Ist es das Aus der Reise?

Veröffentlicht am 12. Juli 2024 um 00:00

Am Tag nach unserem Besuch in Bilbao, war es wieder richtig heiß. Nach dem Frühstück gingen wir deshalb schnell noch eine Runde Gassi, bevor es zu unerträglich wurde in der Sonne. Dabei stellten wir fest, dass wir am anderen Ende des Panoramaweges, den wir am Vortag gegangen waren, geparkt hatten. Nur 200 Meter von unserem Parkplatz entfernt, war sogar ein großer Platz, auf dem einige Camper standen. Die meisten sogar mit Grill, Liegestühlen etc. draußen und das obwohl es kein offizieller Campingplatz war. Scheinbar störte es hier niemanden. Kaum hatte man den Platz überquert, startete der Panoramaweg von der anderen Seite. Wir gingen den Teil, der uns am Vortag gefehlt hatte und kehrten dann wieder um. Benji hechelte schon nach kurzer Zeit, da es einfach zu heiß war. Wir schauten, dass wir schnell weiterkamen. 

Beim Einkauf, der wieder nötig war, fanden wir glücklicherweise einen Supermarkt mit Garage, in der es etwas kühler und schattiger war. Dort konnten wir den Kleinen wenigstens guten Gewissens im Auto lassen. Während dem Einkauf bellte Benji erstmals beim Alleinsein im Auto und kurz darauf löste die Alarmanlage aus. Wir konnten das über unseren Tapo beobachten und wunderten uns woran es lag. Danach war alles wieder ruhig. Zurück am Bulli fanden wir den Auslöser – das Motorrad das neben uns geparkt hatte, war weggefahren und hatte Benji scheinbar erschreckt. Der Alarm ging los, weil der Schocksensor von Benjis scheinbar heftigeren Bewegungen ausgelöst wurde. Armer kleiner Kerl.

Unser nächstes Ziel war wieder ein ruhiger Stellplatz im Wald. In Park4Night fanden wir dort eine hübsche einsame Lichtung, die wir anfahren wollten. Über eine bergige und kurvige Straße ging es nordöstlich von Gernika durch den Wald, der auf einem Berg lag. Zunächst fuhren wir in die Nähe der Stelle, an der wir die Zufahrt zu der Lichtung vermuteten. Auf dem Satellitenbild von Google Maps war die Zufahrt nur vage zu erkennen und so mussten wir raten. Ein Parkplatz auf einer kleinen Grasfläche, der am Ende eines Feldweges in der Nähe der Stelle lag, an der wir die Zufahrt vermuteten, erschien uns gut für einen Zwischenstopp. Von dort aus wollten wir zunächst zur Lichtung laufen, um nicht in ein Problem zu fahren, wie schon so oft zuvor. Über den steinigen, löchrigen Feldweg fuhren wir die letzten 200 Meter zu dem Grasplatz. Dabei mussten wir aufpassen, dass der Hänger durch die Schlaglöcher nicht aufsetzte. Das letzte Stück ging es nochmal leicht den Berg herunter und schon standen wir auf dem viel zu kleinen Grasplatz. Auf Google Maps und den Park4Night Bildern hatte er viel größer gewirkt und man konnte darauf sogar erkennen, dass mehrere Autos dort geparkt hatten. Ringsherum war der Platz inzwischen deutlich zugewachsener als zu den Zeitpunkten der Aufnahmen. Zwei Wanderwege, die ebenfalls zugewuchert waren, und der Weg, von dem wir gekommen waren, gingen von dem kleinen Platz ab. Christoph versuchte direkt zu wenden, damit wir es nachher leichter haben würden wieder herauszufahren. Es blieb leider bei einem Versuch. Die Fläche war zum Wenden mit Hänger einfach zu klein. Deshalb musste er, um Platz zum Rangieren zu haben, etwas in den bewachsenen Wanderweg hineinfahren. Marilyn ging mit Benji erstmal etwas spazieren, damit er nicht nervös wurde vom Lärm, den das Manöver erzeugte. Zudem es inzwischen ganz schön qualmte und Christoph schon Angst hatte, das Gras unter dem Motor würde anfangen zu brennen. Da mehrmals angesetzt werden musste, um den Hänger um die Kurve zu kriegen, wurde der Boden immer rutschiger und deshalb drehten die Reifen durch. Mithilfe der Motorradrampe, versuchte er Grip zu bekommen, um zumindest wieder zurückfahren zu können.

