Nordirland - Wie aus Wasser Gold wird

Veröffentlicht am 2. Oktober 2024 um 01:23

Kaum erreichten wir Nordirland, erkannten wir schlagartig, dass wir wieder in der Non-EU Great Britain Zone waren - es gab zwar keinen Grenzübergang, dafür aber wieder ausreichend öffentliche Mülltonnen. Zudem standen auf den Straßenschildern plötzlich wieder Meilen statt Kilometer und die Preise an den Tankstellen waren auf einmal wieder sehr sympathisch (wenn man vergaß in Pfund zu denken). Der Ort Bushmills war dort unser erstes Ziel. Mitten im Ort fanden wir einen Parkplatz, auf dem Camper umsonst stehen durften. Als wir unsere Gassirunde in der näheren Umgebung drehten, fanden wir wieder einmal schrecklich viel Müll am Boden vor. Trotz der vorhandenen Mülltonnen warfen die Menschen alles einfach in die Gegend. Das letzte Mal hatten wir dies in Dublin in dieser Extremität erlebt. Der Ort sollte zunächst nur ein Zwischenstopp für uns sein, von dem aus wir am Folgetag zum Giant's Causeway starten wollten.

Ein Spaziergang am Abend durch den relativ ruhigen Ort, förderte wieder einmal Benji's Konfrontationstraining mit Türen und Schaufenstern und zeigte uns dann doch noch die schönen Seiten Bushmills. Auch der kleine Park am Fluss entlang, gefiel uns sehr. Der Bushmills Whiskey wird in der örtlichen Destillerie , welche die älteste lizenzierte Whiskey Destillerie der Welt ist, bereits seit dem Jahr 1608 gebrannt und wir beschlossen dort eine Führung für den Folgetag zu buchen.

Zunächst ging es nach einer ruhigen Nacht jedoch erstmal, zum nur zehn Minuten entfernten Giant's Causeway - einem UNESCO Welterbestätte, die vom National Trust verwaltet wird. Das Parken war dort der echte Wahnsinn. An der Straße gab es keinerlei Parkmöglichkeiten. Die einzigen zwei Parkplätze waren im Privatbesitz und man verlangten dort stolze 10 Pfund für's Parken. Dafür konnte man dann stehen solange man wollte. Bevor wir in den sauren Apfel bissen und zahlten, versuchten wir es noch am Hotelparkplatz nebenan und wurden postwendend wieder weggeschickt (wir waren gerade mal die Einfahrt hineingefahren). Die kleine Wanderung zum fünf Kilometer langen Giant's Causeway (dabei handelt es sich um 40.000 gleichmäßig geformte Basaltsäulen, die bereits 60 Millionen Jahre alt sind) konnte immerhin direkt vom Parkplatz aus gestartet werden und war sehr gut ausgeschildert. Zunächst wanderten wir zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man von etwas weiter weg und von oben auf die interessanten Basaltsäulen, von denen die Größte 12 Meter hoch ist, schauen konnte. Dort war noch weniger los. Als wir danach den unteren Hauptweg zu den Felsen liefen, trafen wir auf wahre Touristenströme. Sogar Reisebusse fuhren an uns vorbei, um die Fußkranken direkt am Giant Tor (ein Steintor direkt vor den Felsformationen) herauszulassen. Unten angekommen konnten wir kein einziges Foto ohne Menschen darauf schießen. Die Formationen waren zwar sehr interessant und beeindruckend, aber den Trubel drum herum hätten wir nicht gebraucht. Deshalb hielten wir uns dort auch nicht lange auf und setzten die Wanderung durch das Giant Tor zum Amphitheater, das aus gestapelten Basaltsteinen bestand, fort. Dazu mussten wir über einen schmalen Weg den Berg wieder nach oben gehen und waren schnell ziemlich ermüdet davon, immer wieder entgegenkommende Menschen vorbeilassen zu müssen. Mit Benji im Schlepptau war das nicht so einfach. Die Felsen an denen wir entlangliefen, wurden plötzlich rot und veränderten damit ihre Gesteinsart. Ganz nach hinten zum Amphitheater konnte man vermutlich aus Sicherheitsgründen nicht gehen, dafür aber von der Ferne aus darauf schauen. Majestätisch thronte es weit über uns auf den Felsen. Der rote Boden war an dieser Stelle recht schlammig durch den Regen am Morgen und man musste aufpassen nicht auszurutschen. Auf dem Weg zurück nach oben mussten wir steile Treppen passieren und auch hier kamen viele Menschen entgegen, was wieder ein Ausweichen und warten in Nischen an der Felswand, erforderte. Von oben genossen wir noch kurz den tollen Ausblick. Nach 2,5 Stunden und rund 5 km waren wir zurück am Bulli. 

Die kleine Wanderung ist wirklich hübsch und sehenswert, jedoch darf man kein Problem mit vielen Touristen um sich herum haben. Ein Geheimtipp ist dies gewiss nicht. Es macht durchaus Sinn etwas früher am Tag herzukommen, um den Besuchermassen auszuweichen.

Die Führung in der Bushmills Destillerie war für 15 Uhr angesetzt und so lagen wir gut im Zeitplan, als wir auf dem Destillerie Parkplatz einfuhren. Benji musste leider im Auto bleiben, was aber nicht schlimm war, da die Führung nur eine Stunde dauern sollte. 

In dieser Stunde durchliefen wir mit einer kleinen Gruppe und einer netten Dame als Führerin, das gesamte Produktionsgelände der Destillerie . Angefangen von den Zutaten, die wir in Rohform zu sehen bekamen, über die Maische im Tank, den Fermentierungs- & Destillierungsprozess, bis hin zur Lagerung und Abfüllung wurden wir durch die heiligen Hallen geführt. Dabei wurde immer wieder den Vergleich zum schottischen Whiskey angesprochen, der deutlich rauchiger als der irische Whiskey ist. Sehr interessant fanden wir auch, dass der Bushmills Whiskey in drei verschiedenen Fasstypen reift: In Port-, Sherry und Bourbon Fässern. Je nach Fass entwickelt sich der Whiskey in eine andere Richtung. Man konnte neun verschiedene Sorten Whiskey im Shop am Ende kaufen und drei davon standen zum Tasting am Ende unserer Führung bereit. Wir kosteten die spicy Version Black Bush, den 12-jährigen Single Malt (eine Sonderedition, die nur in der Destillerie zu erwerben ist) und da Christoph nett fragte, bekam er sogar noch einen winzigen Schluck vom 10-jährigen Single Malt zum Probieren (normalerweise war nur ein Glas mit 20 cl pro Person im Preis mit inbegriffen). Der 10-jährige gewann das Rennen, doch waren wir uns einig, dass wir den Standard Bushmills, den man für 22 Pfund auch im Supermarkt kaufen konnte, weiterhin am besten fanden. Vermutlich waren wir einfach Whiskey Anfänger oder auch Banausen. Bei der Verkostung kamen wir mit einem älteren englischen Pärchen ins Gespräch und unterhielten uns mit ihnen über die Whiskeys, sowie unsere Reise. Für nur 30 Pfund für uns beide, hatte sich die Führung inkl. Tasting definitiv gelohnt und können wir deshalb jedem Whiskey Liebhaber oder auch Whiskey Anfänger empfehlen. 

Das Handy durften wir aufgrund des vielen Alkohols in der Luft nicht mit in die Produktionshallen nehmen. Deshalb haben wir auch keine Bilder von dem Herstellungsprozess aufnehmen können. Dafür wissen wir jetzt, wie aus Wasser Gold wird.


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