Der Tag des erneuten Versuches surfen zu gehen war gekommen. Nachdem wir ein letztes Mal mit den Mopeds durch den tollen sandigen Pinienwald gedüst waren, packten wir alles wieder ein und fuhren mit unserem Gespann nach Peniche. Da die Surfschule SpecialSurf 78, in einem Hotel ansässig war, konnten wir uns auf den großen Hotelparkplatz stellen. Neben dem Hoteleingang war ein separater Eingang zu finden, in dem die Surfschule ihre Umkleidekabinen und sogar warme Duschen hatte. Wir erhielten dort unseren Neoprenanzüge und konnten uns gemütlich in den Umkleideräumen umziehen. Alleine das war schon eine großartige Verbesserung zu unserer ersten Surfschule in Ericeira, bei der wir uns auf dem Parkplatz vorm Strand umziehen mussten.
Als wir fertig umgezogen waren und uns draußen mit den anderen Schülern versammelt hatten, hieß es wieder Surfbretter zum Strand tragen. Dieses Prozedere kannten wir nun schon. Der Strand an dem die Surfschule ihre Stunden gab, lag genau gegenüber und war in rund 300 Meter Fußweg zu erreichen. Einmal über eine Straße, dann über einen Holzweg über die Sanddünen und schon war man da. Wir gingen noch etwas am Strand nach links entlang, um einen Platz zu finden, an dem noch keine andere Surfschule aktiv war. Das Wetter war bombastisch - warm, wenig Wind, perfekte Anfängerwellen. Kein Wunder, dass einiges los war. Am Spot, an dem wir surfen wollten, angekommen, steckte unsere Surflehrerin Agustina eine Flagge der Surfschule in den Sand. Dort konnten wir unsere Schuhe ablegen. Das Warm Up war ähnlich zu dem in Ericeira, nur etwas intensiver. Bei den Trockenübungen erhielten wir viel mehr Hintergrundwissen zur Technik - jetzt verstanden wir einige Dinge besser, als bei der ersten Surfstunde. Der Strand war komplett flach und ohne Steine im Wasser, so dass die Bedingungen perfekt waren, um heute das Surfbrett zu rocken.
Wir liefen mit den Brettern ins Wasser, dieses Mal ganz stressfrei. Paddeln war gar nicht erforderlich. Auch jetzt schob unsere Lehrerin uns im Weißwasser (die bereits brechenden Wellen, nahe dem Strand - man nennt es auch "inside") wieder in die Wellen, genauso wie der Lehrer in Ericeira es getan hatte. Dieses Mal gab es den feinen Unterschied, dass Marilyn es ebenfalls schaffte - ganz ohne Asthmaattacke nahm sie bereits die zweite Welle und schaffte es auf dem Brett stehen zu bleiben. Ein tolles Gefühl! Christoph stellte sich scheinbar so gut an, dass er sogar noch beigebracht bekam, wie er steuern konnte. Es fühlte sich fast wie Privatunterricht an, da die anderen 4 Schüler alle fortgeschritten waren und nur wenig Betreuung bedurften. Agustina betreute demnach nur uns beide. Die Surfstunde verging wie im Flug. Zurück in den Räumlichkeiten der Surfschule gönnten wir uns erstmal eine heiße Dusche - was ein Luxus! Beim Bezahlen des Kurses fragte uns der zweite Surfcoach Francesco, der heute ebenfalls mit dabei gewesen war und eine Gruppe "outside" (da wo sich die Wellen an den Sandbänken erst bilden und man versucht die Welle mit dem Brechen zu surfen), betreut hatte, ob wir am Folgetag nochmal kommen wollten. Wir wollten es uns nochmal überlegen - Spaß gemacht hatte es dieses Mal auf alle Fälle.
Wir fuhren zum übernachten in die Nähe der Halbinsel Baleal, die nur fünf Kilometer entfernt lag. In einer Seitenstraße nicht weit weg vom Strand, standen viele Camper in Reihe, vorrangig Vans, bis ganz die Straße hinter. Wir reihten uns einfach hinten ein.
Mit einem Blick auf das Meer in der Ferne, einem Sonnenuntergang und einem klasse Wein, den wir noch aus der Pfalz mitgebracht und für einen besonderen Augenblick aufbewahrt hatten, genossen wir vor unserem Bulli unsere Spaghetti Carbonara.
