Wir möchten uns gleich vorab dafür entschuldigen, dass jetzt einige Blogeinträge mit Benji als Hauptfigur folgen werden. Wenn man plötzlich Hundeeltern wird, ändert sich alles. Wir stellen es uns vor wie das Kinderkriegen. Man macht sich ständig Sorgen und richtet sein Leben vorrangig nach dem Kleinen aus (wo kann er spielen, freispringen, verletzt sich nicht, wie lange können wir am Stück Auto fahren, hat er genug zum Fressen bekommen, liegt Müll herum, den er fressen könnte usw.). Genau deshalb werden in die nächsten Blogeinträge viele Erlebnisse von unseren ersten Wochen mit Benji einfließen. Wir hoffen ihr habt dennoch Freude am Lesen und bleibt uns als Leser treu ;-)
Am Picknickplatz im Wald nähe Cinfaes, blieben wir 2 Nächte. Es war ein tolles Terrain, um mit Benji zu trainieren. Dazu gehörte Namenstraining (seinen Namen rufen und wenn er reagiert ein Leckerli geben und loben), Gassigehtraining an der Leine, sowie erste Versuche ihn freispringen zu lassen, in für ihn fremder Umgebung. Wir fanden dabei heraus, dass er ein guter Wachhund war, denn die wenigen Spaziergänger die vorbeikamen wurden alle, von seinem Wachposten im Bulli aus, angebellt. Das Gassigehen an der Leine mochte er nicht wirklich und lief anfangs immer nur in sehr unterwürfiger und eingeschüchterter Haltung mit. Sobald er etwas witterte, zog er wild in die Richtung und war kaum zu bremsen. Erst wenn der Trieb vorüber war registrierte er uns wieder und lief wieder einigermaßen vernünftig an der Leine mit.
Als er am Abend das erste Mal Nassfutter von uns bekam (bislang hatten wir nur Trockenfutter gefüttert und stellten jetzt auf eine Mischfütterung um), zitterte er vor Aufregung am ganzen Körper. Das Schälchen verputzte er im Nu und die Nachwirkungen bekamen wir später zu spüren. Durch die schnelle Nahrungsaufnahme musste der Kleine furchtbar pupsen und es roch entsprechend im Bulli. Ab sofort würden wir das Nassfutter mit etwas Wasser mischen, was das Schlingen verlangsamen sollte.
Am zweiten Tag auf dem Platz im Wald, ließen wir Benji morgens direkt freispringen. Es war so wenig los, dass wir es testen wollten. Benji freute sich und flitzte wie verrückt herum. Es ging einmal ums Viereck, alles wurde angepinkelt und sein großes Geschäft verrichtete er sogar in einiger Entfernung zum Bus. Sehr hygienisch! Als doch mal ein Auto kam riefen wir ihn und er hörte und ging zur Seite. Erst als er erschöpft vom herumrennen war, kam er wieder und legte sich direkt in seine Höhle unter dem Bett. Wieder ein Fortschritt - wir konnten ihn frei springen lassen und er blieb bei uns. Am Ende einer schönen Gassirunde im Wald lief er super brav neben uns her und wir versuchten es erstmals beim Gassigehen ohne Leine. Das funktionierte ein paar wenige 100 Meter gut, doch als er merkte, dass er frei war sprang er sofort in den Wald hinein. Leider kam er auch auf unser Rufen hin erstmal nicht zurück. Wir gingen zum Bulli zurück, sahen wie er vor uns bereits dort stand und registrierte, dass die Autotür zu war. Bis wir da waren, war er schon wieder weiter gesprungen. Als wir ihm nachliefen ging er immer weiter - er betrachtete es als Spiel sich von uns fangen zu lassen. Als wir schließlich aufgaben kam er kurz darauf von alleine wieder zu uns zurück. Wir mussten ihm erstmal den Rückrufbefehl beibringen, bevor wir ihn nochmal beim Gassigehen ohne Leine springen lassen durften.
Am dritten Tag bauten wir unseren Doppelsitz vorne ein. Da wir im August vor hatten eine gute Freundin in Schottland mit auf die Reise zu nehmen, hatten wir den Sitz die ganze Reise mit ihm Hänger herumgefahren. Jetzt kam er uns schon früher zugute. Die Idee war Benji vorne neben uns auf den Sitz zu setzen und dann mit der Leine anzuschnallen. Wir hofften, dass er sich dort wohler fühlte als vorne oder hinten auf dem Boden. Bevor wir allerdings fuhren ging es nochmal spazieren. Wir entdeckten auf einem neuen Weg eine tolle Stelle mit Ausblick auf das Dourotal. Das hätten wir dem Wald gar nicht zugetraut! Wir waren weiter oben als gedacht. Schaut euch die Bilder selber an.
