England - überraschend schön

Veröffentlicht am 21. Juli 2024 um 01:22

Unser erstes Ziel in England war die kleine mittelalterliche Stadt Rye. Leider waren dort fast alle Parkplätze höhenbeschränkt, so dass wir nur mit Glück einen recht zentralen Parkplatz an der Straße fanden. Dieser schien sogar kostenfrei zu sein. Wir besichtigten dort zunächst die mittelalterliche  Mermaid Street, die noch mit alten Kopfsteinpflastern ausgelegt war. Es standen auch noch einige gut erhaltene Häuser aus dem 14. Jahrhundert dort. Schilder, die an den Häusern angebracht waren, verrieten wie die Häuser früher einmal genutzt wurden und aus welchem Jahr sie genau stammten. Bei einem davon handelte es sich um einen ehemaligen Schmugglertreffpunkt - das Mermaid Inn. Heute befindet sich darin ein Restaurant mit Hotel. Am Ende der Straße gönnten wir uns ein Eis in der Eisdiele. Dort gab es sogar ein Eis für Hunde. Dieses bestand laut Verkäuferin aus einem gefrorenen Erdbeer-Bananen Mus und gab es in fast jeder Eisdiele zu kaufen. Benji wollte es nicht. Wir waren auch skeptisch, ob das wirklich gut für Hunde sei oder einfach nur der neuste Trend.

Weiter oben im Ort stand eine alte Turmglocke mit ein paar Bänken daneben, auf denen man eine tolle Aussicht genießen konnte. Es handelte sich dabei um einen ehemaligen Überwachungspunkt der Stadt, von dem aus früher feindliche Einheiten gesichtet wurden. Vorbei am Friedhof und an der Kirche St. Mary, deren Turmuhr die älteste Englands ist, gingen wir zurück zum Zentrum. In einem tollen antiken Kaffee kauften wir uns noch zwei Scones zum Mitnehmen. Hineinsetzen wollten wir uns bei dem guten Wetter nicht und einen Außenbereich hatte das Kaffee nicht. Das war auch eine gute Entscheidung, denn kaum standen wir wieder vor unserem Auto, stand auch schon ein Polizist davor. Er machte uns darauf aufmerksam, dass man auch auf der Straße einen Parkschein benötigte, da dieser zum danebenliegenden Parkplatz zähle. Tatsächlich beließ er es bei der Verwarnung und ließ er uns ohne Strafzettel ziehen. Dabei wünschte er uns sogar noch freundlich einen schönen Tag. Das war Glück gewesen, dass wir genau rechtzeitig zurückgekommen waren. Leider hatte Benji bei diesem kurzen Stadtbesuch wieder ziemlich Panik gehabt. Wieder einmal waren weniger die Menschen, als die Schaufenster, Türen und engen Gehwege das Problem. Lediglich auf dem Weg zum Aussichtspunkt konnte er sich etwas entspannen.

Als Nächstes fuhren wir den North Head bei Hastings an. Auf dem Weg dorthin lernten wir schon mal wie England im Süden tickte - häufig waren die Straßen links und rechts von hohen Hecken umgeben, was die Fahrbahn manchmal sehr eng machte. Wenn man etwas anderes als Hecken sah, waren es grüne Hügel, Felder, Bäume, Wiesen mit Schafen darauf und ein paar Tunnel. Der englische Fahrstil war eine Katastrophe, denn die meisten Engländer fuhren sehr schnell. Die Geschwindigkeitsbegrenzungen waren meist auch so hoch, dass wir nur den Kopf schütteln konnten und auf den Landstraßen meistens nur die Hälfte der erlaubten Geschwindigkeit fuhren. Das Navi, das immer mitlief, zeigte uns praktischerweise unsere gegenwärtige Geschwindigkeit direkt in Meilen an und so mussten wir nicht umrechnen. Den North Head, die höchste Erhebung weit und breit, erreichten wir über eine schmale, enge Straße den Wald hinauf. Sie war für uns gerade so fahrbar. Oben angekommen stellten wir uns mitten auf den Hügel, auf dem nur wenige Fahrzeuge Platz zum Parken hatten. Wir verbrachten eine Nacht dort und stellten fest, dass es eine beliebte Gassigeh Gegend war. Fast ausschließlich Menschen mit Hund(en) kamen vorbei. Die meisten grüßten uns total nett und einige kamen mit uns ins Gespräch. Manche interessierten sich woher wir kamen und was wir in England vor hatten, andere fanden Benji total interessant und fragten nach der Rasse. Scheinbar war der Portugiesische Podengo in England nicht wirklich bekannt. Zudem vielen häufig die Worte "lovely, gorgious, beautiful" (schön, herrlich, wunderschön). Weniger beautiful fanden wir es, dass unser Kleiner beim Freispringen am Bulli mal wieder wegrennen musste. Vermutlich hatte er das nur gemacht, da Christoph ihm nachgelaufen war, denn er nahm es wieder als Spiel und umrundete einmal die komplette Gassirunde um den kleinen Hügel herum. Christoph joggte irgendwann hinterher und bekam ihn einfach nicht zu fassen. Umso besser, dass Benji am Ende einfach wieder von selbst zum Bulli zurück kam, Christoph im Schlepptau.

