Nach unserer ersten Nacht auf dem kleinen Berg Serra da Boa Viagem, starteten wir den Tag mit einem Mountainbike Trail. Das Gebiet wurde uns dazu von Einheimischen, die wir beim Biken in Lousa auf dem Hexenplatz getroffen hatten, empfohlen. Der Traileinstieg des Trails Parque Aventura war nur ein paar Meter von unserem Platz entfernt und so waren wir noch ziemlich kalt, als wir bereits in der Abfahrt waren. Von einem leicht deklarierten Trail war dieser hier leider weit entfernt. Ziemlich spaßig ging er los, wurde aber bald recht steil. Wären wir schon warm gewesen, dann hätte es sicher besser geklappt. Da wir gerade erst wieder gesund waren, wollten wir es auch nicht übertreiben und beließen es bei einer Abfahrt. Wir hatten sowieso vor, noch mehr Tage hier im Wald zu bleiben. Am Nachmittag verwirklichten wir unsere Comic Idee zu Kruemelma (siehe letzter Blogeintrag). Marilyn begann an diesem Tag den Comic zu zeichnen. Dabei machten wir es uns auf der Wiese neben dem Bulli gemütlich. Die kleine Kapelle, an der wir standen war scheinbar geschlossen, und nur wenige Besucher verirrten sich zu unserer Lichtung im Wald. Am Abend kochten wir uns indisches Butter Chicken aus dem Ofen mit Naan Brot. Das Rezept dazu findet ihr hier --> Link.
Am nächsten Morgen wurden wir von Stimmen geweckt. Tatsächlich war eine der Picknickbänke um uns herum, von einer Familie, die dort gerade etwas aß, belegt. Als wir frühstückten fuhr sogar eine ganze Motorradgruppe zum Aussichtspunkt, am Ende der Straße, vorbei. Des Weiteren kam sogar noch eine größere Gruppe Jogger vorbeigelaufen. Wir waren etwas perplex, da es ein Donnerstag war. Am Vortag war es deutlich ruhiger gewesen. Doch welcher Feiertag war hier denn? Uns war keiner bekannt.
Wir fuhren mit den Rädern ebenfalls zu dem Aussichtspunkt, der nur 1,5 km entfernt lag. Ein schöner Blick auf das Meer und den Wald erwartete uns hier. Der Mountainbiketrail Bandeiro startete dort und führte mit Panoramaaussicht zunächst am Rand, weg vom Meer, entlang. Ohne Geländer zur Linken war das an einigen Stellen etwas gruselig. Der Trail war richtig schön und durch die vielen steinigen Stellen auch anspruchsvoll. Jetzt waren wir allerdings warm und zogen durch. Als wir die Forststraße wieder raufstrampelten trafen wir auf ein englisches Pärchen, so um die Mitte Fünfzig. Tatsächlich fuhren uns die beiden trotz Biobikes davon! Eigentlich zu peinlich, um es hier zu erwähnen... doch voll bepackt mit Schutzkleidung und Helmen, geht es eben nicht so schnell.
Am dritten Tag in der Serra da Boa Viagem wiederholten wir nochmal den Trail Parque Aventura und siehe da, es klappte deutlich besser. Wir waren stolz auf uns den Trail doch noch bezwungen zu haben und Stellen gefahren zu sein, die wir am Vortag geschoben hatten. Ganz nach dem Motto: Aufgeben ist keine Option, kämpfen lohnt sich! Wir verlinken die Trails gerne für andere Biker hier: Link Trail Parque Aventura und Link Trail Bandeiro
Voller Adrenalin und positiver Gefühle fuhren wir nach Verladen der Räder, weiter zum kleinen Fischerort Praia de Mira - ein Tipp von Fernando, unserem portugiesischen Senioren aus Ereira. Auf der Fahrt dorthin begann leider der Regen. Wir parkten an der Uferpromenade und warteten den gröbsten Regen erstmal ab. Sobald dieser nachließ schlüpften wir in unsere Regenjacken und zogen los. Wir hatten schließlich nicht ewig Zeit auf gutes Wetter zu warten, sonst wären wir bei der Regenhäufigkeit hier in Portugal jetzt noch in der Algarve. Der Ort war richtig hübsch hergerichtet worden. Auf unserem Spaziergang von der Uferpromenade aus durch das Dorf bis zur zentral gelegenen Lagune, sahen wir viele tolle Dinge; bunte Fischerboote am Strand, hübsch gemusterte Böden, eine süße Kapelle mit Statue davor, eine Lagune im Ort mit einer Brücke, sowie Tretbooten zum Verleih darin, sowie ein interessanter Kirchturm.
Beim Entlanglaufen an der Lagune entdeckten wir ein Denkmal, dass alles erklärte. Es handelte sich dabei um ein Boot, vor diesem viele rote Nelken ins Gras gesteckt wurden. Eine Infotafel erläuterte das Denkmal. Es war dem 25.04.1974 gewidmet worden, dem Tag der Freiheit. Es handelt sich dabei um den Tag, an dem Portugal die demokratische Unabhängigkeit gewann. Man nennt diesen Umsturz auch Nelkenrevolution, da die Unterstützer den aufständigen Soldaten rote Nelken in die Gewehrläufe steckten. Die autoritäre Diktatur des Salazar-Regimes wurde mit diesem Tag beendet und die Dritte Republik, die bis heute Bestand hat, wurde eingeleitet. Deshalb ist dieser Tag den Portugiesen heilig und es wurde ein Feiertag daraus gemacht. Wir hatten davon in Kurzform schon mal im Blogeintrag zum Lissabon Besuch berichtet. Die dort bekannteste Brücke nennt sich "Ponte 25 de Abril", da sie diesem Ereignis gewidmet wurde. Jetzt wussten wir wieso gestern im Wald so viel los gewesen war - es war tatsächlich der Feiertag der portugiesischen Freiheit gewesen.
Auf dem Rückweg passierten wir noch einen kleinen Park mit interessanten Bäumen und kleinen Holzbrücken, die über einen Bachlauf führten. Über Holzplanken gelangten wir wieder hoch über eine Düne zum Strand. Der ewig lange Sandstrand schien kein Ende zu haben. Viele Bars gab es hier, die alle noch geschlossen hatten. Die Saison hatte noch nicht gestartet. Viele Fischerboote lagen verteilt am Strand herum und zum Teil standen sogar Traktoren mit dabei. Unseren Recherchen zufolge zogen die Fischer damit ihre Boote ins Wasser, sowie wieder heraus, da es keine geeignete Anlegestelle am Strand gibt. Im Sommer teilen hier Fischer und Badegäste den Strand - ein amüsantes Bild. Die Regenpause hatte angehalten - was ein Glück wir doch gehabt hatten. Weiter ging die wilde Fahrt in den nächsten kleinen Ort, den Fernando uns empfohlen hatte - Costa Nova.
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Kommentare
Immer wieder eine interessante Geschichtsstunde. Weiter so.
Gruß Papa