Tour de France

Veröffentlicht am 18. Juli 2024 um 01:35

Am 14.06.24 passierten wir einen sogar besetzten Grenzübergang von Nordspanien nach Frankreich und durften unbehelligt passieren. Das Land durch das wir uns die nächsten Stunden und Tage bewegten, war wieder komplett konträr zur zuletzt spanischen bergischen Landschaft. Ein flaches Land mit vielen Feldern (vor Allem Weizenfelder) begegnete uns hier. Hinter Bordeaux begannen dann auch die vielen Weinreben. Wir fuhren fast jeden Tag 2-3 Stunden. Länger ging es nicht, was wir daran merkten, dass Benji irgendwann unruhig wurde. So übernachteten wir an den folgenden sechs Orten in Frankreich: 

Lugos (Nouvelle Aquitaine)

Fenioux (Nouvelle Aquitaine)

Forêt de Touffou
(Pays de la Loire)

Parking de l'espace naturel départemental des Gaudriers
nähe Liffré (Bretagne)

Octeveille-sur-Mer (Normandie)

Pointe du Hourdel (Normandie - Somme)

Unsere Tage liefen fast alle gleich ab - Gassi gehen, Frühstücken, weiterfahren, Pause machen und Gassi gehen, weiterfahren, Platz ansteuern, kochen, Gassi gehen, schlafen. Einmal gingen wir noch in einem großen französischen Supermarkt einkaufen, besuchten ein Tiergeschäft, um eine Kühlmatte und einen Kong für Benji zu besorgen, füllten Wasser auf und wuschen Wäsche in der Wäscherei. Dabei regnete es bis auf die letzten zwei Tage fast immer. Wir möchten deshalb nur von den erwähnenswerten Geschehnissen unserer Frankreichdurchquerung berichten. 

 

In Fenioux, unserem zweiten Übernachtungsplatz, passierten wir bei einem hübschen Waldspaziergang die interessante kleine Kirche namens "Eglise Notre-Dame de l'Assomption et Lanterne des morts". Daneben stand ein Turm, in dem man eine sehr schmale Wendeltreppe nach oben gehen konnte. Dahinter befand sich ein typisch französisches Schneckenrestaurant. Total malerisch fügten sich die beiden Bauwerke in die Landschaft voller Wald und Felder ein. Auf den Feldern waren Greifvögel aus Papier an Holzmaste gehängt worden und flatterten zur Vogelabwehr im Wind um den Mast herum. Sogar Benji fiel darauf herein und dachte zunächst die Vögel wären echt.
Als wir die nächste Etappe antreten wollten, fuhren wir uns beim Ausparken schon wieder fest. Es regnete und wir standen auf einer Wiese im Wald, ganz offiziell auf Flächen, die von dem Ort für Camper freigegeben worden waren. Der Rasen war dabei so matschig, dass unser Bulli wieder keinen Grip bekam. Wir beschlossen bald neue Reifen zu kaufen. Aus der Patsche heraus kamen wir genauso wie in San Sebastian, dieses Mal allerdings ohne Hilfe von anderen Personen.

Nach unserer Übernachtung in einem Waldstück bei Liffré brachen wir zu einem Zwischenstopp bei Monte Saint-Michel auf. Die Insel, die nur bei Ebbe über einen langen Weg erreichbar ist (ähnlich der kleinen Insel bei Lekeitio) war uns von einem Automechaniker in Tarifa empfohlen worden. Er kam von dem Ort Mont Saint-Michel und arbeitete schon länger in Südspanien. Der Zwischenstopp war kaum ein Umweg für uns und so hielten wir dort an einem Kaffee an. Leider gab es sonst nur überteuerte Parkplätze dort und so tranken wir lieber einen Kaffee und aßen ein mit Creme Brulee, sowie ein mit Karamell gefülltes Madeleine dazu. Dafür konnten wir dann kostenfrei eine Stunde auf dem Parkplatz stehen bleiben (auf Nachfrage hin). Das reichte uns, um einen kurzen Spaziergang Richtung Mont Saint-Michel zu machen. Auf die Insel würden wir es in der kurzen Zeit nicht schaffen, aber wenigstens in die Nähe. Nach 20 Minuten waren wir da. Über eine große Wiese, auf der viele weiße Schafe mit schwarzen Köpfchen grasten, gelangten wir zu einem sogar bei Google Maps benannten Aussichtspunkt auf die Insel. Dabei standen wir direkt vor der landschaftlichen Erscheinung Tchibidi. Es handelt sich dabei um Bodenlöcher, die eine geschwungene Form erzeugen und genau auf die Insel hinzulaufen scheinen. Ein tolles Panorama - auf alle Fälle ein empfehlenswerter Ort, den wir Frankreich Fans gerne ans Herz legen möchten. Auch der Besuch der Insel könnte lohnenswert sein, wenn man mehr Zeit mitbringt. Man kann bei Ebbe auch auf die Insel laufen und muss nicht zwingend den Shuttlebus nehmen. Erst dort angekommen, bezahlt man dann Eintritt für die große Abtei, die darauf steht, sofern man diese besuchen möchte. Die Insel, auf der man durch ein paar enge kleine Gässchen wandern kann, zählt sogar als UNESCO Weltkulturerbe. 

