Weiterhin leicht erkältet beschlossen wir die Schlucht Cabril do Ceira, durch die ein Fluss mit Bademöglichkeit fließt, zu besuchen. Den Tipp hatten wir im Schieferdorf Talasnal vom Chef der beliebten Dorfgaststätte erhalten. Zuvor machten wir noch einen kleinen Abstecher zum Lousa Castle, das der Barchef uns ebenfalls empfohlen hatte. Unsere Reise entwickelte sich demnach unerwartet in ganz andere Richtungen, was es umso spannender machte. Auf dem Weg zum Schloss hatten wir mal wieder ein kleines Malheur mit unserem Google Navi - erneut wurden wir durch eine steile enge Einbahnstraße geschickt, anstatt außenherum über die Hauptstraßen. Da wir aufgrund der engen Straße langsam fahren mussten, hatten wir zu wenig Schwung und blieben plötzlich kurz vor Ende des Anstiegs stehen. Beim ersten Versuch schaffte es unser Bulli trotz quietschender Reifen, einer Rauchwolke und einem qualmenden Auspuff nicht wieder anzufahren.
Beim zweiten Mal klappte es dann zum Glück gerade so den Rest des Berges nach oben zu fahren. Man konnte sogar die Spuren des Manövers auf der Straße sehen. Das war wieder mal eng gewesen, denn umdrehen oder rückwärts wieder herunter fahren, wäre bei der engen steilen Straße nicht möglich gewesen.
Schon auf der Zufahrtsstraße konnte man das Schloss (wir würden es eher Burg nennen) von weitem schon auf einer Erhebung thronen sehen. Darüber sah man entfernt das Schieferdorf Talasnal, zu dem vor zwei Tagen gewandert waren.
Der Parkplatz hinter dem Schloss war sehr klein und eng und so stellten wir uns etwas entfernt auf einen großen Busparkplatz. Der Weg über die angelegte Holzbrücke bis zum Schloss, war auch sehr schön und so machte uns der zusätzliche Weg nichts aus. Nach nur zehn Minuten standen wir in dem kleinen Innenhof der Burg. Diese konnte umsonst zu bestimmten Öffnungszeiten besichtigt werden. Im Inneren der kleinen Burg konnte man über eine Stahltreppe bis auf den Turm nach oben laufen und hatte von dort eine tolle Aussicht. Außer einer anderen Familie war kein weiterer Besucher hier. Diese war auch recht schnell wieder weg und so hatten wir die Burg für uns. Von oben konnte man ganz unten einen kleinen Park und ein kleines Flussschwimmbad, in dem gerade eine Jugendgruppe badete, erkennen. Wir beschlossen uns das mal aus der Nähe anzuschauen und verließen die Burg, um danach über 199 Holztreppenstufen bis nach unten zu gehen. Vielleicht haben wir uns auch verzählt und es waren sogar 200. Unten angekommen, sahen wir sogar ein Sprungbrett, das in das Naturschwimmbecken ragte. Das Wasser war allerdings so schmutzig, dass es uns nicht gerade zum Baden einlud und eher an einen Tümpel erinnerte. Die Jugendgruppen die sich hier getroffen hatten störte das scheinbar nicht. Dafür gab es Toiletten und Duschen direkt daneben, wenn auch ziemlich heruntergekommen.