Vermutlich waren wir nicht weit weg von einer Disco oder Strandbar, denn in der Nacht war noch lange laute Musik zu hören gewesen. Noch sehr müde erwachten wir deshalb am nächsten Morgen. Wir beschlossen noch einen Pausetag einzulegen und erst am nächsten Tag eine weitere Surfstunde bei der Surfschule SpecialSurf78 zu nehmen. Dazu fuhren wir gleich nach dem Frühstück nochmal hin und buchten diese.
Den Tag wollten wir auf der Halbinsel Baleal verbringen. Wir parkten direkt auf dem Parkplatz vor dem Strand und liefen erstmal an diesem vorbei. Da es sich um eine Halbinsel handelt, hat man im Prinzip zwei Strände, einen zur linken und einen zur rechten vom Weg zur Halbinsel. Links lagen hauptsächlich Badegäste und rechts waren wieder einige Surfschulen aktiv, da dort mehr Wellen waren. Wir ließen den Strand erstmal hinter uns. In nur 1,3 Kilometer Fußweg konnte man die kleine Insel umrunden. Über kleine Straßen an Ferienwohnungen und Wohnhäusern vorbei, gelangten wir zunächst an eine kleine Kapelle. Dahinter lief man über einen kleinen Wanderweg, vorbei an niedlichen Buchten, in denen man sicher gut schnorcheln konnte, zu einem Zipfel auf dem noch Bruchstücke einer ehemaligen Festung Napoleons zu finden waren. Eine einsame Bank, stand mittendrin. Saß man dort, hatte man einen tollen Blick auf die Insel Baleal und einen Teil des Strandes. Ganz am Ende des Zipfels waren große Gesteinsplatten aufeinandergeschichtet und schräg ins Meer gelegt worden - natürlich von Mutter Natur. Wahnsinn, was Plattentektonik alles verursachen konnte. Bei unserem Weg um die Halbinsel herum, der über eine einzige Straße führte (mehr Straßen gab es hier nicht), sahen wir solche Gesteinsformationen immer wieder mal.
Zurück am Bulli beschlossen wir den Rest des Tages zum Strandtag zu erklären. Wir legten uns an den linken Strand und schafften es sogar das erste Mal seit Reisebeginn im noch eiskalten Meer baden zu gehen. Wenn man in Bewegung blieb ging es sogar. Etwas sportliche Aktivität durfte natürlich trotz Pausetag auch nicht fehlen und so packten wir auch noch unsere Beachballschläger aus. Kurz bevor wir gingen, fiel uns eine Dame auf, die ein ungewöhnliches Haustier mitgebracht hatte. Sie saß doch tatsächlich mit ihrem Vogel im Käfig am Strand. Der Sinn dessen erschloss sich uns nicht.
Die Nacht verbrachten wir dieses Mal an dem Leuchtturm in Peniche, zu dem wir zwei Tage zuvor mit den Mopeds gefahren waren. Dort hofften wir eine ruhigere Nacht zu haben. Es gesellten sich sogar noch zwei Deutsche Rentnerpärchen mit ihren Campern zu uns. Nach nur acht Minuten waren wir dort - die Wege hier sind wirklich kurz. Nachdem wir beobachteten, wie die Rentner ihr Vesper vorn auf den Steinen, mit Blick auf das Meer zu sich nahmen, taten wir es ihnen gleich und setzten uns mit unserem indischen Blumenkohlkorma ebenfalls nach vorn. Später hatten wir das Glück einen gigantischen Sonnenuntergang zu sehen - ein blutroter Himmel schloss diesen als Highlight ab. Wenn das mal nicht ein perfekter Pausetag gewesen war.
Fazit: Es war gut nicht aufgegeben und es nochmal versucht zu haben - Marilyn hat sich ihrer Angst gestellt und den Surfkurs gemeistert! Vermutlich waren wir nicht das letzte Mal auf den Brettern gestanden...
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Kommentare
Hallöchen aus der Pfalz, man da kommt direkt Fernweh auf, toll wie ihr euere Tage beschreibt, getreu dem Motto mittendrin als nur dabei.
Tolle Sachen macht ihr, ich finde es echt toll, habt weiter schöne Tage und passt auf euch auf.
Stefan
Schön, dass du mit uns reist ;-) Machen wir, danke ebenfalls! Grüße zurück in die Pfalz!