Auf zu neuen Ufern

Veröffentlicht am 6. Oktober 2024 um 00:31

Am 20. August startete unser Tag sehr früh. Um sieben Uhr waren wir bereits auf der Straße und fuhren zum Hafen in Larne, um von dort aus von Nordirland nach Schottland überzusetzen. Auch hier waren die Prozesse total einfach - in den Auto Check-In einfahren, Ticketnummer vorzeigen, kurze Kontrolle von Auto und Hänger und schon standen wir auf der Verladespur. Benji wurde dieses Mal überhaupt nicht gecheckt. Eine Wurmtablette war dieses Mal auch nicht erforderlich. Zehn Minuten später fuhren wir auf das Autodeck des Schiffes. Dieses Mal durften wir Benji leider nicht auf das Passagierdeck mitnehmen. Von Bertulo (siehe Blogeintrag "Bertulo muss raus") hatten wir eine interessante Anekdote gehört, die uns fast schon dazu verleitete es gleichzutun - Das Pärchen wollte ihre Hündin bei der Fährüberfahrt von Schottland nach Irland nicht alleine im Auto lassen und hatte sich deshalb mit ihr im Auto versteckt. Wir fanden die Idee gar nicht mal so schlecht, jedoch stand direkt neben uns eine Sicherheitsbeamtin und wir hätten deshalb keine Chance gehabt unbemerkt im Auto zu bleiben.

Also stellten wir nur unsere Tapo Kamera auf und ließen unseren Kleinen im Auto zurück. Es waren auch nur zwei Stunden Überfahrt - das würde er schon schaffen. Zu allem Unglück vergaß Christoph auch noch eine Reisetablette einzunehmen, da ihm auf Schiffen immer übel wird. Wirken würde sie bei jetziger Einnahme auch nicht mehr und so musste er die Tipps der netten Sicherheitsbeamtin berücksichtigen (nichts trinken, Kekse essen um die Magensäure zu binden, sowie in die Mitte des Schiffes sitzen und aus dem Fenster schauen). Die Überfahrt lief dann besser als gedacht - die Übelkeit blieb fast aus und die zwei Stunden vergingen wie im Flug. Unser Kleiner tänzelte währenddessen im Bulli nervös umher und wechselte von Bett zu Boden und zurück und leider zeitweise auch auf die Küchenarbeitsplatte hoch. Irgendwann verschwand er aus dem Blickfeld der Kamera. Wo er schlussendlich saß, sahen wir, als wir bei Ankunft in Cairnryan wieder zum Auto durften. Benji hatte sich zwischen den Kopfstützen nach vorne durch gequetscht und saß nun auf dem Vordersitz. Entsprechende Kratzspuren auf der Arbeitsplatte bestätigten, dass es kein leichtes Unterfangen gewesen sein musste. Wir lernten daraus künftig den Vorhang, der zwischen Vordersitzen und Wohnraum hinten hängt, zu schließen. Der Kleine schien sehr erleichtert uns wieder zu sehen und hatte die Überfahrt scheinbar trotz Nervosität gut überstanden. Seinen Rinderhautknochen, den er anfangs bekommen hatte, hatte er allerdings nicht angerührt. 

In Cairnryan schien die Sonne als wir vom Schiff fuhren. Das erste Ziel war Glasgow, um dort am Abend unsere Freundin Danea, die aus Österreich mit dem Flieger hergeflogen kam und sechs Wochen mit uns reisen wollte, abzuholen. Damit Benji erstmal austreten konnte, machten wir einen Zwischenstopp am Turnberry Lighthouse. Die Fahrt dorthin ging immer auf der Küstenstraße entlang und wir sahen bereits Berge in der Ferne und grüne, zum Teil bewaldete Hügel, zur Landseite hin vorbeiziehen.

Am Parkplatz des Leuchtturms angekommen, ließen wir Benji sein Geschäft verrichten und frühstückten  erstmal, denn dazu war es am Morgen dann doch zu früh gewesen. Danach hatten wir Zeit das Areal zu erkunden. Es war zwar sonnig, jedoch ziemlich kühl im andauernden Wind, der hier blies. Der Weg zum Leuchtturm führte durch einen Golfplatz hindurch.

Um uns herum sahen wir perfekt gemähte Golfrasenflächen und einige Spieler mit ihren Caddys waren auch zugegen. Uns fielen dabei die edlen Wasserspender und Mülleimer auf, die am Wegesrand verteilt standen. Am Lighthouse angekommen erfuhren wir über ein angebrachtes Schild, dass dieses Areal keinem anderen als Donald Trump gehörte. Dieser hatte das Grundstück 2014 gekauft und dieses, sowie das Leuchtturmhaus, 2016 komplett restaurieren lassen, damit es zum Angesehensten der Welt wird. Auch die Toiletten im Leuchtturmhaus, waren total edel eingerichtet - vergoldete Heizungen mit edlen Verzierungen, goldene Armaturen, ein Waschtisch aus Marmor usw. Sogar die Papierhandtücher fühlten sich an wie Stoffservietten. Leider fielen auch diese Bilder dem Datenverlust zum Opfer. Es befindet sich sogar ein Restaurant und zwei Präsidentensuiten, die man buchen kann, im Leuchtturmgebäude. Tatsächlich handelt es sich hierbei um die edelsten Luxuscottages in Schottland, die bei 1311 Pfund pro Nacht beginnen. Der Leuchtturm selbst ist nicht begehbar und verbleibt noch im Besitz von The Northern Lighthouse Board. Im Zuge der Renovierung hat Donald Trump diesen dennoch neu verglasen lassen.

Am besten gefielen uns aber die wilden Klippen, auf denen dieser stand. Bei so viel Prunk waren wir überrascht, dass Hunde hier offiziell gestattet waren und nahmen dies wohlwollend zur Kenntnis. Benji machte am Ende dennoch sein Geschäft mitten auf den gepflegten Rasen. Ihn interessierte das reichlich wenig. Natürlich entsorgten wir das Dilemma in einer der edlen Trump Mülltonnen. 

In Glasgow angekommen stellten wir uns auf einen kleinen Parkplatz, der in der Nähe des Flughafens und zufälligerweise sogar direkt neben einem Park liegt. Durch diesen konnte man zum Fluss Clyde vor und an dessen Ufer entlang gehen. Den Rest des Tages verbrachten wir mit spazieren gehen und mit der Anbringung einer Plane, zum Regen- & Windschutz des Dachzeltes. In Kürze würden wir dieses für sechs Wochen fast täglich hochklappen müssen. Da sollte uns das schottische Wetter nicht alles durchnässen. Leider begann es zu regnen, was Christoph die Arbeit deutlich erschwerte. Marilyn buk währenddessen noch einen Käsekuchen und kochte eine spanische Paella, um unseren Gast gebührend willkommen zu heißen. 

Kurz nach 23 Uhr fuhren wir schließlich gen Flughafen, denn Danea würde bald landen. Benji packten wir für die Fahrt direkt hinten in den Bulli in sein neu gebautes Bettchen, damit er sich direkt dran gewöhnen könnte. Wir waren sehr gespannt wie er auf unseren Gast reagieren würde und ob wir es zu viert im Bulli sechs Wochen lang aushalten würden.


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