Malerischer Endspurt in Südengland

Veröffentlicht am 7. August 2024 um 00:59

Bevor wir zum Exmoor Nationalpark aufbrachen, legten wir noch einen Stop in Barnstaple ein. Als wir auf dem Weg dorthin Cornwall verließen fuhren wir erstmals seit wir in England waren, über normale, breit ausgebaute und weitsichtige Landstraßen, fast wie zuhause. Das war deutlich angenehmer als die engen Buschtunnel. In Barnstaple ging es erstmal in den Supermarkt und danach zu einem Park mit großer Hundewiese. Wir konnten uns sogar direkt an die Wiese stellen und dort über Nacht bleiben. Die Wiese war super um mit Benji den Rückruf an der langen Leine zu trainieren und so nutzten wir diese Gelegenheit.

Tags drauf ging es dann zum Exmoor Nationalpark, der nördlich von Barnstaple an der Küste von North Devon liegt. Im Valley of Rocks, ein weites, hügeliges Tal mit vielen Gesteinsbrocken und Felsformationen, parkten wir. Auch dort wurden wir zur Kasse gebeten, aber inzwischen waren wir es gewohnt. Bereits nach den ersten paar 100 Metern erreichten wir auf unserer Wanderrunde den schönsten Abschnitt des Küstenwanderwegs des SW Coastal Paths in England, der die gesamte Südwestküste umfasst. Wir waren auch der Meinung, dass dieser Weg zu den schönsten Küstenwanderwegen zählte, die wir bislang gewandert waren.

Der geteerte schmale Wanderweg, führte hoch oben auf den Klippen entlang. Auf der linken Seite ging es steil herunter und man sah das Meer und dessen Weite, sowie erste Ausläufer von Wales und zur rechten Seite die steile begrünte Klippenwand. Auf dem Weg waren immer wieder Bänke aufgestellt worden, auf denen man verweilen und den Ausblick genießen konnte. Es war einfach malerisch und auch etwas magisch, mit dem leichten dunklen Ton, den der Himmel über dem Meer in der Ferne hatte. Leider gingen aufgrund dieser Schönheit viele Wanderer hier entlang und das war eigentlich das Einzige was wir an dem Weg bemängeln konnten.

Nach rund 1,7 Kilometer endete der tolle Küstenwanderweg und führte in einen Waldweg hinein. Über diesen gelangten wir in den Ort Lynmouth. Über steile Wege stiegen wir in den Ort am Meer hinab. Dabei kreuzten wir immer wieder eine alte Eisenbahnstrecke, auf der wir sogar eine der steilsten, wasserbetriebenen Eisenbahnen Großbrittanniens fahren sahen. Die Bahn führte vom Berg in den Ort hinunter, in dem wir nach unserem Abstieg auf dem Poesieweg (ein Weg der mit handgeschriebenen Gedichten von Erwachsenen und Kindern gesäumt ist) schließlich auch ankamen. Plötzlich standen wir in dem belebten Ort, direkt am Hafen zwischen Fish n' Chips Restaurants und Hotels. Mitten hindurch fließt der Fluss Glen Lyn Gorge, den man über hübsche alte Steinbrücken überqueren kann. Auf dem Rundweg kamen wir noch durch einen weiteren Ort, Lynton. Dort hingen überall kleine Fähnchen mit der englischen Flagge über den Straßen der hübschen kleinen Fußgängerzone. Da der Rückweg ziemlich unspektakulär an der Hauptstraße entlang ins Valley of Rocks zurück führte, bogen wir sobald es möglich war wieder auf unseren Küstenwanderweg ab und gingen diesen nochmal in die andere Richtung zurück. Das war eine gute Entscheidung gewesen, denn am Ende saßen zwei Bergziegen etwas oberhalb des Weges auf der Klippe und schauten uns und Benji an. Kurz dachten wir die eine Ziege springt auf Benji zu, doch sie blieb ruhig sitzen. 

Die Wanderung hat uns insgesamt sehr gut gefallen und ist wirklich empfehlenswert und deshalb teilen wir diese gerne mit euch --> zum Komoot Link

Nach dieser tollen Wanderung verbrachten wir noch eine Nacht an unserer Hundewiese in Barnstaple, da wir dort eh wieder vorbeifahren mussten, um auf dem schnellsten Weg weiterzukommen, denn langsam wurde die Zeit wieder knapp - die Fähre nach Irland hatten wir für den 10.07. gebucht, damit wir dort fünf Wochen Zeit für unsere Rundreise hätten. Das war bereits in zwei Tagen und es lagen noch 223 Kilometer bis zum Hafen in Holyhead (Wales) vor uns. Wir hatten schon bei Buchung der Fähre beschlossen Wales erstmal zu überspringen und dann im Anschluss an unsere Schottlandreise im September anzuhängen. Die Zeit war dafür einfach zu knapp... da denkt man, man hat ein ganzes Jahr und dann ist es wieder nicht lang genug.