Marilyn entdeckte unterdessen, dass nur ein paar 100 Meter die Straße weiter hoch, ein großer Teerplatz, der zum örtlichen Wasserwerk gehörte, gewesen wäre, auf dem man auch hätte parken können, um die Lichtung zu suchen. Jetzt war es allerdings zu spät. Als sie zu Christoph zurückkam, war dieser immer noch zugange. Es stank inzwischen stark nach etwas Verschmortem. Unser Bulli war allerdings zum Glück nicht mehr festgefahren und Christoph versuchte als nächstes rückwärts den Berg hochzukommen. Auch dieser Versuch blieb leider erfolglos, da Bulli ohne Allradantrieb einfach zu wenig Power hatte, mit dem schweren Hänger rückwärts den Berg hochzufahren. Wir ließen Bulli erstmal verschnaufen und etwas abkühlen und öffneten die Motorhaube dazu, aus der es gehörig qualmte. Es führte kein Weg dran vorbei – der Hänger musste ab. Wir waren einfach zu schwer. Da wir inzwischen aus Erfahrung wussten, dass wir ihn vollgeladen am Hang nicht drehen konnten, mussten wir ihn erstmal ausräumen. Motorräder, Räder und alles was schwer ist, wurde rausgeräumt und aus dem Weg gestellt.

Benji ließen wir inzwischen frei springen, damit er etwas beschäftigt war und von dem Stress nicht allzu viel mitbekam. Es war eh nichts los hier im Wald und die Hauptstraße war auch weit genug weg. Gemeinsam drehten wir mit aller Kraft Stück für Stück den Hänger um. Es war kein leichtes Unterfangen, da wir gegen die Schwerkraft des Berges arbeiteten. Nur mit Unterlegen von Steinen hinter die Reifen, nachdem wir den Hänger jeweils ein Stück vorgedrückt hatten, gelang es uns schließlich. Wir schoben ihn auf die Seite, so dass wir mit dem Bulli daran vorbeifahren konnten. Nach einer kurzen Kaffeepause, in der Benji sich eine Apfeltasche aus dem Regal mopsen wollte und Christoph ihn gerade so noch aufhalten konnte, versuchten wir mit dem Bulli zu wenden und vor den Hänger zu fahren. Das Wenden klappte. Allerdings bemerkte Christoph dabei schon, dass die Kupplung kaum getreten werden konnte und der Bulli sich deshalb schwer tat voranzukommen. Er blieb deshalb erstmal in einer Position stehen, in der Bulli so gerade wie möglich stand, denn eins war klar – heute würden wir es nicht mehr schaffen. Unser Bus musste erst vollständig abkühlen und die Kupplung, die scheinbar viel zu heiß geworden war, sich hoffentlich erholen. Wir mussten die Nacht hier verbringen. Tatsächlich fanden wir die Lichtung, auf die wir ursprünglich fahren wollten, bei einem kleinen Abendspaziergang mit Benji. Der Weg, der zu ihr führte, begann direkt gegenüber des Teerplatzes, den Marilyn bereits gefunden hatte. Der enge Waldweg wäre für uns gut fahrbar gewesen und die Schlaglöcher nicht schlimmer als der Weg, den wir jetzt zum Grasplatz gefahren waren. Die Lichtung war groß genug, dass wir auch locker hätten wenden können und das alles ohne Berg.

Fazit: Wären wir lieber direkt zu dem Teerplatz des Wasserwerks gefahren, anstatt auf dem Grasplatz zwischenzuparken. Zurück am Bulli kochten wir uns noch eine Lasagne, allerdings unter erschwerten Bedingungen – wir standen immer noch sehr schräg nach rechts geneigt und konnten nichts dagegen tun. Die Power auf Keile zu fahren hatte Bulli gerade einfach nicht. Wenigstens unter unser Bett konnten wir Holzkeile legen, damit wir nicht zu arg nach rechts kullerten. Zumindest die Nacht war sehr ruhig.

