Bertulo muss raus

Veröffentlicht am 24. August 2024 um 00:42

Nach unserer zweiten Nacht in Midleton (eigentlich blöd von uns am Ort des Verbrechens vorbeizuschauen – kleiner Insider für alle die aufmerksam die letzten Blogeinträge gelesen haben) nahmen wir uns wenigstens die Zeit kurz mal in der Destillerie vorbeizuschauen. Die Preise waren ziemlich hoch – so bezahlte man bei uns in Deutschland weniger für den Jameson Whiskey, der unter anderem hier produziert wurde, als im Shop der Destillerie. Die Führungen und Tastings waren auch furchtbar teuer und so begannen die für uns Interessanten Tastings erst bei 58 Euro. Deshalb zogen wir ohne Tasting weiter.

Unser nächster Stop war der eine Stunde entfernte Rinnen Forest. Die Straßen dorthin wurden zu unserem Leidwesen wieder schmäler und erinnerten stark an die Buschtunnel in England. Als uns dann tatsächlich drei große Landmaschinen hintereinanderfahrend entgegenkamen, war kein Vorbeikommen mehr möglich. Zum Glück fuhren alle drei Fahrer sofort rückwärts als sie uns sahen, bis sie nacheinander in Ausweichstellen fahren konnten. Gerade so passten wir dadurch vorbei. Das war eben das normale Leben hier und nur für uns so ungewohnt und aufregend. Dafür hatten wir an dem kleinen Waldparkplatz, an dem wir schließlich ankamen, eine tolle Begegnung.

Noch während wir Auffahrkeile unterlegten, wurden wir von einer Bank am anderen Ende des Platzes aus beobachtet. Ein Pärchen mit Hund war dort aufgetaucht. Benji wollte natürlich hin und schnüffeln. So kamen wir mit den beiden Deutschen aus der Eifel, Benjamin, Jennifer und Bernadine (ihre Hündin), die ebenfalls auf dem Parkplatz standen, ins Gespräch. Wir schafften es tatsächlich ganze vier Stunden dort zu stehen und uns zu unterhalten. Dabei gab es eine Camperbesichtigung beider Autos, jede Mänge Fachsimpelei zum Thema Camperausbau, ein Austausch über die beiden Hunde, sowie zum Reisen in Schweden, Norwegen, Irland, Schottland und an vielen weiteren schönen Orten. Die Drei waren auch „Langzeitreisende“ so wie wir und aktuell bereits ein dreiviertel Jahr unterwegs. Benji wurde währenddessen verständlicherweise unruhig und durfte deshalb etwas freispringen. Da wir mitten im Wald waren, stellte dies auch keine Gefahr dar. Er lief einmal in jeden Weg, der von unserem Platz ausging herein und kam dann immer wieder zurück, bevor er den nächsten erkundete. Während wir da standen kam ein kleiner Junge von vielleicht acht Jahren vorbei. Er lief zunächst hin und her, kickte einen Stein herum und redete mit sich selbst. Wir fragten ihn irgendwann ob er denn alleine hier unterwegs sei. Wir erfuhren, dass er sich hier mit seiner Familie treffen würde, die gleich kommen sollte. Der Kleine stellte uns ein paar Fragen, welche uns zum Teil total überraschten für einen so jungen Kerl. Darunter fielen z.B. „Kennt ihr Donald Trump?“, „Unterstützt ihr ihn?“, „Welche Rassen sind die beiden Hunde?“ usw. Kurz darauf kam tatsächlich seine Familie aus dem Wald heraus. Seine Mutter kam mit einem Huskey an der Leine zu uns. Benji vertrug sich zum Glück mit ihm. Die Frau fragte uns nach unserer Reise und ob wir eine Dusche bräuchten. Wir lehnten dankend ab, waren aber total überrascht von der Freundlichkeit. Die Männer tranken dann noch ein Bier zusammen und irgendwann stellten wir fest, dass wir so langsam mal etwas kochen sollten, denn es war inzwischen schon 21:00 Uhr.

Am nächsten Morgen wurden wir erneut von einem Klopfen an der Tür geweckt. Eine Frau stand davor und teilte uns mit, dass auf diesem Parkplatz in Kürze der Start und das Ziel eines Park Runs sein würde, der jedes Wochenende durchgeführt wurde. Wenn wir nicht rausfahren wollten in den nächsten zwei Stunden, könnten wir stehen bleiben. Tatsächlich parkten immer mehr Menschen neben und vor uns, während wir uns fertig machten und das Frühstück vorbereiteten. Wir hörten die Rede kurz vor dem Startschuss und Chris stellte sich mit Benji dazu sogar raus. Etwa 20 Meter hinter uns war ein Tisch mit Tassen und Tee aufgebaut worden. Dann joggten alle gen See los und wir frühstückten erstmal. Als wir fertig waren, waren die Jogger mit ihrer fünf km Runde schon durch und fast alle waren wieder gefahren. Unsere deutschen Nachbarn hatten von all dem erstmal nichts mitbekommen (bei ihnen wurde nicht geklopft) und waren, deshalb verwundert herausgekommen und fragten uns was da los gewesen war. Sie hatten plötzlich nur viele Stimmen und das Klatschen der Menschen gehört. Wir unterhielten uns noch eine Weile, doch dieses Mal nicht so lange, da die drei Weiterfahren wollten und wir dringend mit Benji Gassi gehen mussten. Wir tauschten noch Kontakte und verabschiedeten uns. Danach gingen wir noch ein kurzes Stück am See spazieren, bevor wir ebenfalls weiterfuhren.

Jetzt fragt sich natürlich jeder wieso dieser Blog den Namen „Bertulo muss raus“ hat. Wir möchten das Rätsel nun auflösen. Benjamin und Jennifer hatten vor ihrer jetzigen Hündin Bernadine bereits zwei andere Hunde. Der Name Bertulo resultiert aus den ersten paar Buchstaben aller drei Hundenamen. Und „Bertulo muss raus“ ist ihr Instagram Name, auf dem sie alle Reiseberichte veröffentlichen. Schaut also gerne mal rein --> Link.


Wir danken den dreien nochmal für das nette Zusammentreffen und die vielen Infos, die wir erhalten haben. Und ja – Schottland ist wirklich wunderschön!


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