Ein prägendes Erlebnis hatten wir am selben Abend noch, als wir an einem tollen Stellplatz mit Meerblick in Octeveille-sur-Mer, nähe Le Havre, standen. Wir konnten nach langer Zeit abends beim Essen mal wieder draußen sitzen und Benji spielte währenddessen vor uns im Gras. Er schien dort etwas zu jagen. Kaum waren wir mit Essen fertig begann er plötzlich zu niesen. Das Niesen wiederholte sich und hörte kaum noch auf. Dabei sahen wir, dass auch ein Auge tränte. Die Vermutung lag nahe - der Kleine musste sich beim Hineinspringen in ein paar Grannen am Wegesrand eine Granne in die Nase gerammt haben. Wir wussten, dass Fremdkörper in der Nase beim Hund sofort entfernt werden mussten und dies keinen Aufschub duldete. Es war schon nach neun Uhr abends und alle Tierärzte hatten schon geschlossen. Wir brauchten einen Notfallarzt. Neben uns stand ein junges Pärchen mit ihrem Camper und saß ebenfalls draußen. Wir fragten sie um Hilfe bezüglich einer Notfallklinik für Tiere. Die beiden waren Franzosen und sprachen sehr gut Englisch. Eine Klink kannten sie keine, riefen aber netterweise für uns verschiedene Notrufnummern, die wir im Internet fanden, an. Wenigstens hatten wir damit keine Probleme mit der Sprachbarriere. Es dauerte ganze zwei Stunden bis wir endlich eine Klinik fanden, in die wir an diesem Abend noch fahren konnten. Der arme Benji nieste zeitweise nicht mehr, um dann wieder einen weiteren Schub zu bekommen. Auf der Fahrt hatte es sich auch wieder beruhigt. Die Tierklinik befand sich im nur 15 Minuten entfernten Le Havre. Eine junge Ärztin hatte Dienst und schaute Benji in die Nase. Sehen konnte sie nichts. Auch abtasten brachte kein Ergebnis. Um mehr sehen zu können, müsse sie Benji sedieren (in eine leichte Narkose versetzen) und eine Kamera in die Nase einführen. Da der Kleine seit wir dort waren, auch nicht mehr genossen hatte, mutmaßte sie, dass der Fremdkörper vielleicht schon wieder herausgekommen war und empfahl uns am Folgetag wiederzukommen, sollte nochmal etwas sein. Da wir noch eine Anti Wurmtablette für Benji, für die Fahrt nach England benötigten, fragten wir die Ärztin, ob sie diese noch verabreichen könne, wenn wir schon mal da waren. Am Folgetag hatten wir deswegen eigentlich eh zu einem Tierarzt fahren wollen. Noch während sie die Wurmtablette richtete, begann Benji wieder zu niesen. Dieses Mal kam sogar Blut mit heraus. Das änderte die Meinung der Ärztin. Sie beschloss die Untersuchung doch heute Nacht noch durchzuführen. Dazu musste sie Benji da behalten, um ihn danach noch für ein paar Stunden zu beobachten. Schweren Herzens ließen wir unseren Kleinen in der Klinik zurück und fuhren zurück zu unserem Hänger, der noch am Stellplatz in Octeveille-sur-Mer stand. 

