Unsere Wanderung auf den Pico Gilbo starteten wir von einem Parkplatz, auf der gegenüberliegenden Seeseite aus. Über eine lange Brücke gelangten wir dorthin und fanden trotz fortgeschrittener Tageszeit noch einen Platz. Die erste Etappe liefen wir mit einigen anderen Wanderern mehr oder weniger zusammen. Alle schienen das selbe Ziel zu haben. Anscheinend hatten wir einen sehr beliebten Wanderweg ausgewählt. Dieser führte zunächst durch einen kleinen Wald, immer am See entlang. An den Bäumen hingen bunte Masken. Wozu diese dienten, war nirgends erklärt worden. Langsam verloren sich die Wanderer und als wir ein Waldstück mit starkem Anstieg erreichten, hatten wir alle abgehängt. Unten hatte sich der Weg geteilt und einige waren zum Picknickplatz am See gelaufen. Andere waren noch hinter uns, aber deutlich langsamer.
Im Wald durfte Benji auch wieder frei springen. Der Anstieg schien ihm gar nichts auszumachen, wir hingegen schnauften ordentlich. Kaum ließen wir den Wald hinter uns und kamen auf einer Lichtung heraus, eröffnete sich uns ein toller Blick auf einen Berg. Nach einer kurzen Verschnaufpause im Schatten - es war ziemlich sonnig heute und wir mussten aufpassen, dass Benji nicht überhitzte - ging es weiter nach oben. Inzwischen gingen wir wieder über steinige Bergwanderwege. Zuletzt passierten wir eine große Wiese, auf der einige Wanderer pausierten, um dann die letzten steilen Meter zum Aussichtspunkt emporzusteigen. Benji sprang dabei wie eine Bergziege die Felsen nach oben. Oben angekommen leinten wir ihn erstmal wieder an, damit er nicht aus versehen abstürzte. Die Aussicht auf den See von Riano war gigantisch hier oben. Noch besser würde sie nur vom Gipfel des Pico Gilbos aus werden, den wir aber nicht erklommen. Es wären sonst weitere 200 Höhenmeter Kletterpartie, die unserem letzten Stück ähnelte, auf uns zugekommen und das wollten wir Benji bei der Hitze nicht zumuten.
Nach einer längeren Pause machten wir uns wieder an den Abstieg. Dazu ließen wir Benji lieber wieder von der Leine, da dies ungefährlicher für ihn war, falls wir abrutschen sollten und er sich selbst seinen Weg die Steine herunter bahnen konnte. Leider war dies etwas zu früh. Er lief uns nicht nach sondern drehte einfach wieder um. Als wir hinterhergingen, wussten wir wieso - jemand hatte ein Stück Baguette weggeworfen und er steuerte schnurstracks darauf zu. Leider ein kleines Stück den Hang herunter, jedoch noch nicht gefährlich. Christoph kletterte ihm hinterher, kam jedoch zu spät. Er hatte das Stück Baguette schon gefressen. Einige Wanderer, die das mitbekamen halfen fleißig mit, in dem sie Benji ebenfalls, in allen Sprachen (spanisch, deutsch, englisch), riefen. Wieder angeleint musste der Kleine das erste Stück mit hinuntergehen, bis wir den zweiten Versuch starteten, ihn loszumachen. Dieses Mal folgte er brav. Wieder an der großen Wiese angekommen zweigten wir in einen anderen Weg ab, um einen Rundweg zurück zu gehen. Dort fand Benji ein Stück Pizza, dass er sich schnappte, kaum dass Christoph bei ihm war und ihm noch einen Teil abnehmen konnte. Den anderen fraß er. So viel Weißmehl an einem Tag - hoffentlich vertrug er das. Wir mussten dringend ein Antigiftködertraining mit ihm machen, denn wenn er das beherrschte, würde er nichts mehr ohne unsere Freigabe fressen - so die Theorie. Jetzt musste er erstmal an die Leine. Durch einen anderen Teil des Waldes ging es wieder zurück. Das letzte Teil am See entlang war wieder identisch zum Hinweg. Hier trafen wir einen Motorradfahrer, der mit seinem Hund, der frei neben ihm hersprang, den See entlangfuhr. Der Hund sah uns und lief seinem Herrchen ausversehen kurz vors Motorrad. Dieser bremste und touchierte seinen Hund leicht. Einen Moment danach sprang der Hund auf Benji zu, der bei uns an der Leine war und fiel völlig unerwartet über ihn