Welcome to Dublin

Veröffentlicht am 10. August 2024 um 00:56

Es war tatsächlich eine Herausforderung, die Fährüberfahrt nach Irland, in einer Schiffskabine ohne Fenster zu verbringen. Zum Glück hatten wir Reisetabletten gekauft, die zu helfen schienen. Zusätzlich schauten wir uns einen Film an und tatsächlich half es auf den Fernseher zu schauen. Das leichte Unwohlsein wurde daraufhin sofort besser. Benji war zunächst etwas verwirrt aufgrund des Zimmers, in dem wir nun eingesperrt waren - der andere Hund im Spiegel war ihm suspekt, der leicht schwankende Boden vermutlich ebenfalls und erst recht, wenn einer von uns plötzlich im Bad verschwand. Die meiste Zeit legte er sich zu uns aufs Bett und das obwohl wir extra sein Hundebettchen mitgenommen hatten. Wir ließen ihn aber gewähren, denn vermutlich fühlte er sich bei uns auch einfach wohler. Auch den Kauknochen, den wir für ihn dabei hatten, aß er. Das deutete darauf hin, dass er zumindest nicht seekrank war. Die eigene Dusche war für uns das Highlight - natürlich nutzten wir diese ebenfalls. Die drei Stunden Überfahrt vergingen so wie im Flug und sobald die Durchsage ertönte, verließen wir unsere Kabine und gingen wieder zurück zum Auto. 

Die Ausfahrt führte über den Zoll, Passkontrolle, sowie über die Tierkontrolle. Erst hier wurden Benjis Papiere geprüft. Das fanden wir schon sehr ungewöhnlich, denn jetzt wäre es eh zu spät, sollte etwas sein. Nachdem wir draußen waren fuhren wir schnurstracks zu unserem ausgewählten Park4Night Platz im St. Ann's Park, in einem Stadtteil von Dublin, Raheny, da es schon spät war und dieser nur wenige Minuten vom Hafen entfernt lag. Dort angekommen gingen wir noch mit Taschenlampen bewaffnet im Park Gassi. Dabei sahen wir sogar einen Fuchs, dem unser Benji total ähnelte. Dieser verharrte und musterte uns für einige Sekunden und kurz darauf war er wieder weg. Benji starrte den Fuchs ebenfalls nur an und machte keine Anstalten dorthin zu ziehen.

Am nächsten Morgen erkundeten wir uns unsere Umgebung erstmal genauer. Tennisplätze gegenüber, auf denen morgens bereits einige Kinder trainiert wurden, sowie ein Parkeingang jeweils zur linken und rechten Seite.

Wir verbrachten fünf ganze Tage dort. Der Park war richtig groß und sehr hübsch und wir entdeckten ihn während unserem Aufenthalt Stück für Stück. Man fand dort einen Fluss und hübsche Wege daran entlang, große Wiesenflächen mit Hurling (Nationalsport Irlands - wird mit Schläger und Ball gespielt) und Fußballfeldern, eine lange Allee, in der jeden Samstag ein Farmermarkt stattfindet, ein Rosengarten, sowie einen Hundepark (eingezäunter Bereich in dem Hunde freispringen dürfen, ohne weglaufen zu können - wir entdeckten diese leider erst am vierten Tag). Zwei andere Camper standen uns gegenüber und wir fanden heraus, dass das Pärchen, das scheinbar in beiden Campern lebte, dort bereits seit einem Monat stand und es keinen interessierte. Am Tennisplatz konnten wir kostenfrei Wasser zapfen und so unsere Reserven auch immer wieder auffüllen. Nachts war es ruhig, tagsüber voll durch die vielen Gassigänger und Tennisspieler. Einmal sprach uns ein älterer Ire mit zwei kleinen Hunden auf unseren Hänger an. Der Mann gab uns ein paar Irland Sightseeing Tipps und bat uns nicht nach Dublin in die Stadtmitte reinzugehen. Die Kriminalität sei dort aufgrund von Drogenproblemen sehr hoch und es war wohl nicht ungefährlich sich dort nachts aufzuhalten. Als wir ihn zwei Tage später erneut im Park trafen, empfahl er uns noch einen guten irischen Whiskey namens Bushmills. Sollte er uns nochmal treffen, wollte er uns ein Probierele mitbringen. Da waren wir mal gespannt. Am Samstag besuchten wir den Farmermarkt. Der Parkplatz war ganz schön voll um uns herum, als wir am Morgen aufstanden. Auf dem Markt kauften wir uns Gemüse, Käse, Brot und Croissants. Leider zu horrenden Preisen. Hoffentlich war es nicht überall in Irland so teuer. Das acht Euro Brot war zwar außen knusprig, aber innen leider wieder nur Luft. Neben den Käse, Obst, Gemüse, Brot und Feinkostständen, gab es auch noch Essensstände, wie auf einem Volksfest. Einige Menschen saßen auch schon mit einem Imbiss auf einer großen Wiese und sonnten sich. Benji fühlte sich leider wieder etwas unwohl als wir durch die vielen Menschen gingen. Auf dem Rückweg entdeckten wir dann den hübschen Rosengarten, der uns total überraschte und von dem wir zuvor nichts gewusst hatten. 

