Benjis neues Parfüm

Veröffentlicht am 6. Juli 2024 um 01:50

Am nächsten Morgen wollten wir von Covadonga aus nach Riano starten, kamen aber erst gegen 11:15 Uhr los. Eigentlich würde ich "leider" dazuschreiben, allerdings hatte das Unglück von dem wir gleich berichten werden, auch sein Gutes. Als wir aus dem großen Grasparkplatz herausfahren wollten, stand an der Ausfahrt ein spanischer Security Mann, der mit seinem Motorrad hergekommen war und jetzt keinen mehr hinausließ. Er erklärte uns mit Händen und Füßen, dass wir noch warten sollten. Kurz darauf folgten zwei Fahrzeuge und dann mehrere Rennradfahrer. Nach einiger Zeit bat er uns den Motor auszuschalten. Aus 5 Minuten warten wurden 15, aus 15 schließlich 30. 

Langsam festigte sich der Gedanke, dass es sich um ein größeres Radfahrerevent handeln könnte. Wir stiegen aus und entdeckten ein Schild, auf dem auf spanisch stand, dass heute von 11:00 - 15:30 Uhr die Straße für das Radrennen gesperrt wurde. Das Schild hatten wir am Vortag tatsächlich gesehen, aber uns nicht die Mühe gemacht es zu übersetzen. Ärgerlich... wären wir nur 20 Minuten eher losgefahren. Hinter uns stand auch ein deutscher Camper. Die dreiköpfige Familie war ebenfalls ausgestiegen und schaute jetzt den Radfahrern zu. Am Straßenrand hatte sich eine Spanierin auf einen mitgebrachten Stuhl gesetzt und feuerte jetzt die vorbeifahrenden mit Klatschen und Rufen an. Jede vorbeiziehende Gruppe, aber auch jeden einzelnen - die Frau hatte wirklich Ausdauer. Wir kamen mit der Familie ins Gespräch, da das kleine Mädchen zunächst etwas Respekt vor Benji hatte. Später traute sie sich dann sogar den Kleinen mit Leckerlies zu füttern. Die drei kamen aus Bayern und reisten jetzt bald ein Jahr durch ganz Europa. Dabei hatten sie ganze 19 Länder bereist - beeindruckend! Uns waren in unseren bisher fünf Monaten schon 3 Länder fast zu viel und wir hätten gerne mehr Zeit gehabt. Wir erfuhren reichlich spannendes über das Reisen in anderen Ländern und notierten uns so manchen Tipp. Vor Allem Norwegen fanden wir ganz interessant. Sie hatten tatsächlich auch vor nach Riano zu fahren und berichteten uns von einer Riesenschaukel auf einem Aussichtspunkt auf die Seen, die sie dort besuchen wollten. Das klang interessant und wurde von uns sofort auf die To Do Liste gepackt. Die Wartezeit ging durch unsere nette Unterhaltung schneller vorüber als gedacht und so gab der Security Mann sogar um 14 Uhr schon das Zeichen, dass wir fahren durften. Wir folgten ihnen auf Instagram, um in Kontakt zu bleiben. So war es Glück im Unglück gewesen und wir waren nachher gar nicht mehr böse drüber, dass wir warten mussten. 

Die Fahrt durch das Pico Gebirge war sehr schön - nur nicht für Benji. Die vielen Steigungen und Kurven gefielen im nicht. Die Fahrt ging die meiste Zeit an einem Fluss in der Schlucht entlang. Die Straße war meist gerade breit genug, das zwei Autos nebeneinander passten.  Auf der Straße sah man einige Einschlaglöcher von heruntergefallenen Felsen. Es ging durch etliche enge Kurven, an der steilen Schluchtwand vorbei, bei der wir Sorge hatten, dass uns jeden Moment ein Fels treffen könnte. Zum Glück waren an vielen Stellen Auffangnetze montiert worden, um genau das zu verhindern. Die vielen Tunnel sahen aus als wären sie händisch in den Stein gemeißelt worden. Vom LKW bis zum Motorrad, fuhr hier alles entlang. Dadurch wussten wir, dass auch wir mit unserem Gespann überall durchkommen würden - ein mulmiges Gefühl blieb dennoch. Die tolle Aussicht, die sich immer wieder auftat, entschädigte dafür allerdings. Als wir schließlich das weitläufige grüne Tal erreichten, wurden wir wieder etwas entspannter. Nach dem letzten Anstieg konnten wir schon den See von Riano sehen. Auf 70 km waren wir ganze 1000 Höhenmeter gefahren und hatten zwei Stunden dafür gebraucht.

