Gestrandet im spanischen Baskenland

Veröffentlicht am 13. Juli 2024 um 01:54

Gleich drei Autos kamen die Straße hoch, als der Abschleppwagen mit unserem Bulli drauf und Hänger hinten dran, diese blockierte. Wo kamen die vielen Autos her? In den letzten zwei Tagen hatten wir kein einziges hier gesehen... das nennt man wohl Ironie des Schicksals. Der Fahrer, mit dem wir uns mit wenigen Brocken Englisch auf der Fahrt nett unterhielten, schleppte uns zur Werkstatt Andiko Motors, im rund 20 Minuten entfernten kleinen Ort Okamika ab. Das war die Werkstatt, die das Abschleppunternehmen für uns gefunden hatte. Die Werkstatt, die wir selbständig organisiert hatten, lag in der anderen Richtung. Kaum waren wir dort angekommen, kam der Werkstattchef heraus und sprach erstmal mit dem Fahrer. Die beiden schienen zu diskutieren und uns schwante schon Böses.

Mittels Übersetzungsapp teilte uns der Chef mit, dass er eigentlich erst in acht Tagen Zeit hätte, sich das anzuschauen. Wieso waren wir dann hierhergebracht worden? Die Werkstatt die wir selbständig gefunden hatten, hätte es sich heute angeschaut... der Fahrer schien den Chef gut zu kennen und schaffte es ihn dazu zu bringen, dass er uns zusicherte das Auto nach dem Wochenende (es war Freitag) anzuschauen und spätestens in einer Woche repariert zu haben. Dem ADAC würden sie sagen, dass sie es in drei Tagen schaffen würden, damit wir nicht nach Hause müssten. Da wir die Reise ungern abbrechen wollten, stimmten wir schließlich zu. Doch wo sollten wir wohnen? Der Chef schlug uns vor, bis Montag im Bulli vor der Werkstatt zu schlafen und ab Montag dann in einem Hotel. Er empfahl uns sogar direkt eines in Lekeitio - ein etwas größerer Ort in der Nähe, direkt am Meer gelegen. Er klärte es sogar für uns mit dem Hotel ab, so dass wir gegen Mittag nur nochmal dort anrufen mussten, um die Reservierung fix zu machen. Der Gastwirt konnte nämlich kein Wort Englisch und seine Frau, die etwas Englisch sprach, kam erst am Mittag vor Ort. Gesagt getan. Der Abschlepper lud uns und den Hänger ab und half noch kurz mit beides auf zwei Parkplätze vor der Werkstatt zu schieben. Bevor der nette Spanier wieder fuhr, drückten wir ihm zum Dank noch 20 € in die Hand. Den herausgerissenen Rahmen hatten wir ihm schon verziehen, denn den Hänger mit abzuschleppen war für uns goldwert gewesen. So hatten wir jetzt wenigstens unsere Toilette mit dabei und waren notfalls immer noch mobil durch unsere Motorräder. Er schien immer noch ein schlechtes Gewissen zu haben, freute sich aber total darüber. 

Direkt nachdem alles geklärt war, gingen wir auf Erkundungstour. Die Gegend, in der wir gelandet waren, war gar nicht so schlecht. Die Werkstatt lag in einem Industriebgebiet, in dem es tagsüber geschäftig und nachts sehr ruhig war. Umgeben war das Gebiet von Wald. Direkt gegenüber der Werkstatt führte ein Pfad hinunter zu einem Bach und einem Feld, auf dem vier Esel standen. Benji war total neugierig die Tierchen kennenzulernen und durfte sie einmal durch den Zaun anschnüffeln. Die Esel schienen ihn auch ganz interessant zu finden. Am Ende des Weges, der am Fluss entlangführte, überquerte man eine Straße und stand danach mitten im Wald. Ein kleiner Wasserfall, der durch eine Staumauer entstanden war, war hier zu finden. Über der Brücke konnte man zwei Wege gehen - nach links Richtung Lekeitio und nach rechts Richtung Aulesti. Die Wege führten immer am Fluss Rio Lea entlang. Man ging meist durch einen abwechslungsreichen Wald mit einigen durch Staumauern entstandenen Wasserfällen,  an grünen Wiesen und Farmen mit vielen Tieren (Hunde, Katzen, Esel, Hühner, Ziegen) vorbei. Wir gingen in den drei Tagen, die wir hier standen, öfter in beide Richtungen. Einmal liefen wir bis nach Ugaran, das ca. auf der Hälfte des Weges nach Lekeitio liegt. Auf diesem Weg gab es ziemlich viele Eidechsen und Benji hatte seinen Spaß am Jagen. Als er in einem Dornenbusch jagte, zuckte er plötzlich zurück und humpelte leicht, um sich kurz darauf hechelnd hinzulegen. Wir checkten seine Pfoten, denn wir hatten die Vermutung, dass er in einen Dorn getreten war. Etwas Schwarzes konnten wir erkennen, es aber nicht entfernen. Der Kleine zog auch dauernd die Pfote weg. Als wir schon überlegten umzudrehen und ihn notfalls zurück zu tragen, stand er plötzlich auf und ging weiter als wäre nichts passiert. Da er nicht humpelte und auch das Hecheln aufgehört hatte, gingen wir erstmal weiter. Vielleicht hatten wir uns auch getäuscht und er hatte sich nur an den Brennesseln daneben verbrannt. Den restlichen Weg lief er total normal und so kamen wir in Ugaran an. Dort versuchten wir erstmals mit Benji in einem Restaurant einen Kaffee zu trinken. Dazu setzten wir uns hinten auf die Terrasse, da dort weniger los war. Er war etwas schreckhaft wegen der befahrenen Straße, die direkt nebenan verlief, aber ansonsten ging es. Den Kellner bellte er zum Glück nicht an. Etwas seltsam waren die Basken schon, denn als Marilyn drinnen nach der Toilette fragte, reagierte erstmal keiner. Der Barmann verstand sie nicht und ließ sie einfach stehen, bis einer der Gäste in eine Richtung wies. Zurück gingen wir auf dem selben Weg und kamen nach stolzen 11,7 km wieder am Bulli an. Das war Benjis bisheriger Rekord, seit wir zusammen wandern gehen. Allerdings hatten wir auch 5,5 Stunden dafür gebraucht. Doch wir hatten ja Zeit...

