Verloren im Wind

Veröffentlicht am 8. September 2024 um 22:13

Achill Island ist eine wunderschöne Insel, die im Nordwesten Irlands liegt und nur über eine Brücke erreichbar ist. Berge, Strände, freilaufende Schafe und viel Wind erwarten einen hier. Der Torf Abbau wird ebenfalls an einigen Stellen betrieben, was mit Torf gefüllte Säcke auf den umliegenden Wiesen verraten. Unser erstes Ziel war der Keel Beach, der am letzten Zipfel Achill Islands liegt. Die größte Klippe Irlands befindet sich direkt dahinter und lädt zu abenteuerlichen Wanderungen ein. Unsere erste Nacht verbrachten wir hinter eine Düne direkt am Keel Beach - einem langen Kiesstrand an dem einige Kiter und Surfer aktiv waren. Durch den starken Wind bot sich das auch an - zumindest für die Profis unter ihnen. Uns war der Wind teilweise zu extrem, so dass unsere Strandspaziergänge eher kurz ausfiel. Christoph war etwas ausdauernder als Marilyn und entdeckte beim Spaziergang mit Benji sogar einen Crepes Stand in der Nähe des Strandes, der sogar normale Preise hatte (nur sensationelle drei € je Crepe). Auch hier liefen überall Schafe auf den Wiesen herum, da es keine eingezäunten Bereiche gab. Am Abend wurden wir von noch heftigerem Wind vom Schlafen abgehalten, doch da mussten wir durch, mangels alternativem Stellplatz in der Nähe. Die Düne hielt zum Glück einen Teil davon noch ab. 

Die geplante Wanderung auf der größten Meeresklippe Irlands (auch Croaghaun genannt) mussten wir leider canceln, da es sehr windig blieb und auch noch Regen für den Nachmittag angekündigt war. Stattdessen beschlossen wir auf einen tollen Aussichtspunkt auf dem Gipfel des 466 Meter hohen Berges Minaun zu fahren. Auf der Fahrt dorthin standen überall Schafe auf der Straße herum und zeitweise mussten wir sogar hupen, damit sie Platz machten. Da es immer steiler wurde, stellten wir den Hänger in einer Parkbucht ab, stabilisierten die Reifen mit Steinen, damit er nicht wegrollen konnte, an dem leichten Hang. Dann fuhren wir nur mit dem Bulli die letzten zwei Kilometer nach ganz oben. Diese Entscheidung war auch klug gewesen. Wir hätten es zwar geschafft, jedoch nur mit großer Anstrengung Bullis. Vom Parkplatz aus, der sich neben ein paar Sendemasten befindet, lief man rund 20 Minuten über eine matschige Wiese zum höchsten Punkt, von dem aus man einen 360 Grad Panoramablick hatte. Eine heilige Statue stand neben einigen großen Steinen dort oben und markierte die höchste Stelle des schönsten Ausblicks auf Achill Island. Wir ließen Benji erstmal an der Leine, so lange noch Schafe um uns herum waren. Der Wind war schon recht stark und nahm noch zu, je näher wir dem Gipfel kamen. Benji durfte, da er im Wind fror, freispringen, sobald wir die Schafe hinter uns gelassen hatten. Zunächst blieb er brav bei uns, doch kurz darauf witterte er wohl etwas und schoss davon. Es war fast nichts los auf dem Berg und so machten wir uns erstmal keine Gedanken darüber.

Nachdem wir mit Fotografieren und Umschauen fertig waren, wären wir sehr gerne dem Wind entflohen und wieder zum Bus zurück gegangen. Leider sah Benji das anders und schwänzelte ziemlich weit vor uns auf dem Berg herum. Unser Rufen hörte er vermutlich durch den starken Wind nicht und sobald er sah, dass wir uns näherten, lief er einfach weiter. Der Berg schien nicht enden zu wollen und so konnte der Kleine ewig weit gehen, ohne das wir ihn einfangen konnten. Es sah manchmal so aus, als endete der Berg und es ginge den Hang hinunter. Kaum ging man ein paar Schritte weiter, sah man jedoch, dass der Berg weiterging und nur durch die Krümmung so wirkte. Etwas Sorgen machten wir uns inzwischen, dass der Kleine abstürzen könnte. So weit war er noch nie von uns weg gegangen bislang. Doch irgendwas schien ihn hier mächtig zu triggern und Schafe waren es nicht, denn seit dem Parkplatz am Sendemast hatten wir keine mehr gesehen. Auch unser Versuch umzudrehen und wegzulaufen scheiterte, denn Benji kam uns nicht wie sonst hinterher. So blieb uns nichts anderes übrig als den Berg weiter hinunter zu gehen und zu versuchen ihn doch einzufangen. Inzwischen war er sogar aus unserem Sichtfeld verschwunden, aufgrund der starken Krümmung. Wir waren schon total verzweifelt und wussten nicht was tun, da sahen wir ihn auf einmal hinter uns oben an der Statue stehen. Schnell rannten wir zurück nach oben und Benji kam uns sogar entgegen. Es wirkte so als hätte auch er uns verloren und uns schon gesucht. Auch er schien sich tierisch zu freuen uns wieder gefunden zu haben. Erleichtert konnten wir endlich den Rückweg antreten und beschlossen mal wieder ihn nicht mehr freispringen zu lassen, bevor er den Rückruf gelernt hatte. 

Wir hatten Glück, denn der Regen wartete freundlicherweise, bis wir wieder im Auto saßen. Unser Hänger stand auch noch da wo wir ihn abgestellt hatten und auch das wieder anhängen klappte nach ein paar Versuchen am leichten Hang. Immer noch erschöpft von diesem kleinen Abenteuer auf dem Minaun fuhren wir zurück auf den Wild Atlantic Way, der rund um Achill Island führt und der dort einer der schönsten Teilabschnitte des insgesamt rund 2600 km langen Küstenstraße sein soll. Wir wollten diesem, auf dem Weg zurück aufs Festland, noch weiter folgen und hielten noch an den White Cliffs of Ashleam an, um ein hübsches Foto von den beeindruckenden Klippen zu schießen. 

Die Aussichten waren schön, jedoch blieben unsere Favoriten weiterhin die Teilabschnitte am Ring of Kerry, Dingle und auf der Beara Halbinsel.

Die Nacht verbrachten wir direkt hinter der Brücke zurück aufs Festland, direkt am Great Western Greenway. Dort sollte es eine kostenfreie Dusche geben, die wir am Folgetag testen wollten.


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