In der Nähe der Riesenschaukel gab es einen kleinen Parkplatz im Gras, den wir zum Übernachten auserkoren hatten. Für die Wanderung, die wir heute eigentlich geplant hatten, war es jetzt eh zu spät. Zur Schaukel konnten wir allerdings noch einen kleinen Spaziergang machen. Kaum hatten wir geparkt fuhr tatsächlich die bayrische Familie vorbei. Sie kamen gerade wieder von dem Aussichtspunkt zurück, um sich jetzt vermutlich einen Stellplatz unten im Ort zu suchen (sie hatten vorher angedeutet, dass es dort einen gäbe). Da waren sie scheinbar deutlich schneller als wir gewesen. Wir winkten ihnen und auch sie sahen uns. Nach 15 Minuten kamen wir in der Mitte des Bergkamms an. Zur Rechten befand sich die große Schaukel, zur Linken ein großes Herz. Zunächst gingen wir zum Herz hinüber. Man hatte von hier eine tolle Aussicht auf den See und die umliegenden Berge. Das Herz war zudem ein tolles Fotomotiv. Danach ging es zur Schaukel, die geschätzt 10-12 Meter hoch war. Tatsächlich stand hier eine Schlange von Menschen an, um kurz schaukeln zu dürfen - Erwachsene, wie Kinder. Ein Schild daneben bat darum, nicht länger als zwei Minuten auf der Schaukel zu verweilen. Verrückt... irgendwie nahm das Tourichaos den Charme ein wenig. Wir genossen stattdessen etwas weiter vorne die Aussicht und setzten uns ins Gras. Unser Kleiner war den ganzen Weg angeleint. Bevor wir wieder zurück gingen beschlossen wir ihn nochmal springen zu lassen. Wir gingen etwas weg vom Trubel ins Grüne hinein. Auf einer großen wilden Wiese ließen wir ihn springen. Er freute sich total und raste herum. Dann rollte er sich in einiger Entfernung im Gras. Wir gingen zu ihm und sahen, wie er sich nochmal hinwarf und rollte - natürlich genau in einen Kuhfladen. Kaum wollten wir ihn an die Leine nehmen, lief er plötzlich weg, zurück Richtung Schaukel. Da es sich bewährt hatte die andere Richtung einzuschlagen, wenn er das tat, probierten wir das aus. Ohne Erfolg. Erst als wir umdrehten und zurückgingen kam er uns entgegengerannt. Es sah so aus, als hätte er uns zuvor nicht mehr gefunden. Der Kleine war völlig verdreckt und stank gehörig. Sein "schönes" Halsband hatte auch einiges abbekommen. Auf dem Rückweg zum Bus googelten wir schon fieberhaft mit was wir ihn waschen könnten, denn ein Hundeshampoo hatten wir nicht gekauft bisher. 

Zurück am Bulli hatten wir neue Nachbarn - die bayrische Familie war wieder da. Freudig begrüßten wir sie und erfuhren, dass sie unten im Ort zu eingeengt stehen mussten und deshalb beschlossen hatten sich zu uns zu gesellen. Wir berichteten auch gleich von Benjis neuem Parfüm und fragten welches Hausmittel sie uns für eine Hundewäsche empfehlen könnten. Da sie selbst Hunde zuhause hatten, wussten sie Rat und empfohlen uns Kindershampoo als Notlösung. Sie hatten noch einen Rest übrig, den sie uns dann ausliehen. Jetzt stand der Dusche für Benji nichts mehr im Wege. Wir packten die Campingdusche aus und versuchten ihn mit einem Lappen und etwas Kindershampoo zu waschen. Es war müheselig, da unser Kleiner einfach nicht stillhalten wollte und das Wasser gar nicht mochte - doch wir schafften es. Er roch zwar immer noch leicht, aber man sah kaum noch etwas und der restliche Geruch würde schon verfliegen. Nachts roch es noch ganz leicht nach Kuhstall, aber es war erträglich. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir uns von den Dreien, die weiterzogen. Das Ende ihrer Reise näherte sich. Wir danken den Dreien an dieser Stelle nochmal für die vielen Tipps und die Unterstützung! Die Begegnung war für uns goldwert gewesen. Für uns hieß es dann Aufbruch zur Wanderung auf den Pico Gilbo.


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