neben einer Schule, auf dem man als Camper sicher und ruhig stehen konnte. Von dort aus gingen wir zu Fuß in das nur drei Kilometer entfernte historische Altstadtzentrum - der eigentlich sehenswerte Fleck in Sintra. Der Touriwahn, den wir bereits von Lissabon kannten, begann ganz plötzlich. Wir kamen aus der ruhigen Fußgängerzone der Neustadt heraus und passierten den kleinen Park Jardim Correnteza, der über eine Treppe nach unten erreichbar ist. Der Verkehr auf den Bürgersteigen nahm zu und ebenfalls die Tuk Tuk und Taxidichte auf den Straßen. Direkt wurden wir von einem Tuk Tuk Fahrer angesprochen, ob wir ein Taxi zur Altstadt bräuchten. Wir lehnten dankend ab. Zudem hatte man bereits den ersten tollen Blick auf die 2 prägnanten Türmchen des Palacio National de Sintra, der mitten in der Altstadt liegt.
Wir näherten uns langsam dem Kern und passierten dabei viele Straßenverkäufer, die ihre Waren, wie z.B. Kunst & Schmuck direkt am Weg ausgebreitet hatten. Daneben fand man fast an jeder Ecke Straßenmusiker, die die Menschen unterhielten, die hier Richtung Zentrum flanierten. Die Hauptzugangsstraße lag inmitten einer grünen Landschaft. Verschiedenste Baumarten wuchsen um uns herum am Straßenrand. Wir passierten einen Park, der inmitten eines Berghanges lag und erreichten schließlich die Altstadt. Hier fand man reich verzierte Gebäude und kleine einladende steile Gässchen. Am Hauptplatz des historischen Zentrums, an dem auch der Palacio Nacional de Sintra steht, war am meisten los und auch hier spielte ein Straßenmusiker Gitarre, sogar mit Verstärker. An vielen Ecken konnte man in kleinen Straßenkiosks den einheimischen Pastei de Nata Likör im Schokobecher kaufen. Wir probierten einen, und fanden den cremigen, vanilligen Geschmack sehr gut. Wer cremige süße Liköre mag, sollte diesen Likör definitiv versuchen. Auch den Ginja Likör, den wir bereits in Lissabon getestet hatten, wurde hier wieder verkauft.
Wir stiegen die Altstadt immer weiter empor, vorbei an tollen Aussichtspunkten, bis wir die etwas höher liegende Quinta da Regaleira erreichten. Es handelt sich dabei um ein vier Hektar großes Anwesen, das auch Weltkulturerbe und deshalb eine der wichtigsten touristischen Attraktionen von Sintra ist. Man findet dort neben einem Palast noch eine Kapelle und einen großen Park mit Seen, Grotten, Brücken und unterirdischen Tunnelsystemen. Wir hatten fast schon damit gerechnet, dass man hier Eintritt zahlen musste, da fast alle Attraktionen (Museen, Parks, Paläste etc.) an denen wir auf dem Weg dorthin vorbeigekommen waren, ebenfalls Eintritt kosteten. Und das nicht zu wenig - für fast jede Attraktion musste man mindestens 12 € pro Person, meistens aber mehr, hinlegen. Wenn man hier in ein bis zwei Tage alles anschauen wollte, war man zu zweit locker 200 € nur für Eintritte los. Hier rentierte sich dann die Lissaboncard, die man für 20 € je Person erwerben konnte und damit zu manchen Attraktionen in ganz Lissabon Vergünstigungen oder auch Gratiseintritte bekam.
Da wir als Low Budget Urlauber eher auf die Gratisattraktionen aus waren, hatten wir uns die Karte nicht geleistet. So entschieden wir auch die Quinta da Regaleira nicht zu besuchen. Dennoch, auch von außen, war das Gelände schon beeindruckend anzuschauen.
Den Palacio Nacional da Pena, der in seiner bunten und verspielten Aufmachung sicher auch sehr interessant gewesen wäre, bekamen wir leider nicht zu Gesicht, da er sich in einer Senke hinter dem nächsten Berg befand und nicht wie wir gehofft hatten, vom Altstadt Zentrum aus einsehbar war. Laut Google war er nach Luftlinie direkt nebenan. Die Fahrt mit dem Bulli dorthin machte aufgrund der engen, steilen Straßen für uns keinen Sinn, zudem wollten wir den Palast eh nur von außen sehen. Drinnen sollten sich angeblich die Menschenmassen nur so durchdrücken, was uns direkt abschreckte. Auf dem Rückweg liefen wir dann durch den Parque de Liberdade, der sogar kostenfrei war. Es handelt sich dabei um den Park, an dem wir beim Hinweg unten herum vorbeigelaufen waren. Nun stiegen wir oben ein und durchquerten den sehr leeren Park einmal von oben nach unten. Schön angelegte Wege und tolle Grünpflanzen erwarteten uns hier. Dennoch wirkte der Park etwas verwildert, was den Charme erhielt. Kurz vor dem Ausgang befand sich sogar ein Hühnerstall, vor dem ein Hahn herumstolzierte. Die Idylle wurde leider von drei verwahrlosten Gestalten, vermutlich Junkies, zerstört, die auf einer Bank am Parkausgang ihren Rausch ausschliefen.
Der Weg zurück war deutlich entspannter, da wir nicht durch die Hauptzugangsstraße mit den Händlern liefen, sondern nebenan durch einen weiteren kleinen Park. Dort war kein Mensch unterwegs und wir fühlten uns deshalb deutlich wohler. Zurück am Bulli nutzten wir den Rest des Tages um wieder ein wenig Outdoor Sport zu machen.
Etwas bereuten wir es schon so knickrig gewesen zu sein - uns fiel auf, dass wir uns nicht mal einen Kaffee an einem der tollen Aussichtspunkte gegönnt hatten, sondern nur den einen Becher Likör. Auch die Quinta da Reguleira wäre sicher einen Besuch wert gewesen. Wenn man für den Eintrittspreis auch noch weitere Paläste oder Parks hätte besuchen können, hätten wir uns den Eintritt vermutlich eher gegönnt. Wir beschlossen uns bei unserem nächsten Städtetrip etwas mehr zu gönnen.
Unsere Reise führte uns weiter nach Ericeira - der Ort in dem man als Surfanfänger sehr gut surfen lernen kann. Da wir unser Geld bei den bisherigen Städtetrips sehr sparsam eingesetzt hatten (wieder erkennbar an diesem Blogeintrag), hatten wir nun mehr für die anstehenden Surfstunden übrig...
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