An einem Abend gingen wir in ein Pub in Raheny, dem Manhatten Raheny, etwas essen. Für einen Besuch im Zentrum von Dublin war es uns zu spät und so kamen wir auf die Idee. Auch hier fand man authentische irische Pubs. Der Pub war total voll und wir fanden gerade so noch einen freien Platz. Die Portionen waren sehr groß und lecker und das frisch gezapfte Bier ebenfalls. Nur der Lärmpegel war extrem und wir waren danach froh wieder draußen zu sein. Livemusik hätte uns besser gefallen. Das würden wir in Kürze in Dublin Zentrum nachholen.

Von unserem Stellplatz im St. Ann's Park aus, machten wir täglich Ausflüge in die Umgebung. Zuerst besuchten wir das nur eine Stunde entfernte Trim Castle - ein Drehort von Braveheart und das größte Schloss Irlands. Die Landschaft ähnelte bislang noch England und war genauso grün, nur etwas offener und weitläufiger. Parken war in dem kleinen Ort Trim schwierig und so dauerte es etwas, bis wir schließlich einen Parkplatz fanden. Das gut erhaltene Schloss kostete nur fünf Euro Eintritt pro Person und wir hatten vor gehabt es zu besichtigen. Leider stand wieder ein Hundeverbot am Eingang angeschrieben und so mussten wir uns damit abfinden nur im großen Park und im ehemaligen Fort daneben herumzugehen. Dort sahen wir Bruchteile einer alten Kirche und sonstiger antiker Mauern. 

Etwas enttäuscht fuhren wir danach weiter zur mittelalterlichen Stätte Loughcrew, 40 Minuten entfernt bei Patrickstown. Über kurvige und holprige Straßen ging es dorthin. Der Eintritt und das Parken war umsonst. Ein Pförtner erklärte uns, dass noch zwei Guides oben seien, die uns auf Nachfrage hin den geschichtlichen Hintergrund erklären konnten. Wir gingen ein paar Minuten den Berg nach oben und standen kurze Zeit später vor der eingezäunten historischen Stätte, die etwa 3.300 v. Christus entstand. Die Guides machten leider gerade Feierabend, als wir oben ankamen und so blieben uns die geschichtlichen Hintergründe des Ortes leider verborgen.  Man fand dort jungsteinzeitliche Grabkammern, Steinreliefs und einen großen Steinhügel in der Mitte. Durch ein Gitter konnte man auch darin eine  Grabkammer erkennen. Auf einigen Steinen waren noch vage Malereien aus der Steinzeit erkennbar. Abgesehen von den alten Steinen hatte man auch noch einen tollen 360 Grad Ausblick auf die grüne Landschaft. Es war ein sonniger Tag, doch durch den starken Wind hier oben froren wir leicht. Benji gefiel es dort oben ebenfalls sehr gut und so schnüffelte er wild überall herum. Zum Glück hatten wir ihn an der Leine, denn einmal versuchte er auf den großen Steinhügel in der Mitte zu steigen, was wir gerade noch verhindern konnten. Ein kleiner Stein kullerte bei dem Versuch sogar herunter - gut dass die Guides schon weg waren. 

Ein weiterer Ausflug führte uns nach Howth (ein Ort westlich von Dublin). Dort wollten wir den Cliff Walk, ein toller Spaziergang entlang der Klippen, wandern. Vorher fuhren wir allerdings noch an einer Autowerkstatt vorbei - das Geräusch war immer noch da und war in letzter Zeit wieder öfter aufgetaucht. Die Mechaniker checkten kurz den Bulli und konnten an der Antriebswelle nichts feststellen. Dafür bemerkten sie, dass ein Lager, an der Aufnahme des Lenkgestänges, ausgeschlagen war. Vielleicht kam das Geräusch auch daher. Die Werkstatt konnte das Teil nicht besorgen, gab uns aber einen Tipp, wo wir es eventuell bekommen könnten. Sollten wir erfolgreich sein, würden sie es nach dem Wochenende einbauen. So fuhren wir dem Tipp folgend zum Schrotthändler um die Ecke. Dieser hatte das Teil leider nicht und schickte uns zu einem Autoteilverkäufer im Nachbarviertel. Der Angestellte hatte das Teil auch nicht vorrätig, konnte es aber für uns bestellen, so dass der Einbau am Montag möglich war.