Am nächsten Morgen versuchten wir es direkt nochmal. Der Bulli war kalt und die Kupplung fühlte sich auch etwas besser an, wenn auch nicht wieder wie zuvor. Christoph schaffte es immerhin den halben Berg hochzufahren, allerdings mit jaulendem Bulli, der einfach keine Kraft aufbringen konnte, obwohl er keinen Hänger ziehen musste und zudem von uns noch weiter erleichtert worden war, indem wir sämtliche schwere Sachen herausgeräumt hatten. Selbst als Marilyn versuchte mit anzuschieben half es nichts. Inzwischen befürchteten wir das Schlimmste – Bulli hatte einen Kupplungsschaden, hervorgerufen von den Anstrengungen des Wendemanövers am Vortag. Die Kupplung war noch gar nicht alt – Christoph musste sie erst im Frühjahr 2022 tauschen, da sie damals vor dem Gotthart Tunnel den Geist aufgab.

So blieben wir einfach mitten auf dem Weg, den Berg halb hochgefahren, stehen (es kam ja sowieso keiner – trotz dem ganzen Lärm den wir gestern und heute gemacht hatten, war kein Mensch aufgetaucht. Auch von der Straße, von der wir kamen, hatten wir kein Auto gehört, seit wir da waren. Die Hauptstraße war zu weit weg, als dass man uns von dort aus bemerkt hätte.) Hilfe von Vorüberfahrenden konnten wir also erstmal nicht erwarten. Es blieb nur den ADAC anzurufen. Marilyn versuchte zeitgleich schon mal eine Werkstatt zu organisieren, die sich dem Schaden zeitnah annehmen könnte. Leider war dies ein fast unmögliches Unterfangen. Entweder sprach keiner Englisch oder lehnte direkt ab, als sie "Volkswagen T4" hörten. Sie versuchte es sogar auf spanisch, mit einer Übersetzungsapp. Verstanden wurde sie, nur sobald eine Antwort kam, konnte sie es nicht mehr verstehen. Inzwischen erreichten wir den ADAC. Dieser nahm unser Anliegen auf und wollte uns einen Abschleppdienst in ein bis zwei Stunden senden. Schnell räumten wir Bulli und Hänger wieder ein, damit wir abschleppbereit wären, wenn jemand kommen würde. 

Drei Stunden später war immer noch keiner da und wir waren inzwischen schon leicht genervt. Lediglich Benji hatte Spaß, da er freispringen durfte, dennoch merkte der Kleine, dass etwas nicht stimmte. Nach endlosem Warten rief der ADAC endlich an – sie fanden keine Werkstatt für uns, die sich dem Problem annehmen könne. Scheinbar gehörte es zum Service dazu, dass sie direkt eine Werkstatt suchten, die innerhalb von drei Tagen den Schaden beheben könnte und zu der wir dann abgeschleppt werden sollten. Sollte es ihnen nicht gelingen bzw. die drei Tage überschritten werden, hatte der ADAC die Vorgabe das Fahrzeug ins Heimatland abzuschleppen. Das waren ja tolle Aussichten…

Immerhin hatten sie uns am Telefon schon mal das Abschleppunternehmen genannt, dass uns abholen sollte. Inzwischen hatten wir sogar selbständig, mit Hilfe eines spanischen Übersetzers, den Marilyn aus dem beruflichen Umfeld erreichen konnte,  eine Werkstatt gefunden, die sich morgen den Bulli ansehen wollte. Wir versuchten den ADAC zu erreichen, um ihm das mitzuteilen und den Prozess ggf. etwas zu beschleunigen. Natürlich erreichten wir keinen. Genervt beendeten wir das Dauergedudel an der Hotline und beschlossen direkt beim Abschleppunternehmen anzurufen. Die Nummer konnten wir googlen und tatsächlich hob jemand ab. Eine Dame teilte uns freundlich mit, dass sie den Auftrag erhalten und eine Werkstatt gefunden hatten und uns morgen früh um 10:00 Uhr abholen könnten. Wie schön, dass uns keiner darüber informiert hatte. Wenigstens war Rettung in Sicht. Der ADAC informierte uns immerhin eine Stunde später ebenfalls darüber. Da wir abseits einer Hauptstraße standen, sahen sie wohl keine Not uns zeitnah abholen zu lassen.