Zurück am Bulli fuhren wir weiter zur Schlucht Cabril do Ceira, nähe des Ortes Serpins, die nur 30 Minuten entfernt liegt. Kurz vorm Ziel überquerten wir noch eine kleine Brücke über den Fluss Ceira, um die letzten Meter über einen holprigen Weg an diesem entlang zu fahren. Zum Glück waren einige Schlaglöcher erst kürzlich wieder zugeschüttet worden, was die Anfahrt merklich vereinfachte. Auf dem kleinen Platz direkt am Fluss, an dem wir landeten, gab es nur wenig Parkmöglichkeiten. Mit etwas rangieren schafften wir es dann doch, direkt mit der Schiebetür zum Fluss hin, einzuparken. Direkt neben uns stand ein aus Holz gebautes Fenster mit einem Schriftzug des Namens der Schlucht auf der einen und einem Spruch auf der anderen Seite. Diesen konnten wir leider aufgrund der schnörkeligen Schrift nicht ganz übersetzen. Die Schlucht, durch die der Fluss führte, lag direkt vor uns und wir konnten sie fast schon vom Bullifenster aus sehen. Der Einstieg ins Wasser war an einigen Stellen flacher, an anderen etwas tiefer. In der Mitte des Flusses sorgte eine leichte Strömung für einen etwas schwierigeren Einstieg ins Wasser. Links neben dem Fluss sahen wir etwas weiter oben am Berg den Eingang zu einem alten Eisenbahntunnel, der angefangen wurde zu bauen und dann einfach halb fertig zurück gelassen wurde. Ein magischer Ort - jetzt bräuchten wir nur noch etwas mehr Sonne und Temperatur um in dem doch sehr kalten Fluss baden zu können. Dieser sollte zwar laut Google Einträgen wärmer als der Atlantik sein. Wir fanden es dennoch sehr kalt, als wir mit den Füßen hineinstiegen. Weiter trauten wir uns an diesem Tag nicht ins Wasser. Als wir später unsere Tagliatelle mit Champignonrahmsauce und einem Weißwein genossen, kam ein deutsches Mädel, ca. Mitte 20 Jahre alt, zu uns an den Bus. Sie fragte uns, ob wir ihr eine Plane ausleihen könnten, da sie nur mit einer Hängematte reist, in der sie immer zwischen den Bäumen schläft und für die kommende Nacht Regen angekündigt war. Da war sie an die Richtigen gelangt, denn wir hatten zufällig eine im Hänger mit dabei. Wir erfuhren später noch, dass sie bereits seit Januar in Portugal auf diese Art umherreiste. Jetzt war sie mit ein paar Leuten hier, die sie erst seit 10 Tagen kannte, mit dem Ziel an diesem Wochenende über der Schlucht zu "slacklinen". Was das ist? Man spannt einen ca. 2 cm breiten Gurt zwischen zwei Punkten und balanciert dann barfuß darüber. Sie wollten die "Line" ganz oben über die Schlucht spannen... sehr mutig! Schon bei dem Gedanken daran wurde uns schwindelig. Das mussten wir uns am Folgetag unbedingt anschauen. Durch den Eisenbahntunnel konnte man nach oben auf die eine Seite der Schlucht gehen. Mit unseren Wanderschuhen sollte das kein Problem sein. Glücklicherweise konnte das Mädel am Ende doch im Auto ihrer Begleitung schlafen, denn in der Nacht kam nebst Regen noch ein heftiges Gewitter. Der Blitz schlug einmal so nah ein, dass unser Schocksensor der Alarmanlage, aufgrund der Erschütterung im Erdreich, auslöste. Das war ein kurzer Schock gewesen. Dennoch - Funktionstest bestanden.
Am nächsten Tag regnete es nach dem Aufstehen noch immer. Um mit den Reifen nicht im Matsch zu versinken (der ganze Bereich bestand aus Wiese), mussten wir etwas weiter vor fahren. Die Slackliner konnten auch erst gegen Nachmittag ihre Line aufbauen, da es erst dann trocken wurde. Kaum kam die Sonne heraus, kamen auch einige Badegäste - es war ja schließlich Wochenende. Eine Jugendgruppe zeltete direkt hinter uns im Gras und erfreute sich am FKK baden im Fluss. Unsere Campernachbarn zur Linken, setzten sich mit ihren Liegestühlen an einer flachen Stelle sogar direkt in den Fluss. So kamen wir später dann auch ins Gespräch mit dem interessanten Pärchen in unserem Alter - sie war Deutsche, die seit vier Jahren in Lissabon lebte und arbeitete und er ein portugiesischer Pilot, ebenfalls aus Lissabon. Wir erhielten einige weitere Tipps für unsere Portugalreise im Norden, sowie Anregungen was man hier kulinarisch unbedingt probieren sollte. Darunter waren sämtliche Gerichte mit Kabeljau, der zwar nicht in Portugal gefangen, dennoch überall verkauft wurde, sowie eine Francesinha (ein deftiges portugiesisches Sandwich mit Toastbrot, Kochschinken, Chourizowurst und Rindfleisch, sowie Schmelzkäse und einer Sauce aus Tomaten, Bier und Senf). Wir hatten uns mit unseren Stühlen inzwischen zu den beiden dazu gesetzt (allerdings außerhalb des Wassers). So bekamen wir mit, wie sie einen interessanten Mittagssnack zu sich nahmen. Wir erfuhren, dass es sich dabei um ein Tapioka Wrap mit Ei, Avocado und Banane gefüllt, handelte. Tapioka ist eine geschmacksneutrale Stärke, die aus der Maniokwurzel hergestellt wird. In eine heiße Pfanne ohne Öl dünn hineingestreut, verbindet sich die Stärke zu einem weichen Fladen, den man dann nach Belieben füllen kann. Der Portugiese bot uns sogar an uns eines zum Probieren zu backen. Wir gaben ihm ein Ei und eine Avocado und 15 Minuten später hielten wir unseren Wrap in der Hand. Es schmeckte sehr gut (nur die Banane ist gewöhnungsbedürftig und nicht jedermanns Sache). Das würden wir bald selbst mal nachmachen. In sämtlichen portugiesischen Supermärkten konnte man die Tapioka Stärke kaufen. Auch unter Amazon ist diese erhältlich --> Link.
