Boxenstopp im Feenwald

Veröffentlicht am 1. Oktober 2024 um 00:57

Auf der Weiterfahrt erklang recht schnell ein allzu bekanntes Geräusch. Es schien mal wieder die Antriebswelle Probleme zu machen. Dieses Mal war das Geräusch deutlich lauter und auch schon ohne Belastung fast dauerhaft hörbar. Es blieb uns keine Wahl - es musste schnellstmöglich eine Werkstatt her. Sollte wieder eines der Lager der Antriebswelle defekt sein, was wir vermuteten (in Portugal wurde nicht die komplette Antriebswelle erneuert, sondern nur das äußere Lager und nun konnte durchaus noch das innere Lager defekt sein), so konnte es im schlimmsten Fall passieren, dass wir liegen bleiben würden. Der ältere, etwas grummelige Mechaniker der ersten Werkstatt an der wir vorbeikamen, schickte uns direkt wieder weg, da sie keine Kapazitäten frei hatten. Immerhin empfahl er uns einen Ort, in dem es einige Werkstätte geben würde. In Dungloe - "An Clochán Liath" auf Gälisch - gab es tatsächlich mehrere Möglichkeiten, die wir anlaufen konnten.

Direkt bei der ersten Werkstatt, an der wir anhielten, hatten wir Glück. Die Mechaniker schauten sich unseren Bulli an und vereinbarten mit uns einen Termin für den Folgetag, um die Antriebswelle auszutauschen. Einen Ölwechsel konnten sie auf Nachfrage hin auch gleich mitmachen. Was hatten wir für ein Glück! Keine fünf Minuten von der Werkstatt entfernt, fanden wir einen Park4Night Stellplatz mitten im Ort. Der große Parkplatz bot reichlich Parkmöglichkeiten und lag zudem direkt am Wasser.

Den restlichen Tag verbrachten wir mit einem Besuch in einer Wäscherei im Ort, die anbot die Wäsche für den Kunden in einem Programm mit normaler Laufzeit zu waschen und zu trocknen (die Self-Service Wäschereien die wir sonst besuchten, hatten alle nur Kurzprogramme im Angebot und auf Dauer hatten wir den Eindruck, dass unsere Wäsche nicht mehr richtig sauber wurde), mit Gassigehen entlang der malerischen Küstenspazierwege, sowie mit ein paar Holzarbeiten, vorbereitend auf Daneas Besuch. Da unsere Freundin aus Österreich in einer Woche mit uns Schottland bereisen würde, brauchten wir noch einen Zusatztisch und ein fixiertes Hundebettchen für Benji, hinten im Bulli. Leider haben wir kein einziges Bild mehr von dem tollen Stellplatz und den Wegen rundherum, da wir Christophs Bilder aufgrund eines Systemfehlers alle vor dem Sichern verloren haben. 

Am nächsten Morgen war es dann soweit und wir brachten Bulli zum Werkstatttermin. Während der Wartezeit gingen wir den Fairy Trail Loop (Feen Rundweg) - ein toller Spazierweg für jung und alt. Nach nur fünf Minuten Laufweg durch den Ort standen wir erstmal suchend da, denn ein Weg, der eigentlich auf Komoot und Google Maps eingezeichnet war, war nicht vorhanden. Andere Zubringer zum Rundweg bedeuteten einen erheblichen Umweg. Es dauerte etwas bis wir herausfanden, dass man durch den überdachten Innenhof eines Pub hindurchgehen musste und dies der Weg auf Google und Co. war. Das Pub hatte noch keine Gäste und so war es für unseren ängstlichen Benji auch nicht so schlimm. 

