Sorgen um Benji

Veröffentlicht am 25. Juni 2024 um 01:31

Die Landschaft auf der Fahrt Richtung Vigo, wurde wieder richtig schön - alles war grün, überall sah man Weinreben,  Wälder und sogar Palmen standen wieder in der bergigen Landschaft. Nähe Vigo stellten wir uns im kleinen Ort Cangas auf einen Parkplatz neben einer ruhigen Strandbar, direkt mit Meerblick. Wir verbrachten dort sogar zwei Nächte, da es einfach ein schöner Platz und ein gemütlicher Ort war. Benji war vermutlich in seinem Leben das erste Mal am Meer. Total neugierig beschnüffelte er die Felsen, an denen noch das Meerwasser hing und flitzte über den Strand. Einmal trank er aus dem Meer, da er scheinbar dachte das Wasser wäre trinkbar.

Er erkannte aber schnell, dass es nicht so war. Ins Wasser ging er dennoch nicht. Die Wellen schienen ihn ein wenig zu erschrecken, als sie seine Pfoten berührten. Als er am Strand frei herumflitzte, dauerte es nicht lange, bis er wieder ins dahinterliegenden Gras zurück rannte. So ganz war das Meer und der Strand nicht sein Ding. Auch buddeln wollte er im Sand nicht. Das hätten wir zumindest erwartet. Unsere täglichen Spaziergänge führten alle in Cangas am Meer entlang, über schöne Wanderwege, an kleinen Kies- & Muschelstränden vorbei, bis zu einer großen Hundewiese. Die größere Stadt Vigo lag genau gegenüber und konnten wir sogar von Weitem sehen. Es waren richtig viele Gassigänger in Cangas unterwegs und so machte Benji ziemlich viele Hundebekanntschaften in den drei Tagen. Von einer möchten wir gerne berichten, weil uns diese sehr fasziniert hat. Ein Deutscher, der zusammen mit seiner spanischen Frau hier lebte, sprach uns an, als unsere Hunde sich gegenseitig beschnüffelten. Er erzählte uns, dass sein Hund eine Art Psychologe für andere Hunde sei. Des Weiteren erklärte er uns, dass wir unserem Hund vertrauen müssten. D.h. wenn wir ihn hier losmachen und ihm vertrauen, dass er wieder zurück kommt, dann tut er das auch. Wir testeten das einfach mal und kurz darauf sahen wir den Hundepsychologen in Aktion. Benji schnüffelte erst kurz an den zwei anderen und rannte dann einmal in eine andere Richtung weg vom Strand. Der Deutsche sagte etwas auf spanisch zu seinem Hund und dieser lief Benji hinterher. Wir konnten nicht sehen was passierte, aber kurz darauf kamen beide Hunde zusammen zurück. Danach brachte ihn der Psychologe sogar dazu mit ihm und dem anderen Hund kurz zu spielen und nicht mehr wegzulaufen, solange er in der Nähe war. Das beeindruckte uns wirklich. Man muss dazu sagen, dass der große schwarze Hund erst acht Monate alt war.

In der zweiten Nacht musste sich der Kleine übergeben. Wir waren unsicher, ob es an der Futterumstellung lag, da wir aufgrund des Landwechsels auch die Hundefuttermarke wechseln mussten, oder daran, dass er Meerwasser geschlürft hatte. Am nächsten Morgen zitterte Benji am ganzen Leib, als er nach draußen sprang und vor der Tür saß. So kalt war es allerdings nicht. Jetzt machten wir uns schon etwas Sorgen um ihn. Kurz bevor wir weiterfahren wollten, flitzte er dann wieder über den Strand als wäre nichts gewesen. Das Trockenfutter, dass wir ihm an diesem Tag ausschließlich gaben, blieb auch wieder drin. Wir schoben die Sorgen erstmal zur Seite. Wie wir gegoogelt hatten, gehörte zittern auch zum normalen Repertoire eines Hundes. Es kann Aufregung, Freude, Kälte uvm. bedeuten. 