Nach dem kleinen Spaziergang versuchten wir Benji mit Leckerlis auf den Sitz vorn zu locken. Es gelang uns leider nicht und er kam nur in den Fußraum. So hob Christoph ihn einfach nach oben. Jetzt benötigten wir nur noch ein Geschirr, damit er auch sicher da oben neben uns sitzen konnte. Dieses besorgten wir im Nebenort in einer Zoohandlung. Die Fahrt oben, schien dem Kleinen deutlich besser zu gefallen. Er saß stabil neben uns und schaute interessiert aus dem Fenster. Mit dem Geschirr konnten wir ihn dann auch noch vernünftig anschnallen, auch wenn es ihm leider etwas zu groß war.
Unser nächster Stellplatz sollte im kleinen Ort Freigil, auf einem Berg mit toller Aussicht und Freispringmöglichkeit für Benji sein. Über kurvige Straßen fuhren wir von der Panoramastraße schließlich auf kleinere Dorfstraßen. Kurz vorm Ziel lotste uns das Navi in eine sehr steile, enge Gasse. Laut dem Park4Night Eintrag waren auch große Wohnmobile schon da oben gestanden und deshalb sollte der Weg ja irgendwie machbar sein. So zumindest unsere Denkweise. Hätten wir lieber mal richtig die Google Route recherchiert.
Wir fahren die enge Gasse nach oben und zunächst geht es auch noch ganz gut. Um die nächste Kurve wird es immer steiler und die Wände kommen näher. Auf einmal geht nichts mehr. Wir stehen, da Bulli keine Kraft mehr hat den steilen kurvigen Berg nach oben zu fahren. Die Reifen drehen sofort durch bei dem Versuch. Christoph versucht deshalb langsam zurück zu fahren - Fehlanzeige, es ist zu eng! Wir stecken tatsächlich fest! Marilyn wird unruhig und Benji spürt es sofort und beginnt heftig zu hecheln vor Aufregung. Verzweifelt fragen wir uns was wir jetzt tun sollen. Christoph kann gerade so links aussteigen, rechts ist es nicht möglich. Kaum ist er ausgestiegen kommt ein Mann von unten hochgelaufen. Es ist der Besitzer des Weinguts, dass sich direkt am Einstieg des steilen Weges befindet. Er fragt, ob wir Hilfe benötigen. Das kommt wie gerufen! Die Verständigung ist schwierig, da er nur wenig Englisch spricht, aber es gelingt. Ein Freund von ihm kommt dazu und zu dritt versuchen die Männer den Hänger abzuhängen, um ihn rückwärts den Berg herunterzurollen. Ein schwieriges Unterfangen, da man aufpassen muss, dass er nicht einfach so hinten runterrollt, sobald er lose ist. Kaum ist er abgehängt, rollt er wie befürchtet trotz angezogener Bremse nach unten. Trotz großem Körpereinsatz gelingt es den Dreien nicht den Hänger zu stoppen - das übernimmt schließlich die 3 m entfernte Mauer. Der Hänger rumst dagegen und steht endlich. Rückwärts herunterrollen ist demnach auch keine Option. Der Mann bietet uns deshalb an, den Hänger mit seinem Traktor für uns hochzuziehen. Ohne Hänger versuchen wir nochmal den Berg hochzukommen. Der Bulli kämpft, es stinkt nach Gummi, aber wir schaffen es gerade so. Einer der Männer rennt vor und weist uns, sobald wir die enge Straße verlassen haben und fast eben stehen, an, hier zu warten. Marilyn steigt mit Benji aus, da dieser sich nicht mehr beruhigen kann, aufgrund der ganzen Aufregung. Kaum ist der Kleine draußen muss er sich übergeben. Vermutlich wegen der Aufregung und dem verbrannten Gummigeruch in der Luft. Während Marilyn sich mit ihm hinten rein setzt, damit er sich beruhigen kann, kommen zwei weitere Portugiesen aus den Häusern nebenan und versuchen mit Christoph zu kommunizieren. Leider versteht er fast nichts. Inzwischen fährt der Winzer mit seinem Traktor an uns vorbei gen Hänger. Nach einiger Zeit wundern wir uns, wieso er nicht mehr mit Hänger zurückkommt. Vielleicht haben wir ihn auch falsch verstanden und er wollte, dass wir außenherum herunter fahren und den Hänger unten wieder anhängen. Da wir es nicht besser wissen fahren wir deshalb den Berg über den Weg, den der Traktor nach oben genommen hat, wieder nach unten. Unten angekommen ist auch niemand. Christoph beschleicht schon das ungute Gefühl, dass der Hänger vielleicht gar nicht mehr auftaucht. Er rennt den Berg hoch zur Stelle an der wir den Hänger zurückgelassen haben. Tatsächlich steht er nicht mehr dort. Alles ist ruhig. Christoph rennt besorgt weiter nach oben. Nach der letzten Kurve sieht er endlich kurz vorm letzten Anstieg die Männer. Inzwischen sind es 5 Portugiesen, die alle zusammen versuchen den Hänger zu halten und mit Steinen zu stabilisieren. Der Traktor hat kurz vor Ende versagt und die Männer versuchen nun den Hänger wieder abzuhängen. Der Winzer bittet Christoph wieder nach oben zu fahren, um den Hänger die letzten paar Meter wieder selbst hoch zu ziehen.