her. Er biss ihn in den Hals und Benji, der ihm aufgrund seiner Größe unterlegen war, versuchte sich noch zu wehren. Der Hund zerrte so lange an Benji, bis dieser sogar aus seinem Halsband schlüpfte. Da der Hund nicht locker ließ, trat Christoph kurz nach ihm. Das wirkte, denn er drehte ab. Der Motorradfahrer schimpfte kurz mit seinem Hund, warf uns ein "Lo Siento" (Entschuldigung) zu und fuhr schnell davon, sein Hund hinterdrein. Vorher hatte er nur zugesehen. Benji blieb zum Glück bei uns und ließ sich untersuchen. Wir konnten zunächst nichts erkennen und beschlossen den Hals später nochmal genauer anzuschauen. Vermutlich war der Hund gefrustet gewesen, dass sein Herrchen ihn angefahren hatte und hatte seine Laune an Benji ausgelassen. Zu gerne hätten wir den Motorradfahrer angezeigt, doch es ging alles viel zu schnell, um sich das Nummerschild zu merken. Der Kleine verhielt sich als wäre nichts gewesen und so machten wir noch einen kurzen Abstecher an den See herunter, bevor es zurück zum Bulli ging. Es startete ein erneuter Versuch, Benji zum Baden zu bewegen. Es war ziemlich heiß in der Sonne und die Abkühlung würde ihm gut tun. Leider schafften wir es nicht. Dafür sahen wir die Gefangenen von Askaban - ein paar Kühe standen auf einer kleinen Insel, ca. fünf Meter übers Wasser von uns weg. Vermutlich konnten sie durchlaufen, da das Wasser nicht tief war an der Stelle, jedoch schienen sie sich auf ihrer kleinen Insel wohlzufühlen. Es sah wirklich aus, als wären sie dort gefangen.
Nach dieser anstrengenden Wanderung brauchten wir alle ein wenig Ruhe, um uns zu erholen. Nur fünf Minuten entfernt, fanden wir einen kleinen Picknickplatz an einem Dorfrand, fernab der Hauptstraße. Dort beschlossen wir über Nacht zu bleiben. Wir konnten sogar an den Picknickbänken mit schöner Aussicht völlig legal draußen zu Abend essen (zur Erinnerung: Stühle raus = campen). Während wir dort saßen kam eine spanische Familie, um ebenfalls an den Bänken zu essen. Der Mann sprach uns auf Deutsch an, da er unseren Hänger toll fand. Wir erfuhren, dass er uns seine Frau längere Zeit in Deutschland gelebt und gearbeitet hatten und deshalb unsere Sprache beherrschten. Er berichtete uns von einem versunkenen Dorf, das am Boden des Sees von Riano liegt. In den achtziger Jahren wurde das Tal von der Regierung geflutet, um diesen See zu erzeugen. Es hatte damals ziemlich Aufstände und Gegenwehr deshalb gegeben, was dazu führte, dass die Bauern, die nicht freiwillig umsiedeln wollten, am Ende zwangsenteignet wurden. Es gab sogar Militäreinsätze, die die Häuser zerstörten, um die Menschen herauszudrängen und die Dörfer zu besetzen, deswegen. Sogar neun antike Städte sollen jetzt unter der Wasseroberfläche liegen. Eigentlich hätte das Projekt aus ökologischer Sicht fast nicht mehr ausgeführt werden dürfen, da eine neue europäische Richtlinie in Kraft trat. Die Flutung der Dörfer fand genau am 31. Dezember 1987 statt, einen Tag vor Beschluss eben dieser Richtlinie. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie man als Regierung seine Macht missbrauchen kann. Es gibt eine Mythos der besagt, dass man in der Mittsommernacht Punkt 12 Uhr nachts, den Glockenschlag der versunkenen Kirchturmglocke hören soll. Eine tragische Geschichte, die den Blick auf den hübschen Ort und den See etwas trübt.
Während wir dort saßen, lief zwei mal ein älterer Herr vorbei, der seinen Hund Gassi führte. Er grüßte nicht und schaute uns nur skeptisch an. Gut, dass Benji angeleint war. Dennoch bellte er ihn an. Vielleicht war dieser Mann einer der Betroffenen gewesen und schaute deshalb so griesgrämig drein? Wer weiß...
Beim Abendspaziergang fanden wir am anderen Ende des kleinen Dorfes eine tolle Wanderrunde, die auf einer Tafel angepriesen wurde. Wir beschlossen diese am nächsten Tag noch zu gehen bevor wir weiterzogen.