So folgte eine weitere Nacht im Wald, dieses Mal voll am Berg mit nach hinten geneigtem Bulli. Beim Versuch Keile mit Hilfe eines Wagenhebers unter die Reifen hinten zu schlagen, rutschte Bulli einmal seitlich weg und wir ließen es lieber sein, bevor noch Schlimmeres passierte.

Am Tag darauf standen wir extra früh auf, um fertig zu sein, wenn der Abschlepper kommt. Erst fand er uns nicht und Christoph musste per Whatsapp unseren Standort senden. Das half und tatsächlich fand sich um 10:00 Uhr ein großer Abschleppwagen am Eingang des Feldweges, in dem wir standen, ein. Der Spanier, mit dem wir nur über eine Übersetzungsapp kommunizieren konnten, checkte erstmal die Situation. Als er den Hänger sah, musste er erstmal klären, ob er diesen überhaupt mit abschleppen durfte. Der ADAC hatte uns vorab schon am Telefon gesagt, dass es besser wäre diesen stehen zu lassen (trotz ADAC Plus Mitgliedschaft, die den Hänger miteinschließt). Damit waren wir zwar nicht ganz einverstanden, mussten wohl aber damit leben. Nach einem Telefonat erklärte uns der Spanier, dass er den Hänger nicht mitnehmen dürfe, da er andere Papiere als der Bulli hat. Er würde es aber dennoch machen, weil er es so wollte. Das war wirklich sehr nett von dem Fahrer! Total dankbar sahen wir zu, wie er rückwärts in den Feldweg fuhr. Benji lag gespannt im Gras und schaute dem Spektakel ebenfalls zu. Erst lud er mit einer Seilwinde den Bulli auf. Danach fuhr er langsam rückwärts an den Hänger heran. Zum Glück hatte der Abschlepper eine Anhängerkupplung. Christoph half ihm kurz beim Ankuppeln und schon war der Hänger fest. Langsam fuhr er mitsamt unserem ganzen Gespann den Feldweg hinaus…

Kurz vor Erreichen der Teerstraße kam noch das große Schlagloch. Natürlich konnte der breite Abschlepper nicht ausweichen und fuhr mittendurch – unser Hänger, der am Abschlepper hinten tiefer hing als am Bulli, auch. Wir mussten mit ansehen, wie der hintere Rahmen am Boden hängenblieb und durch die Kraft des Zugfahrzeugs an der rechten Seite herausgerissen wurde. Das Problem ist, dass die Türen des Hängers am Rahmen befestigt sind. Sollte dieser ganz herausreißen, wäre der Hänger hinten offen. Als der Abschlepper zum Stehen kam, war es schon zu spät. Der Fahrer stieg aus und hatte es nicht mal bemerkt. Jetzt war er total schockiert, über das was passiert war. Es tat ihm sichtlich Leid und er half Christoph, den Rahmen wieder zurückzutreten und mit einem Spanngurt zu fixieren. So sollten wir zumindest abgeschleppt werden können.
Wir stiegen vorne auf einen Doppelsitz neben dem Fahrer ein. Auch Benji folgte uns brav in den Fußraum und schien keine Angst vor dem Fremden zu haben.

Wie würde es jetzt weitergehen? Konnte die Werkstatt den Schaden wirklich innerhalb der nächsten drei Tage reparieren oder mussten wir nach Deutschland zurück? Und wo könnten wir mit einem kleinen schreckhaften Hund übernachten? Ist es etwa das Aus der Reise? 


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Kommentare

Sabine
Vor 4 Monate

Oh je,das hört sich aber nicht gut an!!!! Drücke euch die Daumen:-)

Marilyn
Vor 4 Monate

Vielen lieben Dank 😊

Papa
Vor 4 Monate

Das ist ja eine abenteuerliche Aktion gewesen. Habt ihr den Hänger wieder zu bekommen?
Gruß Papa