Am Samstag und am Sonntag war es ruhig im Industriegebiet, denn alles hatte geschlossen. Lediglich hinter den geschlossenen Werkstatttüren hörte man es zeitweise Hämmern. Vielleicht baute einer der Mitarbeiter privat an seinem Auto herum, so unsere These. Christoph schloss sich dem an und hämmerte den herausgerissenen Rahmen am Hänger wieder richtig hinein. Das funktionierte auch sehr gut und der Rahmen schien wieder zu halten. So konnten wir es erstmal lassen und bei Bedarf nochmal neue Löcher bohren, um neue Schrauben durchzuziehen, denn die alten Löcher waren komplett ausgerissen. Zuletzt flickte er noch die zerstörte Elektrik am Unterboden.

Am Sonntag wanderten wir nach der Brücke am Wasserfall den rechten Weg entlang. Dort ging es nach einem längeren Waldstück durch ein hübsches Tal an einigen Anwesen vorbei. Wir gingen so lange, bis der Wanderweg endete und wir einen Teil auf der Straße hätten weiterlaufen müssen. Dort drehten wir wieder um. Auf dem Rückweg schlüpfte der freispringende Benji leider unter einem Zaun hindurch, in ein Anwesen hinein. Wir hörten noch, dass darin ein Hund bellte und sahen eine Katze dort sitzen. Unser Rufen ignorierte er völlig. Er kam erst zurück, als ein Spaziergänger mit Hund an uns und dem Anwesen vorbeilief. Das erinnerte uns wieder daran, dass wir ihm dringend den Rückruf beibringen mussten, denn im Ernstfall funktionierte er nicht. Kaum hatten wir ihn wieder eingefangen bedeutete es natürlich wieder "an der Leine bleiben".

Am Nachmittag besuchten uns noch drei Familien mit Kindern, die in der überdachten Halle vor der Werkstatt Fußball spielten. Benji lag bei uns im Bulli und nahm den Lärm gelassen hin. Als die Meute dann wieder weg war, fand er leider etwas Schokopudding vor der Werkstatt, den er natürlich sofort schlabberte. Zu spät konnte Marilyn ihn davon wegziehen. Nach etwas Recherche waren wir wieder beruhigt, denn in Schokopudding ist der Schokoladenanteil zum Glück nicht so hoch, so dass nichts passieren sollte.

Am Montag konnte es dann endlich weitergehen. Wir frühstückten erstmal gemütlich und packten unsere Sachen. Danach übergaben wir der Werkstatt die Schlüssel. Der junge Mitarbeiter, mit dem wir dabei sprachen, rief uns sogar ein Taxi, dass uns zum Hotel bringen sollte. Keine zehn Minuten später stand der Fahrer schon da. Auch hier stieg Benji problemlos direkt hinten in den Fußraum mit ein. Die Fahrt war dieses Mal leider nicht so angenehm für ihn, denn der Taxifahrer fuhr, wenn man das so sagen darf, wie eine "gesenkte Sau". Keine zehn Minuten später standen wir vor unserem Zuhause für die nächsten Tage. Wir hofften, dass es bei den zwei reservierten Übernachtungen bleiben würde und wir am Mittwoch das Auto abholen könnten...


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