In Ereira fanden wir einen schönen Park4Night Platz bei einem Picknickplatz, direkt am Dorfstrand. Der schöne kleine angelegte Strand liegt an einem Fluss, der direkt durch den Ort fließt. Am nächsten Morgen setzten wir uns zum Frühstücken direkt am Strand an die Picknicktische. Wieso nicht nutzen, was schon da ist. Kurz nachdem wir fertig waren und noch ein wenig den Blick auf die schöne Gegend genossen, kam ein älterer Portugiese vorbei. Er hielt bei uns an und sprach uns auf Englisch an. Er war neugierig, ob uns der Camper mit dem interessanten Anhänger gehöre und woher wir seien. So lernten wir Fernando kennen, der 15 Jahre in Australien gelebt hatte, ursprünglich aus Porto kam und nun seit zwei Jahren, mit seiner Frau und seinem Sohn, im kleinen Ort Ereira lebte. Mit seinen 77 Jahren spielte er sogar noch als Ältester, in der dörflichen Senioren Fußballmannschaft. Sein weiß-blaues Haus konnte man von unserem Standort aus auf der anderen Flussseite sogar sehen. Durch die Zeit in Australien war sein Englisch sehr gut. So lernten wir etwas über die portugiesische Geschichte und erhielten wieder einmal Tipps für unsere weitere Reise.
Die Burg, die wir in Lousa besucht hatten, gehört zur Verteidigungslinie Portugals, gegen die muslimische Herrschaft im Jahr 1064 ff. Am Fluss Mondego entlang, von der spanischen Grenze bis zum Meer bei Figuera da Foz, sind neun solcher Burgen bzw. dort werden sie Castles (Schlösser) genannt, aufgrund der guten strategischen Lage, zu finden. Auch im benachbarten Montemor-o-Velho, konnte man eine solche Burganlage besuchen. Er empfahl uns diese vor unserer Weiterreise noch zu besichtigen. Des Weiteren erfuhren wir, dass Ereira vor nur 50 Jahren noch eine Insel gewesen war, die man nur über Brücken erreichen konnte. Der kleine Fluss, der jetzt am Ort vorbei fließt, umschloss den Ort damals komplett. Der Hauptfluss wurde schließlich künstlich 3-4 km vom Dorf weg verlegt und nur ein kleinerer Teil des Stroms verblieb im Ort. Heute unvorstellbar. Schließlich verabschiedete er sich von uns und vollendete seinen morgendlichen Spaziergang durch den Ort. Wir machten uns ebenfalls zum örtlichen Minimercado auf. Keine fünf Minuten später waren wir schon dort. Leider schien dieser noch Siesta zu haben, denn alles war verschlossen. Scheinbar war dennoch jemand dort, denn kurze Zeit später öffnete uns eine nette Dame die Tür und bat uns herein. Total freundlich, dass sie extra für uns, ihre Pause früher beendet hatte. Auf dem Rückweg nahmen wir die vielen Dekorationselemente im Ort in Augenschein - an fast jedem Baum und an den Brücken waren nette Häkeleien und kleine Säckchen aufhängt worden und sorgten für eine bunte Dorfdekoration. Als wir an Fernandos Haus ankamen und die tolle Wandbemalung mit Kängurus musterten, sah er uns und winkte uns herein. Er zeigte uns die tollen Kunstwerke, die seine Frau, eine Künstlerin aus Australien, gemalt hatte und mit denen sie auch schon Preise gewonnen hatten. Sie selbst saß hinten auf dem Sofa und nickte uns kurz zu als wir hereinkamen. Zwischen den Kunstwerken befand sich sogar ein Dekoobjekt, aus originalen Aborigini Speeren. Man konnte sehen, dass die beiden schon etliche Länder bereist hatten und so fühlte man sich fast wie in einem Kunstmuseum in deren Haus. Die Mauern des Hauses waren sehr dick und sorgten so für eine angenehme Kühle. Auch seinen Garten direkt vor dem Eingang durften wir bewundern - australische Pflanzen und Minibananenbäume standen dort. Bevor wir gingen fragten wir ihn noch nach der interessanten Dorfdekoration. Wir erfuhren, dass es sich dabei um Weihnachtsdekoration handelte, die einfach nicht mehr abgehängt wurde. Er verabschiedete sich von uns mit dem Hinweis, dass wir ihn beim nächsten Trip nach Portugal wieder besuchen sollten. Ein total witziger Kerl, der uns etwas an den Philosophen Antonio, den wir in Porto Covo getroffen hatten, erinnerte, da er ebenfalls ohne Punkt und Komma redete und kein Ende gefunden hatte. Den restlichen Tag verbrachten wir mit Sonnen am Dorfstrand. Zum Baden war es uns allerdings dieses Mal etwas zu kühl.