Mittlerweile konnten wir schon sehen, dass die Slackline oben zwischen der Schlucht hing und der erste Slackliner darauf balancierte. Von unten sah das schon verrückt aus, vor Allem da die ganze Line heftig wackelte, wenn er abstürzte (natürlich fiel er in die Sicherung, denn sein Klettergeschirr war an der Slackline festgemacht). Um besser zuschauen zu können, zogen wir unsere Wanderschuhe an und stiegen über ein paar Steine zum Eisenbahntunnel empor. In diesem angekommen, mussten wir über eine etwas instabil wirkende Treppe in den oberen Teil der Höhle steigen. Es war etwas dunkler dort und nur ganz am Ende des kurzen Tunnelstücks sah man das Sonnenlicht über ein kleineres Loch im Fels hereinstrahlen. Zwei Seile waren oberhalb der Öffnung angebracht worden und ragten in die Höhle hinunter. Mithilfe der Seile konnte man aus dem Loch, das ca. in 2,50 m Höhe lag, aus der Höhle herausklettern. Ohne diese wäre es vermutlich für uns, mit wenig Klettererfahrung, schwierig geworden. Ganz schön abenteuerlich! Draußen angekommen trafen wir ein tolles Bergpanorama an - ein toller Blick auf die Schlucht, den Fluss und den Wald in der Ferne, wurde uns gewährt. Über einen Bergwanderweg stiegen wir weiter auf, bis wir das Lager der Slackliner oben auf der Schlucht, sowie den Mann, der gerade auf der Slackline balancierte, sahen. Es waren sogar zwei der Lines gespannt worden - eine längere (60 m) und eine kürzere Strecke (50 m) bis zur anderen Seite. Wir beobachteten das Spektakel noch eine Weile, bevor wir wieder zu unserem Platz zurückgingen. Kurz vor Einstieg in den Tunnel mussten wir jedoch etwas warten, da eine große Jugendgruppe gerade herauskraxelte und einige Mädels sich scheinbar nicht trauten aus der Höhle herauf zu klettern.
Beim Kochen kam nochmal eine größere Gruppe mittleren Alters an, die aufgeregt vor unserem Bulli herumwuselte. Ein Foto vor dem Fluss, ein weiteres vor dem Rahmen mit der Aufschrift usw. Dabei sahen sie immer wieder zu uns herüber, so dass wir uns etwas unwohl beim Zubereiten unserer Paella fühlten. Den Blicken nach zu urteilen wollten einige der Neugierigen mitessen. Fast hätten wir ein Schild aufgehängt "Teller Paella 8 €", doch wir hatten nicht genug. Dieser Spot hier war scheinbar ziemlich beliebt bei den Einheimischen, egal ob jung oder alt.
Am Tag darauf war es nochmal etwas wärmer und weiterhin sonnig und wir schafften es schließlich im Fluss baden zu gehen. Zunächst war es eisig und nur wenn man ein wenig schwamm konnte man es aushalten. Das Meer bei Peniche hatten wir wärmer empfunden.
Die Abkühlung tat dennoch sehr gut und beim Sonnen auf unseren super bequemen Campingstühlen, wurde man auch schnell wieder trocken.
Trotz der vielen anderen Badegäste bauten wir am Ende hinter dem Hänger noch unser Duschzelt auf. Das Pärchen neben uns verabschiedete sich gegen 18 Uhr von uns und brach nach Hause auf. Wir bedanken uns an dieser Stelle nochmal herzlich bei den beiden für die vielen wertvollen Infos und Tipps, die wir erhalten haben!
Die Slackliner waren inzwischen auch mit abbauen fertig und kurz vor der Abreise. Auch hier verabschiedeten wir uns und fuhren dann ebenfalls weiter Richtung Coimbra, zum kleinen Ort Ereira.
Fazit: Es lohnt sich immer mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. So hatten die vielen Tipps, die wir hier und auch zuvor in Talasnal, sowie beim Biken in Lousa bekommen hatten, unsere Reise die letzten Tage und Wochen sehr geprägt und sicherlich positiv beeinflusst.
Kommentar hinzufügen
Kommentare