Als wir Trezas Campsite verließen, regnete es noch immer. Zudem war es kalt geworden (15 Grad - im Sommer kann man da schon von kalt sprechen). Unser nächstes Ziel waren die Bedruthan Steps - das typische Bild von Cornwall. Der Name entstand aus der Mythe, dass der Riese Bedtruthan, die großen Felsen am Strand als Treppenstufen benutzt hatte. Jeder der Felsen hat zudem einen Spitznamen. Leider war der Zugang zum Strand aktuell geschlossen, da Felsabsturzgefahr bestand. Von oben konnte man einen Teil des Strandes dennoch sehen. Zudem wurden an diesem Ort schon einige Rosamunde Pilcher Filme gedreht, was natürlich viele deutsche Touristen anlockte. Entsprechend voll war die große Wiese davor, auf der man parken oder auch über Nacht campen konnte. Ein junges Paar verdiente sich damit eine goldene Nase, bei stolzen 3 Pfund für 3 Stunden parken und 24 Pfund, die sie je Nacht für die Übernachtung nahmen. Sogar eine Sauna in einem Holzfass, gab es hier. Auch hier wurden Szenen aus Rosamunde Pilcher gedreht.
Leider regnete es immer noch in Strömen und so wurde unser Spaziergang an den Klippen über den Steps eher kurz und nass. Klatschnass zurück im Bulli beschlossen wir eine Nacht auf dem teuren Luxusstellplatz zu bleiben, um die Steps nochmal bei trockenerem Wetter, auf das wir am Folgetag hofften, anzusehen. Ganz oben auf der Wiese hatten wir einen traumhaften Meerblick und der Abend brachte uns sogar noch trockenes Wetter. Keine fünf Minuten von unserem Platz entfernt stand ein kleines Pizzahaus, namens Stack. Dort gönnten wir uns zwei wirklich leckere Pizzen, die wir dann vor unserem Bulli mit Meerblick genossen. Auch diese Nacht wurde sehr windig und wir wurden auf unserer Anhöhe ziemlich durchgeschüttelt. Der Regen prasselte auch schon wieder laut auf das Dach herunter. Sogar Benji zeigte dabei etwas Angst und verschwand das erste Mal seit langer Zeit wieder in seiner Höhle unterm Bett.
Dafür wurden wir am Morgen darauf mit Sonnenschein belohnt. So konnten wir doch noch tolle Fotos von den Bedruthan Steps schießen und die hübsche Umgebung auf uns wirken lassen.
Von den Mythen ging es weiter zu den Sagen... Das Schloss Tintagel war unser nächstes Ziel. Der Ort, an dem König Artus gezeugt wurde und mit dem man die legendäre Sage in Verbindung bringt.
Im Ort fanden wir einen Parkplatz, auf dem man für nur fünf Pfund über Nacht bleiben durfte. Das war ein Schnäppchen, das wir gerne annahmen. Inzwischen häuften sich unsere Campingplatzaufenthalte etwas, da es in Cornwall nahezu unmöglich war, adequate kostenfreie Stellplätze zu finden, an denen man übernachten konnte und wollte. Über einen hübschen Spazierweg durch den Touriort und durchs Grüne auf Wanderwegen an einem Fluss entlang, erreichten wir nach kurzer Zeit den Eingang zum Schloss. Einige Besucher ließen sich auf der Straße neben diesem Weg sogar mit einem Schlosstaxi entlangkutschieren, das regelmäßig hin und her fuhr.
Bei all dem Hype um Tintagel möchten wir einmal Licht ins Dunkel bringen. Tatsächlich wurde Tintagel erst 100 Jahre nach Ableben König Arturs gebaut, da sich der Erbauer, der Earl of Cornwall, von der Legende inspirieren ließ. Ein Schild vor der Schlosssruine verrät dies, was die Tourimassen dennoch nicht davon abhält weiter Geld in die Kasse zu bringen. Stolze 12 Pfund pro Person wird hier als Eintrittsgeld verlangt, um über eine lange Hängebrücke die Insel, auf der heute nur noch Mauerreste der Schlossruine stehen, betreten zu können. Highlight ist eine Statue, die vermutlich den King himself darstellen soll und diese am Ende der Insel steht. Die Aussicht auf die Umgebung ist natürlich gigantisch, aber war uns keine 24 Pfund wert. So wählten wir den Klippenwanderweg, der direkt vor der Insel entlangführt und von dem aus man ebenfalls einen guten Blick auf diese hat. Mit einem Fernglas hätten wir sogar die Statue sehen können. Tatsächlich trafen wir dort auch eine ältere, in der Umgebung ansässige Dame, die uns bestätigte, dass das Schloss eigentlich überteuert und nicht allzu sehenswert sei.
Auf der anderen Seite der Insel konnte man noch die Merlin Höhle sehen. Bei Ebbe war es sogar möglich in diese hineinzulaufen und auf Erkundungstour gehen. Natürlich war bei uns gerade Flut. Der Klassiker.
Nach dem sagenumwobenen König Artus Schloss ging es weiter zum Wunder von Boscastle. Der kleine idyllische Hafenort, durch den ein Fluss fließt, hatte eine besondere Geschichte, die dieses Mal allerdings wahr ist. Im Jahr 2004 gab es durch Unwetter einen Anstieg der Flusspegelstände um zwei Meter und 30 Minuten später eine vier Meter hohe Flutwelle, die durch den Ort wütete. Über 50 Autos und sechs Gebäude wurden von der Welle in den Atlantik gespült und weitere 20 Häuser schwer beschädigt, so dass sie abgerissen werden mussten. Wie durch ein Wunder wurde kein Mensch dabei verletzt und die Einwohner konnten durch die größte Luftrettungsaktion Großbritanniens in Sicherheit gebracht werden. Man sprach damals in den Medien vom Wunder von Boscastle. Wir wanderten am Fluss entlang und erfuhren dabei von diesen historischen Hintergründen. Von der malerischen Aussicht, die man von dem höchsten Fels des Flusstals aus hatte, starteten wir weiter zu einer kleinen Wanderung zu einem Wasserfall. Diesen konnten wir leider nur von Weitem sehen, da von den Klippen, von diesen er herunterfiel, kein Weg herunter führte.
Zurück im Ort gelangten wir mitten in ein Entenrennen, dass mit gelben Quietscheentchen auf dem Fluss stattfand. Entsprechend viel los war plötzlich in dem kleinen Ort, in dem wir eigentlich noch einen originalen Cream Tea bestellen wollten. Leider nahmen die Kaffees wegen dem bevorstehenden Entenrennen keine Gäste mehr an. So fuhren wir in ein Farmkaffee, das nur 5 Autominuten den Ort hinaus lag. Tatsächlich waren wir an diesem eben noch vorbeigewandert, als wir in der Nähe des Wasserfalls waren. Nur hatten wir es nicht als Kaffee / Restaurant wahrgenommen, da wir hinter dem Gebäude, an deren Wiese vorbeiliefen. Im Garten des Kaffees genossen wir dann endlich unseren Cream Tea mit toller Aussicht - es handelt sich dabei um einen Schwarztee mit Milch und dazu zwei Scones mit clotted Cream und Marmelade. Total lecker und empfehlenswert!
Ein Fun Fact zum Schluss: In Boscastle findet man das Museum of Witchcraft, das die weltweit größte Sammlung, an Artefakten mit magischem Hintergrund, beherbergen soll.
Nach diesen jüngsten Einblicken in die Mythen, Sagen und Wunder Englands, zog es uns wieder weg vom Sightseeing hin zum Wandern. Und wo könnte man das nicht besser als im Exmoor Nationalpark.
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