Der erste Einkauf in England stand an. Dabei merkten wir deutliche Preisunterschiede zu Spanien und Portugal. Nicht nur der Alkohol war teurer, sondern fast alle Produkte. Des Weiteren gab es einfach kein vernünftiges Brot mehr. Wir hatten uns zeitweise schon über das Brot in Spanien und Portugal beschwert, was wir jetzt gar nicht mehr verstanden, denn England schlug sie alle. Es gab reihenweise Toastbrot in den unterschiedlichsten Ausführungen, aber kein einziges normales Brot mit harter Kruste und Vollkornmehl. Immer noch geschockt gingen wir danach Geld abheben, damit wir auch bar bezahlten konnten. Der Geldautomat spuckte uns die Pfundnoten leider zu einem sehr schlechten Wechselkurs aus. Unser Tipp deshalb an alle Englandreisenden: Besser alles was geht mit Karte bezahlen und nur einen kleinen Anteil an Bargeld abheben. Alternativ kann man natürlich auch vorab in Deutschland bei seiner Bank, zu einem geringeren Wechselkurs, Geld wechseln.

Unser nächstes Ziel waren die 7 Sisters - die beeindruckendsten Klippen der South Downs. Unser Plan war es im kleinen Ort East Down zu parken, um von dort aus zu den nicht allzu weit entfernten Klippen zu laufen. Ersteres war schon schwierig, denn es gab fast keine Parkplätze in dem Ort. Wir fanden nur einen etwas größeren Parkplatz neben einem Pub, bei dem wir nicht sicher zuordnen konnten, ob er zum Pub oder zur Gemeinde gehörte. Tatsächlich stand ein Camping verboten Schild am Eingang und auch hier waren wir unsicher ob sich das auf den unteren oder den oberen der beiden Parkplätze bezog, da das Schild irgendwo dazwischen stand. So gesellten wir uns erstmal zu zwei anderen Campern, die auch schon auf dem oberen Parkplatz standen. Zunächst wollten wir versuchen zu den Klippen zu laufen. Dazu gingen wir durch den hübschen Ort, der richtig authentisch englisch war. Am Ortsrand war ein großes Cricketfeld mit original englischem ordentlich gestutztem Rasen. Dort endete dann unser Gehweg. Der Weg führte leider nur noch direkt an der Hauptstraße außerhalb des Ortes entlang. Diesen Weg wollten wir nicht entlanggehen und so drehten wir wieder um und beschlossen am Folgetag doch mit dem Auto zu den 7 Sisters zu fahren. 

Zurück am Parkplatz standen die beiden anderen Camper und einige andere Autos, bei denen es sich vermutlich um Pub Besucher handelte, noch da. Einer der Camper bemerkte unseren fragenden Blick, zeigte uns ein Daumen hoch und bestätigte, dass es okay wäre hier zu stehen. Da auch in Park4Night einige positive Erfahrungsberichte zu Übernachtungen auf dem Parkplatz hinterlassen wurden, beschlossen wir ebenfalls über Nacht zu bleiben. Kurz überlegten wir noch im Pub etwas essen zu gehen, als wir dann jedoch die Preise auf der Speisekarte am Eingang studierten, beschlossen wir doch lieber unsere Lachs-Spinat Nudeln zu kochen. Nachts wurde scheinbar eine Privatparty, ein paar Straßen weiter, gefeiert, denn trotz inzwischen geschlossenem Pub war gegen 01:00 Uhr morgens laute Musik zu hören. Dafür konnten wir umsonst über Nacht stehen, was in England, wie wir bald lernen mussten, gar nicht so einfach ist. 

Am nächsten Morgen waren die beiden Camper schon weg und auch wir fuhren nach dem Frühstück direkt zu dem Parkplatz der 7 Sisters weiter. Es war Sonntag und deshalb dort natürlich die Hölle los. Obwohl es viele Parkplätze gab, waren fast alle belegt. Ein Platzeinweiser fand jedoch noch ein Plätzchen für uns. Das Parken für den Tag kostete stolze 6 Pfund (8,21 €). Zusammen mit vielen anderen Besuchern stiegen wir den Hügel entlang der Klippen nach oben, um einen besseren Ausblick auf die Kette aufeinander folgender Kreisefelsen der Küstenlinie zu haben. Diese war wirklich traumhaft schön und hatte seinen ganz eigenen Charme, im Vergleich zu den Klippen Portugals oder Spaniens. Auch auf dem Weg an den Klippen entlang, verloren sich die vielen Menschen nicht. Scheinbar war der vier km lange Spaziergang hinüber zu den Beachy Head Cliffs (die Klippen daneben) sehr beliebt. Auf dem Weg dorthin passierten wir einen Leuchtturm, in dem sich ein AirBnB befindet. Davor war ein strategisch gut gelegenes Kiosk, denn man musste dieses passieren, um weiter zu kommen. Kurz vorm Ziel hatte man einen tollen Blick auf den Beachy Head Leuchtturm, der direkt vor den dazugehörigen Klippen im Meer lag. Auf den Klippen war ein Biergarten, in dem wir tatsächlich einkehrten und uns ein erstes englisches Ale und einen Cider gönnten. Unser Kleiner war anfangs, aufgrund der vielen Menschen und der vielen neuen Gerüche, etwas nervös gewesen. Während der Wanderung legte es sich dann etwas. Im Biergarten brauchte er auch etwas Zeit um herunterzukommen und legte sich dann neben unserem Tisch in den Schatten. Auf dem Rückweg kamen uns immer noch Menschen entgegen. Der Besucherstrom schien einfach nicht abzureißen.

Trotz der vielen Menschen, denen wir sonst lieber aus dem Weg gehen und einem recht teuren Biergartenbesuch, hatte sich der Ausflug gelohnt, denn die Klippen hatten uns sehr gut gefallen. Wir waren völlig ohne Erwartungen nach England gekommen und wollten auf der Reise nach Irland (ein weiteres Hauptziel von uns) einfach mitnehmen was auf dem Weg liegt. Nun waren wir total überrascht was für schöne Flecken wir nur nach wenigen Tagen schon gesehen hatten.


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