Unsere Reise führte uns als nächstes in die Mourne Mountains - eine Berglandschaft im Südosten Nordirlands. Unsere Wanderung startete im Norden des Gebirges, dessen höchste Erhebung Slieve Donard (849 m), der höchste Berg Nordirlands ist. Der viel zu kleine Wanderparkplatz war, als wir gegen 12 Uhr ankamen, bereits komplett überfüllt. Es war auch schon wieder Wochenende und das Wetter war exzellent. Das lockte natürlich viele Wanderer an. Wir hatten Glück, dass wir an der Straße daneben noch einen freien Platz ergatterten. Keine zehn Minuten später, war auch hier alles zugeparkt.
Die Wanderung führte uns über steinige Pfade, an freilebenden Schafen vorbei, zunächst zum Hare's Gap (der angeblich dramatischste Bergpass in den Mournes). Früher war dieser Pass ein Schmugglertreff für Waren, die von der Küste zum Schmuggeln hierher gebracht wurden. Hier trafen wir auch erstmals auf die Mourne Wall, die wir sobald wir Hare's Gap erreichten, einmal über eine kleine Leiter überqueren mussten. Die 35 km lange und 2,4 Meter hohe Granitsteinmauer wurde von 1904 bis 1922 gebaut, um das Vieh außerhalb des 36 km² großen Areals zu halten, damit die darin liegende Trinkwasserquelle gesichert wurde. Die Mauer verläuft komplett über die 15 Gipfel der Mourne Mountains. Eine beliebte Wanderung führt die gesamte Strecke an der Mauer entlang und so trafen wir auch einige sehr Sportliche, die vermutlich diesen Weg oder einen Teil davon gingen. Auch einige Trailrunner befanden sich darunter. Das war beeindruckend, denn der Weg an der Mauer entlang war keinesfalls einfach. Er war meistens steil, steinig und führte über keinen definierten Wanderweg.
Auch wir mussten beim Aufstieg auf den nächsten Gipfel, den Slieve Bearnagh, der an der Mauer entlangführte, immer wieder einen Weg suchen, den wir gehen konnten. Der ausgetretene Pfad von vorher war verschwunden. Es war teilweise ziemlich steil und es kostete uns ganz schön Kraft hinaufzukommen. Vor uns gingen zwei einsame Wanderer und so hatten wir es leichter, da wir dadurch eine Richtung hatten. Slieve Bearnagh bedeutet "Berg mit Lücke". Entsprechend interessant waren unsere Eindrücke auf dem Berggipfel, auf dem ein ziemlich kalter Wind blies. Im Windschatten eines großen Felsen pausierten wir und genossen die tolle Aussicht auf die zwei unten liegenden Seen, die umliegenden Berggipfel und die einzigartige Weite des Landes.
Auch der Abstieg war ziemlich steil und man musste aufpassen nicht auf den vielen losen Steinen auszurutschen. Dieser Wanderweg fühlte sich richtig abenteuerlich an und machte durch den Nervenkitzel richtig Spaß. Benji meisterte das wie immer super und tat sich beim Gehen über die Felsen, egal ob hinauf oder hinunter, deutlich leichter wie wir. Frei springen durfte er allerdings nicht, da überall Schafe waren und er diese nur allzu gerne gejagt hätte. Kaum waren wir unten angekommen folgte ein letzter Anstieg auf den letzten Gipfel, den Sleeve Meelmore. Auch hier gingen wir immer an der Mourne Wall entlang, auf steinigem und bergigem Gelände bergauf. Oben angekommen fiel uns ein Turm, der in einer Ecke der Mauer gebaut worden war, ins Auge. Es handelte sich dabei, wie wir später erfuhren, um eine Schutzhütte für die Männer, die einst die Mauer errichteten. Bei deren Bau sind leider auch viele dieser Männer gestorben.
Der restliche Weg führte über eine große Schafwiese immer den Berg hinunter, zurück zum Ausgangspunkt der Wanderung. Die Schafe blökten ganz schön, als wir mit unserem Vierbeiner vorbeikamen. Vermutlich warnten sie einander vor dem nahenden Besuch. Inzwischen trafen wir keine Menschenseele mehr auf dem Weg. Nach 6,5 Stunden, 12,5 Kilometern und 680 Höhenmetern waren wir zurück am Bulli. Benji war etwas müde, wirkte aber nicht so, als wenn er nicht mehr schaffen könnte. Das motivierte uns zu größeren Wanderungen in naher Zukunft in Schottland. Die Wanderung hat uns sehr gut gefallen und verlinken wir deshalb hier für euch --> Link.
Die Mourne Wall hat uns stark beeindruckt und uns direkt an die chinesische Mauer denken lassen. Natürlich ist diese deutlich höher, breiter und länger als die kleine Mauer hier. Dennoch behalten wir die kleine Schwester der chinesischen Mauer gerne in Erinnerung.
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