Bei einem Sonne - / Regenmix mit zeitweise ordentlichem Platschregen, fuhren wir weiter gen Norden. Als nächstes stellten wir uns neben ein Stadion im Ort Areos, direkt auf den Rasen des etwas verwahrlosten Picknickplatzes. Ein schmaler Pfad führte am Ende des Platzes direkt zu einem tollen Holzweg, der am Meer entlangführte. Hier konnte man richtig toll spazieren gehen. Der Eukalyptuswald zur Linken eignete sich hervorragend zum Gassigehen. Man konnte entweder durch den Wald gehen oder vorne am wilden Strand entlang. Mehrere Wege führten vom Waldweg zum Strand und demnach konnte man auch gut kombinieren. Benji liebte es, im Gegensatz zu den Stränden in Cangas, an dem Strand entlang zu flitzen und fand zwischen den vielen mit Algen bedeckten Felsspalten, dauernd etwas zum Schnüffeln und zum Jagen. Richtig viele Eidechsen lebten hier in den Felsen und diese jagte der Kleine am Liebsten. Einmal durchliefen wir den Wald bis zum anderen Ende und kamen wieder im Dorf heraus. Dort sahen wir interessante Bauwerke - fast in jedem Garten stand ein Getreidespeicher aus Stein (letztes Bild). Scheinbar waren dies Überbleibsel einer früheren Zeit, denn auch in weiteren Dörfern, die wir noch durchqueren würden, sahen wir diese. Wir entdeckten, dass man den Waldweg auch super mit dem Fahrrad entlangfahren konnte. Das testeten wir ebenfalls und ließen Benji ohne Leine hinterherlaufen. Es zeigte sich, dass er super gut folgte und dabei sogar besser hörte, als wenn wir frei mit ihm gingen. Vermutlich, da wir schneller waren und er weniger schnüffeln konnte, wenn er uns nicht verlieren wollte. Kein Wunder also, dass wir ein paar Tage an diesem schönen Flecken blieben und im Wechsel spazieren gingen und Rad fuhren. Leider war kein Badewetter - nur 15 Grad und sehr regnerisch - sonst hätten wir an den Stränden um uns herum, klasse baden gehen können. Wieder einmal fand Benji auf unserem Platz eine Stelle, an der sich Eidechsen versteckt hatten. Dieses Mal buddelte er so lange, bis er ein großes Loch und eine Wurzel freilegte. Er zerbiss die ganze Wurzel, bis er schlussendlich die Eidechse erwischte. Sie konnte leider nicht mehr fliehen. Ein kurzer Biss und sie war tot. Danach verlor Benji das Interesse und wirkte dennoch rundum zufrieden. So toll fanden wir das allerdings nicht - nur was tun? Den Trieb unterbinden, wenn es ihn doch glücklich machte? Sein Puls war total hoch nach dieser Aktion und es dauerte etwas, bis sich der Kleine wieder beruhigte. 

Da es Wochenende war, war einiges los an dem Platz. So grillten abends ein paar Einheimische und hinterließen danach ihren Müll. Wir merkten es leider erst, als wir Benji am anderen Ende des Platzes etwas fressen sahen - tatsächlich hatte er sich etwas von den Essensresten geschnappt. Es sah aus wie der Rest einer Paella. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass es nicht allzu viel und nicht schädlich gewesen war. 
Auch die Polizei schaute einmal vorbei, fuhr aber direkt wieder. War dies wieder eine stille Warnung gewesen? Wir wussten es nicht. An Picknickplätzen durfte man übrigens in Spanien, wenn es eine Nacht nicht überschritt, sogar legal über Nacht bleiben. So blieben wir dennoch dort. 