Unruhig wartet Marilyn immer noch hinten mit Benji. Ein wahrer Albtraum. Wenig später kommt Christoph zurück. Er berichtet kurz was passiert ist und fährt den Weg, den wir eben heruntergekommen waren, wieder nach oben.. Ohne Hänger geht das auch gut. Mithilfe der fünf Männer schafft er es den Hänger wieder anzukuppeln. Die letzten paar Meter nach oben kämpft unser Bulli schon wieder tapfer, aber schafft es leider nicht. Ein neuer Versuch - dieses mal schieben die Portugiesen mit an - endlich gelingt es und das Gespann bewegt sich die letzten Meter den Berg hinauf. Endlich hat die Aufregung ein Ende!
Langsam tuckerten wir nach unten und hielten am Haus des Winzers nochmal an. Wir bedankten uns überschwänglich bei ihm für die Hilfe und wollten ihm etwas Geld dafür geben. Er lehnte dankend ab und sagte ganz freundlich: "Willkommen in Portugal." Danach fragte er uns, ob wir gerne Wein trinken. Er wollte uns ein gutes seltenes Schlückchen aus seinem eigenen Wingert schenken. Wir waren total perplex, dass wir etwas geschenkt bekommen sollten, obwohl wir seinen Traktor geschrottet und seine Nerven strapaziert hatten. Die Aktion hatte alles in allem ganze drei Stunden gedauert und es war inzwischen schon dunkel. Dennoch freuten wir uns und nahmen den Wein dankend an. Er verabschiedete uns mit den Worten: "Fahrt bloß nicht wieder solche Berge hoch!". Diesen Rat würden wir sicher beherzigen.
Später sahen wir auf Google, dass der Platz den wir ursprünglich anfahren wollten, sogar nochmal 4 km weiter oben gelegen hätte, als die Stelle, an der wir wieder nach unten gelotst wurden. Das hätten wir definitiv nie geschafft. Zudem hätte es noch einen deutlich weniger steilen weiteren Weg, von der anderen Bergseite aus, gegeben. Schlechte Recherche unsererseits. Es war wahrlich ein Glücksfall gewesen, dass der Winzer und seine Freunde uns beim Hochfahren beobachtet und das Unglück schon kommen gesehen hatten. Wir hofften nur, dass wir dem Kleinen durch diese Aktion das Autofahren jetzt nicht gänzlich vermiest hatten. Völlig erledigt fuhren wir auf einen Parkplatz unten am Douro, im kleinen Ort Caldas de Aregos, direkt neben dem Jachthafen - weit weg von jeglicher Steigung. Wir parkten mangels Platz mit dem Hänger hinten raus auf einem Rasenstück. Der Parkplatz gehörte zu einem noch geöffneten Restaurant mit lauter Musik - definitiv nicht optimal, aber andere Parkmöglichkeiten für unsere Gesamtlänge gab es in dem Ort nicht - vor Allem wollten wir um diese Uhrzeit (23:15 Uhr) auch einfach nicht mehr. Eine kurze Gassirunde um den Jachthafen war noch drin. Dann durfte der Kleine noch etwas Fressen und bekam nach der Aufregung sogar das Privileg mit oben auf dem Bett zu schlafen (auf seiner eigenen Decke versteht sich). Wir aßen an diesem Abend nichts mehr - die Aufregung hatte ziemlich auf den Magen geschlagen. Total erschöpft schliefen wir schließlich ein und merkten gar nicht, dass nachts die Rasensprenger angingen und schön den Hänger von unten abspritzten.
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Diese Geschichte ist ja wie ein Action-Thriller. Einen Hänger rückwärts am Hang zu stoppen schafft nicht mal der Terminator.
Gruß Papa