Dahinter wurde es einfacher und schon standen wir am Eingang zum Rundweg. An einem Fluss entlang startete der sogenannte River Walk Way und hielt bereits kurz nach Beginn tolle Basteleien bereit. So passierten wir riesige holzgeschnitzte Schuhe, dekorative Schwäne und Hasen aus Metall, sowie eine bunt dekorierte Brücke, wie wir sie bislang noch nie gesehen hatten. Überall befanden sich bunte Bilder und verspielte Ornamente. Kaum hatten wir die Brücke überquert fanden wir einen riesigen Troll aus Holz vor, der scheinbar den Eingang zum Feenwald daneben bewacht. Dieser bestand aus einem kleinen Waldstück, in diesem ein mit Holzbrettern ausgelegter Rundweg entlang führte. Am Eingang stand ein Baum, an dem etliche Schnuller hingen. Die Feen, die hier im Wald leben, passen auf die Schnuller der Kinder auf, die sich gerade deren entledigt hatten. Dahinter befanden sich, vermutlich von Kindern gebaute Feenhäuschen, teilweise sogar richtig groß. Sogar Wäscheleinen, an denen winzige Kleidungsstücke hingen, waren zu den Häuschen dazu gehängt worden. Hier wurde viel Liebe in die Basteleien hineingesteckt und wir waren total fasziniert davon. Auch auf dem weiteren Weg, am Troll vorbei, standen noch einige der Feenhäuser. Erst ganz am Ende des Weges fanden wir die Erklärung für das was wir gesehen hatten in einem überdimensionalen Buch. Es gab eine Legende zu dem Troll, namens Stor, der aus Norwegen kam und jetzt im Feenwald lebte. Er suchte vor vielen Jahren nach der mystischen Insel Braisl, die nördlich von Irland liegt und nur alle sieben Jahre mit bloßen Augen zu sehen sein soll. Leider lag an dem Tag als er ankam, das ganze Tal im Nebel, so dass er die Insel nicht fand und stattdessen hier im Feenwald landete. Jeden Abend soll der Troll nun den River Walk Way hinunter zum Meer entlanggehen, um sich dort Fische zu fangen und erst bei Sonnenaufgang wieder zurückkehren. Des Weiteren wurde in dem Buch auch noch beschrieben, dass es ein eigenes Gesetz gäbe, welches besage wie man sich im Feenwald zu verhalten habe. 

Nachdem wir den Feenwald hinter uns gelassen hatten ging es noch eine letzte hübsche Schleife am Meer entlang und an dessen Ende landete man schon wieder auf dem Weg über den man hergekommen war. Kaum hatten wir uns neben den Schwänen auf die Bank gesetzt, rief uns die Werkstatt an und teilte uns mit, dass sie fertig seien. Schnell eilten wir zurück um unseren Bulli abzuholen. 

Die kleine Märchenspazierrunde empfehlen wir auf jeden Fall weiter und verlinken diese für euch hier --> Link.

Die Werkstatt hatte gute und schnelle Arbeit geleistet und auch der Preis war in Ordnung. Klare Empfehlung deshalb auch für Torque Racing in Dungloe. Dafür erlebten wir bei der Wäscherei, als wir später unsere Wäsche abholten, eine Überraschung. Für unsere zwei großen Säcke voll Wäsche wollten sie stolze 45 Euro. Mit so viel hatten wir nicht gerechnet, doch dafür war die Wäsche wenigstens sehr sauber geworden, roch gut und war sogar schon zusammengelegt worden. 

Nach diesem Boxenstopp im Feenwald konnten wir endlich weiterfahren und testeten dabei direkt Benjis Hundebettchen hinten im Bulli. Der Rahmen, den wir gebaut hatten, wurde zwischen Bett und Kühlschrank eingehängt und das Hundebettchen hineingelegt. Über eine Leine, die wir an den Bettpfosten befestigten, konnten wir Benji während er auf dem Bettchen lag, anleinen. So war sichergestellt, dass er bei der Fahrt Halt fand und auch bei einer Bremsung gesichert war. Der Kleine verstand nicht so recht, wieso wir ihn auf einmal hinten rein setzten. Mit unserer Tapo Kamera beobachteten wir seine Reaktionen während der Fahrt. Leider hampelte der Kleine hinten so sehr rum, dass er sich mehrfach in der Leine verhedderte. Es dauerte etwas bis wir heraus fanden wie lang diese sein durfte, um ihn nicht zu sehr einzuschränken, aber auch um zu vermeiden, dass er nicht aufs Bett springen oder sich verheddern könnte. Nach rund einer Stunde Weiterfahrt erreichten wir den Parkplatz eines wilden Strandes namens Quay Shore, kurz hinter Letterkenny, an den wir neben zwei französischen Wohnmobilen und ein paar Autos gerade so hinpassten. Benji nahm es uns scheinbar nicht übel, denn er begrüßte uns freudig als wir nach unserer Ankunft die Tür hinten öffneten. Beim Kochen sahen wir links das Meer und rechts von uns eine Wiese, auf der zeitweise neugierige Rinder angelaufen kamen, um uns durch das Fenster zuzuschauen. Zum Glück trennte uns noch ein Stacheldrahtzaun von den Tieren, die durch ihr stürmisches Herankommen doch etwas Respekt einflößten. Beim Essen schauten wir den Rindern dann zu, wie sie miteinander spielten, kämpften und sogar beim Rennen Freudensprünge machten. An Unterhaltung mangelte es uns an diesem Abend auf jeden Fall nicht. 

Unsere Erlebnisse in Dungloe hatten uns mal wieder gezeigt, dass manches Unglück auch etwas Gutes hat. So haben wir aufgrund unserer defekten Antriebswelle einen tollen verzauberten Ort entdeckt, an den wir sonst nie gekommen wären. 


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