Eines Morgens fiel uns ausversehen der Kaffeesatz unseres Espressokochers neben den Müll. Benji fraß natürlich direkt etwas davon. Ziemlich beunruhigt fingen wir an zu googlen. Kaffee war Gift für Hunde, genauso wie Schokolade. Marilyn konsultierte sogar einen Onlinetierarzt mit der Frage, ob die Menge nun schädlich wäre und ob man zum Arzt gehen sollte. Die Recherchen ergaben glücklicherweise, dass Kaffeesatz lange nicht so schlimm war wie Kaffeepulver vor dem Brühen. Zudem hatte er auch keine große Menge gefressen. So konnten wir uns zum Glück schnell wieder entspannen, zudem auch nach 2-4 Stunden keine Symptome aufgetreten waren. Nach dem Frühstück an unserem vorletzten Tag dort, füllte sich der Parkplatz vorne mit Autos. Es war Sonntag und scheinbar fand eine Veranstaltung im Stadion statt. Mehrere Jogger in einheitlichen Trickots joggten zeitweise über den Picknickplatz und eine größere Gruppe verschwand in unserem Wald. Etwas später ertönten Schüsse und Jubel der Menschen. Es klang wie die Bundesjugendspiele bei uns in Deutschland. Benji ging auf den ersten Schuss total ab und schien losrennen zu wollen. Dies bestätigte unsere Vermutung, dass er früher mit auf der Jagd dabei gewesen war und jetzt seine Aufgabe erfüllen wollte. Wir konnten ihn erst beruhigen, als wir uns alle gemeinsam hinten rein setzten und die Tür schlossen. Die Veranstaltung schien länger zu dauern, also flohen wir doch, dieses Mal in die andere Richtung am Meer entlang - weit weg vom Stadion und von den Joggern im Wald. Vorbei an einem Campingplatz führte der schöne Weg an einen Sandstrand, an dem sich einige Urlauber sonnten - allerdings nicht lange, denn wenig später gab es einen kurzen Regenguss. Wir konnten uns gerade noch an einer Bar unterstellen, ganz zum Unmut des Kleinen, den direkt die Panik ergriff, aufgrund der Menschen um uns herum. Danach ging es weiter auf schön hergerichteten Wegen am Meer entlang. Benji wurde erst ruhiger, als wir das Stadion, den Campingplatz und die Bar hinter uns gelassen hatten. Endlich war es ruhiger und weniger Menschen passierten die Wege hier. Wir fanden eine kleine Bucht mit Schaukel an einem Baum. Dort verbrachten wir ein wenig Zeit und ließen Benji über den Strand und durch den umliegenden Wald flitzen. Auf dem Rückweg entdeckten wir noch einen Aussichtspunkt auf einem Felsen, direkt neben unserem Platz. Man konnte von dort auch das Stadion sehen, das nun endlich wieder leer und still war. Zurück am Platz waren dann auch alle Autos wieder weg. Benji wälzte sich vor Freude auf dem Rücken im Gras - ihm gefiel die neu gewonnene Stille wohl auch sehr gut.  

Am nächsten Morgen vertrieb uns dann ein städtischer Rasenmäher, der vor dem Stadion das Gras mähte. Wir hatten aber sowieso vorgehabt weiterzufahren. Dieses Mal sprang Benji das erste Mal von alleine den Beifahrersitz nach oben und erhielt dafür natürlich ein Leckerli. Bis dato hatten wir ihn immer nach oben heben müssen. Wir fuhren wieder einkaufen im kleinen Ort Noia. Benji wartete brav im Auto und danach gingen wir noch kurz in dem malerischen Örtchen am Meer, durch einen schön angelegten Park spazieren. Zurück am Bulli, ging dieser plötzlich nicht mehr auf. Die Zentralverriegelung machte keinen Mucks mehr. Sie hatte schon öfter mal gesponnen, aber dass sie nun gar nicht mehr ging war neu. Die mechanischen Schlösser hatten wir alle ausgebaut und mit Blindzylindern versehen - außer bei der hinteren Türe. Diese war aber zusätzlich nochmal mit einem Riegel von innen gesichert. Die Türpins hatten wir alle versenkt. Da die Verriegelung ein paar Tage zuvor erst gesponnen hatte, hatten wir zumindest den Pin an der Fahrertüre etwas nach oben gedreht. Das Fenster war auch einen Schlitz breit geöffnet, da wir es zuvor für Benji offen gelassen und dann zu schließen vergessen hatten. Das war aktuell die Schwachstelle und unsere einzige Chance in unser eigenes Auto einzubrechen. Im Hänger, der zum Glück separat entriegelt werden kann, hatten wir Werkzeug und so versuchte Christoph, mit den wenigen Mitteln die wir hatten, die Tür zu öffnen. Marilyn ging derweil mit Benji nochmal etwas spazieren. 

Der Parkplatz war ziemlich belebt und dennoch interessierte es keinen, dass Christoph gerade in ein Auto einbrach. Einige Menschen schauten ihm sogar aus ihren Autos heraus ein paar Minuten interessiert zu. Das schockierte uns eigentlich am meisten bei der ganzen Aktion, die immerhin rund 45 Minuten dauerte. Tatsächlich gelang es ihm die Tür mit einem Stück Kabel und einem Bambusstab (diesen hatte er zufällig am letzten Platz mitgenommen) über das Fenster zu öffnen. Wir hatten richtig Glück gehabt, dass die Türe erst nach dem Gassigang gesponnen hatte und nicht schon zuvor, direkt nach dem Einkaufen. Denn sonst hätte Benji die ganze Zeit drinnen warten müssen. 

 

Fazit: In diesen fünf Tagen verbrachten wir unsere Zeit wieder fast ausschließlich mit Benji. Wir richteten wirklich alles nach dem Kleinen aus, machten uns dauernd Sorgen und lernten sehr viel dazu. Uns war klar, dass es so nicht weitergehen konnte und wir schon bald etwas daran ändern mussten...


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