Nur eine Stunde später, gegen 00:30 Uhr, rief die Ärztin uns an. Sie hatte eine Granne in Benjis Nase gefunden und entfernt. Die Sedierung sei auch gut verlaufen und er sei gerade am Aufwachen. Dennoch sollten wir ihn erst am nächsten Morgen um 10:00 Uhr abholen, damit die Nachwirkungen der Sedierung nachlassen konnten. Endlich konnten wir in Ruhe schlafen gehen. Wir hatten uns schon ganz schön Sorgen um Benji gemacht. Punkt 10:00 Uhr standen wir am nächsten Tag in der Klinik. Unser Kleiner freute sich total uns zu sehen und schien die Nacht gut überstanden zu haben. Die Ärztin zeigte uns das Riesending, dass in seiner Nase gestocken war und erklärte uns, dass es richtig war die OP noch in der Nacht durchzuführen. Die Granne steckte so tief, dass sie schnell tiefer hätte rutschen können, was zu lebensbedrohlichen Problemen geführt hätte. Nach Verabreichung der Wurmtablette, verabschiedeten sich die Arzthelferinnen noch von dem Kleinen. Er schien in der Klink wieder einige Herzen gewonnen zu haben. Total erleichtert, dass wir richtig gehandelt hatten, fuhren wir zurück zu unserem Stellplatz. Unsere französischen Retter Armandine und Florian hatten extra auf uns gewartet und so berichteten wir ihnen was passiert war. Die beiden waren ebenfalls erleichtert, dass es Benji gut ging. Wir konnten uns gar nicht genug bei den beiden für ihre Hilfe bedanken. Ohne diese, hätten wir sicher viel länger gebraucht, um eine Klinik zu finden. Sie empfahlen uns noch den Point du Hourdel in der Somme, an dem man Robben am Strand beobachten konnte. So stand unser nächstes Ziel auch schon fest.

Zuletzt wollen wir noch ein paar Worte zum Pointe du Hourdel verlieren. Es gibt in der Somme mehrere Punkte, an denen man Robben in freier Wildbahn beobachten kann. Für alle gilt - Fernglas mitnehmen. Wir hatten keines und sahen deshalb am Pointe du Hourdel nur ein paar schwarze Punkte in der Ferne. Wir parkten am Maison de la Baie de Somme auf einem großen Parkplatz für Camper. Von dort aus konnten wir die rund drei km zum Pointe du Hourdel laufen. Dort angekommen sah man schon die Sandbänke, auf denen die Robben lagen. Leider kam man nicht nah genug heran, um mehr erkennen zu können. Des Weiteren konnte man einen hübschen langen Steinstrand finden. Fern von allen Grannen ließen wir Benji dort springen. Dennoch ein Fehler - der Kleine blieb nicht lange bei uns, vorne am Wasser entlang, sondern türmte recht schnell nach oben, gen Büsche und Bäume. Wir gingen weiter, denn normalerweise kam er dann nach. Dieses Mal leider nicht. Stattdessen lief er den Strand zurück und schnupperte dort an den Büschen weiter. Inzwischen war er richtig weit weg von uns und wir konnten ihn nur als kleinen Punkt noch erkennen. Also drehten wir um, was blieb uns anderes übrig. Tatsächlich suchte Benji uns kurz darauf und schien unsere Spur verloren zu haben. Erkennen oder hören konnte er uns auf die  Entfernung auch nicht, da es sehr windig war. Erst als wir näher kamen, erkannte er uns irgendwann und kam freudig angerannt. Erstmal war es vorbei mit freispringen. Das war auch besser so, denn auf dem Rückweg entdeckte er Hasen in den vielen Feldern, an denen wir vorbeiliefen. Total im Jagdfieber sprang er mehrmals in seine Leine und kostete Christoph ganz schön Kraft ihn zu halten. Wir hofften, dass es in England weniger Felder mit Grannen und Hasen geben würde. Es war gar nicht leicht nach diesem nächtlichen Erlebnis kein Helikopter Herrchen / Frauchchen zu sein.

Apropos England - wir schafften es tatsächlich am 20.06.24 gegen 19:00 Uhr in Calais anzukommen und unsere Tour de France abzuschließen. Die letzten zwei Tage mussten wir sogar über drei Stunden Autofahren, um das zu schaffen. Das glückte uns und so kamen wir sogar mit etwas Puffer in Calais an. Wir stellten uns 10 Minuten vom Eurotunnelgelände entfernt auf einen kleinen Parkplatz an einem Feld und kochten uns dort noch ein schnelles Abendessen. Rund zwei Stunden vor Abfahrt unserer Fähre (22:30 Uhr) fuhren wir schließlich erleichtert und etwas aufgeregt über die bevorstehende Fahrt durch den Eurotunnel, auf dem großen Gelände ein...


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