Erleichtert fuhren wir weiter nach Howth und starteten unsere Wanderung. Alle Parkplätze waren belegt und nur am Hafen, fanden wir im letzten Eck noch einige freie Plätze, die allerdings zu kurz für unser Gespann waren. Nur mit Abhängen und Danebenstellen des Hängers, gelang es uns schließlich dort einzuparken.

Der Weg führte uns immer an der Küste entlang - erst durch einen kleinen Park, am Hafen vorbei, dann durch ein Wohngebiet und schließlich auf einen hübschen Küstenwanderweg im Grünen. Leider war der Weg meist sehr schmal und zugewachsen und sobald Gegenverkehr kam, musste man stehenbleiben und ausweichen. Es war richtig viel los auf der Route und auch viele Deutsche kamen uns entgegen, inklusive einer deutschen Schulklasse. Wir sahen viele große Fähren von England nach Irland und vermutlich auch nach Schottland kreuzen. Kurz vor dem weitesten Punkt des Rundweges hatten wir einen tollen Blick auf den Leuchtturm, der am Wendepunkt stand. Der Zugang war leider verwehrt. Daneben hatten wir einen tollen Blick auf Dublin, dass am gegenüberliegenden Ufer lag.  Zurück gingen wir auf einem Weg weiter oben, der zum Glück nicht mehr so eng war. Auch Benji wachte hier auf und wechselte von desinteressiert zu neugierig. Im engen Pfad an der Leine hinterherlaufen mochte er einfach nicht. Jetzt konnte er endlich wieder neben uns gehen. Nach 3,5 Stunden und 9 km waren wir zurück am Bulli. Eine tolle Wanderung, die wir deshalb hier verlinken  --> Komoot Link.

Am Sonntagabend stand dann der Dublinbesuch an. Benji hatten wir tagsüber im Park versucht etwas auszupowern, so dass wir ihn guten Gewissens im Bulli lassen konnten. Wir fuhren gegen 18:30 Uhr mit dem Doppeldeckerbus in nur 25 Minuten in die Stadtmitte (natürlich saßen wir oben). Der Plan bestand darin die Highlights im Zentrum alle abzulaufen und dann in einem Pub mit Livemusik noch etwas trinken zu gehen. Es lag auch alles gut in Laufnähe beieinander und so starteten wir von der Colonell Bridge aus in das Temple Bar Viertel. Hübsche bunte Häuschen in irischem Flair reihten sich dort aneinander. Darin waren meistens Pubs. Einige sogar mit Türsteher davor. Das bekannteste Pub war natürlich die Temple Bar. In diese schauten wir kurz hinein. Das Pub war total überfüllt und den Musiker, der in der Ecke gerade spielte, sahen wir kaum, vor lauter Menschen. Kein Wunder, dass es etwas unangenehm roch, bei der Hitze, die dort herrschte. Schnell zogen wir weiter. Das älteste Pub Dublins, das Brazen Head, schauten wir ebenfalls nur kurz an. Hier galt selbiges - alles überfüllt und auch dort wurde Live Musik gespielt. Um einen Platz zu bekommen musste man warten. Weiter ging es zur St. Patricks Kirche, die von einem hübschen Park umgeben und eines der wenigen mittelalterlichen Gebäude Dublins war. Auch das Dublin Castle passierten wir kurz, um zum Trinity College zu kommen. Einer der Drehorte von Harry Potter und Ort an dem das Book of Kells verwahrt wird. Für eine Führung war es allerdings schon zu spät und so liefen wir nur auf dem Außenbereich des Colleges herum. Schließlich fanden wir im Pub Old Storehouse einen Platz und durften sogar der Livemusik lauschen. Sehen konnten wir den Musiker von unserem Platz aus leider nicht. Nach drei Stunden waren wir wieder zurück im St. Ann's Park und Benji freute sich sehr darüber. Es war eine Herausforderung mit dem kleinen Angsthasen in der Großstadt und nur so konnten wir es bisher lösen.