Am nächsten Tag beherzigten wir Fernandos Tipp und fuhren zum Schloss Montemor in Montemor-o-Velho. Es waren ausreichend Parkplätze davor vorhanden. Der Eintritt war kostenfrei und es wunderte uns schon, dass außer uns nur ein weiteres Auto dort stand. Nachdem wir durch das Burgtor getreten waren, standen wir in einem großen langen Burggarten. Dieser war rund um den inneren Teil der Burg angelegt worden. Steintreppen führten hinauf auf die äußere Burgmauer und ließen einen tollen Ausblick auf das Umland zu. Um die nächste Ecke gelangte man an der Touristeninformation vorbei auf eine große Wiese. In der Mitte der Anlage stand zudem noch eine kleine Kirche. Auch hier konnte man überall ringsherum über Treppen auf die Burgmauern steigen. Beim Spaziergang durch die Anlage fanden wir im hintersten Eck eine liebevoll hergerichtete Schaukel - unser persönliches Highlight der Burg. Ein paar Herzchen waren oben am Gestell, das aus Ästen gebaut worden war, angebracht worden. Kurz verfielen wir in eine kindliche Phase und schaukelten etwas. Inzwischen waren noch ein paar Jugendliche hergekommen - vermutlich um heimlich in den Nischen der Burg Alkohol zu trinken oder zu rauchen. Ein kleines Fotoshooting mit Krümel und Elma durfte bei unserem Besuch natürlich auch nicht fehlen. Ihr könnt die Bilder dazu auf ihrem Instagram Account ansehen --> Link.
Unser Fazit: Diese Burganlage hat uns richtig gut gefallen und empfehlen wir jedem anderen der in der Gegend reist, dringend weiter. Inspiriert von unserem Besuch dort, kam uns eine neue Idee. Warum erwecken wir Krümel und Elma nicht einfach zum Leben? Seht euch nachfolgend das Ergebnis dieser verrückten Überlegung an.
Auf unserer Weiterreise nach Figuera da Foz hielten wir im Supermarkt Mercadona an - eine spanische Kette, die es vorrangig in Spanien, aber auch in Portugal gibt. Wieso wir das erwähnen? Wir hatten dort ein kleines Schinkentasting. In jedem Mercadona gibt es eine extra Schinkentheke, an der die Scheiben drei verschiedener Qualitätsstufen, frisch von den gereift, gepökelt und getrockneten Schweinsfüßen, heruntergeschnitten werden. Der nette Verkäufer lies uns von jeder Sorte probieren und erläuterte auch noch in gutem Englisch die Unterschiede. Die einfachste und günstigste Sorte nennt sich Reserva und ist nur kurz gereift. Die nächste Qualitätsstufe besteht zu aus 50 % aus dem Iberico Schwein, das geschmacklich nochmal besser ist. Die hochwertigste Sorte ist ein reines schwarzes Iberico Schwein, dass zudem auch nochmal besser gehalten und gefüttert wurde. Diese Sorte schmeckt am Intensivsten und wird pur zu Tapas empfohlen. Aufs Brot legen oder in Öl tunken ist hier Frevel. Man legt dafür auch stolze 50 € pro Kilogramm hin. Wir entschieden uns am Ende für die mittlere Qualität, wobei wir inzwischen auch sagen müssen, dass uns der Reserva komplett ausreicht. Dieser schmeckt ebenfalls super und ist mit 22 € pro Kilogramm total im Rahmen. Diesen kann man ohne schlechtes Gewissen auch mal auf das Brot zusammen mit Käse packen oder sogar für Datteln im "Schinkenmantel" verwenden. Normal handelt es sich hierbei um Datteln im "Speckmantel", aber wir fanden den Schinken einfach klasse dafür. Probiert es gerne selbst und schaut euch das komplette Tapasteller Rezept dazu an --> Link.
Bei Figuera da Foz stellten wir uns im kleinen bewaldeten Gebirge Serra da Boa Viagem, neben eine kleine Kapelle in den Eukalyptus & Pinienwald. Noch ein lustiger Fakt dazu: Der Eukalyptusbaum wurde im 19. Jahrhundert von einem spanischen Missionar, der in Australien unterwegs war, mit eingeschleppt, da er seiner Familie in Galizien Eukalyptussamen per Post zukommen ließ. So kam es, dass sich die Baumart rasch in Spanien und darüber hinaus auch in Portugal vermehrte und ganze Wälder entstanden. Mittlerweile wird der Eukalyptus in beiden Ländern stark industriell verarbeitet, was dazu führte, dass die Eukalyptuswälder inzwischen absichtlich größer gezüchtet werden. Man sieht das zum Teil auch daran, dass einige Baumreihen kerzengerade nebeneinander stehen. Als wir ein paar Schritte hinter unserem Stellplatz weiter in den Wald gingen, waren wir auch schon wieder draußen auf einer Lichtung und hatten einen tollen Blick auf das weit unten liegende Meer und auf Figuera da Foz. In wunderschöner Einsamkeit kochten wir uns noch ein schnelles Gericht mit Lachs-Spinat und Tagliatelle und verbrachten danach eine ruhige Nacht im Serra da Boa Viagem.
Kommentar hinzufügen
Kommentare