Am nächsten Morgen durfte unser Kleiner wieder freispringen. Die Straße war wirklich kaum befahren und wir sahen kein Risiko. Noch während wir das Frühstück zubereiteten kam er wieder zurück. Total glücklich und neu ein parfümiert. Dem Gestank nach zu urteilen, hatte er sich scheinbar schon wieder in Kuhmist gewälzt. Er war nicht weit weg gewesen, denn wir hatten ihn die meiste Zeit im Auge behalten. Wir wussten nicht, wo er den Misthaufen gefunden hatte. Gerade mal zwei Tage war die letzte Dusche nun her. Jetzt musste der Kleine eben nochmal duschen gehen. Dieses Mal erwärmten wir das Wasser ein wenig und mussten es ohne Shampoo, das wir wieder zurückgegeben hatten, versuchen. Es schien ihm dieses Mal auch weniger auszumachen. Beim Waschen bemerkten wir tatsächlich zwei kleine Bisswunden am Hals. Der andere Hund hatte ganze Arbeit geleistet. Es blutete nicht, war aber etwas gerötet. Etwas unsicher waren wir schon, wie wir jetzt damit umgehen sollten. Vielleicht mussten wir doch einen Tierarzt aufsuchen.
Nach dieser kleinen Verzögerung brachen wir erstmal zur Wanderung auf dem mythologischen Pfad auf. Auf den fünf Kilometern am See entlang und zum Teil durch den Wald, waren in einigen Abständen Holzfiguren aufgestellt worden. Jede erzählte eine kleine Geschichte, hinter der ein Mythos steckte, an den die Menschen hier damals geglaubt haben. Darunter eine Waldmutter, die sich um alle kümmert, ein Elf der frech ist und sich in Häuser schleicht und alles verwüstet, Totenjäger, die durch den Ort streifen, ein Donnergott, eine Sumpfnixe und am Ende ein Schlangendrache. Die schönste Aussicht hatten wir beim Donnergott, denn hier konnte man wieder auf den See schauen. Benji genoss die Wanderung in vollen Zügen, denn schließlich durfte er diese komplett frei gehen, da er meist brav bei uns in der Nähe blieb.
Am Nachmittag brachen wir schließlich auf, um Riano, den Ort mit der Schattenseite zu verlassen. Zurück ging es auf der östlichen Seite der Picos, wieder zurück zur Küste ans Meer. Dieses Mal fuhren wir auf einer tollen Passstraße entlang, mit Blick auf ein weites Tal unter uns. Leider gab es auch einige Baustellen auf dieser Route. Öfter mal mussten wir an Baustellenampeln warten, da die Bauarbeiten immer einen Teil der Fahrbahn blockierten. Ohne diese störenden Unterbrechungen, wäre die Strecke eine traumhafte Motorradstrecke gewesen. Diese Empfehlung können wir jedem Motorradfahrer mitgeben - einmal die Picos über die N-625 und die N-621 durchqueren. Es sind insgesamt rund 180 Kilometer, die man in zwei bis drei Tagen locker fahren kann. Der Besuch des Stausees lohnt sich ebenfalls mit dem Motorrad. In einem sehr touristischen Bergort hielten wir kurz an. Zum einen um eine kleine Pause einzulegen, zum anderen weil wir Wäsche waschen und einkaufen gehen wollten. Marilyn lief kurz in den süßen Ort und suchte eine Apotheke. Auf dem Rückweg fand sie einen Tierarzt, bei dem sogar die Türe offen stand. Sie nutzte die Chance und fragte, ob er sich Benji einmal anschauen könnte. Wir hatten Glück - In 40 Minuten hatte die Ärztin Zeit und wir könnten mit ihm vorbeikommen.
Um 19:30 Uhr gingen wir die fünf Minuten zur Praxis. Christoph musste den Kleinen hereintragen, da er Angst vor den bodenhohen Fensterscheiben der kleinen Praxis hatte. Die Ärztin schaute sich die Wunden an und gab Entwarnung. Es war nur oberflächlich und wir sollten einfach etwas Jod kaufen und die Wunden ein paar Tage damit reinigen. Sie empfahl uns direkt einen Supermarkt im Ort, wo wir das Jod bekommen würden. Jetzt waren wir deutlich beruhigter als zuvor. Bevor wir weiterfuhren besorgten wir noch kurz das Jod und ein Hundeshampoo (man konnte ja nie wissen). Gegen 22:30 Uhr erreichten wir endlich die Küste und übernachteten an einem Rastplatz mit Meerblick. Vier andere Camper standen bereits hier und sogar ein Zelt war aufgeschlagen worden. Leider lag auch hier wieder ziemlich viel Müll herum und trotz Leine schaffte Benji es sich ein Stück Salami zu schnappen, das wir zu spät sahen aufgrund der Dämmerung. Wir erleuchteten kurz den Platz und entsorgten die weiteren Salamischeiben - sicher ist sicher. Benji war so müde, dass er später sogar neben dem vollen Napf einfach weiterschlief und sein Futter erst verputzte, als er wieder aufwachte.
Anbei noch die beiden Komoot Touren für alle Wanderfreudigen:
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