Bevor wir Dublin endgültig verlassen und weiterziehen konnten, mussten wir am Montag noch in die Werkstatt, damit das Teil, dass wir besorgt hatten, eingebaut werden konnte und unser Geräusch hoffentlich endgültig verschwand. Zusätzlich ließen wir noch einen Ölwechsel mit machen und  die Reifen einmal von hinten nach vorne tauschen, damit wir etwas mehr Gripp hatten. Die Werkstatt lag in einem anderen Stadtviertel von Dublin, namens Coolock. Kurz vor Ankunft in der Werkstatt, standen wir plötzlich in einem Stau. In der Ferne konnten wir schwarzen Rauch aufsteigen sehen. Es sah aus wie ein großes Feuer. Kurz darauf sahen wir, dass die Polizei einen Teil der Straße gesperrt hatte und deshalb die Autos am Kreisel umleitete. Leider genau die Straße, die wir Richtung Werkstatt hätten fahren müssen. So mussten wir einen etwas längeren und mit Stau versehenen Umweg nehmen und kamen etwas verspätet dort an. Die Wartezeit, bis unser Bulli fertig war, vertrieben wir uns im Darndale Park nebenan. Es war ein wirklich seltsamer Park. Es gab fast keine Bäume neben den großen Rasenflächen, auf denen ein Spielplatz, ein Fußballfeld und ein paar Büsche standen. Dafür gab es viel Müll. An vielen Stellen lag dieser verstreut auf dem Boden herum. Und Pferde. Wir trauten erst unseren Augen nicht, als wir sahen, dass in größeren Abständen Pferde angebunden auf den Wiesen standen. Sie hatten nicht mal Wasser neben sich stehen. Vielleicht wirkten sie deshalb etwas unglücklich. Oder es lag an der Einflugschneise, die direkt über uns lag und durch die andauernd Flieger hindurchzogen. Es waren insgesamt vier Pferde, an denen wir beim Spaziergang durch den Park, vorbeiliefen. Vermutlich wohnten die Besitzer in den Häusern direkt daneben, denn anders konnten wir uns das nicht erklären. In der Mitte des Parks war ein kleiner See, in dem ebenfalls Müll hineingeworfen worden war. Ein paar Kinder standen davor und angelten. Irgendwie ein trauriges Bild. Auch in dem direkt angrenzenden Wohnviertel, durch das wir danach liefen, wurden wir vom Müll verfolgt. Es sah aus, als würden hier regelmäßig einfach die Abfälle auf der Straße verteilt werden. Glassplitter, Plastikverpackungen, Essensreste, Flaschen, Dosen uvm. lag überall herum. Man musste aufpassen nicht auf die Abfälle zu treten. Wir waren so geschockt, dass wir total vergaßen Bilder zu machen und deshalb nur wenig davon auf den Bildern unten zu sehen ist. So ein dreckiges Stadtviertel hatten wir selten gesehen. Da wir noch Zeit hatten, gingen wir noch in einen Tierladen um die Ecke, um für Benji eine längere Schleppleine zu kaufen. Schon beim Eintreten fanden wir es seltsam, dass vier Verkäufer alle tatenlos im Eingangsbereich herumstanden. Keine 15 Minuten nachdem wir den Laden betreten hatten, bat uns eine Angestellte langsam zur Kasse zu kommen, da sie gleich schließen würden. Wir fragten, ob sie Mittagspause machten, da uns das wunderte. Das Mädchen erklärte uns, dass alle Geschäfte in der Umgebung jetzt schließen würden, da es Aufstände in der Nähe geben würde. Diese hatten mit dem Feuer zu tun, das ausgebrochen war. Sobald wir draußen waren googelten wir neugierig was passiert war. Unsere Recherchen ergaben, dass Rechtsextremisten ein leeres Gebäude in Brand gesteckt hatten, da dieses in Kürze zu einem Flüchtlingsheim umfunktioniert werden sollte. Die Feuerwehr war schon dabei den Brand zu löschen und dennoch gab es zusätzlich noch Aufstände vor dem Gebäude. Sogar einen Verletzten hatte es schon gegeben. Wir schauten, dass wir schnell zur Werkstatt zurück kamen, nicht dass diese auch noch schließen würde, da sie in der gleichen Straße lag. Dort angekommen waren die Mechaniker gerade in den letzten Zügen (inkl. Achsvermessung und Probefahrt - endlich mal eine professionelle Werkstatt) und gerade als es zu regnen anfing und wir schon nass wurden, wurden sie fertig. 

Es war spät geworden und so beschlossen wir eine letzte Nacht im St. Ann's Park zu verbringen, und am nächsten Tag endlich weiterzuziehen. 


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