Am Morgen darauf wurden wir beim Frühstück, das wir mit offener Türe im Bulli zu uns nahmen, von einem Engländer angesprochen. Er war ebenfalls leidenschaftlicher Camper und wusste wie schwer es war in England an Wasser etc. zu kommen. So fragte er uns, ob wir etwas bräuchten. Tatsächlich hätten wir neues Wasser für unseren Tank gebrauchen können, aber wir hatten leider keine Zeit. Benji musste noch kurz zum Tierarzt, um seine Anti Wurmtablette zu bekommen, für die Fähre nach Irland und wir hatten spontan einen Termin in zwei Stunden bekommen. Wir waren schon spät dran und mussten deshalb leider ablehnen. Dennoch wussten wir die Gastfreundschaft des Mannes zu schätzen und unterhielten uns kurz mit ihm über unsere bisherige Reiseroute und die weiteren Ziele.

Bei der Tierärztin lief alles sehr entspannt und Benji fraß die Wurmtablette dieses Mal ohne Probleme. Es war ein anderer Hersteller als bei der Tablette in Frankreich (diese hat er damals einfach wieder ausgebrochen) und die Ärztin war so clever ihm die Tablette zusammen mit einer Leberpastete am Finger zu geben. Das zog bei unserem Kleinen. Wir lernten zudem, dass Benji zeitweise unter einem "Reverse Sneeze" litt. Ein sogenanntes Rückwärtsniesen, das einige Hunde manchmal haben, was aber normalerweise nicht bedenklich ist. Da Benji öfter mal, meist in der Nacht, seltsame Geräusche von sich gegeben hatte, haben wir diese gefilmt und nun der Ärztin vorgespielt. Der "Reverse Sneeze" war ihre Diagnose gewesen. Dieser Reflex, gegen den der Hund nichts tun kann, kann aus den verschiedensten Gründen auftreten (typisch ist er z.B. nach einer Aufregung beim Spielen, Übermäßiger Freude oder auch Ärger).

Nach diesem kurzen Besuch ging es weiter auf die Autobahn. Ein weiterer nächtlicher Zwischenstopp im Earnwood Copse Car Park im Wyre Forest, nähe Birmingham, folgte. Der Waldparkplatz lag zwar an der Straße, aber taugte uns gut, da wir unsere Gassistrecke im Wald vor der Bullitüre hatten.

Am 10.07. ging es dann endlich in den Endspurt. Noch drei weitere Stunden im Auto, mit einem Zwischenstopp in einem Waldstück in Nordwales mit tollem Ausblick und endlich kamen wir in Holyhead an.

Erst parkten wir auf einem Parkplatz am Meer in Hafennähe, um noch unser Curry vom Vortag aufzuwärmen. Leider regnete es mal wieder, was die letzte Gassirunde unangenehm machte. Um 19:00 Uhr (ca. eine Stunde vor Abreise) fuhren wir dann auf das Fährgelände der Stena Line. Auch hier gab es Personenkontrollen, sowie eine Tierkontrolle. Dieses Mal wollte man nicht mal in unseren Bus und Hänger schauen. Ruckzuck waren wir durch und stellten uns wieder in einer Autoschlange an. Natürlich befanden sich die Warteschlangen für die Einfahrt auf die Fähre direkt neben einem Duty Free Shop. Diese Chance nutzten wir nochmal, denn wir hatten gehört, dass der Alkohol in Irland nochmal teurer sein sollte als in England. 
Kurz darauf fuhren wir auf die Fähre. Dank einer tierfreundlichen Kabine, durften wir Benji mit hinein nehmen und er musste nicht im Auto bleiben, was sonst die Regel für Tiere auf der Fähre war. Etwas ängstlich folgte er uns durch das Schiff, in dem inzwischen zum Glück wenig los war, da wir extra länger am Auto gewartet hatten, bis sich der größte Menschenschwung bereits nach oben auf die Decks begeben hatte. Dann erreichten wir unsere Kabine. Ein kleiner schmaler Raum mit zwei Betten, einem Fernseher und einem eigenen Badezimmer mit WC und Dusche. Leider aber ohne Fenster. Würde das gut gehen oder würden wir drei reisekrank werden? 


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